"Defunctus In Heresi" ist bereits die vierte Veröffentlichung von EXINFERIS, was man dem gesamten Longplayer jederzeit anmerkt. Sowohl beim Sound als auch bei der Verpackung (im schicken Digi) kann die CD glänzen, genau wie bei den technischen Fähigkeiten der Mucker. Da werden Moshparts, pfeilschnelle Death Metal-Riffs und gnadenloses Drumming miteinander verwoben und durch einen sowohl aggressiv als auch clean singenden Sänger komplettiert. Bei manchen Songs wie dem Nackenbrecher "Embers Of Eight" oder dem treibenden "Stabbed By The Cross" kann man nicht ruhig sitzenbleiben, soviel Energie und Agression wird da aus den Boxen gehauen. Das klingt mehr als passabel, das ist richtig guter Metalcore. Zum Ende hin nehmen die Ideen zwar zu ("Chants From The Beyond" ist z.B. ein sehr ruhiges Stück), aber gleichzeitig erhöht sich auch der Nervfaktor. Wären die letzten drei, vier Songs nicht auf der Pladde, wäre "Defunctus In Heresi" ein echter Knaller geworden, so gibt es neben einigen Killers auch ein paar Fillers.
Schroff sind die Berge, auch die Savoyen in Frankreich. Schroff ist auch die Musik der Ost-Franzis aus St. Oyen. Die krächzige Stimme von Yann Ruet erfüllt viele Black-Metal-Trademarks ohne Probleme, strotzt aber trotz seiner typischen Ausrichtung vor Selbstvertrauen und kann sich in seinem Minimalismus durchaus an die Anforderungen der Songs anpassen. Aber auch die Instrumentierung transportiert die Härte, die Black Metal in seiner rohen Form verlangt. Der zweite Titel "Erythéme" beispielsweise knmüppelt nach gut zwei Minuten regelrecht nach vorn, die Drums galoppieren, die Gitarren klirren, so wie es eben nach norwegischen Maßstäben sein sollte. Aber Gebirge sind auch schön - und auch für Schönheit steht "La Rumeur des Chaînes". Vor allem die Gitarrenthemen wie im ersten Song "L’Encre Et La Plume" haben beinahe Ohrwurm-artigen Charakter. Immer wieder gibt es auch ruhige Phasen - quasi wie ein kristallklarer Bergsee in der einsamen Welt der Berge. Und schließlich ist nicht nur Flora und Fauna in den Gebirgszügen Europas voller Geheimnisse und Entdeckungen - das trifft auch für diesen französischen Dreier zu. Die Jungs verarbeiten klassische Einflüsse ebenso wie welche aus dem Jazz - ersteres durchs Klavier, letzteres vor allem durch Blasinstrumenten-Einsatz. "La Rumeur Des Chaînes" ist ein interessantes und mutiges Extrem-Metal-Album geworden - aber nur Leute, die Black Metal auch mit seinen avantgardistischen Anflügen mögen. Interessant auch der Ansatz, der Band keinen Namen zu geben - denn "La Rumeur des Chaînes" ist nur der Name des CD und somit eine Momentaufnahme, ein Stück Musik, das für sich steht - was danach kommt, lassen die dreien Baguettisten offen. "La Rumeur Des Chaînes" soll Ängste und Gefühle des Menschen ausdrücken und deren Verhältnis zur Umwelt und von der Wahrung der Individualität. Letzteres ist dem Trio vollauf gelungen. Respekt - den Streifzug durch Frankreichs Gebirgswelt könnt Ihr Euch für fünf Euro in die heimische Anlage holen, das lohnt sich auch wegen des gelungenen Artworks.
