JOURNEY sind zurück mit einem ganz neuen Werk „Revelation“, einem neuen philippinischen Sänger Arnel Pineda (den man übrigens per Internet fand) und klingen dabei, wie eigentlich nicht anders erwartet, wie in den 80er Jahren zu ihren besten Zeiten. Auf einer zweiten CD wurden dann 10 bekannte Gassenhauer nochmal ganz neu aufgenommen.
Die erste Scheibe bietet typisch amerikanischen AOR der gehobenen Güteklasse verteilt auf 12 Tracks (das leicht epische „Faith In The Heartland“ war schon auf dem Vorgänger „Generations“ enthalten) nur der letzte zu altbackend wirkende Song „Let It Take You Back“ fällt qualitätsmäßig etwas ab. Auch das „geflügelte“ Coverartwork ist wohl bewusst an solche Albumgeniestreiche wie „Infinity“ (1978) „Evolution“ (1979) oder „Departure“ (1980) angelehnt. Insbesondere aber die „neue“ Stimme hat man sich anscheinend ebenfalls deshalb ausgesucht, da der gute Junge fast 1:1 (vielleicht nur einen Tick dunkler im Timbre) wie Originalsänger STEVE PERRY klingt. Mit dem gelangen damals Welthits des Stadionrocks wie „Wheel In The Sky“, „Separate Ways“, "Anyway You Want It" oder auch „Open Arms“.
Nachdem man zuletzt seit 2006 in JEFF SCOTT SOTO (u.a. TALISMAN) einen mehr als passablen Vokalisten gefunden hatte, war die schnelle Trennung von ihm doch eine Überraschung, eine richtige Begründung gab es nämlich nicht. Nun, jetzt hat man sich also eine Art Stimmdouble (sang vorher in eine Journey-Coverkapelle!) in die Band geholt, um sich noch stärker an der Vergangenheit zu orientieren. Aber man muss diesem Sänger schon absolute Tauglichkeit attestieren, er ist absolut überzeugend, transportiert mit seinem Tenor bestens den typischen Journeytouch der Songs - auch wenn einem ständig die Vergleiche mit Perry in den Sinn kommen.
An der Breitwand Produktion von Steve Shirley gibt es ebenfalls nicht zu kritteln aber das Album lebt schon eindeutig vom erfrischenden Gitarrenspiel Neal Schons, den hymnischen Solos und seinen vielen guten Ideen. Natürlich steuert Keyboarder Jonathan Cain seine dezenten Tasteneinsätze ebenfalls wieder souverän bei, außerdem darf er die Balladen schreiben. Erstmals seit Jahren gibt es auch wieder einen reinen Instrumentaltrack zu hören „“The Yourney“, hat etwas luftiges in bester SATRIANI Manier.
Ansonsten fahren JOURNEY wieder viele typische mit sehr eingängigen Hooks versehene Rocker wie „Where Did I Lose Your Love“, „Never Walk Away“, das bärenstarke „What It Takes To Win“ (hier kann sich der neue mal etwas von seinem Übervorbild absetzen und eigene Trademarks setzen) oder auch „Wildest Dream“ (BAD ENGLISH lassen grüßen!) auf. Natürlich dürfen auch die meist bombastisch geprägten (niemals zu kitschig rüberkommenden) Balladen wie der Überknaller „After All This Years“ oder auch „What I Needed“ als Kontrast nicht fehlen. Insgesamt kann die Band so absolut an die schon leicht verblassten Glanztage anschließen. Man hat gegenüber dem meiner nach recht soliden „Generations“ (2005), noch eine weitere Schippe drauf legen können und so die doch eher lauen Comebackwerke davor „Trial By Fire“ oder auch „Red“ endgültig vergessen lassen können.
