Ursprünglich bereits 1989 veröffentlicht, erfährt das vergriffene Werk "How Long" des renommierten Studiomusikers MICHAEL THOMPSON in Zusammenarbeit mit einer langen Reihe prominenter Mitwirkender (unter anderem Pat Torpey von MR BIG und Bobby Kimball von TOTO, um nur einige zu nennen) aufgrund einer Nachfrage, die die Preise in wucherartige Höhen trieb, nun eine Neuauflage. Der Re-Release präsentiert sich zusätzlich ausgestattet mit zwei aus der selben Aufnahmesession wie das ursprüngliche Album stammenden Bonustracks ("Right To Be Wrong" und "Love Goes On") sowie einem neuen Song ("Wheelchair"), der als Vorgeschmack auf ein neues Album dienen soll. Dass das Album seinen Ursprung in den Achtzigern hat, hört man ihm deutlich an, könnte man sich viele der Songs doch auch ohne weiteres als Soundtrack eines Films aus der selben Dekade vorstellen. Den schönen Melodieführungen tut dies jedoch keinen Abbruch, ebenso wenig dem Gitarrenspiel MICHAEL THOMPSONS. Der überwiegende Teil des Albums ist eher ruhig gehalten, unterbrochen von einigen rockigeren Tracks, darunter auch einer der Bonustracks, "Right To Be Wrong". Fazit: schöner Soundtrack für einen gemütlichen Sonntag zu hause.
Hört man von einer Band mit dem Namen PSYCHO LUNA, deren Sänger sich Mr. Luna nennt, so liegt es nahe, die Frage aufzuwerfen, ob es sich bei ersterem nicht vielleicht um eine Beschreibung des geistigen Zustandes von letzterem handelt. Wer "Feenpfad II" und "Mörder Der Liebe" hört, ist geneigt, diese Frage zu bejahen, denn beide Songs haben etwas beunruhigend Psychopathisches an sich. Glücklicherweise kann der Mann auch anders, doch zunächst gilt es, sich als würdig zu erweisen. "Blätter" fungiert als Intro, eine recht apathisch klingende Stimme erklärt den Ausbruch des Krieges der Götter, verleitet einen aber durch ihre Tranigkeit dazu, sich zu fragen, ob, wenn so der Krieg der Götter aussieht, Sterbliche denn wirklich etwas von ihm zu befürchten haben. Daran schließt sich das bereits erwähnte "Feenpfad II" an, das, psychopathischer Gesamteindruck hin oder her, durchaus nicht ohne Reiz ist. Wer soweit durchgehalten hat, ohne die netten Herren in den weißen Kitteln zu rufen, wird entlohnt. PSYCHO LUNA widersetzen sich erfolgreich der Absicht, sie in eine der herkömmlichen Schubladen zu stecken, der bescheidene Versuch, einen annähernd beschreibenden Vergleich zu ziehen, sähe ungefähr so aus: OOMPH! mit stärkerem Fokus auf Melodien trifft Mittelalter-Rock, Beschreibung je nach Track mal mehr, mal weniger zutreffend. "Herrin Vom See" ist eine melodiöse, düster angehauchte Hymne, auch "Punkt: Mensch" mit seiner Kombination aus fetten Gitarren und Keyboards ist sehr eingängig. "Komm Wir Leben" trumpft mit einem zwingenden Refrain auf, bei dem Stillsitzen nahezu unmöglich ist, "Glaube" wiederum ist überzeugend im Stil einer mittelalterlichen Volksweise gehalten. Und mit "Wenn Ich Gehe" gibt´s zum Abschluss noch eine Ballade. Ungewöhnlich und mitunter etwas gewöhnungsbedürftig, aber "Göttin" zieht einen in seinen Bann.
