ZAO waren schon immer eine der eigenwilligsten Bands im HC/Metalcore-Zirkus - das ändert sich auch mit ihrem neuen Longplayer "The Fear Is What Keeps Us Here" nicht. Sperrig, brutal und verstörend gehen die Amis zu Werke und liefern eine Platte ab, die seinem direkten Vorgänger in nichts nachsteht. Die Produktion ist trotz Studio-Wechsel furztrocken und erinnert wieder an NEUROSIS, die Songs sind eine Achterbahnfahrt der Gefühle und lassen den Hörer mit offenem Mund zurück. Emotional genauso intensiv wie NEUROSIS oder CONVERGE, sind ZAO deutlich schneller unterwegs und haben eine stärkere Metal-Schlagseite. Wie gewohnt schafft es jeder Song, zwischen Komplexität und Eingängigkeit den goldenen Mittelweg zu finden und so den Hörer gleichzeitig zu fordern, aber eine Überforderung zu vermeiden. Die Songs isnd etwas kompakter und kommen eher auf den Punkt, aber immer noch weit entfernt von Easy Listening. Große Platte, die am Besten unter Kopfhörer genossen wird und ihre Durchläufe braucht.
23 Monate waren SHINEDOWN unterwegs um ihren Erstling zu präsentieren. Nichts ungewöhnliches in den Staaten, denn wer dort erfolgreich sein will, muss Live Präsenz zeigen. Und die illustre Liste der Bands für die das Quartett eröffnen durfte zeigt neben den Superstars von Van Halen auch das Umfeld auf, in denen man sich einzuordnen gedenkt: Tantric, Saliva, 3 Doors Down und Life Of Agony. Dabei gingen die Jungs aus Jacksonville/Florida nicht auf Nummer sicher und kopierten einfach ihr in den Staaten mit Platin ausgezeichnetes Debüt "Leave A Whisper". "Us And Them" braucht nämlich ein paar Durchläufe mehr um eine ähnliche Wirkung wie das eingängige Debüt zu entfalten. SHINEDOWN haben songwriterisch dazugelernt und geben so ihren 13 Songs einen Tick mehr Komplexität und damit eine erhöhte Langzeitwirkung. Eröffnet wird das Zweitwerk mit einem Intro (gähn!); aber der "The Dream" betitelte und von einem Kind fast gebetsartig gesprochene 60-Sekünder lohnt textlich das genauere Hinhören. Schon der intensiv treibende Sound des darauffolgende Openers "Heroes" überzeugt und zeigt den Weg für die folgenden Rocksongs auf. Da sollte man sich noch die melodische, auf Airplay getrimmte Single "Save Me", das sehnsüchtig rockenden "I Dare You" und das an Audioslave erinnernde "Fake" zu Gemüte führen. Was dabei durchgehend hörbar ist. Die Einflüsse von SHINEDOWN kommen von Bands wie Soundgarden, Alice In Chains und Pearl Jam, bis zurück zu den großen alten Herren von Led Zeppelin. Und was auch noch stimmt - mit Brent Smith haben die Jungs einen Sänger am Mikro, welcher Stimmlage wie auch Stimmungslage exzellent rüberbringt. Die ruhigeren Tracks atmen dann spürbar Chartluft der Marke Creed und 3 Doors Down ohne eine gewisse eigenständig harte Note vermissen zu lassen: die melancholisch powervolle Ballade "Beyond The Sun" und das akustische "Shed Some Light". Klasse auch noch das über 7-minütige, mit kräftigem 70er-Flair ausgestatte "Lady So Divine� - da hat man sich was zugetraut. Für Fans von Rockmusik in Reichweite genannter Bands sollten SHINEDOWN mit "Us And Them" dann auch hochwertiges Neufutter darstellen und so manchen hochgelobten Act im heimischen Player Konkurrenz machen können.
Nach über zwei Jahren geht es endlich weiter mit einem neuen Hammerwerk der Band mit diesem coolen Namen und vor allem dessen absolut einmaliger Schreibweise - A_liFe [DivideD]. Nach dem äußerst starken Vorgängerwerk "Virtualized" und den durchweg positiven Reaktionen aller Orten hätte die logische Konsequenz eigentlich nur ein Plattendeal sein müssen, aber leider weit gefehlt - die trendanbiedernde Musikindustrie aber auch die zahlreichen Underground Labels haben hier wiedereinmal selig geschlafen. Egal, auch die Jungs selber haben sich davon offenbar nicht unterkriegen lassen und mit "Far" gleich ein weiters Highlight rausgehauen. Das Artwork erinnert mich etwas an ältere RUSH Alben, musikalisch führt dieser bayerische Sechser, zwar weniger progressiv als die Kanadier, aber durchaus ähnlich eigenständig, den eingeschlagenen Weg des Vorgängers konsequent weiter fort: Heftig-wuchtige Metal Riffs treffen hier auf elektronische Sounds/Programming in Verbindung mit hymnisch-bombastischen Arrangements und ein toller Sänger Jürgen Plangger der sowohl die vielen melancholisch-düster tragenden Elemente als auch die etwas weniger vorkommenden Shouter/Growl-Parts zielsicher ins Mikro singt.
