Wirklich originell lesen sich die Eckdaten der VP-1-Scheibe nicht: moderner Metal mit Hardcoreeinflüssen, wechselweise klarer und aggressiver Gesang, immer wieder genutzte laut/leise-Dynamik. Aber trotzdem machen die Songs auf "No Time For Second Thoughts" Laune, auch wenn sie originell wie ein geschnitten Brot sind. Macht nix, solange die Mucker ihr Handwerk verstehen und gutes Songwriting mit guter Technik paaren. Das gilt besonders für den Gesang, der in allen Tonlagen überzeugen kann und angenehm selten in bekannte Muster verfällt. Die Gitarrenarbeit ist ebenfalls gelungen, genauso die Arbeit des Tieftöners (der besonders beim letzten Track sehr gut zur Geltung kommt). Um die EP auf Albumlänge zu bringen wurden noch drei alte Songs ans Ende gehängt, die durch guten Sound überraschen und qualitativ das Niveau des neuen Materials halten. VP-1 gewinnen mit dieser Platte zwar keinen Jugend Forscht-Preis, können aber trotzdem mit ihrem modernen Metal punkten. Muss ja auch nicht mit jeder Scheibe das Rad neu erfunden werden.
München. Viele, viele Dinge fallen dem durchschnittlichen Norddeutschen spontan dazu ein, positive wie negative. Aber Postcore gehört definitiv nicht dazu. LAST GRAIN IN THE HOURGLASS machen sich daran mit ihrer zweiten EP "Following The River, Finding The Sea" diese Lücke zu schließen. Gleichermaßen sperrig wie komplex gehen die Münchener dabei vor, wie es für Postrock/ -core typisch ist. Ebenso typisch ist der immer wieder aggressiv herausgebrüllte Gesang, genau wie die Gitarren-Soundwände. Mit bloßem Kopieren der Genre-Standards geben sich LAST GRAIN IN THE HOURGLASS aber nicht zufrieden und so haben immer wieder cleane Gesangspassagen eingebaut, proggige Gitarrenarbeit oder lange atmosphärische Instrumentalabschnitte, bei denen die Aufmerksamkeit auch den Details im Hintergrund gelten sollte. Die Musiker haben sich beim Songschreiben voll ausgetobt, was in vier ungewöhnlichen Songs resultierte, die schwer zu beschreiben sind, aber Postcore-Fans definitiv gefallen werden. Und ganz nebenbei ein weiteres Stichwort zu München in ihr Bewußtsein bringen werden.
Ohne Zweifel haben ESCALATIONUNIT CHAOS ENGINE einen der originellsten Bandnamen aller Zeiten (erinnert ein wenig an Warhammer 40K), womit sie sich von Ein-Wort-Bandnamen wohltuend abheben. Ihre neue, auf 1000 Exemplare limitierte, EP "Machines Never Die" führt in fünf Songs (plus Intro) das Gesamtkonzept der Band weiter, das an selige FEAR FACTORY-Cybermetal-Tage erinnert. Musikalisch hat die LA-Truppe allerdings weniger Einfluss auf die Chaosmaschine, da haben in der Gitarrenarbeit SEPULTURA und SOUFLY ihre Spuren hinterlassen, wie auch im gnadenlos nach vorne peitschenden Gesamtsound, der aber auch US-Thrash in nichts nachsteht. Hardcore findet sich dazu ebenfalls, wenn es um die Aggressivität der Musik geht, ohne ESCALATIONUNIT CHAOS ENGINE trendige Moshparts oder cleanen Gesang eingebaut haben. Schnörkellos modern gibt es hier einen vor die Kauleiste, überzeugend in allen Bereichen. Gelungene EP, die es zudem für lächerliche drei Euros zu kaufen gibt. Wer hier nicht zuschlägt, ist selbst Schuld!
