Ronnie James Dio war eine der bedeutendsten und schillerndsten Figuren des klassischen Hard Rocks und des Heavy Metal. Der kleine Mann mit der großen Stimme ist Teil der DNA des harten Rocks und ist mit unzähligen Klassikern (RAINBOW, BLACK SABBATH, HEAVEN AND HELL, DIO) an der Entwicklung des Heavy Metal beteiligt. Darüber hinaus hat er mutmaßlich DAS SYMBOL des Metal kreiert, die “Pommesgabel“ (Metalhand/Mano Cornuta).
BMG hat nun in Zusammenarbeit mit Niji Entertainment Group Inc. DIOs letzte Studioalben von 1996 bis 2004 neu aufgelegt. Man hat das vorhandene Material neu gemastert und jedem Album ein schön gestaltetes Digibook mit allen Texten und diversen Grafiken sowie jeweils eine Bonus Live-CD spendiert.
“Magica“ erschien im Jahre 2000 und ist das einzig echte Konzeptalbum von DIO. RJD beschäftigte sich zwar oft mit irgendwelchen Sagengestalten aus der Feen- und Zwergenwelt, so kamen in seinen Songs Drachen, Kobolde und Zauberer vor, aber niemals zuvor hatte er eine komplette Geschichte auf einem seiner Alben erzählt. Es geht natürlich um den Kampf Gut gegen Böse, ein Zauberbuch, einen Helden, dem der Song “Eriel“ gewidmet ist, und dessen Widersacher. Die Musik ist, dem Thema geschuldet, größtenteils eher ruhiger und die Songs werden regelrecht von Dio's Stimme getragen. Craig Goldy's exzellentes Gitarrenspiel fügt dann noch die nötige Schwermut hinzu. Mich erinnert das Ganze stark an Ronny's Zeit bei BLACK SABBATH.
Konzeptalben muss man mögen, da sie häufig zwischen den richtigen Killern, wie “Lord Of The Last Day“, “Fever Dreams“, “Losing My Insanity“ und der wunderschönen Ballade “As Long As It's Not About Love“, ihre Längen haben. Ich jedenfalls mag es sehr und Dio selbst hattte ja bereits an einer Fortsetzung gearbeitet, von der es lediglich eine Nummer mit dem Titel “Electra“ gibt. Diesen Track findet man dann auch gegen Ende der Bonus-CD, bevor im Anschluss Dio mit eigenen Worten die Geschichte von “Magica“ erzählt. Die restlichen neun Stücke auf der Zugabe sind allesamt Liveversionen von “Magica“, selbstverständlich in chronologischer Reihenfolge, die auf der Tour 2001 aufgenommen wurden.
“Killing The Dragon“ erschien dann 2 Jahre später. Der im Vorgänger zurückgekehrte Craig Goldy wurde durch Doug Aldrich an der Gitarre ersetzt, der es an der ein oder anderen Stelle wieder so richtig krachen ließ. Die übrigen Musiker, Jimmy Bain (Bass/Keyboards) und Simon Wright (Drums) waren bereits auf "Magica" zu hören.
Mit diesem Album knüpften die Jungs um den Megashouter fraglos an längst vergangene Zeiten an. Hier wurde wieder Metal a la “Holy Diver“ zelebriert. Die ersten vier Nummern fegen einen echt weg. Kurzes Intro und dann geht die Post im Schweinsgallop ab. Für Headbanger bleibt da keine Zeit zum Luftholen. Erst bei “Rock & Roll“ geht es etwas gemäßigter zur Sache, das im Übrigen zum Teil aus der Feder von Craig Goldy stammt, ebenso wie das melancholische “Throw Away Children“. Zum Abschluss gibt’s dann noch was mit Keyboard im Deep Purple Stil “Before The Fall“ und das stampfende “Cold Feet“ geleitet uns Kopf wackelnd raus. Insgesamt ist es ein großartiges Werk wie aus einem Guss, ein weiteres Highlight in der DIO Diskographie ohne zu kopieren. Zusammen mit “Magica“ wirkt es beinahe wie eine Reunion, die damals aber leider zu leise vonstatten ging.
Die Bonus-CD enthält 6 Liveaufnahmen aus der dazugehörigen Tour. Selbst darauf wird deutlich, wie nahtlos die “neuen“ Stücke sich an Klassiker wie “Holy Diver“, “Heaven And Hell“ und “Stand Up And Shout“ schmiegen. Warum man aber zwischen den Livetracks jedes mal ein- und ausblenden muss, erschließt sich mir nicht ganz.
Der Sound der Studioalben ist klar, druckvoll und transparent, die Liveaufnahmen indes klingen wie Bootlegs, schmälern das Gesamtergebnis jedoch nicht im geringsten.
