Bouzuki-Rock is back again. Nach der Veröffentlichung ihrer EP "Changes" im letzten Jahr legen TRI STATE CORNER, deren Name sich von der unterschiedlichen Abstammung der Mitglieder ableitet, nun mit ihrem Debutalbum "Ela Na This" nach. Mit von der Partei ist dabei natürlich auch wieder die bereits erwähnte Bouzuki, ein zu einer Art Markenzeichen der Band gewordenes griechisches Lauteninstrument, das ja nun nicht gerade zum Standartrepertoire einer handelsüblichen Rockband gehört. Schon der Opener "Back Home" jedoch zeigt erneut, dass E-Gitarren und Bouzuki sich durchaus gut miteinander vertragen. "My Saviour" ist ein geradliniger und druckvoller Rocksong mit eingängigem Refrain, bei "Ela Na This" kommt erneut die Bouzuki als Aushängeschild zum Vorschein, diesmal sogar mit Solo, das Lied groovt sich ins Ohr und der Refrain hat einen hohen Mitsumm-Faktor."Yesterday´s Tomorrow" lässt sich eher der punkigen Ecke zuordnen. "I´m Dying ´bo umieram´" ist der Track der Platte, der mit seinem Arrangement aus Akustikgitarre und Gesang einer Ballade am nächsten kommt, auch wenn der Gesang für eine Ballade mit derartigem Arrangement stellenweise eigentlich zu rockig wirkt. Abschließend ließe sich anmerken, dass generell etwas mehr Hall auf der Stimme schön gewesen wäre, da der Gesang mitunter arg trocken und stellenweise etwas angestrengt wirkt.
Moderner Feminismus muss wohl laut und provokant sein. Das hat auch ex-LUCY LECTRIC Göre erkannt die Seinerzeit mit „Mädchen“ einen Hit landete. Sängerin Lucy Van Org ist älter geworden, mit ihr die Musikszene – und ihr nötiges Ventil scheinen heuer harte Gitarren zu sein. Mit Armbinden – die auch Labelkollegen SLIPKNOT schon lange über die Bühnen der Welt tragen - und martialischem Auftreten schockt man sicher gewollt Tageszeitungs-Kollumnisten, aber nicht die Metalszene. Ebendiese hat nun, gewollt oder nicht, die ÜEBERMUTTER in ihren Reihen, der man den gelebten Metal aber sicher nicht abkauft sondern ihn nur als Mittel zum Zweck wahrnimmt. Denn ganz unabhängig davon wie man zum Thema gesellschaftlich steht, sind ÜEBERMUTTER musikalisch eher problematisch: Etwas stümperhaft wird WITTscher Bombast mit zaghaften RAMMSTEIN-Gitarren gemischt, übermäßig pointierte Aussprache in NINA HAGEN Manier trifft auf gerolltes „R“ und Männerchöre im Hintergrund – viele werden das schlicht zum Lachen finden. Van Org spielt mit Klischees: optisch, musikalisch und auch textlich. Letztere drehen sich auch um durchaus ernste Themen, („Mädchen Teil Zwo“), bis zu einem gewissen Maß ist Ironie und Sarksmus zu hören, der für mich durchaus bissiger hätte sein sollen und müssen um eine neue Botschaft zu transportieren. Mit „Heim und Herd“ oder „Krieg!“ ist auch durchaus Single-taugliches Material auf „Unheil!“ entstanden, aber auch ruhigere (und gitarrenarme) Töne schlägt sie an. Mir stellt sich am Ende nur die Frage, wer das den hören soll, aber „Unheil!“ gefällt wahrscheinlich entweder ganz oder gar nicht.
MORBID ANGEL-mal-ja-und-mal-nee-Mitglied Erik Rutan ist einfach nicht zu bremsen und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Zum einen veröffentlicht der Monstergitarrist mit seiner Band HATE ETERNAL hier bereits den vierten Longplayer, und zum anderen gibt es kaum eine Death Metal-Band, die höher, weiter und vor Allem schneller springt. Unterstützt unter Anderem von CANNBIAL CORPSE-Bassist Alex Webster, einem weiteren Highspeed-Rüpel mit langjähriger Erfahrung im Dauerfeuer, wird dem Hörer hier einmal mehr eine Lektion erteilt, was Instrumente, handwerkliches Geschick und physikalische Grundgesetze hergeben. Das Ganze ist technisch über jeden Zweifel erhaben, nur leider hat das Quartett vor lauter Vollgas und Fingerbrecherübungen die Songs vergessen. Von der ersten bis zur (fast) letzten Sekunde (das abschließende „Coronach“ ist ein atmosphärisches Outro) wird das Gas durchgetreten und pure Gewalt zelebriert, aber einen zusammenhängenden Song, vielleicht sogar mit Wiedererkennungswert, bekommt die Band nicht zustande. Hinzu kommt, dass sich Erik Rutan die Seele aus dem Leib grunzt, aber sein Stimmorgan völlig unterordnet und versucht, gegen das Geballere anzukämpfen, womit er sich quasi selber ein Bein stellt. Für reine Speed-Freaks, die sich einen Dreck um Melodien scheren und am Liebsten den Presslufthammer kreisen hören, ist „Fury & Flames“ wieder ein sehr gelungenes Produkt aus dem Hause HATE ETERNAL. Doch der Rest, und selbst der, der diese Mucke (wie ich persönlich auch!) einst ziemlich geil fand, wird sich nach einem kurzen „Aha, toll!“ gelangweilt abwenden. Hier wären geordnete Bahnen und Songdienlichkeit äußerst empfehlenswert gewesen!
