Klar, old-school-Black-Metal wie Darkthrone und so. Also: Schwacher Sound, böse Atmo? Nee, mitnichten. Der Klang der Scheibe ist zwar recht dürr, vor allem die öfter sehr penetranten Becken pöckern ein wenig nervig durch die Gegend. Und der ziemlich abwechslungsreiche Gesang geht einem streckenweise auch ein wenig auffen Sack. Das Hiha-Gekreische bei "In der Nacht bei den Gedanken" bleibt da beispielsweise übel haften. Dass es sich dennoch um ein anständiges Album seiner Spielart handelt, verdankt die Scheibe der tatsächlich dichten Stimmung. Denn durch geschickte Geschwindigkeitswechsel in Richtung Midtempo sorgen die Herren aus Leer in Ostfriesland nicht nur für Abwechslung, sondern auch für enorme Melancholie. Wie es sonst beispielsweise Kapellen wie Shining schaffen (Wobei ich die knapp sieben-minütige "Live-Übertragung" eines Gewitters beim Titelstück "Nachgedacht" doch etwas zuuu atmosphärisch finde). Die schnelleren Parts wie beim abschließenden "Schattengesang", das als Bonustrack bezeichnet wird, jedenfalls werden Schwarzwurzlern der traditionellen Richtung gehörig munden, auch, wenn sie natürlich nichts Neues bieten. Dennoch ein ordentliches offizielles Debut der menschenfeindlichen, atheistischen und starken Böslinge aus dem Norden.
Könnt ihr euch noch an die Zeiten erinnern, wo ein richtiger Thrasher diese hellen Jeans an hatte (Stretch natürlich!), dazu weiße, hohe Turnschuhe trug und am besten das "No–Posers-Shirt"?. Wenn ja, dann wisst ihr bereits ziemlich genau, wie sich die Thüringer Thrasher anhören. So dolle old-school wie Exumer, Kreator und Destruction zusammen. Von mir aus zählt auch Slayer, Assassin und Grinder dazu. Und Sodom. Und wen auch immer von damals, mehr Bands fallen mir gerade nicht ein. BURIED GOD transportieren das Lebensgefühl der damaligen Zeit authentisch und ohne Langeweile aufkommen zu lassen. Lasst es mich so beschreiben: Ich mag zum Beispiel neue Destruction-Sachen sehr gerne. Aber noch lieber höre ich "Sentence Of Death" oder "Infernal Overkill". Weil sie halt diesen gewissen Charakter, diese zeitlose Schönheit besitzen, die mich seinerzeit zum Metal gebracht hat. Und genau dieses Feeling kommt auf, wenn ich BURIED GOD höre. Die Scheibe ist alles andere als innovativ oder so. Aber hier musizieren Fans für Fans. Weil sie Bock dazu haben. Und genau so was macht mir auch Spaß. Wie früher. Billig-Bier und Schallplattenspieler. Und kein Kumpel war "Poser". Und das sind BURIED GOD mit Sicherheit ooch nich.
Die englische Formation PRIDE um ihren Mastermind Ivan Gunn, gute war ja bekanntermaßen vor seinem Ausstieg der Tastenmann bei den Melodic Rockern von BALANCE OF POWER, legen hier nach ihrem Debüt "Far From The Edge" (2001) nun die aktuelle Langrille "Signs Of Purity" nach. Der Sänger hört sich zwar ein wenig nach Brian Adams an und der Sound klingt etwas nach dem letzten nur mäßigen AUTOGRAPH Comeback aber keine Angst Produzent Pete Coleman hat dann doch dafür gesorgt, daß man sich das Ergebnis recht gut (so nebenbei oder für’s Autofahren) anhören kann. Allerdings ist mir die Mucke insgesamt dann doch ein wenig zu brav und glatt geraten (die Gitarren hätten ruhig etwas mehr in den Vordergrund gemischt sein dürfen!), außerdem hören sich einige der Tracks wie schon mal irgendwie gehört an. Sicher die 11 Tracks bieten lupenreinen AOR, solides Handwerk und eine saubere Produktion, schöne mehrstimmige Refrains z.B. "It’s Just Me" und der obligatorische gefühlvolle, Balladenschmachtfetzen "Heaven’s Waiting" fehlt natürlich auch nicht aber so der richtige Kick geht mir bei "Signs Of Purity" dann doch irgendwie ab. Klar, die CD ist schon eine der besseren Melodic Rock Veröffentlichungen der zurückliegenden Monate und wer von der zuletzt schwachen GIANT Scheibe (zu recht) enttäuscht war, wird hier vielleicht einen vollwertigen Ersatz finden. Etwas mehr Rauheit und die ein oder andere Kante bei den Songs hätten aber wirklich nicht geschadet. Mehr Titel wie das opulente und etwas vom typischen Text/Refrain/Text/Refrain-Muster abweichende "Still Raining" hätten dem Album zudem auch gut zu Gesicht gestanden. An solche genialen Vorbilder des Genres wie NIGHTRANGER, DAMNED YANKEES oder auch BAD ENGLISH kommen PRIDE daher nur in wenigen Phasen ansatzweise heran. Nette Platte aber mehr vermag ich "Signs Of Purity" leider nicht abzugewinnen.
