Zieht man die TRUCKFIGHTERS CD aus ihrem schnieken roten Pappschuber gelangt man zu einer Stoner/Fuzz Rock Scheibe bei der die Fuzzgitarren einem nur so entgegendröhnen. Dabei wird mal mehr und schneller gerockt wie auf "Gargarismo" und dann wieder sphärisch und instrumental vor sich hingezockt wie beim Rausschmeißer "Altered State". Doomige Riffs geben der Platte dabei die "stoned"te Schwermütigkeit. Die schweden sind dabei jedoch nie kraftlos, was das harte Stück "A. Zatruder" am besten beweist. Da prallen kräftige Riffs auf die immer verzerrte entfremdete Stimme von Basser Ozo. Nebenbei, die Schweden warten sowieso mit so nationaltypischen Namen wie Fredo, Dango und Paco auf. Zur Mucke passt´s allemal. Durch die langen, sich oft verlaufenden Stücke ergibt sich bei "Gravity X" ein Jam Session Charakter. Dieser passt aber auch perfekt zu einer Fuzzrockplatte. Knackige eingängige Nummern findet man also nicht, trotzdem ist die Scheibe schön kurzweilig. Hier werden sich aber wohl auch die meisten Geister scheiden. Der Jam Session Charakter zieht sich nämlich auch aus einigen zähen Ausuferungen, die Scheibe ist somit sehr unstrukturiert und unkommerziell aufgebaut. Das kann man sich auch schon bei einem Blick auf die Spielzeiten denken, denn hier werden nur neun Lieder bei mehr als einer Stunde Spielzeit untergebracht. Aber gerade das ist sicherlich auch das Charmante der Platte. Sie ist unangepasst und endlos weit wie eine heiße Wüste: Stoner-Klischee erfüllt. Wer´s kürzer mag ist bei "Subfloor" gut aufgehoben, der einzige Song des Albums, der auf den Punkt kommt und obendrein noch mit einer Blechbläserfraktion überrascht. Wer aber auf eine Session von Musikern von Kapellen wie FU MANCHU, QUEENS OF THE STONEAGE oder MUSTASCH steht, kann beherzt beim vierten TRUCKFIGHTERS Output zugreifen.
IRA liefern uns hier mit "The Body And The Soil" einen atmosphärischen Klumpen Noisecore. Die Musik des Fünfers vom Bodensee ist in Musik gepackte Sehnsucht und Düsternis gemischt mit dem Bandnamen, denn "IRA" stammt aus dem Lateinischen und bedeutet "Zorn". Dieser Zorn äußert sich da mal in Stücken von knapp einer Minute Laufzeit bis hin zu Stücken von einer guten Viertelstunde. Wobei die kurzen Stücke des Albums nicht minder anstrengend zu hören sind. Die Musiker erheben den Anspruch einen auf eine entspannende Reise mitzunehmen, doch braucht man für diese Reise viel Ausdauer. Die Band arbeitet mit sehr vielen Spannungsbögen, nur brechen diese meist zu schnell ineinander. Es gibt sehr viele sehr gelungene Passagen, gerade auch durch akustische Einsprenksel, aber auch durch viele dichte Arrangements mit erdrückenden Gitarrenwänden. Der Gesang pendelt zwischen winseln, schreien und Spoken Words Passagen. Letzteres wundert einen kaum, schließlich entspringt Sänger Toby dieser Szene und so setzt er z.B. bei "Disappear" auch deutsche Spoken Words über die düsteren Klänge. Leider gibt es auch zu viele langweilige Passagen, wo die Band auf der Stelle tritt und keine Atmosphäre zu schaffen vermag. Die Lieder ufern dann aus und finden sich selbst nicht mehr. Highlight des Albums ist das Stück "You´re Living All Over Me", bei welchem die Melange aus Ambient, Noise und Core am besten gelungen ist, denn dieses Lied wird von einem erfrischenden rockigen Riff zusammengehalten. Glücklicherweise ist auch der Sound insgesamt sehr gut, denn dies ist gerade bei solch einer Musik essentiell. Aber die Platte bleibt nur für Genrefans empfehlenswert, die sie sich neben Scheiben von NEUROSIS, SIGUR ROS und MOGWAI stellen wollen.
