Schönen abwechslungsreichen Gitarrenrock der oberen Güteklasse bieten uns auf ihrem Zweitwerk die Jungs von SKAPEGOAT. Auf "Allabouttheway" bewegen sich die jungen Schwäbisch Gmünder mit leichten Abstrichen in ähnlich vielschichtigen und abwechslungsreichen Sphären wie ich es zuletzt auf dem formidablen AEON SPOKE Album gehört habe. In kompletter Eigenregie aufgenommen ist am Sound an sich im Großen und Ganzen nicht viel zu kritisieren, einzig das manchmal etwas nervige Schepper bzw. Rumpelschlagzeug, ob gewollt oder nicht, ist auf jeden Fall schon noch verbesserungswürdig. "Allaboutaway" ist neben der recht ungewöhnliche Schreibweise auch ansonsten inhaltlich ein wirklich originelles Album. Mit den vielen instrumentalen Passagen und der variabel eingesetzten "Laut-Leise" Dynamik sowie den vielen episch, fast schon leicht progig ausgefeilt daherkommenden Tracks, operiert die Band sehr positiv jenseits aller derzeit gängigen Trends. Sogar die dezent eingesetzten elektronischen Spielereien u.a. sind auch einige wohlige Streichersounds eingesampelt worden, passen wunderbar zu dieser höchst emotional-erdigen Musik. Alleine schon deshalb hätten SKAPEGOAT eine intensive und noch stärkere Beachtung verdient. Egal ob es zunächst mal eher etwas dezent ruhig beginnt und sich dann in ein Inferno aus ruppig-fetten Riffs hineinsteigert, man merkt den teilweise etwas improvisiert klingenden Songs einfach ihre Seele an, hier wirkt nichts aufgesetzt oder kühl berechnend. Nein, diese Band will sich vielfältig ausdrücken und nutzt hierzu die eigenen durchaus beachtlichen musikalischen Fähigkeiten sehr gut aus. Songwriting von der Stange oder auf Sicherheit getrimmte Hooks sind ihre Sache nicht, es macht einfach Spaß (obwohl ich selbst auch mindestens drei Durchgänge gebraucht habe) hier länger zuzuhören. Sicher die ein oder andere Ungereimtheit ist schon noch zu orten aber alle beteiligten Musiker überzeugen auf ihre ganz besondere Weise. Akustische oder (wut) verzerrte Gitarren stehen gleichberechtigt nebeneinander. Trotz des manchmal etwas stark experimentell anmutenden Sounds haben Skapegoat auch viele schöne Melodien miteingebaut, wobei der Gesang dabei ebenfalls sehr variabel mal fast zerbrechlich, dann wieder mehrstimmig hoch und dann dass genaue Gegenteil, also aggressiv brüllend eingesetzt wird. Das passt alles auch mit diesen Extremen und Stimmungsschwankungen irgendwie gut zusammen, so dass "Allabouttheway" insgesamt einen recht interessanten Klangkosmos bietet, den es näher zu entdecken absolut lohnt. Auf der noch etwas aufgeräumten Homepage der Jungs gibt es einige mp3’s zum Vorfühlen sowie natürlich auch die CD. Ist zwar nicht gerade ganz billig für 10€ aber was hochwertig ist, darf ruhig auch was kosten oder?!
Daß es in Italien, genauer gesagt in Südtirol, doch noch etwas mehr gibt als äußerst gute Skifahrer, die mittlerweile "rockenden" Zillertaler oder sonstige Volksmusikantenpopmutanten, beweist uns hier mit ihrem ersten Demo die Formation BROKEN HEARTED. Bei dieser Band, die ursprünglich bereits in 2002 gegründet wurde und deren Schlagzeuge Mirko sogar schon mal auf dem WAVE GOTHIC Treffen gespielt hat, wurde mittlerweile neben dem zweiten Hauptprotagonisten Roberto Sief (Guit.) als stimmliches Aushängeschild die bekannte ex-EVENFALL Vokalistin Roberta Staccuneddu fest mit ins Boot dazu geholt. Damit dürfte die musikalische Grundausrichtung eigentlich schon ziemlich klar sein - Broken Hearted geben eine sehr betont atmosphärisch angelegte Version von mehr oder weniger düsterem Melodic (Metal) mit vielen typischen und oftmals etwas arg klischeehaft eingestreuten Gothicelementen. Als weitere ganz eigene Betonung will die Band ihren besonders ausgeprägten Keyboardsound verstanden wissen. Na ja insgesamt ist dies aber in der Realität dann doch nicht ganz so lasch geworden, wie es sich anhört und die Gitarren braten dann ab und an schon mal ganz ordentlich zwischen all den wohligen Tastenflächen. Allerdings kommt mir manchmal die sicherlich nicht schlechte Stimme von Roberta etwas zu "schwummrig" bzw. nicht voluminös genug aus den Boxen (Demo hin/Demo her) und die Lady agiert nicht immer so überzeugend wie bei "For You". Dies kann aber auch am eher unspektakulären Songwriting sowie der insgesamt sehr holzigen Produktion liegen. Auch die etwas zu künstlich im Hintergrund dümpelnden Drums sind nicht wirklich der Bringer. Die Tracks sind zwar handwerklich ganz o.k. wenn auch nicht wirklich originell, keiner der fünf Titel haut mich so recht vom Hocker. Zwar nicht schlecht aber auch ohne große eigene Linie bzw. Wiedererkennungsfaktor - alles klingt irgendwie ähnlich. Broken Hearted stehen orientierungsmäßig ganz grob irgendwo zwischen EPICA und LEAVE’S EYES wobei man keinesfalls viel schlechter als die Erstgenannten aber doch eine ganze Ecke weniger packend als das LIV KRISTINE Ensemble agiert. Was der aber der leider völlig daneben gegangene Black/Deathmetal Einschub mit dem Gekeife von GRAVEWORM-Frontman Stefan Pisoni gegen Ende des Schmachtfetzens von "For You" bedeuten soll, ist schon etwas schleierhaft. Wirkt irgendwie anbiedernd an das härtere Genre, so nach dem Motto "Seht her wir können auch einen auf Böse machen". Wenn hier bei BROKEN HEARTED aber tatsächlich mal ein Plattenvertrag rausspringen soll, müssen sich sowieso alle Beteiligten ganz erheblich steigern. Denn mittelmäßige Gothicbands gibt es wirklich schon zu Genüge. Wer sich ein paar MP3’s hierzu anhören möchte, kann sich gerne auf der offiziellen HP mal umsehen.
