SMILODON sind eine blutjunge Melodic Death Metal Formation aus dem Kreis Heidelberg. Was sofort aufhorchen lässt ist die Tatsache, dass mit Luzy eine Frau ins Mikro röhrt. Und trotz Angela (ARCH ENEMY), Rachel (SINISTER), der Dame von MORTAL REMAINS und natürlich der Grand Dame Sabina Claasen (HOLY MOSES) sind Frauen im extremen Metal immer noch eine Seltenheit. Luzy strapaziert ihre Stimmbänder dann auch bis aufs Äußerste und klingt schön „eitrig“. Vom Härtegrad können ARCH ENEMY schon als Vergleich herhalten, allerdings sind SMILODON bei weitem nicht so Gitarrenfudelig. Die Songs sind recht eingängig und kommen ohne Blasbeats über die Runden. Was auffällt, ist die für ein Demo geschmackvolle und professionelle Aufmachen. Hut ab. Der Sound tönt nicht ganz so kraftvoll, wie man das von offiziellen Veröffentlichungen gewohnt sein mag, aber das geht auch vollkommen in Ordnung schließlich haben wir es hier mit einem ersten Lebenszeichen zu tun. Wenn noch ein paar Holperer im Songwriting ausgebügelt werden, dann wird man von SMILODON noch einiges hören. Ein erster Schritt in die richtige Richtung ist auf jeden Fall getan.
Als Epic Metal wird der Metal Blade-Einstand von EPICUREAN verkauft, aber bei nährerer Betrachtung bleibt da nicht viel über. Melodischer Death Metal mit ordentlich Keyboard- und Streicher-Untermalung, dargeboten in überlangen Songs würde es eher treffen, ist aber für die Werbung natürlich viel zu lang. Immerhin geben sich die Amis alle Mühe, um aus dem Genre-Einheitsbrei herauszuragen, verzetteln sich dabei aber in ihrem Bemühen, jeden Song lang und eben episch zu machen. Viele Nummern wirken dadurch unnötig lang, was dem Spannungsbogen nicht zugute kommt und den Hörer desöfteren gelangweilt warten lässt. Handwerklich haben die Jungs einiges auf der Pfanne, besonders in den aggressiven Abschnitten zeigen sie, was in ihnen steckt. Aber dann kommt garantiert der nächster Streicher/ Keyboard/ klar-gesungener-Refrain und presst den Song in Schema F. Weniger wäre manchmal einfach mehr gewesen…
LOWER HELL bekommen schon vor dem Hören ihrer „Asphyxia“-Scheibe Bonuspunkte für die Einordnung ihrer Musik in die Swedish Death Metal-Schublade. Die trendige Metalcore-Lade bleibt verschlossen, da tummeln sich ja heuer haufenweise Kapellen, denen Death Metal zu peinlich ist. LOWER HELL also. Death Metal. Ganz genau. Feiner melodischer Schwedentod, der in sechs Songs (plus Intro) ordentlich einen auf’s Mett gibt und in allen Bereichen überzeugen kann. Hochmelodische Parts wechseln sich mit beinharten Blastparts ab, während der Shouter vom aggressiven Kreischen in tiefste Growls wechselt. Was die Jungs anstellen, hat Hand und Fuß. Schon der erste Track "Alchemist Academy" (zu dem auch ein Video auf der Scheibe ist) schraubt dem Hörer die Rübe ab und lässt die Konkurrenz unruhig mit dem Fuß scharren. Das Songmaterial ist erstklassig und braucht sich vor kaum einer etalierten Band zu verstecken – wenn hier kein Label zuschlägt, muss schon einiges schiefgehen!
