Review: Stuck Progress To Moon
Selten habe ich zuletzt so was abgefahrenes und innovatives zugleich gehört, wie diese Scheibe von SUBSCRIBE. Und dies liegt nicht nur am ironisch-humorvollen Titel „Stuck Progress To Moon“, dem etwas abgedrehten Artwork oder der coolen Idee auf der einen Seite des Silberlings das normale Album in CD-Form und auf die andere eine DVD mit einigen Livetracks eines Konzerts zu packen. Nein, diese Ungarn trauen sich auch musikalisch einiges, mischen nur scheinbar nicht zueinander passende Elemente aus dem Hardcorebereich, Classic Rock, Metal, Funk, Reggae, Folk und auch eine Prise Jazz sehr gekonnt und haben so zweifellos ihren ganz eigene Stil kreiert. Denn tatsächlich klingt dieses nur auf dem Papier wahnwitzige Konglomerat absolut stimmig, homogen und vor allem verdammt faszinierend.
Der Sechser beginnt zunächst etwas zurückhaltend mit einem leicht sphärischen, verklärten Keyboardintro um dann mit dem zweiten Track „The Devil Take The Hindmost“ kompromisslos auf die Kacke zu hauen. Es wird zu energetischen Hardcoreriffs gekeift und gebrüllt was die Hütte hergibt, dann folgt eine Art Übergang mit einem hochmelodischen Gesangsteil und dann geht es wieder weiter mit wüsten Growls. Dann wird eine klasse Melodie mit leichten Rappeinlagen garniert, der Song endet mit einem romantischen Tastenspiel aus dem erwähnten Intro - der Hammer. Wer mal auf FAITH NO MORE abgefahren ist, könnte hier wieder eine neue Heldenband entdecken. Obwohl SUBSCRIBE noch viel extremer in ihren Ausschlägen sind und sich diese überraschenden Wendungen und Songverläufe immer wieder zu neuen Höhepunkten aufschaukeln. Die zwei Vocalisten könnten unterschiedlicher nicht sein, es gibt tolle mehrstimmige Refrains, dann liefern sich diese beiden Herren wunderbar aggressive Duelle - da wird heftigst geschrien, gegrowlt und dann wieder hochmelodisch gesungen.
Ich hätte nie gedacht, dass ich als Verfechter der reinen (Gesangs)Lehre in Sachen Rock/Metal mal so was schreiben würde, aber mir gefällt diese ganze Schose wirklich hervorragend. Stilistisch geht die Scheibe genauso abwechslungsreich weiter wie eben beschrieben, ein Highlight ist dabei noch „Kiss Ana Kill Your Boyfriend“ mit bärenstarkem Stakkatogesang, Mörderrefrain und einem absolut coolen Funkmittelteil.
Sämtliche beteiligten Musiker haben es technisch voll drauf, sonst würde dies nicht so abgezockt und lässig zugleicht klingen, ein fetter Sound kommt sehr ausgewogen mit genügend Entfaltung für die einzelnen Spuren daher, bietet mit klasse Gitarrenbreitseiten und einer unheimlichen Dynamik sowie einer gehörigen Portion Power auch genügend Reize für unsere Sinusfetischisten. Das kann man eigentlich nicht viel besser machen.
Auch bei ruhigeren Parts wie bei „Delirium II. The Tremens“ (hier wird sogar in der Heimatsprache gesungen!) schafft man es, vermeintliche Sanftheit mit robusten Screams zu verbinden und trotzdem ein in sich passendes Stück zusammenzubasteln. Doch Vorsicht - diese energetische Mucke ist auch irgendwie anstrengend mit den ständigen Achterbahnfahrten und verlangt vom Zuhörer einiges an Toleranz sowie Hartnäckigkeit im wahrsten Sinne des Wortes.