Auch für altgediente Recken im Musikgeschäft – und als solchen kann man Marko Hietala (der hier unter seinem tatsächlichen Namen bzw. dessen bürgerlicher Schreibweise agiert) nun wirklich getrost bezeichnen – gibt es noch Neuland, und solches hat der Finne mit „Pyre Of The Black Heart“ betreten, denn trotz (oder vermutlich gerade wegen) seiner überaus erfolgreichen Tätigkeit bei NIGHTWISH, TAROT und NORTHERN KINGS hatte er bislang noch kein Soloalbum aufgenommen. Doch nun hat der Mann mit dem Rauschebart die längere Studiopause von NIGHTWISH offenbar genau dazu genutzt – zunächst ausschließlich in seiner Heimat in finnischer Sprache unter dem Titel „Mustan Sydämen Rovio“ veröffentlicht, ist die englischsprachige Version nun auch bei uns erhältlich. Wer nun jedoch auf Basis seiner gesanglichen Aufgabe bei NIGHTWISH ein schwermetallisches Brett erwartet, der irrt – „Pyre Of The Black Heart“ kommt an vielen Stellen ruhiger und nachdenklicher daher als man vielleicht hätte annehmen können. Schon der Opener „Stones“ beginnt ruhig, baut sich dann aber nach und nach zu einem kraftvollen Song auf, der ein latentes Seemannsflair verbreitet. Auch das nachfolgende „The Voice Of My Father“ (dem einen oder anderen wahrscheinlich schon in der finnischen Version „Isäni Ääni“ bekannt) kommt getragen und melancholisch daher, bevor „Star, Sand And Shadow“ im Anschluss überraschend mit Synthesizern an den Start geht. „For You“ ist eine höchst minimalistische Ballade, getragen von einigen wenigen Akkorden und Hietalas Gesang, „Runner Of The Railway“ hingegen tritt gut gelaunt aufs Gaspedal und kreuzt Rock mit folkloristischen und progressiven Elementen. „Death March For Freedom“ ist ein vergleichsweise klassischer Rocksong, der gut ins Ohr geht. Danach wird das Tempo wieder merklich gedrosselt: „I Dream“ und „Truth Shall Set You Free“ sind ruhig gehalten und zurückhaltend instrumentiert, letzteres über weite Strecken rein instrumental. Gesanglich demonstriert Marko Hietala auf „Pyre Of The Black Heart“ seine Bandbreite, was ihm nicht zuletzt der Verzicht auf eine Beschränkung auf rein metallische Klänge ermöglicht. Herausgekommen ist ein abwechslungsreiches und mitunter sehr persönlich klingendes Album, dass demonstriert, dass mit dem Mann auch abseits seiner hinlänglich bekannten Formationen durchaus zu rechnen ist.
Schade, dass die Band das Label gewechselt hat, vorher waren sie nämlich bei
Get Pissed Stay Pissed Records. Aber heute wie damals machen die 2006 gegründeten Kollegen aus Ventura (ja, da, wo auch FATALIST herkommen) schnellen energischen Grindcore. Und dabei sind sie natürlich keine armen Willis, sondern leisten tüchtig Widerstand – wie der Name „Point Of Our Resistance“ ziemlich deutlich erklärt. Musikalisch liegen sie irgendwo zwischen der tschechisch-holländischen Stumpffraktion und NAPALM DEATH. Songtitel wie „FaithFucked“, der Groover „Dog Shit Incarnate“ oder „The Mark Of Forced Penetration“ lassen erahnen, dass es sich bei der Bande aus Ventura nicht um zartbesaitete Texter handelt. Aber: Sie gehen in die etwas ernsthaftere Richtung als die froschfotzigen Kollegen aus Europas Versaut- und Plattheiten-Schmieden. So machen die ca. 24 Songs, die seltenst mal die Zwei-Minuten-Marke schaffen, jede Menge Spaß, verbreiten noch mehr Energie und lassen auf einen Gig auf dem PSOA als Opener hoffen. Das hätte auf jeden Fall große Qualität. Neben den handgezählten Titeln freut sich der geneigte Hörer auf eine neue Variante des ebenfalls auf der Scheibe befindlichen „House Of Elephants“ (Fast, also im Sinne von schnell!). Dazu gesellen sich Coverversionen von CORROSION OF CONFORMITY („Dark Thoughts“), DENAK („Todo Es Mentira“) und ja, SEPULTURA („Troops Of Doom“). Hach, was´n schöner Sound, watt´en geiler Krach.
