Auf seine „alten Tage“ liefert uns SAXON-Frontmann BIFF BYFORD doch tatsächlich noch ein Solo-Album ab. Und die mittlerweile fast 70-jährige britische Metal-Ikone (1951 in West Yorkshire geboren) hat dabei alles richtig gemacht. Mit einer Schar illustrer Gäste - Phil Campbell (ex-MOTÖRHEAD/ & THE BASTARD SONS), Alex Holzwart (RHAPSODY OF FIRE), Nick Barker (VOICES), Dave Kemp (WAYWARS SONS) und Nibbs Carter (SAXON) – und eigener Band (Fredrik Åkesson (OPETH) an der Gitarre , Christian Lundqvist (Schlagzeug) und Gus Macricostas am Bass präsentiert er auf „School Of Hard Knocks“ reichlich gelunge Kompositionen, welche auch seiner Hauptband sicherlich gut zu Gesicht gestanden hätten.
Mit „Welcome To The Show“ und dem Titeltrack „School Of Hard Knocks“ liefert er dann auch den erwarteten harten Mix aus neuen Saxon-Metal und klassischem NWOBHM-Sound ab. Guter Einstieg (mit Live-Garantie) – und das ganze steigert sich dann noch. Auch weil BYFORD nicht auf Nummer sicher geht, sondern sein Solowerk dazu nutzt andere „Töne“ zu probieren. So zum Beispiel „The Pit And The Pendulum“, welches was von Prog-Metal hat und zeigt, daß auch diese Facette eine wäre, welche Biff (respective SAXON) mal öfters zeigen dürften – ganz toller Song. Auch die sehr persönliche Ballade „Me And You“ entfaltet Wirkung und steht in der Tradition der „guten Balladen“ aus den 80ern. Biff hat sich des Weiteren noch an zwei Coverversionen herangetraut; welche beide ausgesprochen gelungen sind. Da wäre der SIMON & GARFUNKEL-Klassiker „Scarborough Fair“ (an sich ein traditionelles englisches Volkslied, hier vorgetragen mit Fredrik Åkesson von OPETH), welcher mit Biffs Vocals tolles Gänsehaut-Feeling birgt. Und das ebenso unter die Haut gehende, überlange „Throw Down The Sword“ von WISHBONE ASH – fast schon ruhiger Prog-Rock – mit genialen Gitarrenparts. Ergo: wer auf SAXON steht – vor allem auch auf die etwas „getrageneren“ Nummern macht mit BIFF BYFORDs „School Of Hard Knocks“ nun mal so was von gar nichts falsch.
Ich mochte die beiden 80er Veröffentlichungen von MINDLESS SINNER „Master Of Evil“ und „Turn On The Power“ eigentlich immer recht gerne. Melodischer Schwedenstahl mit großem Melodieverständnis und starkem Gesang. Auch die 2015er Show auf dem Keep It True fand ich sehr geil. Trotzdem rutschte mir das Comeback-Album „The New Messiah“ komplett durch. In Anbetracht der Güte von „Poltergeist“ war das mit Sicherheit ein Fehler, den ich bald zu beheben gedenke.
Eigentlich ist hier alles beim Alten: MINDLESS SINNER stehen für puren und unverfälschten Heavy Metal, der melodischen Schwedenschule. Allerdings sind hier keine Nachahmer am Werk. Das hier sind die Originale. Ein bisschen HEAVY LOAD hier, BISCAYA oder GOTHAM CITY dort und ein Spritzer JONAH QUIZZ. Und natürlich ganz viel Eigenes. Auch in diesem engen stilistischen Korsett finden MINDLESS SINNER Platz für ihre elegischen Signature-Harmonien („Valkyrie“). Der Gesang von Christer Göranson ist nach wie vor bockstark und tönt bisweilen sogar besser als in den 80ern. MINDLESS SINNER fahren die ganze Bandbreite von speedig („Poltergeist“), treibend („World of Madness“) bin hin zu episch („Altar Of The King“) auf und machen überall eine großartige Figur.