Und auch auf der Bühne hier in einem kleinen Club aufgenommen machen SUBSCRIBE eine gute Figur, der irre Mix ihrer Musik spiegelt sich auch im Aussehen aller Beteiligten wieder, von Vollglatze bis Rastalocken und vielen Rauschebärte in allen Variationen ist alles dabei. Die Tracks wirken live ebenfalls sehr lebendig gelebt, es gibt viel Action auf den Brettern und die Fans gehen voll ab. Der Schweiß rinnt quasi in die Kamera. Auf der DVD sind nicht genau die gleichen Tracks des Albums enthalten, was die Sache noch etwa interessanter und unterhaltsamer macht. Das hat absolut was und als krönenden Abschluss zaubern die Jungs dann noch eine lässig-groovende Version von PAUL ANKA’s Welthit „Put You Hands On My Shoulder“ aus dem Hut.
In ihrem Heimatland sind die Herren anscheinend schon etwas bekannter und aus der Geheimtippecke raus - bei uns sollte sich dies bitte auch schleunigst ändern. Wer einfach mal etwas ganz Spezielles im weiten Feld des Crossover hören möchte, ist hier richtig. Genreübergreifend verkommt bei SUBSCRIBE nie zu einer holen (Promo) Attitüde sondern ist absolut Programm von vorne bis hinten. „Stuck Progress To Moon“ sollte man sich als Open Minder daher unbedingt mal geben.
Stuck Progress To Moon
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
10
Länge:
47:45 ()
Label:
Vertrieb:
Interview Euer „Travels“-Album ist kürzlich via Bridge9 erschienen – wie viel Feedback habt ihr bisher bekommen und wie ist der allgemeine Ton? Es ist wirklich super! Wir haben viele großartige Reviews bekommen und, was sogar viel besser ist, Emails von Leuten, die uns erzählen wie sehr sie das Album lieben.
Ursprünglich wurde das Album von Topshelf Records veröffentlicht – warum habt ihr es noch mal bei einem neuem Label rausgebracht? Ich habe eine langjährige Beziehung zu Bridge9 und mein Topshelf-Partner Seth arbeitet auch für Bridge9. Ich denke, dass es kein Label gibt, das für DEFEATER mehr Sinn macht, jedenfalls im Moment, und Bridge9 hat mitbekommen, wie wir gewachsen sind und das „Travels“ einen kleinen Push gebrauchen könnte.
Wie lange habt ihr an den Songs gearbeitet? Was fiel euch schwerer, die Musik oder die Texte? Es ist beides hart *lacht*. Es hat uns sicherlich ein Jahr gekostet, bis alles fertig war. Die Songs sind immer erst im letzten Moment fertig, es gibt immer Kleinigkeiten, die Feintuning brauchen, durch die die Musik noch etwas besser rüberkommt.
Die Texte selbst sind etwas ungewöhnlich, erzählen sie doch die sehr düstere Lebensgeschichte eines jungen Mannes. Wann und warum habt ihr euch entschieden, eine solche Geschichte zu erzählen? Derek und ich haben das entschieden, da wir eine Geschichte schreiben wollten, die einen durchgehenden Faden von Anfang bis Ende hat. Eine Geschichte, die chronologisch erzählt wird, erschien uns als sehr kreativer Weg persönliche Erfahrungen durch fiktionale Charaktere zu erzählen.
Eurem Background zufolge hätte ich mit einem politischerem Album gerechnet – kommt das noch? Nein, nicht wirklich. Umweltschutz ist ein wichtiges Thema, das uns sehr wichtig ist, aber gleichzeitig gibt es viele andere Themen, über die wir auch schreiben wollen.
Hardcore ist in eurem Fall auch mehr als nur Musik – aber gilt das auch für den Großteil der Hardcore-Szene anno 2009? Ha, keine Chance, ich werde nicht für Hardcore im Allgemeinen sprechen! Ich kann nur sagen, dass wir versuchen, die bestmögliche Kunst zu machen und unser Ding zu machen. Der Wert von Kreativem liegt immer im Auge des Betrachters – einige Leute wollen immer noch zu Songs moshen, die von Familien und Freunden erzählen, aber wer bin ich, dass ich darüber urteile?
