Love, Peace & Understanding prangt auf dem Inlay der MÖRK GRYNING-Scheibe "Return Fire”, schön über dem Foto eines Bombergeschwaders. Leider haben RAPTURE nicht viel mit MÖRK GRYNING gemeinsam, die Münchener bewegen sich Death/ Thrash-Millieu. München und Metal, da fallen mir auch nicht viele Bands ein. Das Intro des Albums ist ordentlich langweilig, aber das sind Intros ja meistens. "Body Shop" legt danach die Marschrichtung fest und kann vor allem mit einer verdammt guten Gitarrenarbeit glänzen, was sich im weiteren Verlauf der Scheibe immer wieder bestätigen wird. Der Gesang ist sehr und dreckig, aber stellenweise auch öde eintönig und definitv der Schwachpunkt von RAPTURE. Die Band ist mit Spass bei der Sache, ohne dabei auf peinliches JBO-Niveau zu verfallen. Sehr cool ist da "The Beginning", ein kleines Zwischenspiel, dass die Erlebnisse einer Anhalterin widergebt, die bei einem Metaller mitfährt und das sprichwörtlich zum Kotzen findet. Danach gibt es mit "The Man Who Loved Peace" wieder die volle metallische Dröhnung. RAPTURE haben sehr druckvolle und groovende Songs, die durch viele Tempowechsel nie langweilig werden. "Love, Peace And Happiness" ist eine ordentlich Death/ Thrash-Scheibe, bei der viel Wert auf Eingängigkeit und Groove gelegt wird, die aber beim Gesang und beim Drumming manchmal langweilig ist, was aber nicht viel am guten Gesamteindruck ändert, den RAPTURE bei mir hinterlassen haben. Mit solchen Bands wird Münchens Metalszene langsamer aber sicher wieder aufwachen! PS: lasst euch von der langen Spielzeit nicht blenden, Track elf ist eine knapp 17-minütige Ansammlung mehr oder weniger witziger Pannen, Spässe und Versprechern der Band.
Vor dem ersten Hören der ANORMA-Scheibe "In Destruction" hatte ich eine mehr oder weniger normale Death Metal-Scheibe erwartet - was dann aber meine Ohren erreichte, klang deutlich besser. ANORMA fühlen sich im Death Metal immer noch zu Hause, erweitern aber durch elektronische Parts ihr Spektrum ganz gewaltig und klingen zeitweise wie eine härtere FEAR FACTORY-Variante ("Death/ Anger"). Oder wie alte FEAR FACTORY zu "Fear Is The Mindkiller"-Zeiten. Der Gesang ist ähnlich, wenn er auch mal den Drive in den Grind bekommt, die Produktion genauso wuchtig wie bei den Amis und die Gitarren braten auf beiden Seiten des großen Teiches erbarmungslos. Ein wenig fehlt ANORMA noch das Händchen für Hits, ein "Martyr" oder "There Is No Love" findet sich auf "In Destruction" nicht. Dafür jede Menge moderner Death Metal, der Freunden der alten FF-Tagen gefallen wird.