Was MINDLESS SINNER von vielen neueren artverwandten Bands abhebt ist ihr traumhaftes Gespür für wahrhaft große Melodien und Hooklines, die niemals ins Kitschige abdriften. Die Scheibe ist extrem kurzweilig und in den 49 Minuten kommt keine Sekunde Langweile auf. Das Ganze wurde auch noch in ein kraftvolles und zeitloses Soundgewand gepackt, so dass mir einfach nichts einfallen will, was ich hier kritisieren soll. Die Zielgruppe weiß Bescheid. So fern noch nicht geschehen muss dieses Album in das Regal eines jeden 80er Jahre Euro Metal Fans wandern. Ihr werdet es nicht bereuen.
Knapp ein Jahr nach dem das letzte Studiowerk „Reconnexion“ das Licht der Welt erblickte, erfreuen uns ELYOSE mit ihrem ersten Livealbum. Man kann zwischen DVD / CD und BluRay / CD bzw Download wählen. Die mir vorliegende BluRay hat ein gutes Bild und ist angenehm unhektisch geschnitten. Die gemütliche Clubatmosphäre wurde gut eingefangen. Der Sound (2.0) ist kraftvoll aber immer noch schön natürlich und das Publikum ist zu hören, ohne dass es künstlich aufgebauscht klingt.
Frontfrau Justine führt souverän durch den Abend, während ihre Männer eher im Hintergrund agieren. Im Verlauf der Show teilt sie das Rampenlicht mit diversen Gastsängern, die mit ihr das alte aber immer noch effektive „The Beauty and the Beast“ Spiel aufführen. Die engelsgleichen französischen Vocals entfalten im Kontrast zu den doch recht derben Gitarren im Livekontext einen ganz besonderen Reiz.
Songtechnisch steht zwar klar das aktuelle Werk im Mittelpunkt, aber auch die anderen beiden Alben werden in den etwas mehr als 70 Minuten nicht unterschlagen. Im Livesetting erfahren die Songs etwas mehr Wärme und der Industrialanteil fährt in den Hintergrund. Dadurch wirken die satt groovenden Nummern lebendiger. Höhepunkte sind das Hooklinemonster: „Mes 100 Ciel“, das mächtige „Rédemption“ und der tanzbare Rausschmeißer „Théogyne“.
Das Album erscheint, wie seine Studiovorgänger, als Eigenpressung und kann bei Interesse hier https://shop.elyose.com/ geordert werden.
Da kommt 2014 Cheveyo, der Geister-Krieger aus den Great Plains, in die Savanne Saarbrooklyns und verspürt den Drang, Traditionen und Riten der amerikanischen Ureinwohner in Songs zu packen. Das gelingt inhaltlich und durch Tier- und Naturgeräusche, Schamanentrommeln, Flöten und Gesangspassagen in der Sprache der Ureinwohner. Musikalisch mischen AKANDO, die inzwischen mit Niyol und Adahy aus drei Blutsbrüdern bestehen, Black-, Melodic Death- und Thrash-Metal. Durch die heisere Stimme und gute Gitarrenmelodien scheinen Vergleiche in Richtung NECROPHOBIC oder wegen der Keys mit ENSLAVEMENT OF BEAUTY nicht unpassend. Die vielen Stil- und Tempowechsel machen durchaus Spaß, nicht ganz mithalten kann da der viel zu dünne Sound, der gerade beim Hitpotenzial versprühenden „Wakan Tanka Nici Un“ das Hörvergnügen schmälert. Viele gute Ideen und schwungvolle Atmosphäre stehen ein paar hausbackenen Gitarrensoli gegenüber. Doch letztlich haben die Saarländer Indianer mit diesem Angriff aus dem Hinterhalt ein eigenwilliges, liebenswertes Album beisammen, das zwar noch einige Ecken und Kanten bietet, aber eben auch jede Menge Spaß macht.
