P.L.F., was für PRETTY LITTLE FLOWER steht, lassen sich auf ihrer zweiten Full-Length nicht lumpen und haben neben den elf regulären Tracks noch sechs Bonussongs und sieben Live-Versionen gepackt, so dass das Ganze auf 24 Songs kommt – und trotzdem nicht die halbe Stunde knackt. Kann also nur Grindcore sein. Richtig. Gut produziert gibt es hier einen knallharte Grindplatte, die hin und wieder in Richtung Crust und Death Metal schielt, aber auch dann immer schön auf die Fresse gibt, wobei in der Gitarrenarbeit tatsächlich ein dezenter Thrash-Einschlag zu hören ist. Der ändert aber nichts an der generell kurz-heftigen Songstruktur, die die Tracks am Hörer vorbeiballern lässt, ohne ihn mal Luft holen zu lasen. Beim Gesang geht es konventioneller zu, das typische Psycho-Gekreische wechselt sich mit Growls ab, beides kann auf Dauer aber nicht wirklich überzeugen und stellt den Schwachpunkt einer ansonsten guten Grind-Scheibe da. Beinharte Grinder können mit der Platte wohl warmwerden, wer nur auf der Suche nach einer heftigen Scheibe ist, könnte hier schnell überfordert oder ermüdet sein, also besser vorher reinhören.
Aus dem schönen Westsachsen kommen ORLOG jetzt mit ihrer insgesamt vierten Veröffentlichung, dem zweiten ganzen Album. Nach dem schon echt guten Vorgänger „Reinigende Feuer“ besinnen sich ORLOG jetzt mehr auf die Ursprünge des Pagan Metal - und servieren echtes, schwarzes Metall, wesentlich düsterer und auch härter als zuletzt. Und dennoch vergessen die Jungs nicht die Vorzüge der sauberen Scheibe von 2006. „Elysion“ bewegt sich oft im höheren Tempo, trotzdem erklingen fabelhafte Melodien. Der Sound ist alles andere als garagig, die Gitarren klirren wiederum eisekalt. Und sogar die omnipräsenten Soli bringen effektive Unterstützung in ein gar kompaktes Werk. Wer es nicht besser weiß, versetzte die Ostdeutschen direkt nach Schweden, denn dort klingen (oder klangen) ein paar Bands sicherlich ähnlich, in Deutschland hingegen scheinen ORLOG nicht sonderlich viel Konkurrenz fürchten zu müssen. Textlich noch im heidnischen Bereich zu Hause, haben sich ORLOG musikalisch „emanzipiert“, gehen einen eigenen Weg. Alles andere wäre für eine ernsthafte Band dieser Güte auch mehr als verwunderlich.
Nach ihrem Debüt „Fire, Walk With Me“ in 2004 kommen VII GATES nun fast fünf Jahre später mit ihrem zweitem Werk „In Hoc Signo Vinces“ um die Ecke – eine halbe Ewigkeit in der Musikszene. „Guter Ding will Weil haben“ sagt man – kann man aber auch durchaus für VII GATES gelten lassen. Denn die 10 vollwertigen Songs (plus Intro und einem kleinen Zwischenpart) wissen mit ihrer Mixtur aus Siebziger Hard Rock Arrangement (Deep Purple und Rainbow lassen grüßen) und Neunziger Power Metal meist zu gefallen, auch wenn der Bombastfaktor etwas gekünstelt wirkt und man nicht jede Idee bis zu Ende gedacht zu haben scheint (bei „Immortal (Hymn Of The Prison Guard“ und „Lethal Attraction“ wäre sicher mehr drin gewesen) oder gar recht unpassend wirken (wie das fröhliche „Cat Eyes“). Interessenten sollten aber mal in „The Skyrider“ (Kopfschüttler in DIO Manier mit Grölfaktor), „Dreams They Haunt Me" (getragen atmosphärische Powerhymne), „Answer To You, Heart (Stranger In The Dark)“ mit seinem Ohrwurmpotential und das etwas komplexer arrangierte „Children Of The Corn“ reinhören. Von der Tonlage her gesanglich an sich voll in Ordnung fehlt dem Album aber soundtechnisch etwas der letzte Schliff – was sich neben dem dann dünn daherkommenden Gesang auch an einem mehr dumpfen als druckvollen Sound festmachen lässt. Freunde klassischen Power Metals mit hohem Melodic Faktor könnten hier trotzdem auf ihre Kosten kommen, auch wenn man vieles schon mal gehört hat. Und hoffen wir mal, das VII GATES sich für den Nachfolger von „In Hoc Signo Vinces“ nicht wieder fünf Jahre lang Zeit lassen – die Richtung stimmt nämlich schon.
