Meine allererste Reaktion auf diese Best Of Compilation der ehemaligen Neo-Progrock Ikone MARILLION, ging in die Richtung: Was denn, schon wieder eine neue Greatest Hits? Das riecht doch etwas verdächtig stark nach Kasse machen für die EMI?! Sicher wird es vielen Fans der Band ähnlich ergehen, denn vor ca. 6 Jahren kam bereits eine Doppel CD heraus, die vom Inhalt her sowohl die FISH als auch die HOGARTH Phasen abgedeckt hatte. Betrachtet man die Aussagen vom Gitarristen Steve Rothery (mehr davon gibt’s in demnächst folgenden Interview!), wonach die Gruppe so gut wie keinerlei Mitspracherecht bei der Songsauswahl dieser 18 Stücke mit gut 70 Minuten Spielzeit hatte, dann untermauert dies die Vermutung nachhaltig. Soviel zum geschäftlichen Teil, jetzt zum inhaltlichen. Bereits 1978 wurden MARILLION (zunächst noch unter dem Namen SILMARILLION, stammt aus einem Tolkien Roman) im englischen Aylesbury Buckinghamshire gegründet und starteten in den folgenden 7 Jahren eine eindrucksvolle Karriere im Progrockbereich mit dem bis heute unerreichten Erfolg des genialen "Misplaced Childhood" Albums von 1985. Nach dem Split mit dem ersten Sänger FISH 1988 veränderte die Band mit dem neuen Frontmann Steve Hogarth mit zunehmender Albumzahl doch deutlich ihre Stil immer mehr weg vom klassischen Neoprogrock hin zu zunächst eher popig angehauchten Songs, um dann wieder in eine etwas progressivere Phase, in der man eher im Artrockstil mit Anspruch unterwegs war, einzuläuten, die dann auch mit dem absoluten Highlight-Werk "Brave" (1994) abgeschlossen wurde. Mitte bis Ende der 90er Jahre verlor sich die Band dann musikalisch leider im musikalischen Nirvana u.a. sei hier noch mal der Totalausfall "Marillion.com" genannt, auf dem man sich mit einem grässlichen "wischiwaschi" Sound fast ohne hörbare Gitarren mit vielen sphärischen Keys zu einer viel zu starken Betonung auf experimentelle bzw. seelenlose Klangspielereien a la RADIOHEAD’s "Kid A" hinreißen lies. Erst das letzte reguläre Werk "Anoraknophobia" fiel dann wieder als ein wirklich gutes Rockalbum positiv auf. Das mit vielen schönen Bildern gestaltete Booklet bietet einen mehr oder weniger ausführlichen "Lebenslauf" der Band sowie eine Diskografie mit allen bisher erschienen offiziellen Alben bzw. Singles. Auch das Cover mit der CD-Galerie sowie dem ehemaligen "Maskottchen", dem Jester auf der rückseite ist aber durchaus ansprechend gemacht. Diese neue "The Best Of MARILLION" berücksichtig die Karrierestufen der Formation mit beiden Sängern, wobei die ersten acht Tracks aus der Fish-Ära stammen, während die weiteren zehn Tracks die Hogarth-Zeit beleuchten. Aus der "Neuzeit" wurden hierbei schon die besten der neueren Songs der Bands ausgewählt wie z.B. "Easter" oder "Man Of A Thousand Faces". Die Tracks aus den Anfangstagen sind leider zum überwiegenden Großteil in den damaligen Single-Edits bzw. Radioversionen enthalten. Dies ist allerdings ein schlechter Witz, denn die Albumversionen sind wesentlich besser und teilweise doppelt so lang, somit sind die kurzen Versionen eher als verstümmelt anzusehen. Wer braucht denn schon "Garden Party" oder "Assassing" in Kurzversionen?! Ansonsten gibt’s als Schmankerl auch noch "Dry Land" (7 Edit) sowie "Between You And Me" in einem guten Mark Kelly Remix. Viel schöner wäre es aber gewesen, wenn man einige alte Sachen mit neuen Arrangements sowie der Stimme von Steve oder ein paar Coverversionen aufgenommen hätte, dann bestünde auch für die vielen treuen Fans einen richtiger Kaufanreiz. Dies war aber budgetmäßig überhaupt nicht möglich und so dürfte diese "The Best Of Marillion" vor allem für absolute Neueinsteiger zu empfehlen sein. Im Rahmen dieser Veröffentlichung werden wir demnächst auch noch zwei üppige DVD’s mit einigem rarem Livematerial, Interviews sowie Video’s besprechen.
