Man kann sicher auch einfacher Mama, Papa, anstrengenden Geschwistern, lästigen Mitbewohnern oder anderen nervende Zeitgenossen signalisieren, dass man gerade absolut keinen Wert auf ihre Anwesenheit legt. Jede härtere Scheibe aus der eigenen Sammlung ist dafür - auf 10 gedreht - ebenso geeignet, auch wenn "Aeolian" da sicher heraussticht. Die Abgrenzung gegenüber anderen ist natürlich nur ein Aspekt des Musikhörens. Der moderne Humanoide in der Adoleszenz ist vielerlei Agressoren ausgesetzt - oder auf deutsch: Hier nervt was, dort sickt einen etwas ganz anderes an - und im normalen Leben würde man sich einen Soundtrack aus je nach Situation vielleicht 10 verschiedenen Tracks zusammenstellen, mit denen man sich einem extrem schlechten Tag stellt. THE OCEAN gehen das komprimierter an: Ein Song reicht bei ihnen für sämtliche Stimmungswechsel eines 24-Stunden-Tages. Nur leider weiß man nicht, welcher, denn THE OCEAN geben sich dem in Kreisen talentierterer Mucker so beliebten Spielchen des Gehuberes mit den eigenen Fertigkeiten hin, und drölf Tempo- und drölfundneunzig Rhythmus-Wechsel später kann Otto Normalhörerin wohl kaum folgen, ob nun Track 2 oder schon 6 ihr Gehör auf die Folter spannen. Dabei fängt "The City In The Sea" vielversprechend mit einem schleppenden Gitarrenbrett und Gegurgel tief aus der Hölle an - die Spuren der erkennbaren Songstrukturen werden aber zackig verwischt. Willkommen im Labyrinth von "Aeolian", willkommen im Noisiversum, das bisher von NEUROSIS beherrscht wird, in dem STRAPPING YOUNG LAD ein kleines Fürstentum haben und CULT OF LUNA und ISIS um die Nachwuchs-Krone streiten. Und THE OCEAN bisher nur eine karge Scholle haben. Doch, auch hier gibt es lustige kleine Dinge zu entdecken, ganz so trostlos, wie es anfangs erscheint, ist es nicht: Nur lassen THE OCEAN einen 32 Minuten zappeln bis zum Klaviereinsatz in "Necrobabes.com". Das Sirenen-Sample am Ende von "Swoon" ist auch cool - aber weder Metal noch bandeigenes Songwriting. Wenn man nicht gerade drauf aus ist, Songstrukturen per Taschenrechner zu erfassen, ist "Aeolian" sehr - langweilig.
Manchmal geht es in der Welt (und sogar dem Musikbiz) fair zu. DEFLORATION haben vor knapp zwei Jahren mit "Misanthropic Instinct" auf ganzer Linie überzeugen können und eine richtig fette Death Metal-Scheibe abgeliefert, mit der sie verdientermaßen einen Plattenvertrag bei Remission Records an Land ziehen konnten. "Dripping With Blood" ist nun ihr Labeldebüt, aufgenommen im Soundlodge Studio (OBSCENITY, MEPHISTOPHELES), was einen druckvollen Sound garantiert. Wie nicht anders erwartet gibt es mit der neuen Scheibe wieder die volle Dröhnung Death Metal, der sehr amerikanisch geprägt ist und nicht selten an die coolen DEFACED CREATION (gerade in der Gitarrenarbeit) und natürlich CANNIBAL CORPSE erinnert. Sänger Uwe wechselt sehr oft vom tiefen Growling in die Frog Voice-Kategorie, wodurch er noch brutaler klingt. Selbst in den langsamen Passagen ("Suicidal Tendency") walzen die fünf Kerle alles platt, richtig gut liegt ihnen aber das heftige, blastende High-Speed-Geprügel. Von den zwölf Songs ist keiner ein Ausfall, auch wenn sich manche zu ähnlich sind (und so der Scheibe einen Tipp verwehren), wenn auch weit weg von schlecht. "Dripping With Blood" sollte sich jeder Freund von US-Death Metal auf den Einkaufszettel schreiben, bereuen wird er das nicht. Außerdem kann man eine deutsche Band unterstützen - denn merke, Gutes kommt nicht nur aus Amerika.