VITAL REMAINS hatte ich nicht mehr auf dem Schirm. Vital ist jedenfalls was anderes, dachte ich mir. Und als ich dann auch noch lesen musste, dass Kamerad Vollpfosten (Glenn Benton, "DEbilCIDE") mitmischt, dachte ich: Suzuki is eh Mist. Doch Dave, musikalisches Multitalent (Bass, Drums und Lead guitars) mit dem Nachnamen der japanischen Motorradschmiede belehrt mich eines Besseren. Los geht’s "My Name Is Jesus", Carmina Burana (wie beim Eishockey im Harz;-)) und ab dafür: "Let The Killing Begin...." Das Titelstück verbindet die harten Seiten des Schweden-Death mit dem brutalen Geknüppel der Amis und Polen. Brachial, potent, geil. Der Bekloppte grölt sich ´nen Wolf (wie er es bei Deicide lange nicht mehr hinbekommen hat) und seine Kollege trümmern, was das Zeug hält. Die zumeist sehr langen Stücke muten zwar komplex an, sind es bisweilen auch, aber die Jungens aus Rhode Island lassen dabei nie den Song, die ursprüngliche Idee außer Acht. Vor allem das Titelstück hat es in sich. Was den Amis da gelungen ist, an Härte und an Melodie, das ist aller Ehren wert. Sound? Morri! Alles wird gut. Vitaler!
"Legacy, the legacy" - gutes Heft, hehe. Und: gute Scheibe! Aber jetzt zur Sache: Es gibt sicherlich spannendere Sachen als Reime wie "Hate - Fate" oder so. Und es gibt sicherlich auch Aufregenderes als Judas- oder Running Wild-Nachahmer. Aber auch, wenn die Texte immer noch vor Klischee triefen und die Vorbilder oftmals überdeutlich zu Tage treten, so gelingt den Hamburgern von PARAGON doch mal wieder eine amtliche Power-Metal-Scheibe. Und amtlich meint, dass die Scheibe das "Adjektiv" vor Metal wirklich verdient hat. Die Jungs rocken, was das Zeug hält und was die Tradition hergibt. Ob "Law Of The Blade" besser ist, wage ich nicht zu beurteilen, ich mag beide Scheiben. Aber ich bin mir recht sicher, das "Babuschka" sicher ordentlich gesteigert hat. Vor allem macht es Bock, dass der Kollege im Gegensatz zu vielen anderen Power-Metal-Shoutern eben Eier hat. Tempo-technisch gehen die Norddeutschen im gehobenen Bereich zu Werke, aber sie beweisen beispielsweise mit "Breaking Glass" auch, dass sie auf der mittleren Schiene auch ordentlich grooven können. Der Sound ist grundsolide, Sielck eben. Neben den etatmäßigen neun Songs gibt es am Ende mit "Into The Black" einen alten, richtig aufgemöbelten Song von der gleichnamigen 94er-Mini-CD. Alles in allem ein cooles Album, dass natürlich nicht nur wegen des Openers "The Legacy" richtig regelt.
