SLAVE ZERO stammen von der Grünen Insel, was ihnen wohl noch immer einen Exotenbonus einbringt. „The Pain Remits“ hat mittlerweile zwei Jahre auf dem Buckel, aufgenommen wurden die fünf Songs bereits Anfang 2006, aber erst jetzt fand sich ein Label. Sonderlich aufregend vergehen die 25 Minuten nicht, die Mischung aus fiesem Thrash Metal, Hardcore und Brüllwürfel ist mittlerweile ziemlich ausgelutscht und wird von SLAVE ZERO ohne große Inspiration nachgespielt. Im Prinzip machen sie alles richtig, aber im Prinzip herrscht in Russland auch Pressefreiheit. „The Pain Remits“ wird live sicher funktionieren, in der heimischen Anlage lassen sich derweil hundert mitreißendere Scheiben aus dem gleichen Genre hören.
Zehn Jahre Pause haben sich GODS OF EMPTINESS gegönnt. „Consumption Is Freedom?“ ist also sowas wie ihr Comeback-Album. Und wie bei so vielen Comebacks, Reunions (auch wenn hier nicht das orignale Line-Up aktiv ist) und Projekten stellt sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit. Die dreizehn kurzen Death Metal-Songs lassen kein eindeutiges Urteil zu. Gut produziert gibt es immer anständig auf die Fresse, aber wirklich überzeugen kann das nicht. Manches Mal holpert das Drumming vor sich hin (die Blast-Parts sind ordentlich geworden), die Growls sind durchweg gut, die Songstrukturen dafür zu eintönig. „Music For The Masses“ kann mit elektronischen Tönen etwas Abwechslung bringen, ebenso der Sample-Einsatz und die abwechselnd deutsch und englisch daherkommenden Texte. Allerdings reicht das nicht, um „Consumption Is Freedom?“ zu einer Genre-Perle werden zu lassen. Vor zehn Jahren, als das Genre erst gerade wieder in der Auferstehung begriffen war, hätten GODS OF EMPTINESS überzeugen können, im überlaufenen Death Metal-Sektor des Jahres 2008 geht die Scheibe gnadenlos unter und wird sich im Mittelmaß wiederfinden.
Irgendwie beißt sich auf dem SOUNDAWN-Werk „Red Square: We Come In Waves“ so einiges. Italien und Postcore. Lifeforce Records und Postcore. Spielzeit von knappen 30 Minuten und Postcore. Das passt doch alles nicht. Anderes Herkunftsland, anderes Lable, doppelte Spielzeit – fertig wäre das generische Postcore-Album. Als erstes Lebenszeichen kann diese Scheibe trotz aller Ambivalenz überzeugen, soviel steht am Ende fest. AT THE SOUNDAWN verbinden die von Gerne-Größen wie CULT OF LUNA und NEUROSIS bekannten Soundwände mit sphärischen, ruhigen Tönen, kombinieren psychopathischen Brüllgesang mit klaren Tönen und lassen sich generell viel Zeit in den Songs (auch wenn einige noch immer leichz gehtzt wirken). Das alles gut produziert und in ein schickes Artwork verpackt, ergibt ein rundum gelungenes Werk. Die Italiener haben ihr Hausaufgaben gemacht und orientieren sich an den Größen des selbstgewähltes Genres, ohne deren Güte zu erreichen. Erwartet bei einem Erstling aber auch keiner – einen Platz im gehobenen Mittelfeld erreichen sie trotzdem, so dass der rote Platz von Genre-Fans mal besucht werden sollte.
Es ist erstaunlich, wie es die beste deutschsprachige Extrem-Metalband schafft, eine akustische Großtat nach der anderen zu vollbringen und sich dabei sogar von Album zu Album zu verändern (den Begriff „Weiterentwicklung“ verkneifen wir uns hier mal…). „Unter Knochen“ etwa war ein räudigst produzierter Hassbrocken, „TonbergUrtod“ eine bollernde Dampfwalze, wogegen das neue Werk „Thronräuber“ wieder mehr die Punkwurzeln des Backnanger Trios hervorkehrt. Das Album kommt für TOTENMOND-Verhältnisse teilweise sogar sehr rockig rüber, wobei natürlich der wummernde Stampf-Anteil nach wie vor seinen Ehrenplatz innehat. Apropos: mit „Luzifer Stampft“ ballern die Jungs gleich zu Beginn ein blackmetallisches (!) Inferno los, das den Hörer sofort mit dem Wumms eines ICE niedermäht – Hammer! Danach folgt mit „Achtung Panzer“ ein thrashiger Groover, bevor es mit „Nihil Novi“ etwas punkiger wird und das schleppende, verspielte „Dornenschaf“ eine weitere Facette der Band aufzeigt. Von Eintönigkeit ist keine Spur, das Songwriting ist noch kompakter geworden, und mit „Sonnenstrahl“ hat man sich sogar den Jux gegönnt, ein Stück über stimulierendes Pipimachen aufzunehmen (mit der vielschichtigen Refrain-Textzeile „Frau, schluck!“). TOTENMOND sind nach wie vor unangepasst, bisweilen herrlich asozial, dabei aber nicht frei von Hintersinn und schaffen es erneut, ein grandioses Album ohne Ausfälle abzuliefern! Auch in unserer Redaktion soll es Feingeister geben, die sich fragen, wie man solcher Mucke ´nen „Tipp“ geben kann. Hier die Antwort: TOTENMOND sind einfach rattengeil, und „Thronräuber“ unterstreicht diese Tatsache einmal mehr. Keine Diskussion!