In Zeiten wie diesen, in denen man sich nicht mehr darauf verlassen kann, dass nur Death Metal drin ist, wo auch Death Metal draufsteht (und nicht Metalcore, Hardcore oder sowas) sind Bands wie HYPNOS mit ihrem kompromisslosen Festhalten am Death Metal ein Fels in der Brandung. Man kann HYPNOS natürlich auch scheuklappenbewehrte Konservative nennen, aber sowas würde doch keiner machen, oder? Auf jeden Fall haben HYPNOS bei mir für ihre coole "In Blood We Trust"-Scheibe einen Bonus, auch wenn die Veröffentlichung derselben schon fünf Jahre her ist und seit der letzten Platte vier Jahre vergangen sind. Da war ich bestimmt nicht der Einzige, der HYPNOS bereits tot wähnte. Aber mit "Rabble Manifesto" sind die Tschechen um ex-KRABATHOR Bruno zurück und zeigen sich gänzlich unbeeindruckt von irgendwelchen Strömungen. Roher grooviger Death Metal regelt halt immer und so hauen HYPNOS Song um Song puren Death Metal raus. Schnell, hart, erbarmungslos und mit einer unglaublich bissigen Gesangsleistung, die alleine "Rabble Manifesto" schon hörenswert macht. Das würde aber die verdammt guten Songs an sich abwerten, die ordentlich braten und einfach cooler Death Metal sind. Leider gibt es mit dem langweiligen Zwischenspiel "18X37" und dem Versuch eines Rocksongs "At Death’s Door" zwei absolute Ausfälle, die der Scheibe den Tip kosten. Dafür entschädigen aber Perlen Marke "Firecult" (auch wenn der Song ein wenig aus dem Rahmen fällt) oder das gnadenlos peitschende "Drowned In Burial Mud". Traditionalisten werden HYPNOS für diese Scheibe lieben, trendige Metalcorekids die Band auslachen. Um wessen Meinung sich HYPNOS nicht scheren, ist nach dem ersten Hören von "Rabble Manifesto" klar.
Charged Records ist das Label von CASUALTIES-Gitarrist Jake, und es wurde mit dem Zweck gegründet, den "wahren" Punk-Bands eine Plattform zu geben, denen mit "echter" Straßen-Attitüde, die nichts als "puren" Punk spielen und leben und mit dem typischen kalifornischen Sonnenschein-Punkrock nicht das geringste zu tun haben. Wie wahr, echt und pur der Punk auf dieser CD ist, sei dahingestellt, aber eines wird schnell deutlich: Sämtliche Bands sind dreckig, hart und laut und heben sich tatsächlich äußerst wohltuend vom derzeit leider weit verbreiteten Kommerz-Poppunk ab. Trotzdem ist die Bandbreite relativ groß und reicht mit Bands wie THE FORGOTTEN, RAID oder den BRIGGS von ´77er Punkrock bis zu hardcorelastigem Streetpunk, hier vertreten durch Bands wie die CASUALTIES, THE VIRUS oder MONSTER SQUAD und wird dazu noch durch Bands mit leichtem Rock ´n Roll-Einschlag wie CRANKED UP oder THE UNSEEN abgerundet. Bei 32 Tracks sind Durchhänger natürlich kaum zu vermeiden, und so überzeugen nicht alle Stücke, und zudem wird das teils doch recht heftige Geballer über die gesamte CD-Länge stellenweise etwas eintönig. Trotzdem sollte jeder, der auf die härtere Punk-Schiene steht, hier mal reinhören, denn es gibt genügend Tracks, mit denen er seine helle Freude haben wird.
Nach ihrem famosen 2003er Debüt "Sands Of Time" wurden die Melbourner nicht zu Unrecht als große Newcomer gehandelt, da sie ihren epischen, bombastischen Power Metal, irgendwo zwischen IRON MAIDEN, QUEENSRYCHE und HELLOWEEN, in tolle Songs verpackten und erfreulich wenig Kitsch auffuhren. Jedenfalls ist "Sands Of Time" auch zwei Jahre nach Veröffentlichung noch ein echtes Klassewerk, das man nicht einfach mal so eben toppen kann. Und das ist BLACK MAJESTY mit "Silent Company" auch nicht gelungen, obwohl man stellenweise mit dem Vorgänger gleichziehen kann. Das neue Album steckt voller hochwertiger Kompositionen, die sich allesamt weit über gängiger "True Metal" - Einheitsware bewegen, verzaubern können mich die Stücke allerdings nicht. Selbst nach zigunddreißig Umdrehungen will sich kein echter Oberhammer vom Formate eines "Fall Of The Reich" oder "No Sanctuary" herauskristallisieren, obwohl wirklich schwache Songs auch diesmal nicht auszumachen sind. Hört man sich etwa den Titelsong, "Six Ribbons" oder "Darkened Room" an, stellt man fest, dass eigentlich alles stimmt; tolle Riffs und Soli des Duos Janevski / Mohamed, kraftvolles Drumming von Pavel Konvalinka und gewohnt herausragender, sehr powervoll - melodischer Gesang von John Cavaliere; lediglich der Funke, die Magie, das "Juhu - Erlebnis", das ich noch beim Debüt hatte, bleibt aus. Die Highlights der Scheibe, "Dragon Reborn", "Firestorm", "New Horizons" und das überlange, geile "A Better Way To Die", halten das Niveau des Vorgängers auch ohne "Hammer - Siegel" mühelos, zeigen aber auch, dass über die gesamte Länge von "Silent Company" noch deutlich mehr drin gewesen wäre. So bleibt das Album eine gute (und objektiv betrachtet vielleicht sogar sehr gute) Scheibe, die gegenüber dem Vorgänger nicht wahnsinnig groß abfällt, trotzdem zumindest meine Erwartungen nicht ganz erfüllt. Freunde des Genres, die BLACK MAJESTY noch nicht kennen sollten, seien hier aber ausdrücklich auf die Band hingewiesen, denn in diesem, oben genannten Sektor gibt es kaum bessere Alternativen!
