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Seediq Bale

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Jau! Nachdem die Japaner seit ein paar Jahren ins schwarzmetallische Geschehen eingreifen, melden sich nun auch die Chinesen zu Wort. CHTHONIC, die sich nach dem griechischen (!) Gott der Unterwelt benannt haben, stammen aus Taiwan und spielen symphonischen Black Metal, der (wie fast immer) sehr stark an die großen Vorbilder dieses Genres, DIMMU BORGIR, angelehnt ist. Mit "Seediq Bale" nimmt sich das fies und sehr geschmackvoll angepinselte Sextett des Jahrtausende alten Volkes Seediq und seiner Kultur an, das zu den Ureinwohnern Taiwans zählt (Näheres dazu in der Band-Biographie). Und eigentlich ist das Album auch nicht wirklich neu, sondern erschien bereits 2005 in einer taiwanesischen Version und mit anderem Artwork. Nun ist die englische Version hierzulande erhältlich und präsentiert die Band aus dem Reich Der Mitte auf erstaunlich hohem Niveau. Die Produktion von "Seediq Bale" erfüllt locker internationale Standards, die Stücke sind enorm vielschichtig, was dem Album eine hohe Halbwertzeit beschert, und einen gewissen Wiedererkennungswert kann man CHTHONIC, trotz der offensichtlichen Einflussgeber, auch nicht absprechen. Meist rasend schnell und bombastisch geht es zu, wobei das Keyboard zwar manchmal "piepsig" daherkommt, aber angenehm selten dominiert und auf den Wecker geht. Und auch der Wechselgesang aus Dani-Filth-artigem Kreischen und tiefen Growls weiß zu gefallen. Lediglich ein paar kleine Kritikpunkte müssen die Volksrepublikaner einstecken: mit der omnipräsenten Doublebase übertreibt es die Band (wie leider auch viele ihrer Artgenossen) doch etwas, und beim weiblichen Operngesang von Doris (!) wäre weniger auch mehr gewesen; die Dame heult für meinen Geschmack doch etwas zu sehr und oft herum. Abgesehen von diesen kleinen Schönheitsfehlern, ist "Seediq Bale" ein erstklassiges Album mit Langzeitwirkung geworden, das das düster-metallische China unerwartet stark repräsentiert und obendrein noch vier Videos enthält. Wenn CHTHONIC ihre wenigen Macken noch ausbessern, dann ist das nächste Mal sicher schon der "Tipp" fällig. Ach ja, im Sommer wird es heißen: Sechs Chinesen ohne Kontrabass spielen in Wacken und verbraten Euch was!

Seediq Bale


Cover - Seediq Bale Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9 + 4 Videos
Länge: 61:19 ()
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Mythmaker

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Die altgedienten Szeneveteranen und Industrial/EBM-Vorreiter SKINNY PUPPY haben sich schon auf "The Greater Wrong Of The Right" zu clubbigen Sounds hingezogen gefühlt und lieferten Breakbeat-durchtränkte, gar poppige Sounds ab. Was einerseits modern klang, entzog ihrer Musik zu weiten Teilen die Experimentierfreude. Wer sich daran störte, könnte mit dem gelungeneren "Mythmaker" durchaus wieder glücklich werden. Knapp drei Jahre nach ihrem letzten Album sind SKINNY PUPPY mit einem tollen Album zurück. Tanzbarkeit überlässt man 2007 weitestgehend ganz entspannt den Jüngeren. "Mythmaker" besinnt sich endlich wieder auf die Stärken des kanadischen Dreiers um Ogre, cEvin Key und Mark Walk: Die Überlegene Erfahrung beim Einsatz der Elektronik, ein bis ins Detail durchdachtes Soundgerüst und nicht zuletzt den Willen mit den Sounds zu spielen. "Magnifishit" beginnt mit epischer Dramatik und einer kleinen Melodie, die einfachen Beats kokettieren mit einem militärisch anmutenden Marsch. Und auch wenn sie kein dominierendes Element auf "Mythmaker" darstellt, genießen es SKINNY PUPPY sichtlich, sich im Spannungsfeld aus kraftvoller Breite und sehr sparsam instrumentierten Parts zu bewegen ("Haze"). Die Ballade "Jaher" überraschend im Gegensatz dazu mit einem erstaunlich prägnanten und wenig effektbehafteten Gesang Ogres, der zusammen mit einer Akustikgitarre einen träumerischen Sound erzeugt. Als Hommage an das Vorgängeralbum gerät das fetzige und Single-taugliche "Politikil", das seine Electro-Rock-Härte aus einer Gitarre zieht (die hängt um den Hals von nicht-Gründungsmitglied M. Walk). "Politikil" markiert dennoch für mich die schwächere Seite des Albums, da es abgesehen von einem cool-spacigen Zwischenpart zu langweilig ist - da überrascht es nicht, dass "Politikil" zum Soundtrack eines Computerspiels gehört, denn so klingt es auch. Die Breakbeats integrieren sich harmonischer ins Klangbild als auf dem Vorgänger, prägen aber den Sound bei Songs wie "Ambiantz" - aus dem eine grandios platzierte Kirchenorgel die Quintessenz herausholt. Richtig ätzend werden SKINNY PUPPY aber beim abschließenden Übersong "Ugli". Es ist nicht die brutale Härte die etwa MINISTRY dafür auffahren müssen. Es sind krachige Samples die sich bisweilen ins schmerzhafte Zusammentürmen ohne an sich aggressiv zu sein, ein rasiermesserscharfes Gitarrenriff und eine monotone Wiederholung der "Jesus wants to be ugly"-Textzeile die dem Hörer einiges abfordern - denn neben der musikalischen Peitsche an die man sich gewöhnen könnte, gibt es immer wieder das richtige Maß Zuckerbrot - hier in Form eines durchaus eingängigen Chorus. Bissige Texte mit zeitgenössischen Themen treffen bei SKINNY PUPPY endlich auch wieder auf intelligent gemachte Elektronik. Es gibt nicht viele Bands, die das nach einem Vierteljahrhundert Szeneaktivität von sich sagen können.