Erneut positiv überraschen können die Jungs von ARILYN mit ihrer aktuellen CD "Virtual Reality" als Nachfolger des vor drei Jahren erschienenen "Tomorrow Never Comes" Werkes. Nach diesem wirklich schon exzellenten Debüt mußte man förmlich davon ausgehen, daß die Band an ihrer eigenen hohen Meßlatte scheitern würde, doch weit gefehlt! Die 10 harten Monate im Studio haben sich augenscheinlich rentiert, denn diesmal stimmt neben den erneut hammermäßig guten Songs auch die Produktion ohne jeden Abstrich. "Virtual Reality" ist mit einem ansprechenden Artwork ausgestattet worden und stellt zweifellos nocheinmal eine große Steigerung zum guten Vorgänger dar. In Punkto Songwriting muß eine glatte Note 1 erteilt werden, es gibt hier einfach keine schlechten oder gar mittelmäßigen Tracks, da passt einfach alles zusammen, es sitzt jede Note und es folgt Kracher auf Kracher. Egal ob in "normaler" fünf Minuten Länge abgehandelt wie das dynamisch mitreißende "Run" oder auch das üppige achtminütigen Hookmonster "Reality" (erinnert etwas an EVERON) ein wahrhaft gelungenes Space-Opus mit ungewohnten aber stimmigen Saxophoneinsatz - die Jungs haben es einfach drauf. Die Ludwigshafener besitzen nämlich ein absolut stimmiges Kompositionsgefühl und verlieren sich bei ihren stets griffigen Melodien, die zwar vordergründig etwas im Mittelpunkt stehen, aber niemals in zu aufgesetzen Phrasen sondern bewegen sich locker stimmig zum Gesamtkontext. Es wird dabei großen Wert darauf gelegt den detailreichen Unterbau sowie die verbindenden bzw. vielen instrumentalen Teile nicht zu stark außen vor zu lassen. Diese wichtigen Songparts klingen hier zu keiner Sekunde nach kühl kalkuliertem Reißbrettentwurf. ARILYN sind auf der neuen CD außerdem eine ganze Ecke rockiger sowie teilweise etwas härter geworden ohne dabei natürlich irgendwie nach Metal zu klingen, muß ja aber auch nicht sein. Weiterhin gibt es jetzt mehr schnellere Rocksongs zu finden, dies könnte auch für Nichtprogfans etwas eher zugänglich klingen.
Mit dem einfühlsamen "Fall From Here" ist auch wieder eine ziemlich geile Ballade enthalten. Stilistisch decken die Jungs nach wie vor eine tiefe Bandbreite von leichten Artrockansätzen über Melodic Rock bis hin zu richtig (Neo) progigen Geschichten ab - das können nicht viele so unterhaltsam und vor allem glaubwürdig rüberbringen. Ansonsten begeistert mit natürlich nach wie vor die wandlungsfähige Röhre von Sänger % Bassist Christian Külbs, der mit vielen verschiedenen Klangfarben den Songs seinen ganz charakteristischen Stempel aufdrückt. Die Vergleiche mit 80er Sangesikone MIDGE URE wird er schon nicht mehr hören können aber auch auf "Virtual Reality" gibt es wieder diese schönen Dejavu Momente. Die ausdrucksstarken Keyboards haben sich ebenfalls noch mal gesteigert klingen etwas weniger standardspacig, die Drums sind wunderbar groovig bzw. treibend zugleich und auch die Gitarrenarbeit von Jürgen Kaletta mit diesen fetten Licks und tollen Solos ist aller Ehren wert. Wie gesagt ARILYN überzeugen auf der ganzen Linie (übrigens auch mit ihren authentischen Texten) und diese mit großartigem Hymnenflair und genügend Langzeitgedächtnishaftung ausgestatteten Songs sorgen, ohne es an genügend Intensität und Atmosphäre fehlen zu lassen, einfach bei jedem neuen Hördurchgang für positive Stimmung. Die Scheibe ist daher uneingeschränkt empfehlenswert für alle Melodienfanatiker unter den Rockfans. Das relativ kleine QuiXote Label hat jedenfalls wieder einen echten Volltreffer gelandet.