Die Band aus Kaiserslautern/Ramstein hat sich dem Power Metal verschrieben und bewegt sich - grob gesagt - irgendwo zwischen Dio und Metal Church. Zwar kann weder Stimme noch Band mit den Genannten mithalten, aber für eine Eigenproduktion einer deutschen Kapelle stimmt hier so einiges, Professionalität allerorten. Abseits von dauergewellten und gebräunten Dauergrinsern in neuen Jeans und alten Cowboystiefeln musizieren die Pfälzer auf mehr als solide Weise solide Musik: Eben guten, alten Heavy Metal. Den die Jungs aber immer wieder anreichern: Blues und Rock finden ebenfalls kleine Nischen. Was der Band fehlt, ist das eigenständige Moment und der absolute Ear-Catcher. Denn irgendwie läuft die gute Maschine auf Hochtouren, aber auch auf merkwürdige Weise am Hörer vorbei. Vielleicht ist das ein persönlicher Eindruck, denn letztlich kommt "Machine" weder aufgesetzt noch obercool rüber, sondern einfach qualitativ vollkommen okay und ohne jedwede Peinlichkeit.
Es modert zum dritten Mal. Und mit "Ewiger Tod" kommt der MODER zum ersten Mal so richtig knüppeldick, die Band hat sich wirklich enorm entwickelt. Necro Nickel sing-keift zweifelsohne bös, insgesamt orientieren sich die Norddeutschen tatsächlich und gewaltig an Necrophobic, wirken dabei aber ein wenig gehetzter und mengen der Death-Black-Walze der Skandinavier ein ordentliches Maß an oldschooligen Thrash-Einflüssen bei (zum Beispiel lässt beim coolen "Kadavergarten" das Engels-Rippchen grüßen). Zudem heben sich die Jungs aus Stemmen und Umgebung durch vier Songs mit weitestgehend unpeinlichen deutschen Texten (okay "Satan will Kotze - auf Christus’ Antlitz" wirkt jetzt schon sehr - ähem - direkt), die von all dem Zerfall und Verderb auf Erden handeln, von der Masse ab. Zudem wagen sich die drei Mann an ein Instrumental - und landen dabei keineswegs in Langeweile. Und auch der Sound aus dem Harzer Studio von Torsten Sauerbrey ist alles andere als verdorben, genauso klar wie druckvoll und auf den Punkt. Das Vergnügen komplett macht das professionelle Artwork (farbiges Booklet mit Texten), sodass der Erwerb des recht kurzen Longplayers mehr als lohnenswert erscheint - ein cooles, "Unheiliges Massaker" für zu Hause, hoffentlich nicht das letzte.
Zum selben Zeitpunkt wie die ebenfalls aus Florida stammenden OBITUARY melden sich auch MALEVOLENT CREATION (die ja ursprünglich in Buffalo, New York gegründet wurden) mit einem neuen Album eindrucksvoll zurück. Ob das nun gerade Zufall ist oder nicht, darüber kann man spekulieren, am Ende ist es aber völlig wumpe, denn was zählt, ist das Ergebnis, und das stimmt hier wie da. MALEVOLENT CREATION, die immer schon einen Tick thrashiger und SLAYER-orientierter klangen als ihre Kollegen, legen mit "Doomsday X" eine Scheibe vor, die fast schon erwartungsgemäß unspektakulär wie stark ausgefallen ist und wie eh und je genauso von ihrem alten/neuen Vorgrunzer Brett Hoffmann lebt wie von den präzisen, auf den Punkt gespielten Gitarreneskapaden der Herren Jon Rubin und Phil Fasciana, die sich kaum hinter dem Vorzeige-Duo King/Hannemann verstecken müssen. Und Abrissbirnen wie "Deliver My Enemy" (live sicher eine Granate!), "Upon The Cross" oder "Unleash Hell" machen keine Gefangenen und dürften anspruchsvollen Todesmetallern wie Gerstensaft ´runterlaufen. Allerdings erreicht man nicht durchgehend das allerhöchste Niveau der bisherigen Band-Highlights "Retribution", "Eternal" und "The Will To Kill", so dass "Doomsday X" zwar nicht als Meilenstein in der Geschichte von MALEVOLENT CREATION durchgeht, aber als sehr, sehr starkes Album, das unter Seinesgleichen nicht viel Konkurrenz fürchten muss. Und welche andere Death Metal-Band kann schon von sich behaupten, seit 20 Jahren konstant sehr gute bis überragende Qualität zu veröffentlichen?!