Die vorliegende Scheibe der Amis WHITECROSS erschien an sich schon in den guten alten Achtzigern – genauer in 1987 wie der Albumtitel unschwer zu erkennen gibt. Das Ganze ist jetzt kein unausgegorene Re-Release, sondern ein komplette Neueinspielung, welche in den Staaten allerdings schon vor gut 3 Jahren auf dem Markt kam und kommt somit im Soundgewand des neuen Jahrtausends daher. Musikalisch orientierte man sich damals an Größen wie SKID ROW, WARRANT, MÖTLEY CRÜE aber vor allem an RATT, ohne allerdings deren Bekanntheit bzw. Präsens zu erreichen. Dafür kam man als deren artiges White Metal Pendant daher. Wer aber mit den bedeutungsschwangeren Textzeilen keine Probleme hat, kann mit Songs wie dem fetzigen „He Is The Rock“, dem überragenden und mit einem klasse Gitarresolo ausgestatteten „Seein’ Is Believin“ und dem eher trägen „Love In Line“ durchaus eine kurzweilige Reise Back In Time unternehmen.
In 2003 sorgten SHANNON mit ihrem selbstbetitelten Debüt durchaus für positive Resonanzen und auch mit ihrem zweiten Longplayer „Angel In Disguise“ liefern die Franzosen SHANNON eine beachtlich solide Melodic Rock Scheibe in bester West Coast Tradition ab, welche manchen hoch gehandelten US-Act gut zu Gesicht stehen würde. Harte Riffs, nach vorne gehende Rhythmen und meist mehrstimmige Refrains – immer um Eingängigkeit bemüht – kennzeichnen den Sound der 13 Songs. Auch Sänger Olivier Del Valle hängt keinesfalls den sprachunkundigen Franzmann raus, sondern weis mit kraftvoller, in etwas höheren Tonlagen angesiedelten Stimme zu überzeugen. Er sorgt mit seinem Gesang dafür, dass SHANNON nicht zu arg in Richtung AOR driften. Reinhören darf man mal in den klasse Opener „Do You Know“, in das stampfend rockende „No Better Times“, das nicht minder harte „Long Gone“ und in die unvermeidbare Ballade „On And On“. Freunde einschlägiger Melodicware (hier seien nur mal DOKKEN, STEELHEART und DANGER DANGER, aber auch mal GOTTHARD genannt) sollten also ruhig mal beim westlichen Nachbarn zulangen – der Kenner weis schon länger das nicht alles von der andere Seite des großen Teichs kommen muss.
In nicht mal einer halben Stunde besorgen es die Polen allen moralisch korrekten Leuten, verschreiben sich textlich eigener Ausage nach perversen Praktiken, die unbedingt schmerzen müssen. Ein stimmiges Konzept angesichts ihrer ebenfalls brutalen Metzel-Mucke. Dass die ach so fiesen Perverslinge dann aber als allererstes dann mal ihren Eltern danken, wirft ein sittlich gefestigtes Bild auf die so gern abnormal wirken wollenden Osteuropäer. Musikalisch bewegen sich die Herrschaften, die sich nach einer Wurzelentzündung benannt haben, zwischen Death Metal und Grindcore. Es gibt spitzes Schweinegeschreie und gurgelnde Frog-Vocals, nicht spektakulär, aber solide-hämmernd eingemacht. Die Scheibe ist solide produziert und wer sich ab und an mal einen Hammer auf die Birne hämmert, um das Leben weiter genießen zu können, der sollte mal diese Scheibe nehmen. Ach, für alle, die es noch nicht wussten: Auch dieses Metal-Mind-Veröffentlichung ist ein Re-Release einer Scheibe, die bereits 2004 ausschließlich in Polen (!) in den Regalen oder sonst wo stand.
Mit der „Come All You Weary“-EP schieben THRICE einen kleinen Happen zwischen die beiden „Alchemy Complex“-Doppelburger. Auf dem Silberling findet sich mit „Come All You Weary“ ein neuer Song, der sicherlich aus der „Water“-Session über geblieben ist und das Verträumte, Sphärische in sich trägt, wie es auch die Songs besagter Scheibe taten. In die gleiche Kerbe schlägt die Akustik-Version von „The Whaler“. Zwischendrin gibt es mit „Digital Sea“ einen bereits bekannten Song, den sich aber die Krachmaten von THE DILLINGER ESCAPE PLAN angenommen haben. Logisch, dass das nur in verrückten Klängen resultieren kann, auch wenn die Grundstruktur erstaunlich intakt geblieben ist. zur Überbrückung ist die EP ganz in Ordnung, aber spätestens mit dem Erscheinen des zweiten Doppelalbums wird sie an Faszination verlieren.