Meine allererste Reaktion auf diese Best Of Compilation der ehemaligen Neo-Progrock Ikone MARILLION, ging in die Richtung: Was denn, schon wieder eine neue Greatest Hits? Das riecht doch etwas verdächtig stark nach Kasse machen für die EMI?! Sicher wird es vielen Fans der Band ähnlich ergehen, denn vor ca. 6 Jahren kam bereits eine Doppel CD heraus, die vom Inhalt her sowohl die FISH als auch die HOGARTH Phasen abgedeckt hatte. Betrachtet man die Aussagen vom Gitarristen Steve Rothery (mehr davon gibt’s in demnächst folgenden Interview!), wonach die Gruppe so gut wie keinerlei Mitspracherecht bei der Songsauswahl dieser 18 Stücke mit gut 70 Minuten Spielzeit hatte, dann untermauert dies die Vermutung nachhaltig. Soviel zum geschäftlichen Teil, jetzt zum inhaltlichen. Bereits 1978 wurden MARILLION (zunächst noch unter dem Namen SILMARILLION, stammt aus einem Tolkien Roman) im englischen Aylesbury Buckinghamshire gegründet und starteten in den folgenden 7 Jahren eine eindrucksvolle Karriere im Progrockbereich mit dem bis heute unerreichten Erfolg des genialen "Misplaced Childhood" Albums von 1985. Nach dem Split mit dem ersten Sänger FISH 1988 veränderte die Band mit dem neuen Frontmann Steve Hogarth mit zunehmender Albumzahl doch deutlich ihre Stil immer mehr weg vom klassischen Neoprogrock hin zu zunächst eher popig angehauchten Songs, um dann wieder in eine etwas progressivere Phase, in der man eher im Artrockstil mit Anspruch unterwegs war, einzuläuten, die dann auch mit dem absoluten Highlight-Werk "Brave" (1994) abgeschlossen wurde. Mitte bis Ende der 90er Jahre verlor sich die Band dann musikalisch leider im musikalischen Nirvana u.a. sei hier noch mal der Totalausfall "Marillion.com" genannt, auf dem man sich mit einem grässlichen "wischiwaschi" Sound fast ohne hörbare Gitarren mit vielen sphärischen Keys zu einer viel zu starken Betonung auf experimentelle bzw. seelenlose Klangspielereien a la RADIOHEAD’s "Kid A" hinreißen lies. Erst das letzte reguläre Werk "Anoraknophobia" fiel dann wieder als ein wirklich gutes Rockalbum positiv auf. Das mit vielen schönen Bildern gestaltete Booklet bietet einen mehr oder weniger ausführlichen "Lebenslauf" der Band sowie eine Diskografie mit allen bisher erschienen offiziellen Alben bzw. Singles. Auch das Cover mit der CD-Galerie sowie dem ehemaligen "Maskottchen", dem Jester auf der rückseite ist aber durchaus ansprechend gemacht. Diese neue "The Best Of MARILLION" berücksichtig die Karrierestufen der Formation mit beiden Sängern, wobei die ersten acht Tracks aus der Fish-Ära stammen, während die weiteren zehn Tracks die Hogarth-Zeit beleuchten. Aus der "Neuzeit" wurden hierbei schon die besten der neueren Songs der Bands ausgewählt wie z.B. "Easter" oder "Man Of A Thousand Faces". Die Tracks aus den Anfangstagen sind leider zum überwiegenden Großteil in den damaligen Single-Edits bzw. Radioversionen enthalten. Dies ist allerdings ein schlechter Witz, denn die Albumversionen sind wesentlich besser und teilweise doppelt so lang, somit sind die kurzen Versionen eher als verstümmelt anzusehen. Wer braucht denn schon "Garden Party" oder "Assassing" in Kurzversionen?! Ansonsten gibt’s als Schmankerl auch noch "Dry Land" (7 Edit) sowie "Between You And Me" in einem guten Mark Kelly Remix. Viel schöner wäre es aber gewesen, wenn man einige alte Sachen mit neuen Arrangements sowie der Stimme von Steve oder ein paar Coverversionen aufgenommen hätte, dann bestünde auch für die vielen treuen Fans einen richtiger Kaufanreiz. Dies war aber budgetmäßig überhaupt nicht möglich und so dürfte diese "The Best Of Marillion" vor allem für absolute Neueinsteiger zu empfehlen sein. Im Rahmen dieser Veröffentlichung werden wir demnächst auch noch zwei üppige DVD’s mit einigem rarem Livematerial, Interviews sowie Video’s besprechen.