ISACAARUM sind ja sowas wie die Haus-Band von Obscene und spielen u.a. jedes Jahr das Obscene Extreme. Wer schon mal da war und die Show der Tschechen erleben durfte, stimmt mir sicher in der Schlussfolgerung zu, dass die Typen nicht alle Latten am Zaun haben (im positiven Sinne). "Shibari Kata And OtherPractices” heißt der neue Longplayer und beschäftigt ich textlich wohl mit irgendwelchen japanischen Bondage-Spielchen, was durch das Coverpic verstärkt wird. Obwohl ich angesichts von Titeln wie "Clitblaster" oder "Buttsuck" eigentlich nicht genauer wissen will, was in den Texten vorkommt. Dann doch lieber dem groovigen Grindcore lauschen und die Texte beiseite lassen. Und da können ISACAARUM überzeugen: die Gitarren haben simple, aber effektive Melodie, der Bass wummert und die Drums sind sehr Doule-Base-lastig und etwas im Hintergrund. Der Gesang reicht von Growls bis zu Schreien und deckt somit alles ab, was ich von einer Grind-Band will. Durch die gute Gitarrenarbeit und die fitte Tieftöner-Abteilung sind die Songs sehr groovig und laden zum Kopfnicken ein, während der Shouter und die fette Produktion für die nötige Härte sorgen. ISACAARUM setzen zudem nicht nur auf gnadenloses Geprügel, sondern können auch richtig fett groovende Mid Tempo-Songs schreiben ("Blow Job Time Pt. 2"), welche die Platte auflockernu nd nicht so vorhersehbar machen. Als Fazit kann nur ein anderkennendes "Gut so!" stehen, "Shibari Kata And OtherPractices" hat das locker verdient.
BOB CATLEY liefert mit seinem neustem Solowerk ein Album in bester MAGNUM-Tradition ab. Auf "Spirit Of Man" hat es der stimmlich immer noch unverkennbare Engländer auch ohne seinen kongenialen Partner Tony Clarkin geschafft zwölf Ohrwürmer mit erhabener Grundstimmung aufzunehmen und dabei keinen Ausfall zu produzieren. Neben dem durchgehend hochmelodiösen Niveau von Album Nummer fünf fällt vor allem eines gleich auf - soviel MAGNUM gab es schon lange nicht mehr. Ob der recht schnelle Hard Rock-Opener "Heart Of Stone" oder das nachfolgende, rhythmisch stampfende "Moment Of Truth” - BOB CATLEY legt sich erst mal mächtig ins Zeug. Ganz stark wird es aber auch immer dann, wenn BOB CATLEY die richtige Mischung aus epischem Bombast und dramatischem Gesang findet, wie bei der Powerballade "Last Snows Of Winter" und dem abwechslungsreichen "The Fire Within Me”. Mit der abschließendem, fast 8 Minuten langen melodischen Hymne "End Of The Story" kommt dann das krönende Ende einer guten Stunde zeitlos hochklassiger Rockmusik. Im Vergleich zum teilweise doch etwas zwiespältig aufgenommenem letzten MAGNUM-Opus "Brand New Morning" ist "Spirit Of Man" stärker und doch noch eine ganze Ecke rockender ausgefallen - um nicht gleich zu sagen, "Spirit Of Man" ist mit einem hörbaren Hang zum eigenen "Achtziger Jahre Sound" versehen worden. Hier muss der hungrige AOR-Jünger einfach zulangen und der MAGNUM-Fan tut es sowieso.