Das bunte Cover mit zombiefizierten Menschen und Totenschädeln ließe eher auf eine Fotoshop-gefertigte Verpackung und ein Thrash-motiviertes Album schließen als auf schwermütigen, sehr schwermütigen finnischen Funeral Doom. Tja, weit gefehlt. Falsch liegen auch die, die immer wieder behaupten, im wie auch immer genannten Doom passiere nichts. Man muss eben zuhören um die ganze Schönheit/Traurigkeit/Todessehnsucht auch zu erkennen. Denn oberflächlich wiederholen die vier Songs, die „Death’s Threshold – Part“ (eins bis vier) heißen, in gut 40 Minuten immer die gleichen Riffs in – natürlich – arg herunter gebremsten Tempo. Was nicht wirklich überrascht, sonst wäre es ja – ach – kein Doom. Dabei wandert der Kollege Solist namens Juho Huuskola an sich die ausgelatschten Wege entlang, an deren Seiten Blumenfelder voller finnischer Melancholie wachsen. Es geht viel über die Instrumentalität, nur selten erschüttert markiges Death-Gegrunze die monolithischen Weisen der Dunkelheit. Als repetitive Klammer fungieren beinahe singende Riffs, die sich über alle vier Titel erstrecken und manchmal sogar darauf schließen lassen, dass irgendwo in diesen dunklen Momenten noch so etwas wie Hoffnung besteht. Aber, und das ist die große Stärke, immer wenn es scheint, als bestünden die SHADES OF DEEP WATER nur aus rezitierten Brocken alt bekannter Trauerweiden, dann schafft es der Finne tatsächlich, Dich mit seinen klebrigen Riffs wieder auf seine dann noch unkonventionellere Seite zu ziehen. Nicht so gut wie OPHIS oder URZA, aber wirklich ganz stark. Und so schön deprimierend.
Eine der extremsten Bands der Drone-Welt sind KHANATE, unerträglich geradezu und für viele. In diese Bresche radauen sich auch diese Experimentalisten aus Providence, Rhode Island. 48 Minuten lang versuchen sich die Amis an Endzeitszenarien, die aus tonnenschwerem Doom, dunklem Ambient und weiteren trostlosen Sounds (oder sind es „nur“ Geräusche?) bestehen. Andere Leute hören eine Melange aus Tschaikowski, GODFLESH, QUEENSRYCHE, TOOL, CELTIC FROST und TANGERINE DREAM, wieder andere empfinden TOVARISH wohl eher als reinste Kakophonie, als bedrohliche Soundwand oder eben als puren Krach. Oder als beinahe meditative Begleitmusik („We Slept“). Wem das gefällt, der kann sich in dieser Musik verlieren, bekommt Platzangst oder hängt seinen Gedanken nach. Und während die Apokalypse in Form atonaler Formationen so durch die Gegend wabert, explodiert die ganze Chose bei „In The Language Of Firepower“. Diese Sprache sprechen die Amis sehr gekonnt - und ihre Musik könnte den Soundtrack bilden zu den größten, zukünftigen Katastrophen auf der großen, weiten Welt. Oder tut sie es etwa schon? Wenn das Outro, das anklagende und sich ständig wiederholende „USA, USA...“, einen Hinweis geben sollte, könnte man das schon auf die derzeitige Person an der Spitze der US-Regierung beziehen. Ein Ausdruck der totalen Frustration ist das Titelstück jedenfalls mit Sicherheit... dass auch noch die Soundseite stimmt (also fett, hydraulisch-dynamisch), macht das Album noch schlimmer: desolat, apokalyptisch und kaum zu ertragen. Manche werden es auch nicht schaffen. Vermutlich die meisten.
Ganze acht Jahre sind seit dem letzten Langspieler „Olm Og Bitter“ der norwegischen Black Metaller vergangen, wobei man sagen muss, dass das Trio (dessen Line-Up in den letzten knapp 30 Jahren erstaunlich stabil war – nur am Bass gab es ein paar wenige Rotationen) sowieso nie zu den Veröffentlichungsfreudigsten gehört hat. Album Nummer Sechs von Sarkes ältester Kapelle (neben den jüngeren KHOLD und natürlich SARKE) ist abermals ein herrlich rotziges Gerät geworden, das sich hauptsächlich in (teilweise flotten) Midtempo-Regionen aufhält und dort sehr gut aufgehoben ist. Die ewigen Vergleiche mit späteren DARKTHRONE und rockigeren SATYRICON mögen berechtigt sein, was die stilistische Ausrichtung betrifft, eine blasse Kopie sind TULUS aber nach wie vor nicht. Und auch wenn groovige, gerne mal in black´n´rolligen Gefilden wildernde Nummern wie der verhalten beginnende Opener „Hel“, das ordentlich nach vorne peitschende „Flukt“, das melodisch-treibende „Folkefall“ oder der doomige Abschluss “In Memoriam“ (mit knapp über viereinhalb Minuten quasi der „Longtrack“ des Albums) nicht als überragend, sondern nur als durchgehend solide bis gut durchgehen, so ist „Old Old Death“ doch wieder ein Kleinod für jeden Fan von typisch knochentrockenem, basischem Fuck-Off-Sägesound norwegischer Prägung. Ach ja, mal schauen, wie das nächste Album heißen wird… auf „Olm Og Bitter“ folgt „Old Old Death“… lässt der kanadische Amboss grüßen?