THE QUEST fanden sich zum ersten Mal im Jahre '99 als reine Cover-Band zusammen. Ab 2003 dann begann man auch an eigenen Songs zu arbeiten. Allerdings legten die Jungs dann erst einmal eine laut Info „zeitlich bedingte“ Zwangspause ein. In diesem Tempo ging es dann auch weiter: 2005 wurden vorliegende 4 Songs (+Intro) im Proberaum aufgenommen. Das Infoblättchen schafft es nun mich vollends zu verwirren: Laut selbigem weiß das Material zu überzeugen, obwohl die Band nie zusammen gebrobt habe und es sich nur um einen Proberaummitschnitt handele. Ähm, verhält es sich mit THE QUEST wie mit reanuellem Gemüse auf der Scheibenwelt? Also Gemüse, welches man erst erntet und dann später einsäht? Dann dürfen die Jungs aber später das Proben nicht vergessen, da wohl sonst alle verschickten CDs explodieren würden, denn es dürfte sie ja gar nicht geben...aber ich schweife ab. THE QUEST haben sich dem melodischen Death Metal schwedischer Ausprägung verschrieben und sind hörbar um Abwechslung bemüht. Verschiedene Tempi, Einsatz von weiblichen Gastgesang, Keyboardintros etc. Für eine erste Duftmarke klingt das schon ganz fein, allerdings sollte die Band noch an ihren Konturen feilen, denn das Besondere und mitreißende fehlt bei THE QUEST noch. Da man aber die CD samt ihrem Cover unter www.thequestonline.de für lau herunterladen kann, geht das vollkommen in Ordnung. Ich denke wenn THE QUEST nicht wieder zwei Jahre Pause vor dem nächsten Schritt machen, dann geht hier noch einiges.
SATARIEL sind das Musterbeispiel dafür, wie eine Band es nicht machen sollte: jede Scheibe bei einem anderem Label veröffentlicht und sich mit sicherem Gespür dabei immer die ungünstigsten Kandidaten ausgesucht. Vor dem neuen Album kommt mit „Chifra“ eine EP bei Pulverised raus. „Hogtied Angel“ ist ein gelungener Opener, der mit einem treibenden Grundrhytmus und wirklich schönen Gesangspassagen überzeugen kann. Gepaart mit einem eingängigen Chorus ist das eine feine Sache. SATARIAL verschließen sich weiterhin jeder Mode, die im Melodic Death Metal Einzug gehalten hat, stattdessen wird auf Eigenständigkeit beim Gesang und beim Songaufbau gesetzt. Das klappt nicht nur beim Opener, sondern auch bei den drei anderen Songs – „Chifra“ wird so zu einer guten EP, mit der die Wartezeit auf das nächste Album überbrückt werden kann. Fragt sich nur, welches Label sich die Band dieses Mal aussucht…
ARCHEON gibt’s nicht mehr, soviel vorweg. Die polnische Band hat sich in MADE OF HATE umbenannt, vielleicht weil ihnen die Namensähnlichkeit mit ARCHERON zu groß war, wer weiß. „End Of Weakness“ ist dann auch schon einen Tag älter, genauer gesagt von 2005. Metal Mind schmeißt die Scheibe aber jetzt nochmal neu raus. Und sie wird sich gut verkaufen, klingt sie doch dermaßen nach CHILDREN OF BODOM, dass der Begriff „Klon“ kaum noch ausreicht, um die Band zu beschreiben. Das sagt im Grunde auch schon alles über die neun Songs aus: Keyboardgeklimper, Alexi Laiho-Gesang, melodische Gitarren, schnelle und druckvolle Songs. Die gleichen sich aber zu sehr, um „End Of Weakness“ länger als zehn Minuten interessant zu halten, danach ist das Schema F der Band durchschaut. Nix Neues oder wenigstens Interessantes hier und somit nur für Die-Hard-Finnenfans und Sammler interessant. Einzig die Frage, warum der Keyboarder in den Credits, aber auf keinem Foto auftaucht, bleibt ungelöst…
Die Finnen NORTHER lassen beim Kollegen Knacki regelmäßig den Hormonspiegel überschwappen, während andere Mitarbeiter (wie etwa ich) die Band immer als CHILDREN OF BODOM-Klon abgetan haben, was rein objektiv und stilistisch betrachtet auch nicht wirklich falsch ist. Mit seinem neuesten Werk, schlicht „N“ betitelt, fährt der Fünfer zwar immer noch im Schatten von Alexi Laiho´s übermächtiger Bande, bringt aber inzwischen auch ein paar mehr oder weniger eigene Akzente ein. Ein Song wie zum Beispiel „Savior“ besitzt neben der typisch melodisch-traditionellen Grundausrichtung fast schon schwarzmetallischen Krächzgesang, während etwa das hymnische „We Rock“ in Richtung späterer IN FLAMES oder DARK TRANQUILLITY schielt. NORTHER können ihre Einflüsse auch anno 2008 nur schwer verbergen, und wenn man böse wäre, könnte man behaupten, dass man hier alles schon einmal in stärkerer Form gehört hat. Damit würde man aber gleichzeitig untergraben, dass „N“ mit dem dynamischen Opener „My Antichrist“, dem Ohrwurm „Frozen Angel“ oder dem teilweise balladesken „If You Go“ einige weitere wirklich starke Stücke in der Hinterhand hat, die zwar keine Originalitätspreise abräumen, aber auch niemanden enttäuschen dürften. Dennoch bin ich der Ansicht, dass NORTHER trotz ihrer Qualitäten nicht so schnell aus dem riesigen Schatten der großen Vorbilder treten werden.