Nach einem mehr oder weniger kompletten Line-Up-Wechsel (von der Urbesetzung ist nur noch Gitarristin Susan dabei) haben Hollands DESENSITISED Anfang 2005 ihr neues Album "Virus Of Violence" fertig gestellt und sich auf Labelsuche begeben. Hat aber nicht den gewünschten Erfolg gehabt, Anfang 2006 ist die Scheibe immer noch nicht veröffentlicht. Daraufhin hat die Band fünf der neuen Songs auf eine Promo gepackt, um mal ein wenig Werbung zu machen. Und wenn die fünf Songs wirklich repräsentativ für das komplette Album sind (und nicht die sprichwörtlichen Rosinen), dann steht Freunden gepflegten Death Metals eine echte Granate ins Haus, soviel ist nach dem Genuss der Promo sicher. DESENSITISED haben sich seit der letzten Schiebe, der Split, deutlich gesteigert und die Thrash-Anteile ad acta gelegt, um sich auf den guten alten Death Metal zu konzentrieren. Die CARCASS-Verweise sind immer noch da und stärker als je zuvor, sogar den unvergleichlichen Groove der Legende haben DESENSITISED hinbekommen - bei jedem Song. Susan hat technisch noch ein paar Schippen draufgepackt und kann sowohl die Songs antreiben als auch Akzente setzen. Die Produktion ist druckvoll und nicht zu klar, passt einfach wie die Faust aufs Auge. Wenn DESENSITISED noch ein paar mehr solcher Songs geschrieben haben und auf das Album packen, wird’s ein echter Hammer! Also Daumen drücken, dass sich bald ein Label der Band annimmt!
Obwohl die Koblenzer METAL INQUISITOR bereits seit 1998 existieren, brachten sie es neben mehreren Demos und Compilation - Beiträgen auf erst ein Studiowerk, nämlich "The Apparition" aus dem Jahre 2002. Nur leider ist dieses Werk bei der Traditionalistengemeinde etwas untergegangen und bescherte der Band nicht den durchschlagenden Erfolg, den sie verdient gehabt hätte. Das sollte sich jetzt aber mit "Doomsday For The Heretic" ändern, denn mit ihrem neuen Album hat das Quintett keinerlei Gefangene gemacht! Selten bekommt man eine Scheibe zu hören, auf der es keine Ausfälle gibt und die von vorne bis hinten ehrlich, durchdacht und im sprichwörtlichen Sinne "true" klingt. METAL INQUISITOR orientieren sich sehr stark an der NWOBHM, lassen aber auch hörbare US - Einflüsse erklingen und erinnern auf der einen Seite zwar schon an die Eisernen Jungfrauen, RAVEN oder alte SAXON, auf der anderen Seite aber auch an Bands wie AGENT STEEL (speziell bei schnelleren Passagen und ein wenig durch El Rojos klaren, kräftigen Gesang) oder RIOT zu "Fire Down Under" - Zeiten (um nur ein Beispiel zu nennen). Unterm Strich stehen Songs, die jeden Fan, der nicht ausschließlich auf kellertief gestimmte Gitarren und Gegrunze steht, mit Volldampf vom Hocker blasen! Eingängig, hymnisch, ohrwurmkompatibel und einfach nur zum Ausrasten mitreißend sind Stücke wie der geniale Titelsong, "Restricted Agony", "Thane Of Cowder", "Midnight Rider" oder die obergeilen "Legion Of Grey" und "M4 - A1" ausgefallen und weisen gerade im Gitarrenbereich manch etablierten, "großen" Act in die Schranken. Absolutes Highlight des Albums ist meiner Meinung nach das achtminütige "Infamia", eine göttliche Achterbahnfahrt, die, wie auch der Rest von "Doomsday For The Heretic", zum Besten gehört, was der traditionelle und unverfälschte Metal seit Jahren hervorgebracht hat. Am Ende hat man mit "Invader" ein sehr gut umgesetztes JUDAS PRIEST - Cover (dessen Original, vom "Stained Class" - Album, wohl auch nicht jeder kennt…) und mit "Bad Boys Hardrock Police" noch einen Bonustrack (nur auf der CD - Version) am Start, der als coole Rock´n´Roll - Hommage an Bands wie AC/DC oder ROSE TATTOO zu verstehen ist, mit dem Rest des Materials aber nicht ganz mithalten kann. Kurz und gut: dieses Album ist der ultimative Pflichtkauf für alle, die auf Heavy Metal in seiner reinsten Urform stehen und eines der größten Highlights in diesem Bereich seit Ewigkeiten!