Die Griechen sind nicht nur im Fußball sehr bemüht, sondern seit Jahren auch in vielen Bereichen des Metal und dort gelingen ihnen zunehmend äußerst hörenswerte Exportwaren, die sich nicht vor dem Rest Europas verstecken müssen. Das Sextett WINDFALL etwa wütet bereits seit 1999 in der Szene und hat es in dieser Zeit auf zwei Alben und eine EP gebracht. Im Gegensatz zu den meisten heimischen Kollegen jedoch geht die Band nicht primär traditionell vor, sondern vermischt geschickt "echtes" Metall mit US - Einflüssen, Metalcore und sogar melodischem Death Metal. Dafür, dass diese anspruchsvolle Mixtur nicht gekünstelt oder überfrachtet wirkt, sorgt das weitestgehend gelungene Songwriting, das zwischen den tighten Rifforgien noch genug Raum für technische Feinheiten, wie sehr melodische Gitarrensoli (mit Leonidas Deligiorgis und Stelios Koslidis sind zwei Klampfer am Start) oder eingestreute, aber nicht zu pompige Keyboardteppiche, lässt. Lediglich über die gesamte Spielzeit geht der Band in kreativer Hinsicht etwas die Puste aus, da zwar alle Songs ihre Reize haben, sich viele Parts oder Ideen jedoch wiederholen. In der Hinsicht hätte man, gerade in Bezug auf die große Vielseitigkeit der Band, noch mehr herausholen können. Dazu gehört auch der recht farblose Gesang von Vangelis Papavasiliou, der meist sehr monoton kreischkotzt und, ähnlich wie Angela Gossow (ARCH ENEMY eignen sich hier gut als Vergleich!), dem komplexen Bandsound nicht immer gerecht wird. Auch die dumpf klingende Produktion wirkt hierbei kaum hilfreich. Trotzdem ist "Infector" eine überdurchschnittlich gute Platte geworden, die wirklich Spaß macht und deren Highlights "Catacomb Princess", "Injection Mutiny", "The Infector" und das abschließende "Last Dance On Fire" (mit teilweise cleanem Gesang - warum nicht öfter so?) man ohne Bedenken anchecken kann. Hier könnten Fans aus mehreren stilistischen Lagern trotz der angesprochenen Kritikpunkte eine echt positive Überraschung erleben!
In Zeiten voll digitaler Studios und der Möglichkeit, selbst am heimischen Aldi-PC komplette Alben aufzunehmen (die dann immer noch besser klingen als die meisten BM-Demos), ist die Aufnahme in einem der letzten Voll-Analog-Studios ein Statement für erdigen und warmen Sound. END OF LEVEL BOSS haben lange nach einem solchen Studio gesucht und sind letztlich im Londoner Moon Studios fündig geworden, wo dann ihr Debüt "Prologue" eingespielt wurde. Das Ergebnis kann sich voll und ganz hören lassen und lässt "Prologue" in einem warmen Sound erschallen, den man heute nur noch selten hört und der perfekt zum groovigen Rock der Combo passt. Getragen von der markanten Stimme Harry Armstrongs servieren die vier Musiker ein Rock-Brett, dass in bester KYUSS- oder alten SOUNDGARDEN-Tradition steht. Immer leicht verspielt und dem off-Beat nicht abgeneigt, rocken und grooven sich END OF LEVEL BOSS durch die acht Stücke, die allesamt gelungen sind. END OF LEVEL BOSS schaffen das Kunstück bei aller Spielerei gleichsam eingängig zu bleiben und nie den Groove aus den Augen (oder besser Ohren) zu verlieren. Emotionale, ehrliche Rockmusik mit einem Schuss Metal ist in diesen digitalen Zeiten selten geworden, da sollte man sich um so mehr über einen Combo wie END OF LEVEL BOSS freuen. Wenn man bedenkt, dass ein Prolog ein besseres Word für Auftakt ist, hat man wenigstens einen Grund, sich auf die Zukunft zu freuen: mehr Platten von END OF LEVEL BOSS!