Zum zehnjährigen Geburtstag machen LUNAR ECLIPSE sich selbst ein Geschenk: ihr neues Album ist fertig. "Morbid Visions" wurde mit verändertem Line-Up im Vergleich zum Vorgänger aufgenommen, die Death Metal-Ausrichtung hat sich aber keinen Deut geändert. Wie gehabt pflügen sich die Norddeutschen durch eine oftmals gelungene Mischung aus CARCASS, BOLT THROWER und US-Kollegen des Genres, wobei besonders die Gitarrenarbeit immer überzeugen kann. Im Gegensatz dazu steht die Gesangsleistung: das eintönige Growlen, das zudem recht kraftlos abgemischt wurde, nervt nach einiger Zeit und ist vom Genre-Standard ein gutes Stück entfernt, was angesichts der guten Leistung des gleichen Sängers auf dem Vorgängeralbum verwundert. Beim Songwriting haben LUNAR ECLIPSE ebenfalls Verbesserungsbedarf, viele gute Ideen und Riffs ergeben noch lange keine guten Songs. Zu oft wurde auf Nummer Sicher gegangen, zu oft sind die Songs dadurch berechenbar und langweilig geworden, mutige Einfälle wie "Dead End" die Ausnahme. Schade drum, so versacken die guten Ansätze letztendlich im Mittelmaß.
Eineinhalb Jahre machen CODE 187 bereits zusammen Musik, "Evolution Bullets" ist das erste komplette Album der Combo. Sie sind in modernen Gefilden los, die vier Kölner, und wissen mit einigen guten Songs aufzuwarten, wie dem KORNigen "U.P.O.L." oder dem wütenden "Angels Sigh". Die Ideen in ihren Köpfen können sie gut in Songs umsetzen, auch wenn es an der einen oder anderen Stelle noch etwas hapert, gerade die Gitarrenarbeit kann noch Feinschliff vertragen. Und natürlich ist die Produktion nicht das Gelbe vom Ei, für einen Underdog aber mehr als gut. "Evolution Bullets" hinterlässt einen guten Eindruck, hier ist viel Potential, dass mit etwas Arbeit zu etwas Großen reifen kann. Auf CODE 187 sollten Fans moderner harter Musik in Zukunft ein Auge haben!
Kurz nach ihrem vielversprechenden Vier-Song-Demo "Born A Bastard" veröffentlichen diese Kölner Jungs ihren ersten Longplayer, der abermals in Eigenregie aufgenommen wurde. Immer noch hört man die Wurzeln der Band deutlich heraus, die nicht nur bei METALLICA, METAL CHURCH und MEGADETH liegen, sondern auch bei ACCEPT und JUDAS PRIEST (bester Indikator: die hohen Schreie beim schnellen Banger "Dark Reign", der deutliche "Painkiller"-Züge trägt), die allesamt in den sehr traditionellen Sound des Quartetts einfließen, der allerdings, wie schon im Review zu "Born A Bastard" erwähnt, mit den Namensgebern OVERKILL nicht wirklich viel am Hut hat. Einen Schritt nach vorne haben BASTARD NATION jedoch im Bereich Songwriting gemacht, das mir noch einen Schuss besser gefällt als auf "Born A Bastard", denn hymnische Granaten wie erwähntes "Dark Reign", das coole "Kill The Lion" oder das bereits bekannte "Emperor´s Fate" sind durchweg gelungen, wie auch der Rest des Albums. Auch der Gesang von Timo Nolden ist eine Ecke kraftvoller geworden, und die Produktion geht für eine Eigenproduktion auf Demo-Niveau ebenfalls in Ordnung. Bleibt nun zu hoffen, dass der Haufen bei einem zahlungswilligen Label unterkommt, denn auch namhafte Plattenschmieden haben deutlich schwächere Traditionsbands im Programm.