Sie gehören zu den besten Metalbands unseres Planeten, liefern von Platte zu Platte Weltklassematerial ab und besitzen zu Lebzeiten bereits Legendenstatus. Und dieser Tradition bleiben sie mit dem neuen Album "Enemies Of Realiy" zu 100% treu. Lediglich bei der Produktion werden sich die Geister scheiden, denn hier macht die Band aus Gründen der oftmals üblichen "Sparmaßnahmen" einen kleinen Rückschritt. Verglichen mit dem letzten Meisterwerk "Dead Heart In A Dead World", für das ja Produzent Andy Sneap zuständig war, klingt das neue Album wie ein US-Underground-Release. Sehr grobschlächtig wirkt der Sound, sehr räudig und ungeschliffen, was für NEVERMORE schlicht und einfach nicht mehr zeitgemäß ist. Zudem ist der Sound der Band zu komplex, um ihm ein solch kurzes Hemd überzuziehen. Angeblich soll eine remasterte Endversion in den Handel kommen... lassen wir uns überraschen. Verglichen mit dem neuen Werk einer bekannten Bay-Area-Truppe ist der Sound aber Gold... und die Songs erst! Damit kann man die Kritik ad acta legen und sich den Stücken zuwenden, die, wie gewohnt, über jeden Zweifel erhaben sind. Der Opener und Titelsong ist ein göttlicher Emo-Thrash-Banger erster Kajüte mit unglaublich geilem Refrain, das nachfolgende "Ambivalent" ein Doublebase-Kracher mit gefühlvollen Gesangsparts und das geile "Never Purify" ein NEVERMORE-typischer Hit mit grandiosem Ohrwurm-Chorus. "Tomorrow Turned Into Yesterday" haut in die selbe Kerbe wie "The Heart Collector" vom letzten Album und ist die einzige Ballade das Albums, die hinter dem "Vorgänger" nicht zurücksteht. Danach sollte bei jedem Nevermore-Fan die Hose zu eng werden, denn "I, Voyager" ist ohne Zweifel einer des besten Songs der Jungs überhaupt; ein atmosphärisch dichter Banger mit Gänsehautfaktor Zehn. Besser gehts nicht! "Create The Infinite" ist wieder thrashiger und kurzgehalten, "Who Decides" eine Halbballade mit Dane-typischen "Psycho-Vocals", "Noumenon" hingegen hat einen leichten Kiffereinschlag, ebenfalls Psycho-Attitüde und "Seed Awakening" holzt zum guten Schluss nochmals brutaler und technischer durch die Botanik. Als Fazit fällt auf, dass die Band härtemäßig gegenüber dem Vorgänger noch ein paar Schippen draufgepackt, auch den Technikfaktor leicht erhöht hat und trotzdem dabei noch melodisch und jederzeit nach NEVERMORE klingt. Wer dagegen mit dem letzten Album nicht gerade viel anfangen konnte (falls es wirklich solche Zeitgenossen gibt), wird auch hier nicht sonderlich glücklich werden, da man doch mehrere Durchläufe benötigt, um alles zu erfassen. Die Jungs haben es wieder einmal geschafft, geniales Songwriting, Härte, Melodie und Moderne unter einen Hut zu bringen. Mehr kann man nicht erwarten! Und nun alle im Chor: "Guckt mal Metallica, so wird das gemacht, so wird das gemacht, so wird das gemacht..."