Auf sämtlichen der 15 enthaltenen Kompositionen überzeugt besonders dass abwechslungsreiche Songwriting sowie die handwerklichen Fähigkeiten einer ungewöhnlich kreativen Band, dies diesmal nocheinmal eine Schippe drauf gelegt hat und den aufgeschlossenen Hörer auf über 70 Minuten gebannt nicht mehr vom CD-Player wegläßt. Stilistische Grenzen, eingeengte musikalische Horizonte oder genreübergreifende Berührungsängste sind für A_liFe [DivideD] absolute Fremdwörter - diese Band hat tatsächlich ihren ganz eigenen Sound geschaffen. Floskeln wie "klingt nach "xy" sind hier ziemlich fehl am Platz. Am ehesten helfen da noch (aber nur als grobe Orientierung) vielleicht Bandreferenzen die locker von DEPECHE MODE, MASSIVE ATTACK über LINKIN PARK hin zu modernem Metal wie DEVIN TOWNSEND reichen. Die hier immer mal wieder eingestreuten Wavebestandteile wirken nie zu poppig oder flach sondern entwickeln in Verbindung mit den modernen Metal-Riffs sowie einem fast schon ungestümen Power Drumming eine ungeheure Energie, man kann sich dieser Reise voller packender Melodien und melancholischer Atmosphäre, bei der pathetische Balladen auf Industrial treffen, eigentlich garnicht entziehen. Meistens haben solche Bands die versuchen heftige Gitarrenwände mit ebensoviel Elektronik zu verbunden die Schwierigkeit weder Fisch noch Fleisch zu sein und daher aufgrund (zu vieler) Kompromisse auf Dauer keine passende Mischung zu schaffen, die Fans beider Lager gleichermaßen zufrieden stellt. Dieses Problem haben A_liFe [DivideD] zu keiner Sekunde - hier werden Metaller und (Dark) Waver ihre Seelenheil zusammen finden und gemeinsam in der ersten Reihe vor der Bühne die Köpfe kreisen lassen. Als Anspieltipps sind neben dem klasse episch-dramatischen "Some Kind Of Grey", die rotzige Abgehnummer "Hand Of Healing" noch die beiden Schlußtracks "Matter Of Sight" mit monumentalen Streichereinsatz und weiblichem Gegenpart sowie "City For Help" mit einfühlsamer Chorbegleitung zu nennen. Die 12 EUR plus Porto für "Far" über die HP der Band lohnt sich in jeder Hinsicht: man bekommt 72 Minuten faszinierende Musik mit einer satten Produktion und gelungener Aufmachung.
ANIMA NAÏVE (bedeutet soviel wie "kindisch" oder "naive Seele") sind eine hoffnungsvolle Combo aus Italien welche sich, ach wunder, dem Gothic Metal verschrieben hat. Das Quintett setzte dabei auf Death Metal-artige Gesangspassagen und opernhafte weibliche Vocals. Wobei beide ihre Sache gut machen; obwohl die Opernstimme doch in einer sehr hohen Tonlage angesiedelt ist und das doch schon mal etwas gewöhnungsbedürftig ist ("7 Black Crows"). Sängerin Ilaria "Banshee" studiert italienischen Operngesang und Moderne Literatur und nutzt ihre Gothic Metal Band als Alternative zu ihrer klassischen Ausbildung - ergo: das die Dame trällern kann hört man. Das sie in normalen Tonlagen ebenfalls was zu bieten hat, hört man beim besten Song der Demo "Niobe" gut heraus. Mit "Kiss Of Death" haben ANIMA NAÏVE noch einen zweiten, etwas raueren Song im Petto der zu überzeugen weis. So kann man dem Underdog neben den vorhandenen musikalischen Potential auch schon eine gewisse Kompositionsreife zugestehen. Allerdings ANIMA NAÏVE sollten rascher auf den Punkt kommen und auch einen Tick mehr wert auf nachvollziehbare Melodien legen - insbesondere der Opener "7 Black Crows" und auch "Not Angels" sind etwas langatmig geraten, da fehlt auch noch das eine oder andere Überraschungsmoment. Trotz harter Growls und entsprechen treibenden Drumming bewegen sich die vier Tracks allesamt im Mid-Tempo. Die Band bemüht sich, auch mittels Keyboards eine dunkle, emotionale Atmosphäre zu schaffen, was vor allem in den ruhigeren, spärlicher instrumentalisierten Momenten gelingt. Anzumerken bleibt noch dass die Produktion für eine Demo echt ordentlich ist, ob es aber wirklich noch einen knapp 3-minütigen Hidden Track brauchte, welcher eigentlich nicht mehr wie eine elektronische Soundcollage ist, lass ich mal dahingestellt sein. Wer mal reinschnuppern möchte - "Niobe" und "Kiss of Death" stehen auf genannter Homepage zum Download bereit.