Alle Achtung! Während die Welt ganze 17 Jahre auf das nächste, reguläre GUNS´N´ROSES-Album gewartet hatte (oder auch nicht…) und grausam enttäuscht wurde, schafft ein Haufen aus Kalifornien das nahezu Unmögliche und haut seinen Fans 15 Jahre nach seinem Debüt den ebenbürtigen Nachfolger um die Ohren. „Focus“ war seinerzeit (1993) nicht nur ein eigenständiger Gehversuch eines Teils des legendären „Human“-Line-Ups von DEATH, sondern auch ein Schritt in musikalisch völlig abstruse Welten. Death Metal traf auf Progressivität, verzerrte 70´s-Kifferteppiche, sanfte Einschübe und eine Experimentierfreudigkeit, die sich heute, im Zeitalter von Wirtschaftskrisen aller Art, kaum noch eine Band traut. Aber anstatt auf Nummer Sicher zu gehen, führen Paul Masdival und Sean Reinert (die einzig verbliebenen Originalmitglieder von CYNIC) das Konzept nahtlos fort und liefern mit „Traced In Air“ eine vielschichtige Achterbahnfahrt ab. Zugegeben: für den gemeinen Todesmetaller bleibt die Band nach wie vor mehr als gewöhnungsbedürftig, aber Leute ohne Scheuklappen und mit Gespür für überragende Musikalität kommen nicht umhin, sich Hammersongs wie „The Space For This“, „Evolutionary Sleeper“ (zwei echte Ohrwürmer!) oder das völlig verdrehte „King Of Those Who Know“ akustisch einzuführen und eines der überzeugendsten, ehrlichsten, intensivsten und schlichtweg besten Comebacks des ausklingenden Jahrzehnts zu erleben. So stark und gleichzeitig zu jeder Sekunde glaubwürdig ist seit John Arch mit seiner EP „A Twist Of Fate“ kein totgeglaubter Musiker mehr zurückgekehrt. Traumhaft!
Die Grevenbroicher gehören im Gegensatz zu den Viking/Pagan/Folk Metal-Bands, die in der letzten Zeit wie Pilze aus dem Boden geschossen sind, nicht zum Kaffeesatz des Genres, sondern existieren bereits seit 1993, was sie zu Mitbegründern dieser Szene, zumindest in Deutschland, macht. Neben ihrem neuen Album „Noor“ erscheint dieser Tage auch ein Re-Release, der die beiden ersten Alben „Hiltia“ (1996) und „Wigand“ (1998) des Quintetts beinhaltet. Zwar wird durch die Tatsache, dass beiden Scheiben in „remasterter“ Form plus Bonusmaterial zum Preis einer einzelnen CD im Regal stehen, ordentlich „Value For Money“ geboten, jedoch sind beide Alben musikalisch und qualitativ eher im unteren Drittel angesiedelt. Zu echten Anführern einer damals eigentlich noch kaum existenten Szene konnten ADORNED BROOD mit diesen Scheiben jedenfalls nicht werden. Da wurden anderorts (BATHORY, ENSLAVED,…) schon ganz andere Kaliber aufgefahren. Zu naiv wirken die oftmals wenig harte und recht verspielte Musik und die mitunter grenzdebilen Texte (etwa „Unehrenhaftes Feindesblut“ – gruselig!) zumindest aus heutiger Sicht. Da wundert es nicht, dass der (einzige) neue Bonustrack von „Hiltia“, der coole Ohrwurm „Sons Of The Damned“, der stärkste Song dieses Doppelpacks ist. Zudem werden noch ein Live-Interview sowie drei Live-Videos („Tanze Mit Dem Tod“, „Heldentat“ und „Farewell“) geboten, die dieses nur für Fans der Band essentielle Package gekonnt abrunden.
Knapp 1 ½ Jahre nach Erscheinen des SYMPHONY X-Überfliegers „Paradise Lost“ gibt es dieses Album nun in der Version „5.1“ – was soviel heißt das es neben der damaligen regulären CD noch eine DVD des kompletten Albums im 5.1 Mix gibt, das Ganze im schicken Digipack und mit den beiden gut gemachten Videos zu „Serpent’s Kiss“ und „Set The World On Fire“ - allerdings mit dem alten Booklet und bekannten, hochklassigen Artwork. Der bereits auf CD ultrafette Sound erhält damit zusätzliche Weihen. Zum Album selbst verweise ich auf die Review des Kollegen „maio“ von Mitte 2007, der ist an sich nichts hinzuzufügen – außer daß das Album mittlerweile bei den Fans wohl auch den Langzeittest bestanden hat – die Scheibe kann man immer wider auflegen und wird von Neuem auf Enddeckungsfahrt mitgerissen.
