Old-School-Thrash trifft auf deutsche Klassik, nicht nur bei der germanischen Vorliebe sind Vergleiche mit dem skandinavischen Querkopf und Sturmgeist gut und richtig. Und im Gegensatz zum SIGH-Vorgänger von 2005 ("Gallows Gallery") haben die Japaner deutlich an Tempo und Esprit zugenommen - und vor allem an Sound-Qualität. Vor allem die flotten Thrash-Parts bocken wie frisch gezapftes Bier, weisen trotz großen Tempos jederzeit Melodie und Groove auf. Therioneske Symphonie-Parts und rein klassisch-orchestrale Spielphasen machen des Henkers Hymnen interessanter als abgedreht. Und irgendwie würzen Mirai und Co. die in drei Akte eingeteilten zehn Songs mit einer (ganz) kleinen, feinen Prise Schwarz-Metall. Der bizarre Zug durch die Metal-Welt klingt als Ganzes stimmiger als befürchtet, aber eben längst nicht mehr so bizarr wie auf den vorherigen Outputs. Was wiederum andersherum nicht heißen soll, dass sich SIGH jetzt im Durchschnitt, im Mainstream, in der Belanglosigkeit fett gemacht haben. Die schon 1993 von Euronymus entdeckten (und gesignten) Japsen beweisen mit ihrem siebten Album wiederum ihren Sonderstatus, gehen zwar ein gutes Stück verträglicher zu Werke, bieten aber wiederum jede Menge Facetten zum Entdecken. Und das ist gut so.
Eine total kranke Division meinen Cypher und Mriik, die beiden Hauptakteure hinter dieser französischen Formation, darzustellen. Okay, ganz gesund sind die beiden Musiker sicher nicht, aber für die absolute Abgedrehtheit fehlt der Scheibe die apokalyptische Härte, die absolute Dunkelheit - und vor allem Dingen ein richtig, Weltuntergang-tauglicher Sound. Das soll jetzt aber nicht heißen, die Ekstase der Verrückten sei ein normales oder gar ein schlechtes Album. Der traditioneller ausgerichtete Metal-Fan wird Teile des Albums (wie das kakophonische, an die vollaufgedrehte Radiosender-Suche erinnernde "En Mon Âme Et Conscience") als puren Krach einstufen. Wer aber mit rohem Black Metal, fiesen Ausflügen in unheimliche Elektro- und Industrial-Bereiche leben (leben im übertragenen Sinne) kann, der sollte LA DIVISION MENTALE antesten. LDM machen "Noise Industrial Black Metal", da ist was dran - und das machen sie sogar ganz gut. Die versprochene "totale Morbidität, nur für die ganz Kranken", die bleibt ein wenig auf Strecke. Dennoch: Das Duo kann, sollte es weiter auf dieser Erde überleben, noch für einige Überraschungen sorgen. Und dann sollten sich auch die Gesunden in Acht nehmen, denn dann wird es wirklich mal so richtig harsch.
Vor vier Jahren haben sich Stefan Goetsch und Jan Elbeshausen zum Duo THE DANCE INC. zusammengetan. Ihre Musik war zunächst noch rein synthetischer Machart, doch nach und nach nahmen die beiden immer mehr Instrumente hinzu, so dass sie mittlerweile eine "richtige" Band geworden sind, die ihre Samples und Loops mit Drums, Bass und Keyboards kombiniert. Zwei EPs sind bereits erschienen, und mit "Legs And Arms" liegt jetzt das erste Album vor. Der Sound von THE DANCE INC. ist für einen Freund harter Gitarrenmusik anfangs allerdings schwer zu verdauen. Die Musik scheint irgendwo in den 80ern beim New-Wave-Pop stecken geblieben zu sein und erinnert an Bands wie SOFT CELL oder auch die ganz frühen TEARS FOR FEARS. Über graden, stumpfen Beats erklingen Synthie-Geblubber und Synthie-Bässe, und darüber liegt der klare Gesang von Jan Elbeshausen, der mal mehr an Marc Almond und mal mehr an David Bowie erinnert. Tonal ist er nicht immer ganz auf der Höhe, was aber zugegebenermaßen recht charmant rüberkommt. Um ehrlich zu sein, war aber mein erster Impuls, direkt die Stopptaste zu drücken. Gut, dass ich das nicht getan habe! Denn wenn man sich irgendwann an den Sound gewöhnt hat, erkennt man, dass sich dahinter tolle Songs verbergen, und irgendwann schälen sich sogar ein paar echte Perlen heraus. Seien es Stücke wie "You Can Help" oder "Don´t Run To The Suburbs", die trockene Grooves gegen melodieverliebte Refrains setzen, das getragene, intensive "Slow Heart" oder das spacige "Hard To Change" mit seinen wunderschönen, flirrigen Synthies - alle sind unwiderstehliche Ohrwürmer, die einen so schnell nicht mehr loslassen. Sicher, Rock ´n Roll ist anders. Aber wer sich auf die spezielle Atmosphäre der Musik einlassen kann oder wer sich mal auf eine akustische Reise in andere musikalische Gefilde begeben möchte, sollte hier unbedingt reinhören.