Hui, wieder nur 1000 Stück gibt’s von dieser Wiederveröffentlichung - alle vier Re-Releases zusammen gibt’s sogar inner latscho Box. Vielleicht sollten sich Black-Metal-Fans ursprünglicher Tonarten allerdings auf diesen Re-Release von 1995 beschränken, denn es scheint der beste Output der Griechen zu sein. Und das liegt nicht nur an den hochattraktiven Tüten der nackten Hexe auf dem Cover. Das liegt vor allem daran, dass sich die Jungs seinerzeit auf nachvollziehbarere Songstrukturen besonnen haben, mehr Gas geben und so einfach mehr Stimmung erzielen. Eindringliche Keyboard-Parts verstärken dann sogar die dämonische Wirkung der Lieder, manchmal grüßt sogar zwischen all dem Rumpelsound sogar alte Tiamat. Insgesamt erinnern die Südosteuropäer jetzt oftmals an Genreverwandte wie Nifelheim und Co., stehen für Aggro-Rumpel-Di-Pumpel-Chaos mit gelegentlichen Highlights. Letztlich aber bleibt weiterhin die Frage, wen das erneut interessieren sollte? Wie gesagt, der Sound ist nicht extrem super, Tittenbilder gibt’s auch woanders, Songs haben andere bessere gemacht. Aber vielleicht öffnet sich hier eine ganz neue Zielgruppe: Manowar-Fans go Black-Metal. NECROMANTIA covern (eher mittelmäßig, aber wenigstens eigenwillig) als kleinen Bonus "Demon’s Whip" von eben jenen geölten Muskelzwergen. Prima, oder?
Danke, schwarze Lotus-Blume, auf die griechischen Necromanen haben wir nicht nur gewartet, sondern uns auch nach den Re-Releases von vier ihrer Veröffentlichungen förmlich gesehnt haben. Den Anfang macht der 93er-Output. Es rumpeltan allen Ecken und Enden, total underground uns überhaupt und so. Toll auch, dass erstens niemand mehr von der Originalbesetzung dabei zu sein scheint und die Songs mal so richtig bollern. Erinnert an schlechten Sodom-Sound, weil der Bass enorm prägend puppelt. Das ist weder einzigartig noch irgendwie schwer cool. Klingt alles ein wenig böse, also nach Black Metal im Kinderschuh, wird böser durch sphärisches Gedudel und hysterisches Gejammer - ach und das Ganze hält sich meist im mittleren Tempobereich auf. Die Soundqualität ist trotz digitaler Remastering-Versuche immer noch Grütze. Und es rumpelt und hakt nicht nur allerorten, sondern obendrauf tun die amtierenden Europameister auch noch extrem nervige Instrumental-Parts. Rundherum eine Scheibe, die man haben MUSS. Oder etwa nicht? Mist, und sie sind auf 1000 Exemplare limitiert. Bin mal gespannt, wer alles leer ausgeht von allen Nekromantikern dieser Erde. Echt ne Scheibe für die persönliche Grotten-Sammlung. Was gegen ein Kauf spricht? Eigentlich nichts, außer der tatsächlich gelungenen Bonus-Cover-Version von obercoolen Omen-Stück "Death Rider". Könnte aber auch an dem Song an sich liegen.