TO RESIST FATALITY bringen mit „Ianus“ ihr zweites Album in die Läden, wobei ihr Erstling noch ohne Label im Rücken veröffentlicht wurde. Sieben Tracks geben die Göttinger dabei zum Besten, in denen Melodic Death Metal mit etwas Black und Thrash gemischt wird. Ist nicht sonderlich neu und in diesem Fall auch nicht sonderlich beeindruckend. Im Großen und Ganzen wird ganz ordentliches Niveau geboten, auch wenn manche Parts noch arg simpel gestrickt sind, aber über Mittelmaß kommt kaum ein Song hinaus. Beim letzten Track, „Spectacles“, werden der Einfluss alter CRADLE OF FILTH mehr als deutlich, während „The Silcent Society“ majästatisch mit klarem Gesang klingen soll. Klappt alles leidlich, kann den von zigtausend ähnlichen Bands überfütterten Hörer aber nicht mehr vom Hocker reißen. Ganz nette Scheibe halt, mehr aber nicht
Die ersten Sekunden von „End Of Time“, dem dritten LOST DREAM-Album lassen aufhorchen: da wird in feiner alter Göteborg-Manier die Gitarre bearbeitet. DECAMERON, anyone? UNANIMATED? Aber schon ist es vorbei mit der Herrlichkeit und die Wirklichkeit hat uns wieder. Schon der zweite Songs „Rise Of The Dead“ schleppt sich eintönig dahin, besonders der Sänger macht da eine ganz schlechte Figur, so gelangweilt-eindimensional er das ins Mikro grunzt. Mit ähnlichem Auf und Ab geht es weiter: auf ein, zwei gute Momente folgen endlos lange, komplett langweilige Minuten. Standard, 08/15, Durchschnitt, nennt es wie ihr wollt. „End Of Time“ braucht niemand, der auch nur eine Göteborg-Scheibe im Schrank stehen hat. Die können das alles besser. Außer der Produktion, die dank Fredman Studios in der Bundesliga spielt. Das war aber auch alles, der Rest bewegt sich höchstens in der zweiten Liga.
Bands wie MYGRAIN werden es immer schwer haben, sich von den offensichtlichen Vorbildern zu emanzipieren und den Plagiatsvorwurf loszuwerden. Dabei bemühen sich die Finnen, vom reinen IN FLAMES/ SOILWORK-Nachspielen wegzukommen und mit wirklich interessanter Keyboard-Arbeit (das nicht nur einfach alles zukleistert, sondern effektiv eingesetzt wird) und sehr variablem Gesang eine eigene Note zu bekommen. Im Vergleich zum Erstling ist da eine Steigerung zu bemerken, gerade beim Songwriting haben sich MYGRAIN sehr gesteigert. Tracks wie das hymnische „This Perfect Chaos“ oder das mit tollen cleanen Vocals überzeugende „Killing Time“ beweisen das, auch wenn „The Psychonaut“ ein Rückfall in Kopierei ist. Die Gitarrenarbeit kann sich ebenfalls hören lassen und hat einiges auf der Pfanne, vor Göteborg müssen sich die Herren nicht verstecken. Am Ende bleibt „Signs Of Existence“ eine zwiespältige Platte. Sehr nah an den Originalen, dabei gut gemacht und um eigene Note bemüht. Warum können die nicht einfach zehn schlechte Songs schreiben, dann wäre das Fazit so viel einfacher…