Mythmaker


Cover - Mythmaker Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 49:0 ()
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Trollskau, Skrømt Og Kølabrenning

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Bei MYRKGRAV handelt es sich nicht wirklich um eine Band, sondern um das Ein-Mann-Projekt des Norwegers Lars Jensen. Lediglich ein paar Gastmusiker (hauptsächlich für cleane und weibliche Vocals) hat sich das Allroundtalent gegönnt, ansonsten entstand "Trollskau, Skrømt Og Kølabrenning" weitestgehend in Eigenregie. Dass das 2004 erschienene Demo "Fra Fjellheimen Kaller..." mittlerweile vergriffen ist, scheint verständlich, wenn man sich das neue Werk zu Gemüte führt. Abgesehen von einer recht dünnen, blechernen Produktion wartet dieses Debüt mit einer ganzen Palette durchweg sehr gelungener Viking/Pagan Metal-Hymnen auf, die neben epischen, melodischen Momenten auch genug Platz für schwarzmetallische Raserei bieten. Dabei begeht MYRKGRAV nicht den Fehler, seine Stücke mit unnötigem Keyboard-Pomp zuzukleistern oder billige Schunkelpassagen mit "Sauflied-Faktor" einzubauen. Mit der allzu "fröhlichen" Variante dieses Genres hat Herr Jensen nicht sonderlich viel am Hut, sondern die Musik tendiert eher in Richtung MOONSORROW, VINTERSORG oder der FALCONER-Vorgänger MITHOTYN (an deren "King Of The Distant Forest" mich "Trollskau, Skrømt Og Kølabrenning" auch in Sachen Sound ein wenig erinnert), wobei natürlich einige lockere Folk-Passagen nicht zu kurz kommen. Wer sich also für diese Bands begeistern kann, sollte sich erstklassige Songs wie den Ohrwurm "Fela Etter´n Far", "Oppbrennerbønn", "Tjernet" (klasse!) oder das tolle, sehr melodische "De To Spellemenn" nicht entgehen lassen, denn das Album steckt voller solcher Perlen!

Trollskau, Skrømt Og Kølabrenning


Cover - Trollskau, Skrømt Og Kølabrenning Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 44:24 ()
Label:
Vertrieb:
Band:

Outworld

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Band:

Shaw Blades

www
Band:

Danny Vaughn

KEINE BIO!
Interview:

Rose Tattoo

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InterviewEuer letztes Studioalbum liegt nun mittlerweile an die vier Jahre zurück?



Oh, ist das schon so lange her? Hilfe!



Was ist denn in dieser Zeit alles passiert, außer natürlich dem tragischen Tod Eures Silde-Gitarristen Pete Wells?



Gleich nach dem Erscheinen unseren letzen Albums "Pain" fand Pete heraus, dass er an Krebs erkrankt war. Er bekämpfte die Krankheit dann für drei Jahre. Was mich am meisten daran bedrückt, ist, dass wir uns für das neue Album zusammensetzen und wieder zurück zum Blues kehren wollten. Wir warteten auf ihn, bis er es schafft, seine Krankheit zu überwinden. Aber leider ist das nicht passiert. Sechs Monate, bevor er starb, sagte ich zu ihm: "Wir warten auf Dich, bis Du wieder auf dem Damm bist, damit Du auf dem Album spielen kannst!". Es sollte nicht so kommen, aber er wollte, dass wir das Album auf jeden Fall fertig machen.