Zusammen mit einem relativ modernen Soundgewand unterstreicht die Band auch heute noch ihre Daseinsberechtigung. Die nachwievor vielen Fans werden es dankbar aufnehmen, da bin ich mir ziemlich sicher. Denn wer will schon von den Gralshütern des AOR, die seit 30 Jahren ihr Ding durchziehen, etwas gänzlich anderes oder irgendwelche Weiterentwicklungen hören – hier zählt letztlich nur der Retrocharakter, gut klingen muss es halt und dies ist auf „Revelation“ bestens umgesetzt worden.
Auf der zweiten CD (die uns für dieses Review leider nicht vorlag) wurden einige der vermeintlich größten Klassiker aus dem Journey Backkatalog "Greatest Hits Re-Recorded" nochmal ganz neu aufgenommen. "Lights", "Who's Crying Now", „Only The Young“ "Open Arms" und viele andere Tracks sind nach wie vor Referenzbeispiele für ein Gerne, das durch JOURNEY erst wirklich geschaffen wurde. Wie sich das musikalisch mit nahezu identischer Stimme großartig anders als die bereits optimalen Originale anhören soll (und nur dann hätte die Sache einen Sinn!), ist mir allerdings nicht ganz klar, denn am typischen Sound sowie den Arrangements wird man wohl nicht viel geändert haben. Dies kann aus den genannten Gründen aber leider abschließend nicht beurteilt werden.
Revelation
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
22
Länge:
110:13 ()
Label:
Vertrieb:
InterviewEuer neues Album "Filling The Void" ist seit einigen Tagen erhältlich.
Wie sind die ersten Reaktionen darauf?
Bislang überraschend positiv. Es ist immer schwieriger als Band die zweite Platte zu machen, weil man sich mit der ersten Platte messen muss. Bei der ersten Platte ist man noch ein „unbeschriebenes“ Blatt und die Erwartungen sind daher nicht so hoch.
Bist du selbst zufrieden mit dem Album?
Es gibt immer noch Sachen in Bezug auf Sound, Songwriting oder Texte, die man retrospektiv betrachtet besser machen könnte, aber insgesamt denke ich das das Album eine Weiterentwicklung darstellt. Ich sehe Musik machen eh immer als „work in progress“, es gibt nicht das eine perfekte Album – das ist daher auch gar nicht mein Ziel. Und sollten wir uns irgendwann nicht mehr weiter entwickeln, dann ist es sowieso Zeit aufzuhören und was Neues zu starten. Jedenfalls sehe ich das so.
Was hat es mit dem Titel auf sich, welche Leere soll gefüllt werden bzw.
wollt ihr füllen? Ist es evt. eine Anspielung auf die heutige HC-Szene, die mehr und mehr zu einer Modenschau verkommt?
Zum ersten Teil deiner Frage: Es geht, wie auch bei Betrachtung des Artworks vielleicht deutlich wird, um die Leere in den Köpfen. Sozusagen der „daily grind“ aus Arbeiten, was Essen, vielleicht (wenn man nicht Straight Edge ist) noch was Saufen zu gehen und dann irgendwann einzuschlafen, um dann am nächsten Tag genau dasselbe zu machen. Für uns füllt die Musik irgendwie zu einem gewissen Grad diese Leere, andere Leute füllen sie anderweitig durch Kreativität. Zum zweiten Teil: darum geht es in dem Song „Fashion Parade“ ganz spezifisch, der Albumtitel verweist aber eher auf oben gesagtes.
Stehen die Texte in Zusammenhang mit dem Albumtitel?
Der Titel korrespondiert in erster Linie mit dem Artwork, die Texte sind nicht konzeptmäßig an den Titel und das Artwork angelehnt. Dafür sind Stephan und ich, die beide die Texte geschrieben haben, viel zu unterschiedlich was Themenwahl und –Findung angeht und zudem stand der Titel erst relativ spät. Ein Konzeptalbum wäre allerdings sicherlich für die Zukunft interessant, ist für uns bisher aufgrund unserer eher inkonsistenten Arbeitsweise nicht zu realisieren gewesen.
