AGONIZER, das kann man unschwer am dargebotenen Sound erraten, kommen aus Finnland. Der Sechser um Sänger Pasi Kärkkänien, welcher mit seiner rauen Stimme den bereits leicht traurig angehauchten Kompositionen den nötigen Schuss Melancholie verleiht, bietet auf "Birth / The End" melodischen Power Metal mit hörbaren, aber nicht im Vordergrund agierenden Keyboard und cleanen Gesang, welcher auch nicht vor ruhigen Tönen zurückschreckt um Songparts interessanter zu gestalten ("Sleepless" sei dem geneigten Fan hiermit mal ans Herz gelegt). Als Anspieltipp gibt es auch noch den Track "Black Sun" zu nennen, der mit Bombast und Melodie durch die Boxen fegt. In "Everyone Of Us" klingt sogar ein leichter Touch à la HIM durch (aber auf recht hohem Härteniveau). Ansonsten dominieren Kompositionen der Marke SENTENCED, wobei es dahin noch ein Weg ist - grade bei den ersten Songs des Albums wirkt manches noch etwas überladen. Für ein Debüt haben AGONIZER (Star Trek Freaks sollten den Namen kennen) eine reife Leistung abgeliefert, die aber auch noch Luft nach oben lässt. Alleinstellungsmerkmale, insbesondere zur einheimischen Konkurrenz fehlen doch ein wenig. Anhänger finnisch harter Melancholie können das Teil aber durchaus mal anchecken.
Nicht ganz so halbgar und vor allem durchweg langweilig wie unlängst die Labelkollegen von TRW präsentiert uns hier der äußerst gefragte Studiobassist MARCO MENFOZA (u.a. Ted Nugent, Ozzy Osbourne, Thin Lizzy, Whitesnake, Blue Murder usw.) seine 12 Soloergüsse auf "Live For Tomorrow". Er selbst hat neben natürlich einem sehr solide groovenden Bass außerdem noch höchstpersönlich den Gesang beigesteuert und der ist im großen und ganzen doch ganz solide bzw. vielseitig ausgefallen. Die im Beipackzettel genannten Vergleiche mit David COVERDALE oder Paul RODGERS bewegen sich natürlich völlig jenseits jegwelcher Realität. Und klar, wenn man selber bei so vielen Band sowie Projekten mit dabei war kann man sich natürlich auch eine illustre Gästeschar ins Studio oder an den PC Einladen und so haben sich viele gute Gitarristen wie Richie Kotzen ex-Mr. BIG (war zusammen mit dem Meister auch für Produktion verantwortlich) Ted Nugent, Doug Aldrich (WHITESNAKE), Steve Lukather (TOTO) sowie an den Drums Brian TICHY (FOREIGNER) Tommy Aldrige (WHIESNAKE) nicht lange bitten lassen. Insgesamt ist schon eine deutliche (Hard) Rockbetonung festzustellen, wenn sich auch die ein oder andere (zu) seichte Nummer (z.B. "Lettin’ go" oder "Still in Me" eine Art GARY MOORE Bluesversuch aber leider mit völlig schiefen Gesang ) eingeschlichen hat. Ansonsten sind einige richtig schöne bluesig eingefärbte Tracks auf "Live For Tomorrow" vorhanden insbesondere die gelungenen Titel "You Got Me" oder auch "Your Touch" mit schönen Gitarreneinlagen sind gut Beispiele hierfür. Für den Heavyfreund hätten es aber ruhig ein paar Sachen im Stile von "Broken" oder auch "In My Face" sein dürfen, hier wird richtig Gas gegeben mit ordentlich amtlichen Riffs und Achterbahngitarrenfahrten. Zwischendurch wird dann wieder mal die Melodic Rock Fanbase befriedigt mit "Let The Sun Shine" ehe dann eine, sagen wir mal vorsichtig, etwas dünnbrüstige Akustikballade "Dance With Me" dieses Album beschließt. Tja, was soll ich sagen, insgesamt bietet diese CD doch deutlich mehr Licht als Schatten auch wenn die Kompositionen nicht allzu überragend ausgefallen sind und ein richtiger Hit komplett fehlt. Für Fans aller genannten Bands gilt mal anhören, dann entscheidet selbst. Das Coverartwork mit dem Kind auf der Bassgitarre hingegen ist originell und sehr stark gemacht.