Nach "Past And Present" und "Agony And Xtasy" präsentiert der Brite GARY JOHN BARDEN, der auch schon als Sänger von unter anderem PRAYING MANTIS in Aktion trat, nun mit "Love & War" sein jüngstes Baby. Um das Fazit gleich mal vorwegzunehmen: es ist gelungen. Mit "Creatures Of The Night", das mit Streichern und eingestreutem weiblichen Background-Gesang im Refrain einige epische Elemente aufweist, als stimmungsvollem Auftakt, arbeitet sich BARDEN durch ein abwechslungsreiches Repertoire. Wie "Creatures Of The Night" weist auch "Unchain Me" etwas düstere Untertöne auf, "When The Lovin´ Dies" wiederum beginnt passender Weise mit einem an ein Begräbnis erinnernden Kirchenorgel- Intro, bevor die Gitarren einsetzen und für mehr Härte sorgen. "Dragon´s Fire" bewegt sich im Midtempo- Bereich und beginnt mit etwas fern-östlichen Anklängen, mit "Voices In The Rain" schließt sich ein relativ klassischer Rocksong an. Zum Abschluss wartet BARDEN mit dem Titeltrack "In Love & War" schließlich noch mit einer Ballade auf. Alles Songs sind ebenso melodiös wie eingängig geraten und setzen sich schnell im Gehörgang fest. Kurzum: schönes Hard Rock- Futter.
Es wurde wohl einfach mal wieder Zeit für ein neue Album der HOOTERS, zumindestens die zahlreichen deutschen Fans dürften das aktuelle Werk "Time Stand Still" dieses Quintetts aus Philadelphia ziemlich sicher herbei gesehnt haben. Denn die treueste Anhängerschaft der bereits um 1980 gegründeten Band befindet sich immer noch in Good old Germany. Hier startete man auch 2003 mit zahlreichen Livegigs sowie kleineren Touren ein erfolgreiches Comeback, dem 1995 heimlich still und leise die Trennung vorausgegangen war. Das letzte Album liegt nun tatsächlich bereits 14 Jahre zurück (1993 war zuletzt "Out Of Body" erschienen) und so dürften den meisten Jüngeren die ganz spezielle Folk-Country-Pop Rock Mucke relativ unbekannt sein. Aber wenn man sich dann noch die diversen zeitlosen Hits der HOOTERS in Erinnerung ruft wie u.a. "All You Zombies", "Johnny B.", "Karla With A K." oder auch "Satellite" dann dürfte so manchem doch noch ein Licht aufgehen, denn diese Kracher werden auch heute noch im Radio oder Mottopartys gespielt. Doch jetzt genug der rührigen Vergangenheitsbewältigung, die elf Tracks der aktuellen CD "Time Stand Still" müssen sich natürlich irgendwie an den millionenfach verkauften Altwerken messen lassen. Bereits der schmissige sowie sehr frisch daherkommende Opener "I’ m Alive" zeigt eindeutig: diese Band erkennt man bereits nach zehn Sekunden an ihrem unnachahmlichen Soundgerüst aus Gitarren, Banjo, Mandoline, Saxophon, Akkordeon und natürlich der "HOOTER", ein Blasinstrument, das auch als Namensgeber für diese Kapelle gedient hat, erfunden von einem Schwarzwälder Menschen Namens Hohner als sogenannte Melodica. Das Ding sieht aus wie Minikeyboard/Klavier und wird aber wie eine Flöte geblasen. Die Zeit ist natürlich (leider) nicht stehen geblieben, der gleichnamige Titelsong ist trotzdem gelungen mit schöner Hook, keineswegs altbacken oder antiquiert. Die Jungs sind jetzt locker auch so an die Fünfzig, daher geht es insgesamt schon etwas gediegener zu, die ganz schnellen Sachen sind eher in der Minderheit, trotzdem schaffen es die beiden Hauptsongwriter sowie Produzenten Eric Bazilian und Rob Hyman erneut einen unterhaltsamen Mix aus typischen HOOTERS Songs zusammenzubasteln. Nachdem die beiden in der langen Pause neben einigen Soloprojekten vorwiegend Songs für andere gemacht hatten (u.a. Joan Osborne ("One of us"), Billie Myers ("Kiss the rain"), Robbie Williams ("Old before I die") oder auch Amanda Marshall ("Believe in you")) zeigt man jetzt auch aktuell wieder gemeinsam ein untrügliches Gespür für gelungene Melodien und schöne Stimmungen. Meine Favoriten sind dabei das mit seinem Gitarrenanfang etwas an "Don’t Fear the Reaper" erinnernde "Where The Wind May Blow", der mitreißende Folkkracher "Catch Of The Day" und natürlich das melodramatische "Free Again", das zunächst etwas bieder dahinschippernd aber dann mit einer Tempoverschärfung sich auf satte sieben Minuten zu einer schier endlosen virtuosen Rocknummer aufweitet. Dieser Song dürfte live sicher der Hammer werden. Mit "Boys Of Summer" hat man sich dann an eine Coverversion von DON HENLEY (The EAGLES) aus den 80’ern herangewagt, die so manchen Zuhören wohl mit zwiespältigen Gefühlen zurücklassen wird. Mir gefielt diese völlig andere Interpretation in einer ziemlich akustischen Balladenversion zunächst überhaupt nicht, aber nach mehrmaligem Hören kann diese mit tollem mehrstimmigen Gesang versehen Version tatsächlich überzeugen, wenn auch das Original unerreicht bleibt. Auch für die melancholischen Momente holen die HOOTERS einige gelungene Songs aus dem Hut, wie etwas "Until You Dare" oder auch das intensive "Ordinary Lives" (hier war auch Leadgitarrist John Lilley am Songwriting beteiligt). Das sehr folkige "Morning Buzz" mit Mundharmonika, Flöten und Hundegebell (!) hat was von einem Traditional und auch "Until I Find You" mit sehr gelungenem Gesangssatz sowie wohligen Hammondsounds mit schnittiger Rockgitarre kommt sehr gelungen rüber. Als Hiddentrack schenken die HOOTERS zum Abschluss mit "White Jeans" den Hörern einen etwas ironischen Track, der irgendwie nach einer englischen Kapelle aus den 80’ern (The KINGS) klingt. Fazit: "Time Stand Still" ist zwar insgesamt erst das fünfte Studiowerk einer ansonsten absolut bärenstarken Livekapelle, die Scheibe ist trotzdem nach langer Pause mehr als solide geworden, selbst wenn auch der ganz große (natürlich) Hit fehlt, muss festgestellt werden: Comeback gelungen. Die Band hat ihre langjährigen Erfahrungen dazu genutzt, mit gelungenen Kompositionen ihren typischen Mix aus partytauglichen Melodien und Mainstreamrock noch zu verfeinern. Auch für U-30 Zeitgenossen ist dieses Album durchaus eine lohnenswerte Sache, ein Konzertbesuch dieser absolut begnadeten Livekapelle sei ansonsten jedem Fan von pulsierend-intensiver und absolut authentischer Rockmusik unbedingt empfohlen!
Auf dem Frontcover das typisch grenzdebil dreinschauende Mädel, das aus zahlreichen japanischen Horrorstreifen bekannt ist; ein sinnbefreiter Albumtitel, der sich selbst erklärt und auf der Rückseite der Hülle ein gar schauriges Bild von vier reichlich gotisch-homoerotisch posierenden Gestalten… bereits die Verpackung lässt beim zweiten Album der Steinmänner die Frage nach etwaiger Rohstoffverschwendung aufkommen. Der akustische Inhalt liegt qualitativ zumindest über dem Niveau der Verpackung, auch wenn die Band alle gängigen Klischees dunkelpoppiger Mädchenmusik durchläuft. Hier MARYLIN MANSON (mal geflüsterter, mal verzerrter "Psychogesang"), dort PETE O DICK (hört Euch nur mal den Anfang des zugegebenermaßen ziemlich gelungenen "Save Me The Last Waltz" an) und alles in einem rock´n´rolligen Gewand der Marke GEMINI FIVE, an denen man sich auch optisch zu orientieren scheint. Doch während es die schwedischen Kollegen tatsächlich schaffen, den Glam-Anspruch ihrer Idole MÖTLEY CRÜE zumindest teilweise einzufangen, wirken die Schweizer zu sehr wie ein müdes Abziehbild genannter Größen. Zugegeben: Stücke wie erwähntes "Save Me The Last Waltz", das hymnische "Dead Or Alive", das fett riffende "No Use For Life" oder der abschließende Chill-Outer "Alone In The Dark" sind durchaus ok, nur die ewigen Vergleiche mit bekannten Namen, besonders MARYLIN MANSON, sind omnipotent; wirklich eigenständig klingt hier keine einzige Note. Und auch bei RAMMSTEIN hat man sich dreist bedient: "Wer Ficken Will" kann man in einem gemütlichen Club ab 3,5 Promille sicher gut mitbölken, doch ob man diese Scheibe am Ende haben muss, wage ich ernsthaft zu bezweifeln. Und ja, es gibt durchaus gute Plagiat-Bands, doch auch dafür müssen STONEMAN insgesamt einfach stärkere Songs abliefern.