In eine schnieke Aufmachung haben JORMUNDGARD ihre aktuelle EP verpackt, auch wenn leider die Texte im Booklet fehlen. Der Fünfer fährt in den sechs Songs ein ordentliches Death Metal-Geschütz auf, dass sich Black Metal- und Hardcore-Einflüssen aber nicht entziehen konnte. Ideen sind viele da, auch wenn manchmal noch der rote Faden in den Songs fehlt - was aber schwerer wiegt, sind die vielen kleinen Unzulänglichkeiten, die das Hörvergnügen schmälern. Klasse Riffs gibt es viel zu selten, die Drums sind viel zu leise und der Sänger muss bei den Growls noch kräftig zulegen, bevor JORMUNDGARD ernsthaft in um die vorderen Plätze im deutschen Underground mitspielen können. Angesichts der Tatsache, dass die EP bereits Anfang 2006 aufgenommen wurde, besteht Hoffnung, dass sich die Musiker insgesamt verbessert haben und beim Nachfolger ein besseres Ergebnis rauskommt.
HAGRIDDEN sind bereits seit mehr als zehn Jahren aktiv, haben aber bislang nicht den großen Wurf geschafft, was angesichts der Qualität ihrer neuer EP sehr verwunderlich ist (das Teil gibt es komplett und kostenlos als Download auf der Homepage). Moderner Thrash Metal, der druckvoll aus den Boxen kommt und Anleihen an PANTERA und der Bay Area nicht leugnen kann. Macht aber nix, solange das Ergebnis so überzeugend ist wie bei diesen fünf Songs. Der Gesang ist kraftvoll und passt zu den arschtretenden Gitarren wie die Faust aufs Auge, da merkt man die Routine der Musiker zu jeder Zeit. Trotzdem verschließen sie sich nicht vor modernen Einflüssen, wie die dezenten Hardcore-Einflüsse beweisen. Viel zu schnell sind die zwanzig Minuten vorbei und lassen den Hörer mit dem Wunsch nach mehr zurück. Wenn HAGRIDDEN das Niveau der Songs über die Länge eines Albums halten können, wird ihr Name schnell in aller Munde sein!
MY FATE gehen nach zwei Alben und zwei EPs neue Wege: "MMVI" wird komplett kostenlos auf der Website der Finnen zum Download angeboten, um die Musik einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die vier Songs lohnen das Anschmeißen des Computers allemal, die Erfahrung der Musiker (seit 2000 lärmen sie zusammen) ist in jedem Song spürbar. Neuzugang Jukka am Mikro wird dabei oft ins Rampenlicht gezerrt und darf sein ganzes Spektrum zum Besten geben, wobei die typische aggressive Metalcore-Röhre den größten Anteil bekommt, aber auch clean gesungene und ordentlich gegrowlte Parts nicht zu kurz kommen. Kurzum, der Mann hat’s drauf. Die vier Songs bewegen sich im dicht bevölkerten Metalcore-Fahrwasser, mit Thrash-Einschlag und etwas finnischer Melancholie angereichert; letztere kommt stark in den ruhigen Passagen zum Vorschein. Insgesamt heben sich MY FATE aber nicht von der Heerschar ähnlich gelagerter Bands ab, können mit gutem Songwriting und Technik genug überzeugen, um im vorderen Mittelfeld zu landen. Und da es die EP für umme gibt, hat kein Genre-Fan eine Ausrede, es nicht zumindest einmal mit dem Finnen-Export zu versuchen.
Das Intro der Illsenburger CUCUMBA POO (schon ein merkwürdiger Name) hat mich beim ersten Male zu Tode erschreckt. Wer rechnet auch mit dem Gegluckse eines Babies? Also echt. Der kleine Kerl hat im weiteren Verlauf der EP aber keinen weiteren Auftritt, der Schockfaktor beschränkt sich somit auf das Intro. Die Harzbewohner bewegen sich im modernen Screamo-Bereich, mit allem was dazu gehört. Durch die immer wieder eingestreuten ruhigen Passagen (nahe am Alternative) und die dazu im Gegensatz stehenden gut bratenden Gitarren bekommen CUCUMBA POO eine eigene Identität und verschwinden nicht im Meer der gesichtslosen Klone, was für eine Screamo-Band schon eine Leistung ist. Die fünf Songs können überzeugen, Genre-Fans können sich auf der MySpace-Seite einen ersten Eindruck der gut produzierten Songs machen und bei Gefallen die junge Combo mit ein paar Euronen für die EP unterstützen.