Ob YNGWIE nun unter MALMSTEEN oder unter YNGWIE MALMESTEEN’S RISING FORCE firmiert bleibt sich gleich – geboten wird jeweils neo-klassischer Metal als Fortführung des in den Siebzigern erfolgreichen RAINBOW-Stils und als Fan von Heroen wie Blackmore und Roth. So servierte uns der seit Anfang der Achtziger in den Staaten lebende Schwede schon seit 1984 diverse gutklassige Alben; seine stärksten Momente liegen zwar in eben jenen Anfangsjahren, aber mit „Perpetual Flame“ hat der Saitenvirtuose ein richtig gutes Album mit klasse Kompositionen und nicht schon x-mal gehörten Gitarrenläufen am Start - und Überraschung - das mit Sänger Tim „Ripper“ Owens (BEYOND FEAR, ex-JUDAS PRIEST, ex-ICED EARTH) funktioniert für die neuen Tracks erstaunlich gut. Owens ist unbestritten einer der besten Shouter des ganzen Metal-Biz, seine Verbindung mit YNGWIE MALMSTEEN wurde aber anfangs belächelt (und die bisherigen Liveauftritte liefen auch nicht immer rund). Auf „Perpetual Flame“ bringt es Owens fertig, sein an sich raues Organ problemlos in den Dienst der melodischen und speedigen Kompositionen zu stellen und versieht damit alle Tracks (bis auf drei typische Instrumentalstücke an denen sich Nachwuchsgitarristen wieder erfolglos versuchen dürften und das von MALMSTEEN selbst eingesungene und eher belanglos am Blues orientierten „Magic City“) mit einer kraftvoll eigenen Note. Allerdings geht es ihm ähnlich wie dem Rest der hochkarätigen Besetzung, Keyboarder Derek Sherinian (ex-Dream Theater) und den Drummern Patrick Johannsson und Dean Markkley – sie fungieren trotz aller Klasse oft als Beiwerk, meist einen Tick zu weit im Back. Als Anspieltipps für Malmsteen & Owen kann man dann auch gleich den nach vorne preschenden Opener „Death Dealer“, den hymnischen Melodic-Hammer „Red Devil“ und das eher doomig stampfende „Priest Of The Unholy“ nennen (klasse Song). YNGWIE MALMESTEEN ist hier das beste Album seit Jahren gelungen – mit einem Wehrmutstropfen: Mr. Malmsteen hat (wahrscheinlich in einem seiner „seltenen Momenten“ von Selbstüberschätzung) die Produktion selbst übernommen und so „Perpetual Flame“ einiges an Schlagkraft genommen. Schade! Ansonsten sollte das Teil nicht nur für MALMSTEEN-Jünger ein gefundenes Fressen sein, sondern auch Metalfans überzeugen, die ansonsten einen Bogen um Gitarrenflitzereien machen.