Es ist schon erfrischend, wenn hinter einem potentiellen Hype auch wirklich Substanz steckt. "Visual Kei" und die ganze (Mode-)Welle mag zwar stinken, Bands wie diese japanische aber haben es wirklich in sich. Gut, die Bezeichnung "ShockRocker" mag in den Augen und Ohren eines mehr oder weniger gestandenen Metallers übertrieben erscheinen, an der Güte der Musik aber ändert das nichts. "Mirror" ist vielleicht noch ein Stück gefestigter als der Vorgänger "|Coll:Set|", letztlich aber haben sich D’ESPAIRS RAY nicht groß geändert. Die J-Rocker rocken eben, zitieren Alternative-Bands, HIM und Korn, wandeln auf industriellen wie schockigen Spuren, man denke an Rammstein und Dings Manson. Dazu gesellt sich nicht zu klinischer High-Tech-Sound und ein wirklich guter, wandelbarer Sänger, der weich wie hart gut klingt (und natürlich japanisch singt). Das alles führt zu einer gut hörbarem, eingängigen Rock-Scheibe, die niemandem so richtig "weh tut", sondern einfach nur "nett" ist. Und das ist jetzt positiv gemeint. Fein: Neben der ohnehin schon langen Spielzeit dürfen sich die Käufer auch noch über zwei stylish-professionelle Videos ("Trickster" und "Squall") freuen - und über ein fettes Booklet. Eben typisch Gan-Shin.
Was ist denn die fünfte Kategorie? Unterste Schublade, oder wo? Die Band aus Langen im "Cuxland" will einen Bogen zwischen 80er- und Nu-Metal schlagen. Grundsätzlich machen sie das auch. Allerdings bleibt eigentlich alles in Kinderschuhen stecken. Der Sound ist pappig dünn, die Stimme furchtbar. Die englischen Texte und Titel ersticken in "Germanisms" und Klischee, die durchaus an klassischen deutschen Metal-Bands orientierten Songs sind so 08/15 wie ein Kaffeeklatsch im Urlaubsland zwischen Nordsee, Elbe und Weser. Die beiden deutschen Songs müssen wohl oder übel den (verlorenen) Onkelz-Vergleich ertragen, und - ja klar - es geht um arme Würstchen ("Die letzte Schicht" und "Mann in schwarz"). Nicht zu vergessen: Gelegentlich und unpassend kommt plötzlich das Keyboard zum Klingen, aufdringlich und billig, zum Beispiel in ""Six Seven Deadly Sins". So ein langweiliges bisweilen nerviges Album brauchte schon in den Achtzigern niemand, wer’s trotzdem haben möchte, informiere sich unter www.category-v.de. CATEGORY V? Kategorie Mist!
So ganz ernst nehmen DARKEST HOUR weder sich selbst noch den Musikzirkus, es scheint ihnen auch egal zu sein, ob sie vor Metallern, HC-Kids oder Punkern spielen. Die Band hat immer ihren Spass und versteht es mit ihrem Metalcore jeden mitzureißen, der auch nur ein bißchen mit Gitarrenmusik anfangen kann. "Undoing Ruin" hat sie endgültig in die Riege der angesagten Bands katapultiert, in der sie sich mit "Deliver Us" behaupten müssen. Mit dem wuchtigen Opener "Doomsayer" haben die Dudes aus Washington den heftigsten Song des Albums direkt an den Anfang gesetzt, das nachfolgende "Sanctuary" ist deutlich melodischer und typischer für den Stil der Band. Beim Ohrwurm-Refrain kommen erstmals cleane Vocals zum Einsatz, die sich danach mehr und mehr finden und den DARKEST HOUR-Sound um eine neue, interessante Facette bereichern. In die gleiche Kerbe schlägt "Demon(s)" ebenso wie "An Etherial Drain". Im Grunde genommen hat die Band ihren Stil verfeinert, wobei der Hardcore-Anteil fast vollständig über Bord flog, während die Schweden-Zitate mehr geworden sind. Glücklicherweise haben die Mannen um Mike Schleibaum ihr Händchen für eingängige Songs behalten, die sich beim ersten Durchgang ins Ohr fräsen, egal ob es sich um schnelle Nummern oder die wenigen Mid Tempo-Songs handelt. DARKEST HOUR wissen, was ihre Fans wollen und geben ihnen genau das, ohne sich dabei selbst zu kopieren oder in zu engen Grenzen verweilen. "Deliver Us" ist ein gnadenlos geiles Metal(core)-Album, mit dem die Dudes ihren Status zementieren. Respekt!