Interessant! Im Info zu dieser Scheibe steht, dass TRELLDOM nie in Eile gewesen seien, "Til Minne…" fertig zu stellen. Einzusehen, wenn der Chef und Gründer der Band, Gaahl von GORGOROTH, einen Großteil seiner Freizeit hinter norwegischen Gardinen verbringt und damit beschäftigt ist, sich bei Land, Leuten und Fans möglichst unbeliebt zu machen. Aber anstatt ein zünftiges GORGOROTH-Live-Album im Knast aufzunehmen (Marke Johnny Cash), serviert uns der Herr eine Auswahl an B-Songs, die es in dieser Form vermutlich niemals auf ein Album seiner Hauptband geschafft hätten. "Til Minne…" scheint in all den Jahren irgendwie, irgendwo, irgendwann zwischen Morgenappell, Wäschereidienst und auf-dem-Hof-im-Kreis-laufen entstanden zu sein und läuft uninspiriert, vorhersehbar und austauschbar vor sich hin. "True Black Metal", im Sinne der Zielgruppe dünn und kratzig produziert, ist ja allgemein ouzo, aber mehr Dynamik dürfte es schon sein. Es reicht nicht mehr, die bereits vor 10 Jahren ausgelatschten Pfade von DARKTHRONE, SATYRICON oder meinetwegen auch MAYHEM zu betreten, die das seinerzeit allesamt deutlich besser hinbekommen haben. Und beim abschließenden, schiefen Folk-Instrumental "Eg Reiste I Minnet" kann man nur noch die Rübe schütteln, allerdings seitwärts. Echte Fans sollten trotz des bekannten Urvaters der Band lieber Abstand nehmen und die neuen Perlen von VREID, ISKALD, PANTHEON I oder TULUS anchecken, die allesamt um Längen mehr Substanz bieten als dieser zweitklassige Auswurf.
Nicht lange vor dem als definitiv letztem MINISTRY Werk angekündigten "The Last Sucker" gelangt auch ihr letztes Album noch mal ins Gerede: In Form eines Remix Albums "Rio Grande Dub". Es ist nicht das im europäischen Electro-Sektor übliche, beinahe inzestöse Namedropping, dass die MINISTRY Remixe auf "Rio Grande Dub" ziert. Zwei eher Stille Wegbeleiter Jourgensens, ClaytonWorbeck (REVOLTING COCKS) und John Bechdel, haben dafür gesorgt, dass die vor allem durch einige brachial verstörende Live-Auftritte mit dem letzten Album ins Hirn gebrannte Sound, eine neue Dimension enthält. Das Handwerkszeug ist bekannt, die Herangehensweise für diese Art von Musik natürlich nicht neu: Wie zu erwarten fielen den beiden Herren die Gitarren weitestgehend zum Opfer und finden sich nun nur noch in teils langatmigen Riff-Sample-Passagen wieder. Die Vocals wurden nach allen Regeln der Samplerkunst zerfetzt und neu aneinandergereiht, das Lieblingsfeindbild Bush bekommt auch hier allen Raum den Jourgensen einst dafür vorgesehen hatte. "Rio Grande Dub" ist nicht gänzlich des Lärms beraubt, aber kommt mit deutlich organisierterer Attitüde daher ohne dabei so was wie tanzbar zu werden. Teils zu monoton, generell mit stets ähnlicher Handschrift gemixt, fehlt mir hier auf Dauer etwas der neue Wind, der nach wenigen Songs verflogen ist. Die Songs wollen weiterhin verstören und schaffen dies auch - jedoch eher durch nervenzerfetzende Wiederholungen ("Palestina" ) als durch echte Hirn-Herausforderung. Eher gut hörbar bleibt dabei etwa das rockende "Lieslieslies (Cognitive Dissonance Mix)", einen schönen Spannungsbogen verfolgt "Kypher Pass (TX Bush Ranch Mix)" und ein Ohr wert, weil ganz anders, ist sicher auch das elektronisch dominierte (ohne die Gitarren der Vorlage zu verleugnen) "Fear Is Big Business (Weapons Of Mass Destruction Mix)". Der stampfende Chorus macht aber "Senor Peligro (La Zone Peligrosa Mix)" zu meinem Favorit. MINISTRY sind groß, dieses Album ist es nicht. Dieses Album verkürzt aber die Wartezeit, und das soll auch mal reichen.