Seit ihr Vegetarier, Veganer und/ oder Edger? Wenn ja, wie weit beeinflusst das DEFEATER? Derek ist Veganer. Ich habe nach 28 Jahren Edge gebrochen, aber wen kümmert das? Keinen Whiskey zu trinken hat mein Gitarrenspiel nicht beeinflusst und kein Fleisch zu essen machen Dereks Texte nicht besser oder schlechter. Wir sind die Leute, die wir sind und unsere persönlichen Entscheidungen sollten genau das bleiben.
Ihr werdet im Frühjahr eine EP veröffentlichen, die auf „Travels“ beruht, genauer gesagt auf dem Akustiksong und dem dazugehörigen Text. Hatte ihr diese Idee bereits, als ihr den Song geschrieben habt? Alles was wir mit der Band machen, ist im Voraus geplant. Also nein, das war kein Unfall *lacht*.
Wie weit sind die Arbeiten an der EP? Wird die Story in den Texten auch verbunden sein? Ja. Die Story wird etwas fokussierter sein, da die Textlänge durch die EP kürzer ist. Musikalisch bin ich mit der eingeschlagenen Richtung sehr zufrieden – ich denke, dass die Leute es mögen werden. Ich bin darauf aus großartige Musik zu schreiben, nicht unbedingt Hardcore.
Wie sind eure Tourpläne für 2009? Werdet ihr wie so viele US-Bands auch neun Monate unterwegs sein? Kein Plan. Wir wollen sicherlich so viel wie möglich unterwegs sein, haben aber auch Leben zu Hause, die uns auch wichtig sind. Aber trotzdem werden wir in der nahen Zukunft ordentlich touren.
Greenvans ist eine Sache, die euch am Herzen liegt und die Verbindung von Touren und Umweltschutz ist… Greenvans ist eine Mietwagenfirma, die nur Vans anbietet, die für Tourbands gemacht sind. Alle Vans laufen mit Biodiesel, was uns zur ersten 100%igen Schadstofffreien Mietwagenfirma in den USA macht. Es fing alles damit an, dass ich einen alten Van gekauft und umgebaut hatte, um mit meiner alten Band zu touren, was sich unter meinen Freunden rumsprach und ich den vermieten konnte. Es war von Anfang an ein Erfolg und jetzt haben wir eine kleine Flotte von Vans und Trailern, die konstant unterwegs sind, mit Teilzeit- und Vollzeitbands. Wir sind bis in den Sommer ausgebucht und werden bald einige neue Vans kaufen.
Gibt es daneben noch andere Projekte? Gus und ich spielen noch bei NOVEMBER 5TH, 1995. Ich habe ein Studio und Derek baut gerade seine Screendesignfirma auf.
Denkst du, dass Barack Obama ein guter, ein erfolgreicher Präsident sein wird? Ich braucht sicher mehr als vier Jahre, um uns aus dem Mist rauszuholen. Wer kann schon sagen, was passieren wird. Natürlich hoffen wir alle das Beste, aber im Moment will ich nur in den Van.
Wie weit bist du von der Wirtschaftskrise betroffen? Sicher, einige meiner Freunde und aus meiner Familie haben eine schwierige Zeit, auch nur halbwegs annehmbare Jobs zu finden. Mein Vater war in der Autoindustrie erfolgreich, hat jetzt aber eine harte Zeit. Es ist eine beängstigende Zeit für viele Leute. Es ist Zeit zu lernen, mit einem Minimum auszukommen und kluge Entscheidungen zu treffen.
Letzte Worte, Grüße, Shoutouts? When my mother was pregnant with me they did an ultrasound and found she was
having twins. When they did another ultrasound later they discovered that I
had reabsorbed the other fetus. Do I regret this? No. I believe it has made
me stronger. I now have the strength of a grown man and a little baby.
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