Für melancholisch veranlagte Gemüter könnte sich demnächst der Weg in den nächsten Plattenladen ihres Vertrauens lohnen. Mit dem zugegebenermaßen etwas eigenartig betitelten "New Suburban White Trash Soul Music" liefern VEAGAZ ein schwermutgetränktes Album ab, dass sich bestens als Soundtrack für regnerische und nebelverhangene Novembertage eignet. "Deep In The Middle Of Nowhere" und "Lay Some Water Down" erinnern schon fast ein wenig an THE MISSION, die sich in aller Regel ja auch nicht gerade durch überschwängliche Fröhlichkeit auszeichnen, auch Reminiszenzen an NICK CAVE & THE BAD SEEDS drängen sich im Verlaufe des Albums gelegentlich ins Bewusstsein, so beispielsweise bei "Space Girl" und dem sehr ruhigen "Chrome Gene". Ausnahmslos alle Songs zeichnen sich durch eine ihnen innewohnende latente Düsternis aus, jedoch ohne dadurch in klassische Dark Wave- oder Gothic- Gefilde abzudriften. Der größte Teil des Albums bewegt sich tempomäßig im ruhigeren bis Midtempo- Bereich mit "Black Poison" und "Eversince" als schnellsten Stücken. "Black Coffin" ist ruhig, hochmelodiös und fast ebenso depressiv, "Nobody Knows This Is Nowhere" gleicht einer musikgewordenen Trauerszene. Wer sich aus seiner sorgsam gepflegten Melancholie lange genug losreißen kann, um "New Suburban White Trash Soul Music" in seinen Besitz zu bringen, wird daran (soweit der möglicherweise sorgsam kultivierte eigene Gemütszustand derartiges denn überhaupt zulässt) durchaus seine Freude haben.
Freunde geradlinigen und melodiösen Rocks aufgepasst- hier kommen HEARTLAND! Das jüngste Werk "Mind Your Head" ist ein Ohrenschmaus für Aficionados der oben genannten Richtung. Die Tracks sind allesamt straightforward Rocksongs, die Melodien durchweg eingängig, die Gitarrenarbeit, teils unterlegt mit Keyboards, kann sich durchaus sehen lassen und die leicht raue Stimme von Sänger Chris Ousey fügt sich wunderbar ins Gesamtwerk ein. Das Album beginnt mit "Magazine" mit etwas gemäßigter Gangart, gibt mit "Frozen Hearted" mehr Gas und mit "A Fathom I Fell" ist dafür gesorgt, dass auch eine verträumte Ballade nicht fehlt. "Last Man To Fall" groovt, "A Mountain To Climb" kommt ein wenig mehr aus der Heavy- Ecke und rockt ordentlich. Keine Beanstandungen.
Mit LAHANNYA wird die musikalische Ecke um LACUNA COIL und EVANESCENCE wieder einmal etwas voller. Auch hier regieren tendenziell eher düstere Klänge zu weiblichem Gesang, in die sich jedoch gelegentlich auch die eine oder andere Elektro-Anleihe mischt. Die beiden ersten Tracks "Beautiful Girl" und "Bleed For Me" verschaffen einen guten Eindruck vom Gesamtklang des Albums, LAHANNYAS klare Stimme schwebt in getragenen Melodiebögen über einem rockigen Background. "Narcotic" wirkt sphärisch und verträumt, "Losing Yourself" hat eine schon fast hypnotische Wirkung und bei "Doors" kommen wieder heftigere Gitarrenriffs zum Zuge. Das ruhige "Rain" wartet gemeinsam mit "Heaven" mit einer der eingängigsten Melodien des Albums auf, "Charade" hingegen ist ein deutlicher Hinweis auf LAHANNYAS Elektro-Vergangenheit und fällt verglichen mit dem Rest der Platte stilistisch aus dem Rahmen. "Roundabouts" wiederum erinnert durch das eingesetzte Klavier vom Arrangement her an EVANESCENCE. Alles in allem ist LAHANNYA ein stimmungsvolles, düster-atmosphärisches Album gelungen, dessen Melodien sich allerdings noch etwas mehr im Ohr festsetzen könnten.
Bei den Italienern FEAR OF FOURS handelt es sich unter Anderem um Musiker von ELDRITCH, POWER QUEST, ARTHEMIS und WHITE SKULL, die sich nach einem Album der Band LAMB benannt haben und laut eigener Aussage einer Mischung aus 70´s English Prog Rock, radikalem Metal, arabischer Percussion und Flamenco frönen. Sie meinen auch, dass sie diese schwierige Mixtur hinbekommen haben, was ich persönlich allerdings anders sehe. "Never Heaven" besitzt viele gute Ideen, aber insgesamt wirkt das Album auf mich zu konstruiert und stellenweise arg wirr. Wenn Sänger Terrence Holler im Stück "Edge Of Insanity" erst wie Burton C. Bell von FEAR FACTORY shoutet und dann wie James Hetfield singt, nur um im nächsten Song "Blind" erst finster zu grunzen und dann wieder im besten DEFTONES-Stil vor sich hin zu flüstern, mag das ja für Abwechselungsreichtum sprechen - oder für "Gute Idee, bauen wir das mal ein!". Auch musikalisch wirken auf mich die Bienenschwarm-artig verzerrten Gitarren und das Bestreben, möglichst modern und gleichzeitig originell zu klingen, leicht aufgesetzt, obwohl man der Band grundsätzlich ein paar gute Ansätze im durchaus hymnischen Songwriting unterstellen muss. Aber wenn bei "The Days Of Betrayal" erst die Aggro-Keule ausgepackt wird, nur um gleich wieder gotisch-schmachtend wie DEPECHE MODE zu klingen und am Ende das Piano ertönen zu lassen, dann ist man entweder aus dem Häuschen ob der großen Innovation oder mit dem Durchblick am Ende. FEAR OF FOURS sind wahrlich keine schlechte Band, aber meiner Meinung nach noch nicht völlig in der Lage, die vielen guten Ansätze zu sortieren. Interessenten erleben aber je nach Blickwinkel vielleicht eine positive Überraschung.