Wie wichtig sind für dich persönlich die Texte? Wer schreibt sie und wie viel Herzblut investiert er da rein?
Sicherlich ist die Musik zentraler Gegenstand von FINAL PRAYER, sonst könnten wir uns ja alle schriftstellerisch betätigen anstatt Songs zu schreiben. Und die Texte entstehen auch zumeist erst nach den Songs bzw. parallel dazu. Das soll allerdings nicht heißen, dass wir mit den Texten nichts aussagen wollen- ganz im Gegenteil. Uns ist wichtig damit persönliche Erfahrungen zu verarbeiten oder einen gesellschaftskritischen Kommentar abzulassen.
Wie lange habt ihr an den neuen Songs gearbeitet? Hattet ihr den Studiotermin schon gebucht oder erst die Songs fertiggemacht und dann nach einem Studio gesucht?
Den ersten Teil der Frage kann ich nicht genau beantworten, aber durch das viele Touren hatten wir im Jahr nach erscheinen der ersten Platte relativ wenig Zeit für das Songwriting und haben uns erst 2007 hingesetzt und den Großteil der Songs vom neuen Album geschrieben. Den Studiotermin haben wir gebucht, als es absehbar war, wann wir mit dem Songwriting fertig werden würden. Letztlich wird es trotzdem immer knapp, aber das war bis jetzt bei allen unseren Aufnahmesessions so. Ein bisschen Druck zum Ende ist auch kann einen auch produktiver werden lassen, von daher würde ich das gar nicht so negativ bewerten wollen.
Wo habt ihr aufgenommen? Wie wichtig ist der Produzent bei Studio-Sessions deiner Meinung nach?
Aufgenommen haben wir in den Daily Hero Studios in Berlin Kreuzberg. Aufgenommen hat uns Flo Nowack. Also nen Produzenten im traditionellen Sinne, d.h. jemanden der neben der Aufnahme noch ins Songwriting involviert ist, hatten wir nicht und könnten wir uns auch gar nicht leisten. Flo hat zwar hier und da mal zu einigen Riffs oder Gesangslinien ein Feedback abgegeben, aber ein Produzent im traditionellen Sinne war er nicht. Das heißt aber nicht, dass Flo für die Entstehung des Sounds der Platte und bei der Verwirklichung unserer Ideen bezüglich des Sounds der einzelnen Instrumente wie der gesamten Platte nicht superwichtig gewesen wäre. Außerdem ist er definitiv der angenehmste Studiotyp, mit dem ich je zusammen aufgenommen habe.
MAKE IT COUNT haben vor nicht langer Zeit ebenfalls bei GSR ein starkes Album veröffentlicht. Habt ihr euch abgesprochen, beide zeitgleich das Label zu nutzen?
Nee, das ist eher Zufall. Wir sind mit GSR schon vor der ersten Platte in Kontakt gewesen – z.B. haben sie einen Song unseres Demos auf einem ihrer Sampler veröffentlicht - und als wir für das zweite Album ein Label gesucht haben, sind sie auf uns zugekommen.
Wie ist die Berliner Szene generell, wenn es um Zusammenarbeit zwischen den Bands geht?
Das kann ich so nicht sagen, da die Szene sehr divers ist und ich viele Bands auch gar nicht persönlich kenne, aber mit den Bands, mit denen wir so abhängen wie z.B. MAKE IT COUNT oder WAR FROM A HARLOTS MOUTH, verstehen wir uns super und unterstützen uns auch gegenseitig sehr.
Ihr habt euch durch viele Shows und Touren einen sehr guten Ruf erspielt. Welche Show ist dir persönlich im Gedächtnis geblieben als besonders gut/denkwürdig?