BONO und seine Jungs, auch unter der Bezeichnung U2 wahrscheinlich doch etwas bekannter, sind mittlerweile seit 25 Jahren megaerfolgreich im Geschäft, waren mit ihrer Musik stets wandelfähig (und dabei auch Experimenten nie abgeneigt), unzählige Spitzenpositionen in den internationalen Charts zeugen von einer großen Beliebtheit aber auch ihre phänomenalen Livekonzerte, die seit Jahren ständig ausverkauft sind, beweisen dass die Iren Musikgeschichte geschrieben haben, dies bis heute noch tun. Sie gehören damit zu den wenigen noch aktiven und wirklich ganz Großen Bands wie u.a. die ROLLING STONES. Jetzt gibt es passend zu diesem Status ein neues Buch "U2 - die ultimative Enzyklopädie" wobei es sich nicht um ein "normales" fortlaufendes Buch handelt sondern hier wurde ein äußerst umfangreiches Nachschlagewerk in Form eines Lexikons zusammengestellt. Zu wirklich jedem "Begriff" aus der U2-Geschichte finden sich Erklärungen, zu jedem erschienenen Song in den verschiedensten Remix-Versionen (wann herausgekommen für welchen Zweck mit dem oder jenem Bonus usw.), zu jeder Person, die irgendwann mal etwas mit der Band gemacht oder gesungen hat, jedem Gastauftritt und es sind außerdem chronologisch geordnet sämtliche Liveauftritte sowie die kompletten Tourneen aufgelistet, die diese Band jemals bestritten hat. Das wirklich gelungene Taschenbuch bietet zusätzlich noch diverse schwarzweiß Fotos und ist einfach wunderbar nur so nebenbei zu lesen, da es nicht von Anfang bis Ende verarbeitet werden muß, um zu einem Ergebnis zu gelangen, man kann einfach nur (alphabetisch oder nicht) Stöbern, gezielt Nachschlagen und sich so die vielen detaillierten Hintergrundinformationen, die wohl selbst vielen Hardcorefans in dieser Vielfalt so noch nicht vorlagen, nach Lust und Laune reinziehen. Der Musikjournalist Mark Chatterton ist seit 1981 der ständige Begleiter der Jungs und hat in jahrelanger Kleinarbeit alle Namen, Begriffe und Orte rund um die Bandgeschichte, die auch nur ansatzweise verfügbar waren, gesammelt. Das Ergebnis sind 320 prallvolle Seiten, die neben der umfassenden U2-Enzyklopädie auch noch eine sehr ausführliche Discografie, alle verfügbaren Daten zu Radiosendungen, Gastauftritten, Videos, DVDs, Büchern und Auszeichnungen beinhaltet. Somit dürfte dieses Werk wohl das kompletteste Stichwortnachschlagebuch über die Band sein, das derzeit vorhanden ist. Wer also bisher glaubt hat, alle Details über die irische Rocker zu kennen, wird sich nach diesem Buch sicherlich etwas wundern, was er alles an Neuem und Interessanten erfahren hat. Wer also z.B. wissen möchte was U2 besonders mit Berlin bzw. Trabis verbindet, welche bekannte Vorgruppen sie bisher schon im Einsatz hatten oder bei wie vielen sozialen Projekten die Band eigentlich tatsächlich engagiert ist, wird auf diese Fragen eine erschöpfende Antwort finden. Ergänzt wird das umfangreiche Nachschlagewerk noch von einer Bibliografie sowie weitreichenden Links zum Thema. Mich hätte noch einzig eine Zusammenstellung im Block aller jemals gespielter bzw. aufgenommener Coversongs von U2 interessiert (leider nur einzeln im Buch verstreut) aber alles kann man dann vielleicht doch nicht haben.
Schaut man sich nur das Cover - Artwork von "Consumption" an, dann hat man den Eindruck, es hier wieder mit einer ultraderben Evildeibel - Combo zu tun zu haben, doch der Eindruck täuscht gewaltig! EYESTRINGS aus Detroit, Michigan spielen nämlich sehr gemäßigten und leider auch recht langatmigen Progressive / Art Rock der traditionellen Schiene. Jeder der vier Musiker entpuppt sich als Multiinstrumentalist und so kommen neben dem üblichen Equipment zum Beispiel eine Tabla (indisches Percussion - Instrument), ein "Moog - Synthesizer" (benannt nach seinem Erfinder) oder eine Djembe (Bongo - artige Trommel) zum Einsatz, die eine außerordentliche Klangvielfalt offenbaren. Jedoch wurden die Stücke kaum ergreifend umgesetzt und plätschern irgendwie "bekifft" dahin. EYESTRINGS klingen über weite Strecken wie eine typische 70´s - "Raucherband" (es sind nicht unbedingt Zigaretten gemeint) und Sänger Ryan Parmenter bekräftigt diesen Umstand mit seiner relativ hohen, langsam - weinerlichen Stimme zusätzlich. Wer solchem "Dope - Prog" Einiges abgewinnen kann, der sollte sich ruhig einmal an weit überlangen Stücken wie "Valid For A Week", dem vierteiligen "Code Of Tripe" oder dem sechsteiligen Zwanzigminüter "Lifelines" versuchen. Ottonormalprogrocker sollten sich hier besser vorsichtig herantasten und werden meiner Meinung nach nicht überdurchschnittlich gut bedient. Es gibt wahrlich schlechtere Alben, aber auch in diesem Genre viele bessere!