Hier kommt Goth´n´Roll aus Berlin. Düster-stimmungsvolle Klänge liefern die Herren aus Berlin ab, bevorzugt zusammengesetzt aus den quasi "klassischen" Zutaten aus fetten Gitarren, darunter liegenden Keyboard-Klangteppichen und dunklem Gesang darüber, insgesamt ein wenig an die Genre-Größen von THE 69 EYES erinnernd. "An Untitled Drawing Of A Girl" beginnt mit einer ebenso schönen wie stimmungsvollen Mischung aus Klavier und heavy Gitarren, auch wenn das Lied auf ganzer Länge etwas Abwechslung vermissen lässt. Das nachfolgende Interlude mit dem klangvollen Titel "I´m So Goth, I Shit Bats" bedient sich genüsslich diverser Gothic- und Death-Klischees, wie Kirchenglocken, Kirchenorgel und im Intro abgründig geflüstert/gemurmeltem, grabestiefem Gesang und fungiert als eine Art Überleitung zum nachfolgenden Gothic Metal-Track "A Vampire´s Journal", der vom Gesang her, je nach jeweiliger Stelle, ein wenig an eine Mischung aus THE 69 EYES und den (sehr) frühen HIM erinnert. "A Love Ends Suicide" ist ruhig und melancholisch gehalten, auf "Motorcycle Baby" dagegen kommen unüberhörbar die Death Metal-Wurzeln der Band durch. "It´s All Tears" (das trotz des weiter oben gemachten Vergleichs nichts mit dem gleichnamigen HIM-Song zu tun hat) wiederum ist deutlich melodischer ausgefallen und ist von einer Mischung aus (ja, auch wenn das paradox klingt) Leichtigkeit und Melancholie durchdrungen, "Gloomy Sunday" ist heavy und eingängig. Alles in allem nette Berliner Düsternis.
Of Tragedies In The Morning & Solutions In The Evening
Wenn ein Frontmann einer renommierten Metalband anfängt, Soloalben aufzunehmen, dann deutet meist alles auf kreative Unterforderung hin. Aber um gleich das Fazit vorwegzunehmen: ein „Ich-kann-mich-nicht-ausleben-und-zeige-meiner-Hauptband-mal-den-nackten-Popo“-Album ist „Praises To The War Machine“, das erste Werk von NEVERMORE-Sänger Warrel Dane, zu keiner Sekunde geworden! Das Album versucht gar nicht erst, als Konkurrenz zu Götterwerken wie „The Politics Of Ecstasy“, „Dead Heart In A Dead World“ oder „This Godless Endeavor“ in Erscheinung zu treten, was auch kaum möglich wäre, sondern stellt lediglich eine kleine Liedersammlung aus der desillusionierten, sarkastischen Gedankenwelt des Ausnahmesängers dar. Es geht nicht ganz so heftig und krachend zur Sache wie bei NEVERMORE, wobei Modern-Thrash-Gitarrenikone Peter Wichers (der hier auch als Co-Songwriter auftritt und einen plausiblen Grund abliefert, warum seine ehemalige Band SOILWORK mittlerweile nur noch im Mittelmaß herumdümpelt) und Ex-HIMSA-Saitenfledderer Matt Wicklung keineswegs nur zum Kaffeekochen engagiert wurden. Man hört die Herkunft des Albums deutlich heraus und bleibt angenehm unüberrascht, entdeckt aber auch nach 30 Durchläufen (hab´s getestet!) noch das eine oder andere musikalische Detail, das man so nicht von Warrel´s Hauptband bekommen hätte. Die Abkehr vom Glauben, der zynische Blick auf die Gesellschaft sowie teils sehr persönliche Geschichten kennzeichnen auch „Praises To The War Machine“, das fast ausschließlich kurze, knackige Hits enthält, wie etwa die Hymne „Messenger“, das treibende „August“ (so manche „düstere“ Gothic-Band würde die Rasierklingen gegen rote Pappnasen für einen solchen Song eintauschen!), das balladeske „Your Chosen Misery“, das tieftraurige „Brother“ oder das recht heftige „Equilibrium“. Aber den Kaufpreis allein schon rechtfertigen die beiden Coverversionen „Lucretia My Reflection“ von SISTERS OF MERCY und das noch geilere „Patterns“ von einmal mehr SIMON & GARFUNKEL, das, wie seinerzeit schon „Sound Of Silence“, heftig umgekrempelt wurde und nicht nur textlich wie auf Warrel zugeschnitten scheint – der Hammer! Das Album, auf dem auch die Gitarristen Jeff Loomis (NEVERMORE) und James Murphy (OBITUARY, TESTAMENT) jeweils einen kurzen Gastauftritt haben, kämpft nicht gegen die Scheiben der Hauptband an, sondern versteht sich als eigenständige Ergänzung, die man zu den besten Soloplatten der letzten Jahre zählen darf!