Aktuell unsere Record Release-Show zur neuen Platte im Cassiopeia. Das Cassiopeia ist ein supercooler Laden, den Freunde von uns machen und mit BLACK FRIDAY 29 und CRUEL EYES haben auch noch zwei befreundete Bands gespielt. Es war irgendwann komplett ausverkauft und die Leute sind total verrückt abgegangen. Ansonsten sind alle Berlin Shows supercool für uns. Die Silvestershow 2007 in Rosswein war z.B. auch genial, ebenso Sucks s Summer Fest 2006 usw. Das sind jetzt allesamt Shows, bei denen es supervoll war und alle Leute ausgerastet sind… manchmal spielen wir aber auch schlecht besuchte Shows und rasten aber total aus und haben super viel Spaß. Wir versuchen eigentlich immer mit 100% zu zocken, sonst macht das stundelange warten und davor stundenlang im Van sitzen auch wenig Sinn.
Was sind eure Live-Pläne für die zweite Hälfte 2008?
Wir machen eine kurze Tour im August, dann eine kurze Tour mit WATEDOWN, NARZISS und ZERO MENTALITY im Oktober und dann im Dezember eine Tour mit RYKER’S. TODAY FOREVER und STILL SCREAMING. Daneben spielen wir noch einige Wochenendgigs. Also kommt mal vorbei und sagt „Hallo“. Wir sind keine Band, die nur im Backstage rumhängt oder so…
Könntest du dir vorstellen, aus FINAL PRAYER eine Fulltime-Touring Band zu machen?
Dazu gehen die Meinungen in der Band auseinander. Als HC-Band fulltime zu funktionieren, dazu muss man 10 Monate im Jahr touren und das wäre nix für mich. Erstens wir das ganze dann zu einem Job, und zweitens kommt dabei trotzdem noch null Kohle rum. Fragt NO TURNING BACK, die ziehen ihr Ding durch – Respekt dafür – aber müssen jedes Mal sobald sie von einer Tour zurück sind irgendwelche Drecksjobs machen, um über die Runden zu kommen. Für mich wäre das nichts – nicht sehr Punkrock, aber ich bin hierbei einfach ehrlich. So wie wir es machen ist man zwar Urlaubs- und fehltagetechnisch auch am Limit und die Freundin/ Frau ist manchmal genervt, aber dafür freue ich mich jedes zweite oder dritte Wochenende immer total auf die Konzerte.
Weißt du noch, was dich damals zum Hardcore gebracht hat? Hat sich die Szene seitdem sehr verändert? Zum Positiven oder Negativen?
Über das Skateboard fahren bin ich zum HC gekommen, bzw. genauer gesagt über Skateboardvideos, in denen als Hintergrundmusik so Sachen wie MINOR THREAT, BLACK FLAG oder BAD RELIGION liefen. Die Bands habe ich mir dann im Plattenladen angehört und darüber bin ich dann auch zu Konzerten gegangen etc.
Die Szene hat sich, parallel zu der gesamten Gesellschaft, natürlich stark verändert. Das einschneidenste sind die einzelnen Subgenres wie Metalcore, Deathcore, Emo, Tough Guy etc., durch die sich alles sehr aufgesplittet hat, so dass man gar nicht mehr von „einer“ Szene reden kann. Ansonsten ist die Grundmotivation HC-Punk zu hören, das Gefühl des Unwohlseins in dieser oberflächlichen Konsumgesellschaft, immer noch da. Und es gibt auch immer noch wieder Bands, die mich begeistern und die auf der Bühne dieses angepisste, rotzige Gefühl transportieren. Was sich jetzt alles positiv oder negativ verändert hat, kommt denke ich total auf den eigenen Standpunkt und die eigenen Interessen an. Bands und ihre Alben/ Songs sind z.B. viel leichter verfügbar über das Internet – ob das jetzt gut ist oder schlecht muss jeder selber herausfinden.
Und letzte Worte?
Danke für das Interview. Ich finde es cool, dass auch ein Metalzine mal ne Hardcoreband interviewt.
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