Standet Ihr vor der Wahl, die Band durch den Verlust von Pete auflösen zu müssen?



Es war schon sehr schwierig! Ungefähr ein Jahr, bevor er starb, dachte ich, dass ich nicht ohne ihn werde weitermachen können, falls er den Krebs nicht überlebt. Als es ihm dann aber immer schlechter ging, sprachen wir darüber, und er wollte, dass die Band weitermacht. Er sagte zu mir: "Angry, wenn Du weitermachen willst, dann mach das auch!". Ich meinte zu ihm, dass ich nicht weiß, wie ich mich fühlen werde, wenn er nicht mehr da ist und noch nicht weiß, ob es weitergeht. Ganz kurz vor seinem Tod dachte ich aber, dass es gut sei, nicht aufzuhören und ihn zu ehren, indem die Band weiter existiert.



Du meinst also, er hat gewollt, dass ROSE TATTOO weitermachen?!



Er hat mich nie danach gefragt und immer gemeint, dass es meine Wahl sei. In seinem Herzen wollte er aber, dass die Band nach seinem Tod weitermacht, davon bin ich überzeugt.



Inzwischen habt Ihr ja mit Dai Pritchard einen neuen Slide-Gitarristen gefunden. Ist er denn ein festes Mitglied von ROSE TATTOO, und hatte Pete ihn noch kennen gelernt?



Oh, ja! Dai ist bereits seit vielen Jahren ein Freund von uns. Als Pete zu krank wurde, um noch mit uns spielen zu können, probierten wir ein paar verschiedene Gitarristen aus, aber am Ende war Dai derjenige, den Pete wollte. Es war bei Pete schon einige Zeit vor seinem Tod absehbar, dass er früher oder später sterben würde, und Dai war der Mann, der als Nachfolger am Natürlichsten schien. Er ist ein sehr starker Spieler und beherrscht seine Sache sehr, sehr gut. Er wollte immer Slide-Gitarre spielen, hatte es aber vor seinem Einstieg bei ROSE TATTOO kaum getan.



Ihr habt ja vor Eurem neuen Album mit dem Song "Black Eyed Bruiser" eine Single vorab veröffentlicht. Handelt das Stück von Pete?



Der Song ist eine Coverversion! Wir haben ihn nur als Single zur Promotion veröffentlicht. In Australien gibt es einen Sänger namens Stevie Wright, er hat bei der Band EASYBEATS (deren größten Hit "Friday On My Mind" fast jeder Rockfan kennen sollte - Anm. d. Verf.) gesungen. Die beiden Gitarristen der EASYBEATS waren George Young, der ältere Bruder von Angus und Malcolm Young, und Harry Vanda. Nachdem sich die Band aufgelöst hatte, nahm Stevie Wright eine ganze Collection an Soloalben auf, und "Black Eyed Bruiser" ist ein Song von einem dieser Soloalben. Er ist heute ebenfalls sehr krank, und ich habe ihn immer als Sänger geliebt! Darum nahmen wir den Song als Tribut an ihn auf, und er geriet so gut, so dass jeder sagte, dass er auch auf dem neuen Album stehen soll.



Auf der Single stehen außerdem noch drei Live-Songs vom Benefiz-Konzert für Pete. War das für Euch ein historischer Gig?



Das war die einzige Möglichkeit, Pete noch ein letztes Mal mit uns auftreten zu lassen. Als wir in den Pre-Productions für das neue Album steckten, war Pete bereits zu krank zum Spielen, so dass wir uns entschieden, ein paar der alten Songs mit auf die Single zu nehmen, weil er dort noch zu hören ist.



Es heißt im Inlay der CD, dass die Einnahmen aus diesem Gig einer Organisation namens "Support Act" zufließen. Was bedeutet das genau?



Das ist ein Fond, der Musikern hilft, wenn sie erkrankt sind oder einen Unfall hatten und kein Geld haben. Sie unterstützen dann die Familien, bezahlen die Rechnungen oder kaufen Essen. Sie geben diesen Musikern dann Geld.



Einer Eurer neuen Songs heißt "December 3rd, 1854". Was hat es denn damit auf sich?



Das ist das Datum der Rebellion in Eureka, Australien, wo die Minenarbeiter gegen die britischen Truppen aufstanden, die so genannte "Eureka Stockade Miners Rebellion".



