Auch wenn die Schweden eine der fruchtbarsten und geilsten Reunions der letzten Jahre vollzogen haben, wird man ab einem gewissen Punkt das Gefühl nicht los, dass der zahlungskräftige Fan auch hier gerne gemolken wird. Immerhin kam bereits vor zwei Jahren mit "Documents Of Doom" eine sehr hochklassige, audiovisuelle Abhandlung über die genialen Doomer heraus. Und weiterhin hätte man das Material von "The Curse Of Candlemass" ganz locker auf eine DVD bekommen, anstatt hier gleich den Aufschlag für zwei Scheiben zu nehmen. Und wieso hat man nicht gewartet, bis die Band mit Material vom neuen Album anrückt und dann einen Gig mitgeschnitten?! Fragen über Fragen, die die Eindeutigkeit eines Kaufes arg in Frage stellen! Nun gut, immerhin kann sich das Gebotene sehen lassen, denn das 2003 in Stockholm aufgenommene Konzert ist optisch und akustisch (sowohl Stereo, - als auch Dolby 5.1 - Sound) wirklich Sahne, zumal die Setlist etwas vom gewohnten Standard abweicht. Etwas negativ fallen nur das grelle, mal blaue, mal rote Licht und die (wie so oft) in den Hintergrund gemixten Zuschauer auf. Hört man nur den Ton, ohne auf das Bild zu achten, dann hat man subjektiv fast Studioklang, was ich doch ein wenig schade finde. Ansonsten macht der Gig aber echt Spaß, was die euphorischen Anwesenden bestätigen. DVD Nummer zwei ist eine reine Bonusangelegenheit. Das ca. 50 - minütige Interview mit der Band dürfte für langjährige Kenner zwar nett, aber vermutlich wenig essentiell sein, da Leif Edling und Mats Björkman viel über die Entstehung und die Geschichte der Band erzählen. Für jüngere Fans aber durchaus empfehlenswert! Die Live - Sequenzen, auch aus der Zeit ohne Messiah Marcolin, besitzen nur mäßige Bootleg - Qualität und dürften nur Die Hard - Fans begeistern. Die Foto - Galerie ist meiner Meinung nach völlig überflüssig! Da diese Doppel - DVD wahrscheinlich über 20 Euronen kosten wird, sollten sich die Fans den Kauf reiflich überlegen, da der Überraschungseffekt gegenüber "Documents Of Doom" relativ gering ist und das dürftige Bonusmaterial den Preis nicht herausreißt. Eine ganz nette Veröffentlichung mit deutlichem Beigeschmack!
Schon seit 1997 aktiv, haben es die deutschen CROSS X bisher auf zwei selbst produzierte Scheiben, ein Album und eine EP, gebracht. "Emolution" reiht sich als zweite Demo - EP in das Gesamtschaffen der Band ein und lässt abermals sehr Groove - orientierten Crossover erklingen, der von dem, was man heute unter "Metalcore" kennt, nicht allzu weit entfernt ist. Die Wurzeln von CROSS X heißen aber ganz klar PANTERA oder MACHINE HEAD, die sie sehr gelungen zu eigenem Material verarbeiten können. Da gibt es sowohl ´runtergestimmte Äxte, zeitgemäßes Gitarrenfiepen oder gelegentliche, clean intonierte Raps, die den Brüllgesang von Andreas "Steini" Steinbauer gut ergänzen. Lediglich die Stücke könnten einen Tick zugänglicher sein und etwas dynamischer aus den Boxen dröhnen, denn "Emolution" krankt etwas an eintönigem und sterilem Songwriting. Da die kräftige Produktion jedoch echt gelungen ist, und die Jungs auf ihre Art wahrlich nicht schlecht sind, sollten Freunde dieses Stils ruhig mal in Songs wie das mit einer coolen Hookline versehene "Hey Baby", das etwas an DISTURBED´s "The Sickness" erinnernde "Landmine" oder den fetten Groover "Sundo" hineinhören. Sehr netter Stoff für die angepeilte Zielgruppe irgendwo zwischen Neo Thrash, Nu Metal und Metalcore!