Was wollen uns zwei Rock-Veteranen wohl mit einem Album sagen, dessen Songtitel so aussehen: "Too Many Mushrooms on my Pizza", "An Old Man And His Bong", "You´re The Reason I´m Medicated" oder "I Feel Like Shit" und "I Feel Like Shit Again". Wohl in erster Linie, dass sie es überlebt haben, und die Leber noch fröhlich mitmacht. Und so schrauben Ron Holzner und David Chandler von DEBRIS INC. zwar munter weiter an ihrer eigenen Legende herum - sorgen aber auch dafür, dass ihnen niemand auf ihrem Pfad folgen kann, der das nicht vergleichbar hingebungsvoll schon ein paar Jährchen macht. Legende? Dave Chandler war Teil der legendären SAINT VITUS, Ron Holzner Bassist bei TROUBLE. In jeder Vene der beiden zieht der Doom wie pure Lava seine Bahnen, so dass all die Nachmacher-Trantüten mit ihrer gleichförmigen Langsamkeit vor Schreck einpacken sollte: Doom muss nicht langsam sein, sondern kann auch mal wie auf Speed hektisch herumzupunken. Regeln sind eben dazu da, um auf den Kopf gestellt zu werden, und wer hätte da eher ein Recht drauf als diese beiden, die den Doom mitdefiniert haben. Allerdings kann man sich so den Lorber auch plattsitzen: DEBRIS INC. sind nicht nur steinalte Kämpen und Vorkämpfer, sie spielen von Zeit zu Zeit auch wie ebensolche: Hatte Dave Chandler bei SAINT VITUS Wino als kongenialen Gegenpart, der ihn im Zaume hielt und seine Solos einschränkte, so hat er hier in Ron Holzner einen Partner, der sich genauso begeistert in unnützes Bassgefrickel stürzt. Und so nett es ist, dass ein Doom-Song keine 10 Minuten dauern muss, so nervig ist die anachronistische Aufnahmetechnik, bei der überall im Raum Mikrophone deponiert wurden - nur an den Instrumenten nicht zwangsläufig. Die Platte hört sich also an, wie spätestens 1985 aufgenommen, die Tonqualität ist eine Beleudigung an jede Hifi-Dolby-Digital-Surround-Stereoanlage. Den einen sin Uhl ist dem anderen seine Nachtigall, klar also, dass Verfechter roher Musik die Platte dafür lieben werden. Genau so ein für-und-wider-Punkt ist das Songwriting zwischen Black Sabbath und Motörhead - also auch sehr roh, sehr ungeschliffen, sehr ausschweifend und ein wenig sehr krude. Kann man verehren, kann man als Hobby pflegen - wie Lee Dorrian zum Beispiel, der sie sicher in erster Linie aus Fanism auf sein Label genommen hat. Muss man aber nicht.
Angedeutet hat es sich schon mit der starken Maxi, aber mit "Alpha" steht jetzt fest: SUCH A SURGE sind so stark wie lange nicht. Klar wissen wir, dass die Braunschweiger rocken können - schließlich haben sie mit ihrem PAIN IN THE ASS-Projekt genau das unter Beweis gestellt. Doch ab ab jetzt steht "Alpha" an der ersten Stelle unter den Alben von SUCH A SURGE. Denn so gerockt wie hier haben die Braunschweiger noch nie. Hatten noch nie so eine tolle Ballade wie "Alles was mir fehlt". Lange waren sie nicht mehr so gleichzeitig beißend ironisch und politisch wie bei "Mission erfüllt" oder "Mein Tag". Und waren noch nie so erwachsen, so schonungslos. So entwaffnend ehrlich: "Wir sind alt und brauchen das Geld" (von: "Überfall"). Schenken wir es ihnen, denn wir brauchen schmurgelnde Gitarren wie auf "Zu allem bereit".
Juuuchu! Wie lange habe ich sowas schon nicht mehr gehört... Hmm, zu lange wohl nicht mehr in den alten Death Metal-Schätzen gewühlt... "Wither", das ist treibender Death Metal der allerbesten Schule. Quasi die Essenz des PISA-Tests... Allerfeinstes Riffing, dezente Keyboard-Klimpereien an den richtigen Stellen, tiefes Gegrowle, tolle Melodien. Da wünscht man sich EDGE OF SANITY wieder herbei oder alte CEMETARY. Joni Mäensivu gurgelt, und erinnert doch so sehr an alte Helden, dass noch nicht mal mehr der Name einfällt in dieser Schnittmenge. Mitte Neunziger ist die Referenz, tief und grollend - und doch toll melodisch. Das Songwriting auf "Wither" weicht nach den ersten Songs vom 08/15-Death Metal ab, die cleanen Sänger im Hintergrund transportieren den Standart ins neue Jahrtausend. ETERNAL OATH haben sich diesen Tipp verdient - so kann schwedischer Death Metal heute klingen, gleichzeitig Erinnerungen wach rufen und nach vorne schauen.