Zwei Jahre haben PARKWAY DRIVE an den Songs des neuen Albums gebastelt, während sie ganz nebenbei auf ausgedehnten Touren Furore machten. "Horizons" wurde wie schon der Vorgänger bei Adam D. aufgenommen, der gewohnt gute Arbeit abgeliefert hat. Beim ersten Durchlauf fällt auf, dass PARKWAY DRIVE in der Gitarrenarbeit metallischer geworden sind und sich beim Gesang analog mehr Brutalität zeigt, was sich in mehr Growls und einer insgesamt tieferen Stimmlage zeigt. Die Songs sind brutaler, auf Weichspüler-Elemente wie cleanen Gesang haben die Australier weitgehend verzichtet - wie das bei ihrer doch recht jungen Stammklientel ankommt, bleibt abzuwarten. Auf der anderen Seite öffnen sie sich so für neue Hörerschichten aus dem Metalbereich, denen PARKWAY DRIVE bislang zu corig waren. Allen Veränderungen zum Trotz bleibt die Handschrift der Combo in allen Songs erkennbar, zum bloßen Klon verkommt man nicht. Brutale Kracher wie "Boneyards" oder das fies beginnende "Dead Man’s Chest" sind sowohl für Metaller als auch alte Fans ein gefundenes Fressen und reihen sich nahtlos in die qualitativ hochwertigen Songs des Vorgängeralbums ein, Ausfälle gibt es zudem nicht. PARKWAY DRIVE können mit "Horizons" die hohen Erwartungen erfüllen, ohne sich selbst zu kopieren. "Horizons" dürfte ihnen einen noch größeren Hörerkreis einbringen und die Band dadurch einen großen Schritt nach vorne machen. Und womit? Mit Recht!
Das Königreich England steht ja schon seit mehreren Dekaden für musikalische Innovation, doch ab und an spült es auch Auswüchse ans Licht, die nicht bei den guten im Töpfchen landen. Einer davon hört auf den Namen RAMESSES und fummelt sich eine höchst "noisige" (in Fachkreisen auch einfach "nervig" genannt) Mischung aus Doom Metal und Industrial zurecht, die eher nach Baustelle denn origineller Klangschmiede tönt. Die in Zeitlupe bratenden Gitarren wurden derartig höhenlastig verzerrt, dass sie sich wie eine Motorsäge in die Ohren schneiden, die Drums wurden wie einst bei METALLICA durch scheppernde Blechmülltonnen ersetzt, und der ebenfalls gruselig verzerrte (Grunz-) Gesang klingt nicht nach "psycho", sondern mehr nach "Batterie leer". Auch die ständigen Beat- und Riffwiederholungen mögen ja bei einer Band wie MINISTRY zum guten Ton gehören, aber die können das auch, RAMESSES nicht. Man schafft es kaum, sich diese verwaschene, vor deplatzierten Effekten nur so triefende Angelegenheit länger als zehn Minuten anzuhören. Und warum man am Ende noch ein völlig belangloses Dudel-Instrumental mit dem bedeutungsschwangeren Titel "Earth Must Die", aber zugegebenermaßen erträglichem Gitarrensound geparkt hat, weiß wohl nur die Band selbst. Und wer dieses Review bis hierher aufmerksam gelesen hat, wird sich denken können, dass am Ende alles andere als eine Kaufempfehlung steht.