Ärgerlich erweist sich das Ganze nur für jene, welche echt Wert auf gen 5.1 gesteigerte Soundqualität legen und bereits die CD im Regal stehen haben. Aber über Plattenlabels und deren Veröffentlichungspolitik ist ja nun auch schon genügend diskutiert und (oft zurecht) polemisiert worden. Mag jeder für sich entscheiden.
Der Einstieg ist kurz und schmerzlos: "Das Trügerische Paradies" lässt dem Hörer wenig Zeit und steigt schnell in die Geschichte ein. Und das gelingt nur deshalb, weil die Sprecher der Hauptpersonen sehr einfach zu unterscheiden sind und durchweg eine gute Leistung abliefern - und damit auch viele Wochen nach der ersten Folge der Einstieg leicht ist. Das Trio um den Schattenkrieger Garlan, der umtriebigen Leandra und dem Schurken Loi steht noch deutlicher im Mittelpunkt, der Wechsel der Schauplätze ist rarer als beim ersten Teil. Sowas geht tendentiell meist etwas zu Ungunsten der Abwechslung und fordert ein flottes Erzählen - aber das Konzept geht auf. Auch wenn die Hauptcharaktere vielleicht einen Tick zu archetypisch ausgelegt sind, ist die Story packend und gekonnt vertont. Weirdoz setzen weiterhin auf originelle und dichte Soundkulissen, gerade die Hintergrundgeräusche sind stets passend und der Szene dienlich vertont. Der Wandel des Schattenkrigers Garlan ist deutlich zu verfolgen und vom Sprecher Thomas Fritzsch gut umgesetzt, die Gratwanderung seines Ichs ist nachvollziehbar und die Labilität der Situation ist hör- und damit fassbar. Nur das Wesen Goth (hat nichts mit selbiger Szene zu tun und wird auch anders ausgesprochen), das "halb Fleisch und halb Maschine war", übermächtiger Wächter der T-Energie (gesprochen von Enterprise-Worf Raimund Krone), piept mir zu viel um die Technik seines Körpers zu verdeutlichen. Grade im Vergleich zu dem ansonsten so organischen Weirdoz-Soundbild kann ich mich mit solchen SciFi Klängen im Fantasy nicht anfreuden. Dennoch: Der zweite Teil der spannenden Geschichte hält das hohe Niveau des Vorgängers!
OPPROBRIUM machen kein Brimborium, sind so schlecht, dass es schon lustig ist. Auf dem Standard der zweiten, hellblauen SEPUILTURA („Schizophrenia“) oder wahrscheinlich sogar eher auf „Morbid Visions“-Niveau scheppert das brasilianisch-stämmige Duo (das mal INCUBUS hieß und in Louisiana beheimatet ist) herum. Ich weiß nicht, was, Metal Mind geschnupft haben, aber wie das Label eine Scheibe (noch dazu im neumodischen Digi) wie diese veröffentlicht, mag sich vieler Leute Kenntnis entziehen – old-school hin oder her. Denn, wo die Seps damals nicht nur Exotenbonus einheimsten, ist ihnen ja ein gerüttelt Maß an Gradlinigkeit, wenn nicht sogar Innovation zu attestieren. Die Band mit dem unfallfrei hingegen kaum auszusprechenden Namen übt sich in hausbackenem Brasi-Thrash, der allenfalls eben angesprochenen Humorfaktor auf der Habenseite verbucht. Was aber neben schwachen Songs vor allem enttäuscht, ist der unterirdische Sound, der jede Proberaumkappelle mit debilen Pagan-Fähigkeiten zu echten Rockstars befördert. Ein Wattebausch ist dagegen so hart wie ein Tag im Schlachthaus. Und da will ich nicht hin, ich hör’ jetzt lieber die erste DESTRUCTION. Aber vielleicht meinen es die Herren Howard auch nicht wirklich ernst, dann ist es auch schon wieder …. echt witzig.
Post Black Metal, auch Avantgarde genannt – das macht Carl-Michael Eide (auch Aura Noir) alias Czral mit seinen Kollegen. Das tat er auch schon mit Ved Buens Ende. Fans dieser Band müssen nicht weiterlesen, sondern sollten sofort losrennen, um sich diesen schwarzen Ausfluss zu besorgen. Alle anderen aber sollten dieses Machwerk mit Vorsicht genießen. Ich persönlich bin mit ja ganz sicher, dass ohne die Beteiligung Bekannter (Ex-)-Black-Metaller auch nur ein harter Hahn nach diesem Scheibchen krähen täte. Denn wo sie die schwarze VIRUS-Seele, von der oft geschrieben wird, entdecken, bleibt ein Rätsel. Der „Gesang“ klingt leiernd wie Cure für Arme oder gesprochen wie vom affektierten Prediger in der leeren Kirche. Die beinahe ausnahmslos unverzerrten Instrumente dengeln orientierungslos durch die Gegend. Okay, wenigstens das Leiden Christi (oder von wem auch immer) dokumentiert VIRUS ganz passend. Die „Songs“ verweigern sich konsequent den üblichen Strukturen und dennoch wirkt hier jegliche Progressivität konstruiert, bisweilen langweilig. Der fortwährende Gebrauch von Dissonanzen trägt eben auch nicht zur Überraschung bei. Sicher, vor allem der Bass besticht durch jede Menge interessante Läufe stilfremder Genres und spielen können die VIRUS-Kameraden bestimmt alle wie verrückt. Aber wirkliche psychedelische Atmosphäre bauen sie nicht auf. Letztlich nervt „The Black Flux“ bestimmt einige, langweilt aber viele Hörer wohl noch mehr. Und was gibt es Schlimmeres für einen progressiven Avantgardisten?
