This Is Boston – not LA? Es könnte aber auch Hamburg sein, aber auf keinen Fall Seattle. Die Jungs aus Massachussettes kopieren so ziemlich alles, was es mal gab, was gut und teuer war. Der Opener „The Halls of Madness“ sowie das folgende „Reign Fall“ klingen so, wie Rolfi und seine Freunde vielleicht gern beim Abschiedskonzert in Wacken geklungen hätten: Wie Running Wild zu ihren großen Zeiten. Es folgen Reminiszenzen an diesen und jenen, „The Shredder“ hört sich nicht nur wie “Betrayer“. Dann nimmt das dritte Album Maiden, Priest, Helloween, Avenger, Iced Earth, Helstar, Savatage und viele andere mit ins Boot. Schließlich covern sie Britanniens Stahl ganz offiziell mit einer durchaus gelungenen Version von „Nightcrawler“. So weit so gut. Dass die band bereits seit 1995 am Start ist, ist der gut produzierten und tight runtergezockten Scheibe mit gutem Sänger durchaus anzuhören. Ab ob das reicht, das pure Plagiat? Klares Ja! Die Scheibe macht totalen Spaß, sie mischt NWOBHM, mit Speed- und amerikanischen Power Metal, ist herrlich altmodisch aber nie langweilig. Und damit nicht so geil wie die Originale in der Zeit der Ursuppe – aber schon mal viel besser als die vielen inzwischen blutarmen Vorbilder. Boston is Metal as fuck.
Ich nehme es direkt vorweg: Mob Research ist für mich einer der besten Industrialscheiben, die ich seit langem gehört habe. Die Band liefert in ihrer Besetzung mit "Holy City Zoo" leider ihr erstes und wohl einziges Album ab, denn Bassist Paul Raven (bekannt aus PRONG, MINISTRY und KILLING JOKE) verstarb Ende 2007 kurz nach Fertigstellung der Aufnahmen zu der nun mir vorliegenden CD. Am Mikro hört man WARRIOR SOUL/TROUBLE Frontmann Kory Clarke, der mit seiner rauen rotzigen Stimme perfekt ins Klangbild passt. Gewürzt wird dies u. a. mit der Gitarrenarbeit von Mark Gemini Thwaite, der schon bei THE MISSION und PETER MURPHY mitwirkte. Herausgekommen ist eine abwechslungsreiche und coole Industrialscheibe, die rotzige Rockelemente mit atmosphärischen Sequenzerpassagen und treibende Industrialparts vereint. Nach dem gelungenen Opener "Tribe" fallen die beiden kommenden Songs "Holy City Zoo" und "New Paradigm" zwar etwas ab, da sie als Song einfach nicht zünden. Es folgen dann jedoch mit den folgenden Stücken ein Highlight nach dem anderen. Herausgreifen will ich "This One´s For You" und "Sky God Worshippers", die mir nicht mehr aus dem Ohr gehen und sowohl coole Melodien als auch griffige Refrains haben. Klasse. Wer also Songs à la Ministry und Killing Joke mag und mit Industrial grundsätzlich was anfangen kann, für den ist das Album sicherlich gefundenes Fressen. Als Bonus gibt es von 7 der 10 Songs Remixe, die allesamt gelungen sind und nicht wie eine überflüssige Dreingabe daherkommen. Es ist wirklich schade, dass Mob Research zumindest in der hier hörbaren Besetzung keine Fortsetzung finden wird. Hier hat vieles gepasst. Daumen hoch!
Der rockigste Australien-Export seit AC/DC ist zurück: BUG GIRL haben mit "Blood, Sweat & Beers" eine neue EP am Start. Die Zutaten sind die gleichen geblieben: verdammt dreckiger Rock´n´ Roll, dargeboten vom sich selbst vollkommen genügenden Duo Amber und Clinton Spencer. Schon der treffend benannte Titeltrack "Blood, Sweat & Tears" zeigt wo der Hammer hängt und klingt nach staubigen, heißen australischen Rock-Schuppen, Sängerin Amber zeigt am Mikrophon, was eine Rockröhre ist, und wenn man nicht gerade explizit darauf achtet, käme einem niemals in den Sinn, dass da eventuell gar kein Bassist mit von der Partie sein könnte. "V8 Motor" gibt mit extrem treibender Gitarre Gas, dass einem Angst und Bange werden kann und auch der Rest des Materials lässt sich wohl schlicht am besten mit den folgenden Worten beschreiben, die die Landsmänner der Band vermutlich zu diesem Zweck benutzen würden: "Kicks ass!".
Nachdem „Empire“, das zweite Album von KASABIAN, bis an die Spitze der UK-Charts geklettert ist, dürfte der Druck auf die vier Jungs aus Leicester groß gewesen sein, ein ebenbürtiges Nachfolgewerk aufzunehmen. Dabei haben sie offenbar die Flucht nach vorn ergriffen, denn „West Ryder Pauper Lunatic Asylum“ – so hieß Großbritanniens erste psychiatrische Klinik für Arme – ist zum Bersten voll mit musikalischen Ideen und Spielereien. Beim ersten Hören ist es dann auch noch schwer auszumachen, was die Jungs da eigentlich treiben, aber dann schälen sich die einzelnen Songs mehr und mehr heraus, und immer wieder bleibt man an Stellen hängen, die einem einfach nicht mehr aus dem Ohr wollen. In den Stücken werden u. a. Elemente aus Pop, Rock, TripHop, Elektro und Psychedelic vermischt, und daraus entsteht ein sehr eigener und atmosphärischer Sound. Dass das bestens funktioniert, zeigen Hits wie das treibende „Fast Fuse“ mit seiner Mischung aus Garage-Rock, Surf und Elektro, „Where Did All The Love Go“ mit seinem Retro-Disco-Beat oder der fett groovende Elektro-Rocker „Vlad The Impaler“. Zusätzlich erhält das gesamte Album durch dezent eingesetzte Streicher und Bläser einen gewissen Filmmusik-Charakter. Das ist auch durchaus gewollt: Die Idee zu diesem Album war, einen Soundtrack für einen Film zu schreiben, den es nicht gibt. Produziert wurde die Scheibe von KASABIAN-Gitarrist und -Songschreiber Sergio Pizzorno und Dan Nakamura, der auch schon mit DJ Shadow und den GORILLAZ gearbeitet hat. Und besonders den Einfluss der letzteren hört man hier immer wieder heraus. Mit ihrem dritten Longplayer ist KASABIAN ein wirklich herausragendes, extrem abwechslungsreiches und spannendes Album gelungen, das dazu noch eine ganze Ladung toller Songs bietet.
TRIBAL legen mit "Corner Of A Circle" ihr zweites Album vor, und das kann sich hören lassen. Auf einer Länge von fast einer Stunde Spielzeit präsentiert die 2004 gegründete schweizer Kombo eine gelungene Mischung aus angedunkeltem Rock und Metal und geben sich dabei vielseitig: von Schmusenummern wie der Ballade "Higher" oder dem verträumten "Reign Of Silence" über Midtempo Songs bis zu stärker metal-lastigem Material wie "Take Me Away" ist alles dabei. Der melancholisch-düstere Goth-Appeal zieht sich durchs komplette Album, besonders hervorgehoben seien hier exemplarisch die rockigen "Jump Of The Bridge" und "Holy". Die Songs sind durchweg melodisch, erschließen sich aber manchmal nicht sofort beim ersten Hören, mehrmaliges Anhören zahlt sich also aus- dann nämlich stellt man fest, dass "Corner Of A Circle" ein wirklich durchweg gelungenes Album ist.