Wird das neue Album denn anders als "Pain" klingen? Mit was für Überraschungen können wir rechnen?



Eine Überraschung wird es in der Hinsicht geben, dass die Band einen leicht veränderten Sound hat. Ich denke, es ist eher an den wahren, originalen Stil angelehnt, weil es wieder etwas zurück zu einer Blues-lastigen Basis geht. Es wird vier oder fünf Stücke geben, die sehr stark vom frühen Blues beeinflusst sind. Und ein paar der anderen Stücke werden eher nach modernem Rock´n´Roll klingen.



Das Album sollte ursprünglich den Titel "Once In A Lifetime" tragen, wie auch einer der Songs betitelt wurde. Was geschieht in Euren Augen ?einmal im Leben??



Im übertragenen Sinn gibt es im Leben jedes Menschen definierende Momente, aber im romantischen Sinn bedeutet es für mich, dass ich Pete einst traf und mit ihm die Band gründete. Das war solch ein definierender Moment, aber auch sein Tod war ein definierender Moment. Das Leben besteht aus lauter "Einmal im Leben"-Momenten, die passieren und den Kurs Deines Lebens verändern.



Soll das Ganze eigentlich andeuten, dass dieses Album das letzte von ROSE TATTOO sein wird, oder werdet Ihr hinterher noch weiter machen?



Nein, nein, wir planen schon das nächste Album!



Ich habe es insgesamt ein wenig so verstanden, dass Pete dieses Album gerne komplett gehabt hätte, und danach sollte das Kapitel ROSE TATTOO endgültig geschlossen werden.



Bevor er starb, schwirrte diese Idee bei mir im Kopf herum, das stimmt. Ich dachte, wenn er tot ist, werde ich die Band ebenfalls begraben, aber das war auch nicht sein Wunsch. Als sein Tod dann näher rückte, hielt ich es auch für eine gute Idee, die Sache weiterlaufen zu lassen, weil die Band nicht nur das Individuum herausheben sollte. Falls ich an Pete´s Stelle gestorben wäre, hätte es die Band wohl schwieriger gehabt, und ich weiß nicht, ob sie dann auch ohne mich weitergemacht hätte. Ich denke, der Geist der Band ist stärker als die Leute darin!



Ihr habt vor einigen Jahren ein Live-Album in Wacken mitgeschnitten. Plant Ihr weitere Live-Releases, vielleicht eine DVD?



Ja, eine DVD! Sie wird eine Menge Material von verschiedenen Shows enthalten, von ganz früher bis hin zur Benefiz-Show für Pete und unserem letzten Wacken-Gig. Es wird auf jeden Fall eine Menge Stoff sein, es ist wie eine Band-History.



Ein anderes Thema ist Deine Schauspielerei. Gerüchte besagen, dass Du eine Rolle im neuen "Mad Max"-Streifen haben sollst. Im dritten Teil bist Du ja auch schon aufgetaucht.



George Miller und ich haben darüber gesprochen, wir sind schon seit vielen Jahren gute Freunde. Vielleicht wird im nächsten Film ein Charakter auftauchen, den ich sehr leicht spielen könnte.



Was für eine Art von Charakter? Etwa ein Rock´n´Roller?



Ja!!! Zumindest eine Art Rock´n´Roller, ja. George ist sich aber noch nicht sicher, ob es überhaupt einen weiteren Teil von "Mad Max" geben wird. Er will es auf jeden Fall, und es ist auch schon einer geschrieben. Aber zuerst braucht er dafür das Geld und die Zeit, denn es ist eine riesige Produktion.



Das mit dem Geld verstehe ich schon, denn Mel Gibson ist sicher nicht gerade günstig zu bekommen?



Ja, da ist was dran, aber er benötigt Mel Gibson für diesen Film auch gar nicht. Vielleicht wird er die Rolle wieder spielen, aber es gibt noch andere interessierte Akteure, die das gerne übernehmen würden. Das sind aber auch große Schauspieler!



Arbeitest Du denn auch abseits dieser Filme als Schauspieler, oder sind das Deine einzigen Rollen?



Ja, denn die Schauspielerei ist nicht unbedingt mein Leben, haha! Ich mag es einfach nur, bei "Mad Max" aufzutreten.



Hast Du noch ein paar letzte Worte für Eure Fans in Deutschland?



Keep the faith!




