Was haben folgende Sätze gemein: Die Länge ist nicht wichtig, auf die Technik kommt es an. Bei Frauen zählen die inneren Werte. Das Demo einer Underground-Band darf ruhig scheisse klingen. Na? Richtig, erstmal sollte man das Ganze hier mit einem Augenzwinkern sehen und zweitens sind das alles Lügen hehe. I WITNESS haben mich auf diesen Gedanken gebracht. Ihr selbstbetiteltes Demo kann eine der miesesten Produktionen aufweisen, die mir in letzter Zeit untergekommen ist. Da geht das Schlagzeug fast komplett unter, was aber besser als der Bass ist, den hört man stumpf gar nicht. Die Gitarren sind leise und verwaschen, was gut zum Gesang passt, der ist nämlich genauso. Bester Kloschüssel-Sound also. Aus dem akustischen Matsch kann man immerhin an einigen Stellen die Songs raushören und die klingen gar nicht mal schlecht. I WITNESS scheinen sich nicht um Genres zu kümmern und verwursten munter alles, was ihnen gefällt. Der Gesang ist mal Death Metal-artig, mal clean. Die Gitarren bedienen sich ebenfalls viel im melodischen Todmetall, sind aber auch modernem Thrash nicht abgeneigt. Wenn man die Drums mal hört, kann man eine leichte Tendenz zum Death/ Thrash erahnen und einigen Stellen gar Geblaste ausmachen. Ich würde das Ganze unter melodischem Death Metal einordnen, angereichert um moderne Einfküsse. Wäre der Sound nicht so wirklich scheisse, wäre das ein cooles Demo. Beim nächsten Mal wird’s hoffentlich besser, mehr als genug gute Ansätze sind auf jeden Fall vorhanden.
NCOR sind ein bisschen wie ein Essen aus Pappe geworden. Auf den ersten Blick anziehend, wirklich zu beißen gibt es aber gar nichts. Und NCOR sättigen meinen musikalischen Hunger darüber hinaus nicht in Ansätzen. Musikalisch innovativ ist wenig, einzig "Nachtzerstörer" wagt sich recht schräg etwas aus dem Schema F, "Tanz Mit Dem Feuer" hat einen ansatzweise originellen Beat. Der Rest dümpelt nach diesen beiden Lichtblicken in Wiederholungen vorhersehbarer Melodien und soft tanzbarem Electoreinerlei - technisch wahrhaft nicht übel, aber keinesfalls feselnd. Keinen Gefallen getan haben sie sich mit der zu unkonsequenten Umsetzung, die in kraftlosen Beats und zu geringem Anspruch im Nirvana zwischen Clubtauglichkeit und Hintergrundmusik dümpelt. Textlich ist über weite Strecken keinen Blumentopf zu gewinnen und der Grad zur Nichtigkeit hier in meinen Ohren erschreckend präsent. Es gibt aber auch richtige Ausrutscher nach unten: "Medienstar" erinnert im Chorus fast an UMBRA ET IMAGO Banalität. Natürlich arbeitet man stimmlich in anderen Regionen, Kevins gemäßigtes Organ wirkt bodenständig, Effekte fehlen fast komplett. Thematisch sind die Songs gar nicht mal unbedingt uninteressant, die einfallslose und kalkulierbare Wortwahl raubt aber jede Posie. "Nimm Mich" setzt kein Ausrufezeichen des Genres sondern ist ein Release von vielen - weniger was die hörbaren Töne, sondern vielmehr was den zahnlosen Gesamteindruck angeht.
Denk’ ich an England und Black Metal, denk’ ich an CRADLE OF FILTH. Zwerg Dani und seine Mannen sind ohne Zweifel eine der erfolgreichsten Truppen des ehemaligen Underground-Stiles, was sich in vielen Kopien wie den unsäglichen HECATE ENTHRONED entlädt. SCREAMIN’ DAEMON sind glücklicherweise kein weiterer CoF-Abklatsch, sondern eine erfrischend brutale Black Metal-Truppe von der Insel. Zwar kann man, gerade im Gesang, Parallelen zu dem schmutzigen Dani nicht leugnen, aber insgesamt sind SCREAMIN’ DAEMON eine ganze Ecke härter und kompromißloser, was sich auch im Verzicht auf Keyboard-Klänge zeigt. Klirrend-kalt sind sie bei "The Acid Bath Murders", roh bei "Burke And Hare", rasend schnell-melodisch bei "Kill Your Family" - man hört, SCREAMIN’ DAEMON haben viele Facetten und sind weitab langweiliger BM-Klischees. Textlich geht es um den erschreckend großen Haufen Serienkiller, den die Insel hervorgebracht hat (Inselaffen halt), das mag Klischee sein, aber was MACABRE dürfen, dürfen SCREAMIN’ DAEMON schon lange. "The Decline Of The English Murder" ist eine coole Black Metal-Scheibe, die Blackies fernab von bekannten Pfaden deutlich macht, dass auf der Insel nicht alles CRADLE OF FILTH ist, was Black Metal ist.