Nur „ohne was“ bringt man keine 16 Millionen (!) Alben an den Mann (respektive Frau) – und auch wenn TESLA in der heutigen Medienlandschaft nicht mehr den Stellenwert der End-Achtziger haben, ihre letzten beiden Studioalben waren mehr als nur Ausrufezeichen und vor allem Live ist die Band immer noch eine Bank – und das definitiv nicht nur für ihre „Altfans“. Folgerichtig hat die Band selbst einen ihrer Auftritte aufgezeichnet und bietet nun unter dem Titel „Comin’Atcha Live! 2008“ über 2 Stunden Material, gespickt mit Hits, welche am 22. Februar 2008 in einer ausverkauften Location namens Myth in Maaplewood, Minnesota aufgenommen wurden. TESLA, bestehend aus Sänger Jeff Keith, welcher mit seiner einzigartigen Reibeisenstimme einen ganz starken Auftritt hinlegt, den Gitarristen Frank Hannon und Dave Rude, welche desöfteren zum Duell miteinander und zum Luftgitarrespielen vor der Mattscheibe einladen, sowie Brian Wheat (Bass) und Troy Luccketta (Drums) versprühen dabei so einen Spaß auf der Bühne (und darum herum – siehe Bonusmaterial) das der sich in einer authentisch, engagierten und vorbildlichen Performance ausdrückt – hier macht das visuelle einer DVD richtig Sinn. Das dabei Kompositionen wie „Modern Day Cowboy“, „Heaven’s Trail“, der extravakante Überhammer „Love Song“, „What You Give“, „Little Suzi“ und natürlich „Edison’s Medicine“ wahre Leckerbissen der Rockgeschichte sind, setzt dem an sich schon klasse Auftritt die Krone auf; das UFO-Cover „Rock Bottom“ reiht sich da nahtlos ein.
Die DVD-Features „Heaven's Trail”, „Sleepless In Seattle”, „Guitars & Gear (allgemeine Instrumentenkunde beim Fachmann), „Hangin' With The Fans” (schon sehr interessant wie manche Fans zu TESLA kamen) und „Outtakes” (auch wieder mit vielen Band Originaltönen) dienen der Vollbedienung und lassen so für den geneigten Fan keine Wünsche offen. Präsentiert in Dolby Digital 2.0 Stereo und ohne hektischen Schnitte auskommenden 16:9 ist TESLA mit „Comin’Atcha Live! 2008“ eine vorweihnachtliche Überraschung gelungen die einigen Rockfans sich auf dem Gabentisch wünschen dürften.
Dass der Thrash Metal gerade seinen zweiten bzw. dritten Frühling erlebt, dürfte sich mittlerweile rumgesprochen haben. Sowohl ganz junge Künstler, als auch alte Hasen veröffentlichen recht überzeugende Werke. Was nun aber aus Frankfurt kommt setzt dem Ganzen die Krone auf. Besser kann man traditionellen Thrash einfach nicht machen. Ich hatte das Glück vor ein paar Monaten in die Demos zur aktuellen Scheibe reinhören zu dürfen und dachte damals schon, dass das eine ganz starke Scheibe werden würde. Dass nun DIE TANKARD Platte überhaupt dabei herauskommt überrascht mich dann doch. Was macht „Thirst“ nun so anders oder besser als die alles andere als schlechten ersten 12 (!!) Scheiben der trinkfesten Chaoten? Einerseits das unglaublich hohe Energielevel im Verbund mit Hammermelodien, andererseits die Tatsache, dass jeder Song absolut eigenständig ist. TANKARD bewegen sich in selbst gewählten engen stilistischen Grenzen und schaffen es trotzdem, dass jeder Song einzigartig klingt und zu keiner Sekunde Langeweile aufkommt. Die Riffs sind neu und originell, die Soli erstklassig und Hooklines gibt es Sackweise. Normalerweise kann ich bei Reviews immer Vergleiche mit anderen Bands ziehen: „Der Song klingt nach Band XY“ etc…das kann ich mir hier schenken, denn jeder Song klingt zu 100 % nach TANKARD und nur nach TANKARD. Textlich gewahrt man den Spagat zwischen Bandtypischem Humor („Stay Thirsty“, „Myevilfart“ oder auch „Sexy Feet Under“) und ernsteren Themen („Echoes Of Fear“, „When Daddy Comes To Play“). Aber auch wenn der Text mitunter kalauert, so bleibt das musikalische Gerüst zu jeder absolut ernst. Und als wenn das noch nicht Genug wäre, so macht auch der Sound keine Gefangen. Einfach nur Brett. Es wird, wenn über deutschen Old School Thrash gesprochen wird, meist vom Dreigestirn SODOM, DESTRUCTION und KREATOR geredet. Mit „Thirst“ haben TANKARD diese heilige Dreifaltigkeit auf die Plätze 2-4 verwiesen. Klassikeralarm!