SALTATIO MORTIS gehören zu den umstrittensten Vertretern der Folk Metal-Szene, was man relativ leicht erklären kann. Zum einen wurde bei früheren Werken des Oktetts (!) der dünne, sterile Sound inklusive eines völlig unpassenden Drumcomputers bemängelt, und zum Anderen befand sich die Band stets im Schatten der großen Genre-Vorreiter SUBWAY TO SALLY, IN EXTREMO und CORVUS CORAX. Nun, beide Punkte kann man auch beim neuen Werk "Aus Der Asche" anführen und hat damit größtenteils Recht, tut der Band aber trotz erdrückender Aktenlage Unrecht. Stimmt, der Sound könnte fetter und differenzierter sein und bringt nicht alles (acht Leute spielen 21 Instrumente plus Gesang - das erfordert höchste Präzision im Studio - live funktioniert es allerdings prächtig) ins Ohr, und auch in Sachen Songwriting sind die Parallelen zu den "Vorbildern" auf den ersten Hör vorhanden: Titel wie "Spielmannsschwur", "Sieben Raben" oder das sogar leicht an APS´s "Ich Will Brennen" erinnernde "Prometheus" sprechen Bände. Mit so vielen Argumenten auf der "Soll-Seite" könnte man "Aus Der Asche" gnadenlos platt machen, aber ganz abseits der Fakten macht das Album einen Heidenspaß! Im traditionellen Metal beschwert sich ja auch keiner, wenn mal wieder´n Riff irgendeiner Band nach Maiden klingt oder wenn man eine Textzeile mit "sword, honour, blood, steel" schon mal irgendwo anders gehört hat. Stücke wie das erwähnte "Sieben Raben" (klasse!), "Uns Gehört Die Welt", "Irgendwo In Meinem Geiste", "Wirf Den Ersten Stein", "Tod Und Teufel" oder "Worte" sind allesamt sehr gelungene bis geile Folk-Rocker, die besonders durch ihre intelligenten Texte punkten können. "Aus Der Asche" erreicht zwar nicht ganz den Level von etwa "Verehrt Und Angespieen" oder "Herzblut", geht aber trotzdem als sehr hörenswertes, gelungenes Album durch, dem Genre-Liebhaber ruhig mal eine Chance geben sollten!
Von allen Reunions der letzten Jahre kann man die wirklich essentiellen an einer Hand abzählen. Eine davon fand ohne Frage im Hause GOREFEST statt, denn die holländischen Death Metal-Pioniere kehrten unerwartet stark zurück und bewiesen mit ihrem erstklassigen letzten Album "La Muerte", dass der alte Spirit doch noch nicht verflogen war. Mit "Rise To Ruin" liegt nun der Nachfolger vor, der einem spätestens nach zweimaliger Einfuhr die Kinnlade in negative Vertikalachsenrichtung poltern lässt. GOREFEST haben es tatsächlich vollbracht, nahtlos an ihre beiden stärksten Alben aus den 90ern, "Erase" und "Soul Survivor" (für mich immer noch eine der originellsten, geilsten und unterbewertetsten Scheiben der letzten Dekade), anzuknüpfen. Das neue Werk bollert aggressiv, insgesamt ungewohnt schnell und gradewegs auf die Zwölf aus den Boxen; besonders Drummer Ed Warby, einer der besten seiner Zunft, knüppelt hier stärker und heftiger denn je. "Rise To Ruin" ist ein einziges Hitmonster, auf dem nahezu jeder Song vollends ins Schwarze trifft: der unbändig nach vorne peitschende Opener "Revolt" (mit einem fast schon DEATH-typischen, ruhigen Break in der Mitte), der treibende Titelsong, die Speedbomben "The War On Stupidity" und "Speak When Spoken To", das geil drauflos hämmernde "A Grim Charade", das äußerst vertrackte "Murder Brigade" (etwas gewöhnungsbedürftig, aber interessant), die abschließende Abrissbirne "The End Of It All" und der alles überragende, schleppende Longtrack "Babylon´s Whores". Dabei stets präsent sind die "slide-artigen" Gitarren (nicht mehr allzu häufig), Jan-Chris´ einzigartige Powerröhre, die man aus drei Millionen Death Metal-Stimmen heraushört, sowie die sehr gelungenen, sozialkritischen Texte. GOREFEST sind und bleiben ein Original, und ihr neues Werk "Rise To Ruin" ist Weltklasse!