Die drei Norweger betonen ausdrücklich, keine Keyboards oder Synths benutzt zu haben. Sie sind also mächtig true, die Burschen aus der Heimat des bösen Schwarzmetalls. Drei am Seil baumelnde Menschen auf dem Cover und auch die Texte unterstreichen, dass der Hörer es hier nicht unbedingt mit des Menschen bestem Freund zu tun hat. Was nun auf fiesestes Schwarzwurzelgezumsel schließen lässt, entwickelt sich mit der Zeit zu ohrwurmtauglichen Misanthrophen-Hymnen. Der Sound ist nämlich nicht komplett gülle, auch, wenn die Gitarre ein wenig rasenmäherisch klingt. Aber so sorgt das Sechsaitige für die klirrende Basis eiskalter Melodien, die sich dank stark wechselnder Tempi auch durch enorme Abwechslung auszeichnen. Eins aber ist allen Songs (meist überlang mit "Cryptic Void" als mehr als zwölf-minütigem Höhepunkt) gemein: Alle haben eine irgendwie eingängige Struktur. Dazu krakehlt Sänger Unsgaard fiese Röchel-Vocals - auch der Mann hat die besten Tage seines Lebens hinter sich - wohl wie diejenigen, die an einem SARKOM (bösartiger Tumor) leiden. Irgendwie erinnert mich der Charme der Scheibe an die Kollegen Khold, auch, wenn SARKOM deren ausgefeilten Minimalismus noch nicht in deren sagenhafter Schlüssigkeit erreichen. Für ein Debüt-Album aber haben die Skandinavier ein interessantes Werk eingezwiebelt - das für Panzerfahrer und Geschwindigkeitsfanatiker allerdings nur bedingt zu empfehlen ist.
BALROG wurden 2003 in Varese (nahe Mailand) von den beiden Gitarristen Stefano und Andrea gegründet und haben nun ihr erstes Demo fertig, das zum Glück auf typisch "italienischen" Power Metal verzichtet und stattdessen sehr Gitarren, - und Midtempo - orientiert daherkommt. Nur leider hat man dabei vergessen, an gutes Songwriting zu denken, denn alle vier Stücke dieses Demos langweilen eher zu Tode, als dass sie zum kräftigen Mitbangen bewegen, wobei der schwache, nervige "Rasierapparatsound" der Sechssaitigen den Gnadenschuss gibt. Zudem hat man mit Corrado einen Sänger an der Hand, der zwar rein technisch nicht wirklich schlecht ist, jedoch null Charisma verströmt und den sowieso schon nicht tollen Gesamteindruck noch weiter in den Keller zieht. Mit einer besseren Produktion hätte man das Material vielleicht noch teilweise retten können, aber so bleibt mir nur die Erkenntnis, dass BALROG eine Band ist, die im Gros der Veröffentlichungen sang, - und klanglos untergehen wird. Das ist zwar schade, aber mit einem Demo wie diesem hier kann heutzutage selbst ein Underdog keinen Blumentopf mehr gewinnen.
"World Domination"? So hatte Osmose doch mal seine coolen Touren genannt. Damals, als die seligen DELLAMORTE noch mitgerockt haben. Also eine Hommage an die guten alten Tage? Nix da. NAILDOWN sind ein junger Finnenhaufen, spielen melodischen Death Metal und legen zu Beginn von "World Domination" los wie CHILDREN OF BODOM - ja, inklusive Keyboard. Später im Song gibt es klaren Gesang und Melodiebögen, die nach SOILWORK klingen und auch ein wenig nach neuen IN FLAMES. Langweiliger Abklatsch also? Erstaunlicherweise nicht. NAILDOWN sind ein gelungenes Beispiel für eine junge Band, die hörbar von etablierten Combos beeinflusst wurde, aber dank guten Songwritings seinen eigenen Weg gefunden hat. Jedesmal, wenn NAILDOWN Gefahr laufen, zu sehr nach einem der großen drei Einflüsse zu klingen, kriegen sie die Kurve und wechseln rüber zu einem anderen. Das penetrante Keyboard hat mich dabei zwar öfter gestört ("Prolong Your Fate"), aber Problem hab ich mit dem Schlüsselbrett ja meistens. Dafür ist die Gitarrenarbeit ganz mein Fall, voller Finessen und feiner Soli - um im nächsten Moment gnandenlos zu schrubben. Aber ganz besonders der Gesang macht "World Domination" für mich zu einer Klasse-Scheibe. Egal ob Daniel wie Alex Laiho klingt oder erhaben-clean nach neueren AMORPHIS, immer klingt’s schlicht geil. So bleibt nach anfänglicher Skepsis die Erkenntnis, dass auch Plagiate durchaus gut klingende Scheiben aufnehmen können. "World Domination" ist zwar kein sonderlich passender Titel, aber sei’s drum, Spass wird die Scheibe allen Freunden melodischen Death Metals auf jeden Fall machen!