Die erste Full-Length der deutschen Band kommt heraus bei Testimony, einem sehr hingebungsvollen Label. Jede Menge guter Death Metal der alten Schule kommt hier zu Veröffentlichungsehren, so eben auch NIGHTBEARER. Und selbstredend gibt es hier wieder tüchtig mit der HM2-Kettensäge. Auf die Glocke zimmert auch das Schlagzeug mit unerbittlicher Eindringlichkeit – nur klingt das eben, als ob Du mit einer Holzlatte vor die Gosche bekommst. Nicht, dass es ungelenk gespielt ist, aber es ist eben so sehr derb und gleichzeitig recht hölzern. Auch die Soli und Breaks (wie in „As Cold As Their Eyes“) klingen zu gewollt, wirken irgendwie nicht schlüssig und zerrupfen den Song. Was jetzt nicht heißen soll, dass alles schlecht ist, was die Nordrhein-Westfalen uns an schaurigen Märchen auftischen, aber vor allem, wer sich die Stallkollegen anhört, der wird merken, dass es besser als gut geht. NIGHTBEARER sind dabei wirklich um Abwechslung bemüht, haben aber ihre besten Phasen, wenn sie tüchtig Gas geben und sich auf die reinen Basics besinnen („Vile Flame Of Udun“). So haben die Jungs einen megafetten Bass am Start („Lycantrophic Death Squad“), der Gesang ist angenehm bösartig (immer), und die Gitarren brummen super (wenn sie brummen). Alles in Allem eben doch eine gute Scheibe. Aber man wird das Gefühl nicht los, dass NIGHTBEARER noch besser könnten, wenn sie unnötigen Ballast über Bord würfen.
Die SIMPLE MINDS waren in den End-80ern und in den 90ern-Jahren eine der erfolgreichsten und bekanntesten Bands – kommend aus dem New Wave entwickelten sie sich hin zu einer der Stars der Pop-Rock-Szene. Den Höhepunkt ihrer Karriere (neben dem 1995er US-No.1-Hit „„Don’t You (Forget About Me)“) stellt mit Sicherheit das 1989 erschienene 8. Studioalbum „Street Fighting Years“ da, welches weltweit die Spitzen der Charts eroberte und eine gereifte, politische Band mit eindeutiger Botschaft und deutlicher Positionierung zeigte. Die SIMPLE MINDS an sich waren zum Zeitpunkt der Veröffentlichung von „Street Fighting Years“ eh‘ schon zum Trio geschrumpft: Jim Kerr (Gesang), Charlie Burchill (Gitarren) und Mick MacNail (Keyboards) – letzterer verließ die Band dann nach der Tour zum Album. Dies lässt auf manch Spannung im Bandgefüge schließen – was wohl in kreativer Hinsicht eher beflügelte. Die oft überlangen Kompositionen waren ausgereift, setzten viel auf Atmosphäre und machten wie zum Beispiel „This Is Your Land“ oder auch „Kick It In“ einfach Spaß. Neben der Hinwendung zum Arena-Pop experimentiert man auch mit keltischen Einflüssen – was aber über die gesamte Distanz eher marginal blieb.
Für viele „alte“ Fans welche „Street Fighting Years“ noch als verkratztes Original im Schrank stehen haben, ist das Re-Release eine tolle Gelegenheit sich erneut und ausführlicher mit einem ihrer Lieblingsalben zu beschäftigen – welches nebenbei angemerkt ja eines der wichtigsten politischen Alben in einer aufgeregten Zeit war. Wobei man den jüngeren unter uns ja die Wichtigkeit von Songs wie „Mandela Day“, dem Peter Gabriel-Cover „Biko“ oder auch „Belfast Child“ schon ja fast eher in einer Art Geschichtsstunde näherbringen müsste.
Dazu gibt es noch eine zweite CD mit B-Seiten, Alternativ-Versionen und 12“ Remixe welche zusammen mit einem erweiterten, neu gestalteten Booklet (inkl. Interviews mit Band und Produzent) einen tieferen Blick auf das zentrale Werk der SIMPLE MINDS zuletzt. Gut gemacht!