Über die Achtziger kann man denken was man will, Einiges an cooler Musik wurde in dem Jahrzehnt veröffentlicht und beeinflusst bis heute die junge Generation. DOWN TO NOTHING haben sich dem schnörkellosen Hardcore verschrieben, der damals entstand und noch nicht mit Metal versetzt war oder auf Prollo-Attitüde setzte. Direkt, schnell, schön auf die Fresse, mit vielen Gangshouts, wird hier in nicht mal einer halben Stunde ordentlich auf die Kacke gehauen. Live drückt das zweifellos noch eine ganze Ecke mehr, aber auch auf Platte kann man sich dem hohen Aggressionslevel der Songs nicht entziehen, die gleichermaßen brutal wie variabel ausgefallen sind und Eintönigkeit vermeiden. Das Organ von Sänger David wird von den effektiven Gitarren (die immer im richtigen Moment auf eingängige Riffs setzen) und den treibenden Drums perfekt in Szene gesetzt, Ähnlichkeiten zu HAVE HEART in allen Bereichen sind da nicht von der Hand weisen. Eine ganz ganz feine HC-Scheibe, die sich einen Scheiß um Trends kümmert, sondern einfach ehrlich ist. Grandios, nur die kurze Spielzeit nervt.
DECLINE OF HUMANTY sind bislang nicht wirklich in Erscheinung getreten, jedenfalls außerhalb ihres Heimatlandes. Die sechs auf "Corrosive" vertretenen Songs werden allerdings kaum den Wunsch auslösen, die Band einmal live zu erleben, soviel vorweg. Der Franzosenhaufen gibt sich alle Mühe, um die knappe halbe Stunde interessant zu gestalten und reichert dazu das Death Metal-Grundgerüst mit Thrash Metal, klarem Gesang und corigen Parts an. Im Endergebnis klingt das aber nicht spannend, sondern wirr und anstrengend, zudem recht dilettantisch. "DOH Forever" ist dafür ein schönes Beispiel: der Drummer hat alle Mühe, den Takt zu halten und bekleckert sich technsich nicht mit Ruhm, der Gesang ist unterirdisch und die Gitarrenarbeit auf Musikschulenniveau. Ergibt im Endergebnis einen rumpeligen Song, bei dem kaum etwas zusammenläuft und der durch die drucklose Produktion zusätzliche Schwierigkeiten bekommt. Wäre der Track die Ausnahme, könnte man mit "Corrosive" leben, aber leider sind die fünf Kollegen keinen Deut besser. Neee, das ist nix.
Old-School-Thrash trifft auf deutsche Klassik, nicht nur bei der germanischen Vorliebe sind Vergleiche mit dem skandinavischen Querkopf und Sturmgeist gut und richtig. Und im Gegensatz zum SIGH-Vorgänger von 2005 ("Gallows Gallery") haben die Japaner deutlich an Tempo und Esprit zugenommen - und vor allem an Sound-Qualität. Vor allem die flotten Thrash-Parts bocken wie frisch gezapftes Bier, weisen trotz großen Tempos jederzeit Melodie und Groove auf. Therioneske Symphonie-Parts und rein klassisch-orchestrale Spielphasen machen des Henkers Hymnen interessanter als abgedreht. Und irgendwie würzen Mirai und Co. die in drei Akte eingeteilten zehn Songs mit einer (ganz) kleinen, feinen Prise Schwarz-Metall. Der bizarre Zug durch die Metal-Welt klingt als Ganzes stimmiger als befürchtet, aber eben längst nicht mehr so bizarr wie auf den vorherigen Outputs. Was wiederum andersherum nicht heißen soll, dass sich SIGH jetzt im Durchschnitt, im Mainstream, in der Belanglosigkeit fett gemacht haben. Die schon 1993 von Euronymus entdeckten (und gesignten) Japsen beweisen mit ihrem siebten Album wiederum ihren Sonderstatus, gehen zwar ein gutes Stück verträglicher zu Werke, bieten aber wiederum jede Menge Facetten zum Entdecken. Und das ist gut so.