Die junge Bramscher Band vermischt AC/DC-Stuff mit DAD und neueren Sau-Raus-Lassern a la Turbonegro oder Gluecifer. Allerdings liegt der Schwerpunkt oftmals sehr auf den australischen Altmeistern, wie der "Gun Boy" fast plagiatisch beweist. (Oder auf den Down-Kollegen von Rose Tattoo, wenn man "Goodbye" hört). Die zehn Songs (plus ein neun-minütiges Live-Rehearsal) rocken tatsächlich sehr ordentlich, auch, wenn mir zum echten, straßen-köterigen Dauer-Ohrwurm einiges fehlt. So klingt die Markus’ Stimme viel zu "unbekümmert", um es mal positiv auszudrücken, ihr fehlt einfach der rotzige Touch wie bei den erwachsenen Vorbildern. Und auch der Sound klingt mir nicht dreckig genug für dieses Genre, ist mir persönlich zu poliert. Dennoch kann ich mir durchaus vorstellen, dass die Scheibe zum Anstoßen animiert, denn die Herren rocken flott vorwärts, transportieren den Spaß, mit dem sie bei der Sache sind, auch zum Hörer. Gute Ansätze sind zweifelsohne vorhanden, insgesamt greife ich aber immer noch lieber zu den Referenzgrößen, seien sie nun aus Australien oder aus Skandinavien. Ach: Am Ende befinden sich Proberaum-Rehearsals, deren Anfang direkt aus einer Drogen-Kaschemme aus Chinatown stammen könnte und auf Appetit auf Kräuterzigarren wecken dürfte. Tja, weiß nicht, was das soll - und ob ihr die Mitschnitte von den Proberaum-Gesprächen interessant oder witzig finde, das muss jeder selbst entscheiden. Ich finde das langweilig. Sei’s drum, insgesamt haben die Bramscher ein ordentliches, wenn auch keineswegs weltbewegendes Scheibchen geschnitten.
Was haben Keyboard und Kondom gemeinsam? - Ohne ist es schöner. Ok., ok, DIMMU B. ohne Mustis wäre wie Frieren ohne Gänsehaut, und auch das andere kann man manchmal gebrauchen. Aber wenn der Keyboarder nur - "Düdülüdü" - die immer gleiche Tonfolge auf ganzen Noten drückt, kann man ihn auch gleich entsorgen.
DARK EMBRACE sind ansonsten gar nicht schlecht, haben ein Händchen für den Spannungsaufbau und einige ganz gute Ideen - aber es geht den Spaniern von der Küste Galiziens ein bisschen wie Michael Ballack bei der aktuellen McDonalds-Werbung: Kein Mut zu Entscheidungen. Black, Doom, Death, Gothic - viele Versatzstücke passen meiner Meinung nach nicht nebeneinander, und so fehlt den Songs der rote Faden. Gerade die langsamen Stücke rumpeln wie kultige Früh-Neunziger-Produktionen. Am ehesten erinnern mich DARK EMBRACE an die Projekte einiger ehemaliger EMPEROR- oder MAYHEM-Leutchen wie CON ANIMA oder das Fledermausohr. DARK EMBRACE spielen also in der großen Spalte zwischen Goten und Blackies, Sänger Oscar Asunder strapaziert seine Stimme abwechselnd beim Bellen, Schreien oder Schmachten. Einfach und formaljuristisch haben DARK EMBRACE Glück, dass sich die englischen Doomster gleichen Namens Ende ´99 aufgelöst haben und nun als THE ENCHANTED weiterspielen, wenigstens rechtliche Querelen liegen nicht auf dem steinigen Weg vor den Spaniern. Vielleicht bringt sie ja mal jemand mit einem kundigen Öhrchen zusammen, der ihnen das Mehr im Weniger zeigt. Dieses Demo ist auf jeden Fall ein Anspieltipp für Freunde der ätherischen Violine, die ist nämlich sehr gut gelungen.
Wiedersehen macht Freude: Bereits seit 1987 existieren MORTAL TERROR und bescherten mir in der südniedersächsischen Studentenmetropole Göttingen (oder in der Nähe) unvergessliche Momente, gaben mir die Kraft, auch in dieser metal-freien Enklave zu überleben. Immer nur Blues und Jazz in rauchgeschwängerten Keller-Bars, das war’s einfach nicht, da lob ich mir das Geschwister-Scholl-Haus zu Hannoversch-Münden. Aber das nur am Rande. Nach mehreren Demos, den bei D&S erschienen Scheiben "The Evolving Self" und "Posthuman" (94 und 96), weiteren Demos und einer - offensichtlichen - Pause, sind die Nordhessen wieder da. Der Stil ist der gleiche: Thrash Metal. Jedenfalls in erster Linie, dazu gibt’s eine gesunde Beimischung von Death und Rock’n’Roll. Oder so. Eine knappe Dreiviertelstunde holzen sich die Gesellen durch die Prärie, sind dabei angenehm roh, aber nicht desolat, sind old-school aber nicht langweilig und bringen aktuelle Strömungen mit ein, ohne sich anzubiedern. Dazu haben die Herren die Zeit im "Krachgarten-Studio" genutzt, um die acht Songs in ein ordentliches Soundgewand zu kleiden. Auch, wenn mir persönlich das Schlagzeug vor allem in den Tiefen ein wenig zu dünne klingt. Aber das ist ja nun mal absolute Geschmackssache. Dazu gesellt sich auch eine professionelle optische Gestaltung, so dass man für 12,50 inklusive Porto und Verpackung durchaus zugreifen sollte. Kontaktdaten findet ihr mit wie immer mit einem Klick oben links. In diesem Sinne: "Load, Aim, Shoot, Kill" - auf das der nächste Treff nicht so lange auf sich warten lassen möge.
Ich mag keine Intros, das wird jeder wissen, der öfter hier vorbeischaut. NEVER FACE DEFEAT beginnen ihre Mini "Remember Your Heartbeat" endlich mal mit einem, das auch mir gefällt. Nach diesem guten Einstieg geht’s auch gut weiter. NEVER FACE DEFEAT zocken modernen Hardcore, der stark nach Hatebreed klingt, vor allem Sänger Patrick klingt wie ne kleine Ausgabe seines Ami-Kollegen, manchmal fühlt man sich aber auch in NYC, zu Gast bei Biohazard haha. Die Mühlheimer sind aber keine bloße Kopie bekannterer Bands, sondern verstehen es, ihrer Mucke ein eigenes Gesicht zu geben. Das liegt zum einen am intelligenten Songwriting, das sehr abwechslungsreich ist und auch wenn die Songs fast durchgehend im Mid-Tempo (ok, der Titelsong ist ne Ausnahme…) sind keine Langeweile aufkommen lässt. Zum anderen hat mir vor allem die Arbeit von Gitarrist ziemlich gut gefallen - der Mann schrammelt keine altbekannten Riffs runter, sondern kann durch sein kreatives Spiel und neuen Ideen frischen Wind in den Sound der Band bringen. NEVER FACE DEFEAT transportieren mit der Scheibe viel Energie und Power (die Produktion ist saugut), da möchte ich nicht wissen, wie’s live bei den Jungs abgeht haha. Moderne harte Musik - wem das zusagt, der sollte den Namen NEVER FACE DEFEAT im Gedächtnis behalten und sich mal ne Kostprobe der Jungs geben, ich kann da "False Friends" von der Mini nur wärmstens empfehlen. Klasse Scheibe, macht Lust auf mehr!