Die Niederlande besitzen – gefühlt – ein schier unerschöpfliches Reservoir an Death/Thrash-Bands, die zumeist auch noch auf ansehnlichem Qualitätsniveau stehen. So auch SHOOT THE MESSIAH aus Amersfoort, die der Einfachheit halber gleich noch ihr eigenes Label aufgemacht haben. SHOOT THE MESSIAH gingen aus MORGELLON hervor (so auch der Titel des Rausschmeißers dieser mit netten Intros versehenen CD) und bringen melodiösen und harten Metal in der Schnittmenge von Death und Thrash. Die Stimme grunzt häufiger als sie aggressiv bellt, sorgt also für mächtigen Death-Einschlag. Mal klingen die Jungs wie brettharte AMON AMARTH in schnell und gehetzt (Titelstück), dann groovt sogar der gleiche Song wie Otze. Das „Adducam Infernum“ klingt fast wie rohe Göteborg-Reminiszenz mit mehr Death als Thrash. Gut und energisch. Wie fast das gesamte Werk, bei dem allerdings die echten Überraschungen oder Aha-Momente fehlen. Fast? Ja, denn das irgendwie lahme „Here Dead, We Lie“ bleibt hinter den anderen Stücken zurück, kriecht irgendwie ziel- und mutlos herum, auch wegen der eingestreuten Akustikparts. Aber wer einen Titel wie „Arise“ mit einem neuseeländischen Haka einleitet, der hat sowieso einen Stein im Brett.
Album Nummer Elf von Roggas Leib- und Magenband ist – wie alle anderen. Das genretypische Seagrave-Cover verpackt eine CD mit genretypischen Songs, genretypischem Sound, genretypischem Alles. Aber und obwohl PAGANIZER sich ultra-treu bleiben und eben sehr schwedischen und noch traditionelleren Death Metal fabrizieren, schauen sie zumindest mal in die Nachbarschaft oder erinnern sich guter Freunde. Und so erinnert „Beneath The Gauze“ an HYPOCRISY; AMON AMARTH lassen bei „They Came To Die“ grüßen und DISMEMBER und Co. sowieso. Das sind jetzt natürlich keine besonders modernen und überraschenden Einflüsse, aber die Songs erwecken zumindest den Eindruck, Herr Johansson habe sich mit seiner Mütze inzwischen ein wenig geöffnet. Dass das natürlich totaler Quatsch ist, beweist der geniale Opener nach einem „noch nie gehörten“ Sirenenintro, dem „Flesh Tornado“. Denn „Apocalypse Writings“ hat alle Stärken, die Death Metal und den ollen Rogga ausmachen. Die hundsgemeine Basis einer eklig alten Bluttorte garnieren die Gitarren mit gar zuckersüßer Streu. Und dazu grunzt der grumpy Mann wie ein liebesstoller Hirsch. Is ja auch gerade wieder Brunft. DAS IST GUTER DEATH METAL, Fakt! Ein weiteres gutes Beispiel ist das recht weit hinten versteckte Titelstück. Das kommt mit einer schwermütigen Ruhe durch gedrosseltes Tempo daher – wird der alte Schwede etwa erwachsen und/oder einfach nur melancholisch? Festzuhalten bleibt: Die Maschine aus Gamleby läuft trotz hohen Kilometerstands gut geölt weiter. Ab und zu geht die Drehzahl mal richtig hoch, aber insgesamt läuft sie routiniert und sicher. Und gefühlt irgendwie smoother. Vielleicht sollten nicht nur alte Hasen, die sich nicht mehr an die Führerscheinprüfung erinnern können, zuschlagen, sondern auch junge Fahrschüler. Denn PAGANIZER könnten ein guter Einstieg in die Welt des Death Metal sein, alte Schule hin, Modern Metal her.