"Alive Without Control" ist das erste Lebenszeichen der BLACK HALOS seit dem Jahr 2002, als der Fünfer aus Vancouver sich aufgelöst hatte, um getrennte Wege zu beschreiten. Zumindest was Sänger Billy Hopeless in der Zwischenzeit getrieben hat, kann man sich vorstellen, wenn man sich das Album anhört, denn seine Stimme klingt so herrlich abgefuckt, dass man nur auf jahrelangen Konsum von jeder Menge hartem Alkohol, Zigaretten und anderen Drogen schließen kann. Aber die Reunion hat sich nicht nur deshalb gelohnt, damit man in den Genuss seines Alk-schwangeren Gröl-Gesangs kommt, sondern diese Scheibe ist ein echter Knaller geworden: Die BLACK HALOS der Gegenwart sind in Bestform, dreckig, rotzig, laut und wütend, ballern einem eine Hymne nach der anderen ins Ohr und haben dabei auch noch ohne Ende Spaß. Ihr Stil klingt dabei wunderbar altmodisch und ist an die großen Bands der Frühzeit des amerikanischen Punkrock angelehnt, wie die NEW YORK DOLLS, die STOOGES und die DEAD BOYS, und man fühlt sich beim Hören in eine Zeit zurück versetzt, in der Punkrock noch wahren Rock ´n Roll geatmet hat und die Engländer noch gar nicht bemerkt hatten, wie jenseits des großen Teichs ein Stil geboren wurde, der die Musikwelt für immer verändern sollte. Allen Fans von gradem, schnörkkellosen Old-School-Punkrock sei dieses Album wärmstens ans Herz gelegt.
"Room XVII" nennt sich das zweite Album der niederländischen Band MEDEA um den Keyboarder Henry Meeuws (ansonsten bei den Symphonic-Prog-Metallern von CASUAL SILENCE in Beschäftigung). Meeuws scharte für sein Side-Project einiges an Musiker um sich: Rob Laarhoven von Casual Silence, Joss Mennen und Fon Janssen (Mennen), Edwin Balogh (Ayreon und Supersonic), einen kompletten Männerchor .... usw., um das ebenso wie der Vorgänger "Individual" als Rock-Oper angelegte Album dementsprechend vielseitig auszugestalten. Dabei geht MEDEA eher bedächtig zu Werke, NIKOLO KOTZEV´s "Nostradamus" oder AINA’s "Days Of Rising Doom" sind da als Vergleiche eher heranzuziehen als SAVATAGE’s "Street" oder AVANTASIA und AYREON. Nur das MEDEA die Qualität dieser Outputs nicht erreicht. Trotz guter Ideen plätschert "Room XVII" über weite Teile leider recht bedeutungslos vor sich hin. Auch der männliche Gesang lässt meist den nötigen Pathos fehlen (die weiblichen Vocals sind da schon besser besetzt, wie bei der gefühlvollen Ballade "Farewell?"). Ein Manko, dass auch die durchaus gelungenen Instrumentalpassagen und vor allem Henry Meeuws am Keyboard nur unzulänglich wett machen können. Erst gegen Ende, bei "State Of Suspense" kommt auch dank Chorpassagen etwas epische Stimmung auf. Ansonsten spricht noch das melodische "My Dual Mine" und das ebenfalls Überlange "Graveyard Island" für das was bei mehr Power und durchgehendem Einfallsreichtum wohl möglich gewesen wäre. Alles in allem kommt "Room XVII" einfach zu flach daher und genügt trotz dem zweifelsohne vorhandenen Können der einzelnen Mitstreiter somit nicht den Ansprüchen welche man heutzutage an eine mitreißende Rockoper stellt. "Gewogen und für zu leicht befunden" - gilt leider auch für MEDEA.