Früher gab es bei den Plattenveröffentlichungen, wie in der Politik auch heute noch vorhanden, das sogenannte Sommerloch oder die "Saure Gurken Zeit" - will sagen es gab nicht so viele Releases in diesem Zeitraum und bahnbrechende schon meist gar nicht. Dies hat sich in der Musikbranche seit Jahren deutlich gewandelt, die Veröffentlichungswut ist jetzt ganzjährig vorhanden und dass hierbei die Qualität (leider) meistens auf der Strecke bleibt ist leider nicht wegzudiskutieren. Bestes Beispiel hierzu ist auch eine weitere CD aus dem Hause Frontiers mit der Kapelle oder besser dem Projekt TRW. Bereits der einfallslose Name (benannt nach den Nachnamen der beteiligten Musiker) sowie das 01815 Klischeecover lassen bereits nicht viel positives erahnen. Warum dürfen eigentlich bloß so viele Musiker die mit x und y (hier sind es u.a. Steve WINWOOD, Eric CLAPTON, Celine Dion oder Barbara Streisand) mal mitgespielt haben, dann zwangsläufig auch ein eigenes Album machen und so ihre entweder da nicht genommenen Ideen oder rein zweitklassige eigene Kompositionen auf einem eigenen Album hier "Rivers Of Paradise" genannt auf den Markt schmeißen? O.K. die drei Protagonisten Michael Thompson (Gitarre), John Robinson (Schlagzeug) und Mark Williamson (Gesang und Bass) haben auch schon eigene respektable Soloalben rausgebracht aber muß dann auch noch eine interne Zusammenarbeit sein, um bereits bekannte Musik nochmal nur in ähnlicher Aufbereitung auf eine CD zu bannen?! Insbesondere der Melodic Rock Sektor hat in der letzten Zeit zuviel Masse statt Klasse zu verkraften und da machen diese drei handwerklich sicher versierten Musiker keine Ausnahme. Nach einem zwar ungewöhnlichen aber dadurch keinesfalls guten Intro mit einem seltsam akustisch-esoterischem Touch folgen zwar noch neun weitere Tracks in einer Mischung aus JOURNEY, TOTO meets Eddy MONEY bzw. einen Schuss John CUGAR (wenn es etwas rockiger sein muß). Klar und immer wird brav eine nette Hook abgeliefert stellenweise mit reichlich aufgesetzten weiblichen (Gospel) Backgroundchören angereichert, der Refrain kann aber nur in den seltensten Momenten wirklich zünden und klingt außerdem nach billiger Nachahmung bereits bekannter Songs. Vieles wirk auf mich zu konstruiert und nur wenig inspirierend, Paradebeispiel ist "Gonna Be Some Changes". TRW bieten hier typisch amerikanisch geprägten Breitband Mainstream Rock, denn so kein Mensch wirklich braucht. Da fehlt deutlich das Herzblut, es werden zu viele standardisierte Floskeln heruntergespielt, die absolut keinen Spaß machen. Wenigstens neben dem halbwegs passablen "Only A Letter" gelingt TRW dann beim letzten Titel des Albums "Alimony Blues" zumindest etwas authentisch rüberzukommen, der Rest ist selbst für "harte" AOR-Fans langweilig und absolut verzichtbar.
DEAD EYED SLEEPER sind mitnichten eine junge Band, die ihr Debütalbum veröffentlicht, im Gegenteil: unter dem Namen LEGACY haben die Musiker schon einiges an Erfahrung gesammelt. "In Memory Of Mankind" ist der vertonte Beweis für das Können der Beteiligten und bietet technisch anspruchsvollen brutalen Death Metal in Reinkultur. Nicht umsonst hat man es von einem der NECROPHAGIST-Leute produzieren lassen (der der Scheibe einen Bombensound verpasst hat). Vertrackte Songs, viele Breaks und raffinierte Instrumentalarbeit lassen des Herz des Frickelfreaks höherschlagen, auch wenn er gleichzeitig vom Groove der Songs zum Bewegen gezwungen wird. DEAD EYED SLEEPER haben mit dieser Scheibe alles richtig gemacht und werden ihren (neuen) Namen schnell in den interessierten Kreisen verbreiten. Eine ganz feine Scheibe, die zu den besten Death Metal-Releases aus deutschen Landen des Jahres zählt!
A.M.E.S. haben schon einige Jahre Erfahrung auf dem Buckel, "Postmortem Rites" ist bereits ihre dritte Silberscheibe. Auf der wird heftiger Thrash mit Death Metal verbunden und dem Hörer gnadenlos vor den Latz geknallt. Das klappt besonders in den schnellen Passagen sehr gut, bei denen sich besonders die Gitarren mit harten Riffs hervortun. Sänger Marco passt mit seiner old-schooligen Röhre gut ins Gesamtblid (erinnert ein wenig an John Tardy und Evil Chuck), könnte aber etwas mehr Variabilität in seiner Stimme vertragen. Die Songs selbst sind knackig nach vorn gespielte Metalsongs, die ordentlich Druck aufbauen, sich manchmal aber in belanglosen Riffwiederholungen ergehen, was den Spannungsbogen zerstört. Bei einer erfahrenen Band hätte ich ein besseres Händchen beim Songschreiben erwartet, auf "Postmorten Rites" haben sich einige mittelmäßige Songs eingeschlichen, die einer Newcomer-Band verziehen werden, alten Hasen aber nicht. Insgesamt eine annehmbare Scheibe, die die Erwartungen aber nicht erfüllt.