Vrede, Saulc und Ynleborgaz (Angantyr) haben sich im Vergleich zum Vorgänger „Med Døden Til Følge“ zwar enorm gesteigert, richtig gut ist “Fragmenteret Okkult Bespottelse“ aber immer noch nicht. Klar, die Produktion ist besser, aber immer noch ziemlich dünn. Die Songs – irgendwie am Darkthrone-Tropf hängend – sind allesamt nicht schlecht, ganz nett und sehr alte Schule – nur zünden, das wollen sie nicht. So dengelt der Krempel am Hörer vorbei, auch extreme Tempowechsel mögen nicht an den effizienten Selbstmord denken, ebenso wenig, wie der Christenhass hier musikalisch brachiale Unterstützung. Diese Scheibe trödelt genauso traditionell aus den Boxen wie sich ein Spielmannszug beim Schützenumzug durch die Straße quält. Musik wie die von VARDLOKKUR ist weder böse antichristlich, noch total im Underground verwurzelt – im Grunde ist sie einfach nur spießig wie sonst was.
OUTLAW ORDER sind im Grunde EYEHATEGOD minus 1: Drummer Jimmy Bower ist nicht dabei, da er mit DOWN zu beschäftigt ist, weswegen EYEHATEGOD ja auch mehr oder weniger auf Eis liegen. Kein Wunder also, dass „Dragging Down The Enforcer“ eine Sludge-Dröhnung ist, die sich gewaschen hat. Etwas leichter zugänglich als EYEHATEGOD, mit manchmal sogar punkigen Parts, gehen die Kerle hier zu Werke, das verbitterte Gebrüll und der tiefer gestimmte Sound sind dabei Trademarks, die es von einer zur anderen Band geschafft haben. Die Songs pendeln zwischen noisig-fies und eingängig-groovend, ohne zu irgendeiner Zeit die unterschwellige Aggression zu verlieren. Klingt alles ganz passabel, zu jeder Zeit wird deutlich, dass hier Musiker am Werk waren, die einen Plan haben und wissen, wie ein guter Song zu klingen hat. Denn auch wenn kein ganz großer Knaller dabei ist, sind die neun eigentlichen Songs eine gelungene Sache, die zwar an EYEHATEGOD (noch) nicht heranreicht, Sludge-Fans aber trotzdem mächtig Spaß bereiten dürfte, auch wenn die Spielzeit deutlich zu kurz ausgefallen ist. Bleibt abzuwarten, wie lange OUTLAW ORDER aktiv sein werden und ob noch eine zweite Scheibe nachgeschoben wird.
Mit diesen kalten Balten ist das so eine Sache: Einerseits sind viele der Bands, gerade auf Ledo Tekas, echt gut. Andererseits nerven sie nicht selten mit einer ganz eigenen politischen Ansicht – wenn nicht schon verballhornte Sonnenkreuze überflüssig sind, dann ist es sicherlich verherrlichter Patriotismus…. Auch das Einmann-Projekt LUCTUS scheint „sein“ Litauen ganz dolle zu mögen, schimpft auf Christen, Juden, Menschlichkeit und vieles andere mehr. Letztlich ist das textlich grenzwertig, musikalisch aber sicherlich über jeden Zweifel erhaben. Zwar ist der schwedisch angehauchte Black Metal alles andere als sensationell innovativ, aber gut eingespielt und prima produziert ist’s allemal. Kalte Hymnen mit militaristischem Charakter, einem klitzekleinen Schuss Thrash und ein wenig mehr Progressivität und viel Aggression – und gerade in diesen Phasen mit nicht allzu viel Abwechslung. ARGHARUS unterscheiden sich eigentlich stilistisch wenig von den Kollegen, lediglich der militaristische Charme fehlt glücklicherweise - und ein wenig Tempo. Leider ist gleichzeitig der Produktionsstandard geringer. So klingt die Band dumpfer, aber nicht stumpfer (wobei eine Aussage über die Texte aufgrund ausschließlich heimischer Zunge entfallen muss). Letztlich machen LUCTUS sechs Stücke mit einem professionellen, schwedischen Antlitz, während ARGHARUS das Ganze viermal eher norwegisch und basischer aufziehen. Musikalisch wissen beide Kapellen zu gefallen.