Band:

Code

www
Band:

Sondaschule

www
Review:

Membranophonic Experience

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Hauptberuflich sowohl Schlagzeuglehrer als auch in einer regionalen Coverband mit dem pfiffigen Namen "Assholes" unterwegs, lebt der Andernacher Hans Jörg Schmitz hier auf seinem ersten Soloalbum "Membranophonic Experience" unter dem sehr coolen Künstlernamen KING OF AGOGIK wohl seine ganze Passion des "Felle dreschens" aus. Man könnte jetzt meinen, dass dieses toll aufgemachte Digipack nur was für (Fusion) oder Experimentalen Prog-Rock Freaks sein könnte aber weit gefehlt, denn diese 75 Minuten reine Instrumentalmusik sind zwar tatsächlich dermaßen abgefahren aber trotzdem absolut unterhaltsam zugleich. Keine Sekunde ist davon langweilig, ständig passiert irgendetwas, der Hörer gerät hier fast nie, trotz der coolen Anmerkung "A Drummers little Egotrip" nie in die Gefahr, dass sich ein mehr oder weniger virtuoses Schlagzeugsolo nach dem anderen aneinander reiht - ganz im Gegenteil. Der Junge hat sich neben ein paar äußerst fähigen Gastmusikern natürlich selbst ganz gehörig mit eingebracht und sprudelt nur so von Ideen aber vor allem Sounds, Samples, Geräuschen oder was auch immer in diesem Sektor mit modernster Technik alles möglich ist. Wer einmal ein RUSH-Konzert gesehen und dabei den genialen Neil Peart an seinem Rundum-Drumkitt, wild herumwirbeln sah, weiß was ich meine, so in etwa muß man sich wohl Schmitz ebenfalls vorstellen. Nach diesem Vergleich, da bin ich mir sicher, fallen sowieso ca. 98% aller bisher gekannten und kommenden Schlagzeugsolos komplett unter den Tisch, was besseres gibt es derzeit, außer vielleicht noch Mike TERANNA, wohl kaum in Sachen Drumming. Meister Schmitz darf sich also ohne Zweifel zu den 2% der lohnenswerten Schlagzeugsolofetischisten zählen, er hat sich außerdem noch stellenweise zu seinen eigenen Saitenkünsten noch fremde Gitarre sowie gleich zwei Bassisten dazugeholt. Aber alleine seine exzellente Technik sowie der ausgeprägter Hang zu extrovertierten Ideen fließen äußerst gekonnt in seine "Kompositionen" bzw. vielmehr üppigen Klangmalereien oder auch manchmal nur aus Geräuschansammlungen bestehenden Tracks mit ein. Insgesamt mit ganz leichten Abstrichen lassen sich die Songs wirklich gut anhören alleine schon das fast 15-minütige "Mc Wok (Voyage To Innocence)" mit diesen tollen asiatischen Klängen lohnen ein ausgiebiges Probehören. Er besitzt darüber hinaus eine wunderbare Selbstironie, die sich nicht nur in Worten "kingley composed and arranged" sondern auch bei seinen teilweise abstrusen Songtiteln ("Go where the pepper grow", "Me and the birch"), wenn er dann noch so stark betont "no sequences, no programming" diese Behauptungnehm´ nehm´ ich ihm natürlich nicht so ganz ab. Denn da sampelt es zwischen den meistens mit voluminös-sphärischen Keys umrahmten Tracks an allen Ecken und Enden, hier mal ein Sprachfetzen (die berühmte Rede von Martin Luther King - ist allerdings schon etwas abgedroschen) eingebaut oder da ein bekanntes Zitat verwendet (z.B. Die Stimme von Orson Welles). Musikalisch lassen sich bei näherem Hinhören ebenfalls bekannte Sachen von den BEATLES, ALAN PARSONS oder gar GENESIS als Soundanleihen finden - ja dies macht er alles sehr clever und mixt es frech, fröhlich frei zu dem ganz eigenen Klangkosmos des KING OF AGOGIK zusammen. Natürlich ist alles live eingespielt, vor allem die vielen Samples aber dies sollte man wohl mit einem leichten Augenzwinkern zur Kenntnis nehmen. "Agogik" steht ansonsten wohl u.a. für "Lesson of the individual arranging of the speed in a composition" dass allein sagt schon viel aus und damit gehört Hans Jörg Schmitz zu den ganz hoffnungsvollen Drummern der Szene. Insbesondere was seine erfrischende Originalität sowie sein relativ zurückhaltendes Spiel in Punkto ausufernde Solos betrifft (gibt´s natürlich auch, steht aber nicht so im Vordergrund) rechtfertigt er diese leicht gewagte Feststellung mit "Membranophonic Experience" aus meiner Sicht mehr als souverän.

Membranophonic Experience


Cover - Membranophonic Experience Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 18
Länge: 73:14 ()
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