Steve Grimmett, im Laufe seiner Karriere immer mal wieder mit neuen Bands unterwegs gewesen, hat jetzt ein neues Projekt am Start, nämlich GRIMMSTINE. Mit von der Partie ist auch Gitarrist Steve Stine, dessen Gitarrenparts entsprechend jede Menge Platz eingeräumt wird, und die zusammen mit Grimmets charakteristischem Gesang das gesamte Album prägen. Geboten wird eine Art Mischung aus Heavy Metal und klassischem Hard Rock, deren Solidität außer Frage steht, aber auf Dauer mitunter irgendwie doch etwas eintönig wird. Aus dem druckvollen, nach einer Weile aber leider etwas monotonen Gitarrenfeuerwerk herauszustechen gelingt beispielsweise der Ballade "You´ll Never Know", bei der Grimmet zeigt, dass er eben nicht "nur" auf klassischen Hard Rock-Gesang machen kann, sondern auch das Zeug zu klasse Rock-Balladen mit Gesang in tendenziell etwas tieferen Tonlagen hat. "You Give Me Love" ist eine gelungene Mischung aus beidem, der Song rockt, gleichzeitig geht aber die Melodie weniger in den Gitarren unter als bei manch anderem. Fazit: keine große Überraschung, aber solide Handwerkskunst.
BLACK PYRAMID passen zu Meteor City Records wie Arsch auf Eimer, auch wenn sich die Ostküstler auf die düster-doomige Spielweise des Stoner Rocks verlegt haben, aber andererseits kann ja auch nicht jeder Kiffer-Combo die Sonne aus dem Arsch scheinen. Schleppend, basslastig und mit einem Gespür für das Aufbauen einer bedrohlich dunklen Atmosphäre wabern sich BLACK PYRAMID durch neun überlange Songs, in denen sie sich immer Zeit lassen, um ein Riff zur vollen Entfaltung zu bringen oder ihre lyrischen Ergüsse angemessen vorzutragen. Das funktioniert alles leidlich gut und erinnert in guten Augenblicken an PENTAGRAM mit einem Schuss KYUSS. Da es die Herren zudem verstehen, in jedem Song einige verdammt eingängige Melodien einzubauen, macht die Scheibe auch nach knapp 50 Minuten noch Laune, sofern sich auf die vertonte Schwärze eingelassen werden kann. Wer dazu in der Lage ist, wird mit einer interessanten Stoner-Scheibe belohnt, die in dieser Form nicht alltäglich ist.
Noch eine Musikerversammlung, diesmal aus Australien. Unter anderem von Pestilential Shadows und Austere sind hier Mucker zusammen gekommen, um das fortzuführen, was bereits 1993 begann und mit „Totem“ 1995 erstmals eine Full-Length veröffentlichte: NAZXUL. Die unheimliche Black-Metal-Kapelle führt mit dieser Scheibe das Erbe des verstorbenen Gitarristen Greg Morelli fort – der übrigens auf ausdrücklichen Wunsch der Band immer noch Teil derselben ist. Die Fünft-Kontinentler machen Black Metal der bombastischen Sorte, verzichten nicht auf Keyboards, aber auf überdimensionierten Schmalz. Dabei versprüht „Iconoclast“ immer eine böse, wenn auch nicht allzu fiese Stimmung. Die Musik groovt einserseits ziemlich, liegt insgesamt irgendwo zwischen melancholisch und bedrückend. Hier ist wenig neu – klirrende Gitarrenkälte, ekligen Keyboard-Kleister und krächzende Vocal-Abscheu gab es in der Tat schön öfter, aber bei NAZXUL wirkt’s alles interessant und atmosphärisch – und das ist in der heutigen Zeit schon viel Wert. Das Album fesselt, ob man will oder nicht.
Nur um Missverständnissen vorzubeugen: Der 1996 gegründete Vierer kommt nicht aus Reno, Nevada, sondern aus Denver, Colorado. Der Bandname bezieht sich darauf, dass in Reno Ehen extrem leicht wieder zu trennen sind. Aber vielmehr sollte hier ja die Musik der Band interessieren, und die geht gut nach vorne und in die Ohren. Die Jungs spielen dreckigen, melodischen Punkrock, der wie eine Mischung aus SOCIAL DISTORTION und den BONES klingt, wobei es nicht durchgehend schnell abgeht, sondern oft auch im Mid-Tempo gerockt wird. Der Sound kommt extrem eingängig daher, kommt in Bezug auf Intensität aber nicht an SOCIAL D und in Bezug auf Druck und Energie nicht an die BONES heran. Überhaupt sind die Songs alle nicht besonders originell und bewegen sich stellenweise nah am Mainstream. Andererseits: Das Album macht einfach Spaß. Der Sound ist genau an den richtigen Stellen dreckig, strahlt eine rotzige Rock n’ Roll-Attitüde aus und hinter jeder Ecke verbergen sich Ohrwürmer. Wer auf die beiden genannten und ähnliche Bands steht, sollte unbedingt mal reinhören.
Die Dänen kramen wieder das Klischee von freier Liebe und langem Frieden, von lecker Marihuana und stinkenden Patchouli-Stäbchen aus der inzwischen verstaubten Schublade hervor. Hippies, Woodstock, Christiania, Hendrix, Led Zep, Bob Dylan. Bla fasel blubb. Die Damen und Herren von damals sind jetzt entweder bei den Grünen, auf Entziehung oder einfach nur spießig geworden, eine neue Generation wie HIGHWAY CHILD versucht, den Spirit von damals auf CD (auf dem Label namens Elektrohasch – sic!) zu fangen. Kann ja gar nicht klappen. Denn, wer damals dabei war und es wieder hören will, der kramt seine alte Scheiben wieder raus (falls er sie findet und den Schallplattenspieler noch verwenden kann) und hört die alten Helden. Denn da ist nichts augesetzt oder wirkt kalkuliert. Nicht, dass diese Band nicht ihren Blues hat, nicht, dass sie auch Country („Branded A Fool“) und Retro-Rock zu einer schlüssigen Mischung verquickt, aber wer steinigen, altmodischen, angebluesten Rock hören will, der ist mit den Doors und ihren Kollegen von damals wesentlich besser bedient. Wolfmother und Co? Nicht mehr anzuhören! Aber inwischen ist diese pyschedelische rockige Retro-Grütze ja sogar im Black Metal angekommen – und beliebt…
PARACHUTES verlieren mit jedem Albumtitel mehr Coolness-Punkte, auch wenn “The Working Horse“ angesichts der Veröffentlichungs- und Spielfreude der Band stimmt. Aber cool ist was anderes. Dafür wartet die Scheibe mit einem gelungenem Artwork auf und kann auch klanglich überzeugen, die Produktion ist echt gut geworden. Mittlerweile haben PARACHUTES zudem den Dreh raus, wie ein typischer (und gut gemachter) Screamo-Song zu klingen hat – „Thrones“ ist da das beste Beispiel, von clean gesungenen Refrains bis langsamen Parts ist alles drin, was ein Screamo-Song braucht. Leider weichen sie von dem „Thrones“-Schema nicht wirklich ab, so dass sich im Verlauf des Albums immer wieder das Gefühl einschleicht, diesen oder jenen Part schon mal gehört zu haben. Wie gesagt, handwerklich alles gut gemacht, aber im Grunde austauschbar und mit zu wenig Mut für neue Wege. Gut ins Ohr gehen alle Songs, die Screamo-Fraktion wird „The Working Horse“ dafür sicher lieben, aber innovativ oder auch nur mit eigener Identität ausgestattet ist die Scheibe leider nicht.