Boah, "Filth” hat mal das ekligste Cover, dass mir seit langem untergekommen ist. WACO JESUS heißt der Haufen, der sich im Porn-Grind sehr wohl zu fühlen scheint, was Songtitel wie "Sexual Assault" oder "I Hope He Beats You" belegen. Textlich also präpubertärfür’nArsch, steht die musikalische Seite auf einem ganz anderen Blatt. WACO JESUS prügeln sich durch zehn Tracks brutalen Death Metals der amerikanischen Sorte. Vor allem die Gitarren bauen eine unglaubliche Wand auf und haben auf Platte auf jeden Fall mehr Power als das Schlagzeug. Mit Shane haben WACO JESUS einen sehr coolen Growler am Start, der wohl viel alte Cannibal Corpse gehört hat, im Gegensatz zum damaligen Chris Barnes aber noch eine leichte Grind-Seite in seinem Organ hat. Mit "Filth" legt die Scheibe gleich mal gut los, der Song geht gut nach vorne weg, die Gitarren zeigen von der ersten Sekunde an, was für eine Wucht sie aufbauen wollen und die ganze Zeit über groovt die Mucke vor sich hin. Hört sich einfach nur geil an! Zwanzig Minuten später ist die Euphorie ein wenig verflogen: WACO JESUS schaffen es auf "Filth" nicht, große Abwechslung in ihren Sound zu bringen. Ihre größten Stärken, die massiven Gitarrenwände und der Groove, sind gleichzeitig ihre größten Schwächen, denn die Gitarristen schaffen es nicht, Abwechslung in ihr Spiel zu bringen und der Groove ist immer gleich, da wird zu selten das Tempo variiert. Ein, zwei Songs hintereinander sind ganz geil, aber eine ganze Scheibe mit solcher Mucke langweilt. Hallo Driller Killer, ihr kennt das haha. "Filth" ist nicht schlecht und dürfte so manchen Fan groovigen Death Metals ansprechen, aber mir ist es eine auf Dauer zu eintönige Scheibe. Da gibt’s Besseres.
Beim Titel des Album-Openers dachte ich ja anfangs an was ganz anderes - ´ Lady In Red´ steht nun mal nicht für ein ausgemachtes Hardcore-Brett. Selbiges bildet die Basismischung, der die Mosel-Männer auch Punk, neueres Metall und Thrash in ihre giftige Injektion beigeben. Als bester Vergleich fallen mir Pro-Pain ein, allerdings haben die jungen Burschen aus Deutschlands Südwesten deren Gewicht noch nicht ganz erreicht. Auf jeden Fall groovt neben der "roten Dame" vor allem das Titelstück wie Hölle, was der gemeine Hardcoreler von Referenzgrößen á la Biohazard und ähnlichen Mülltonnen-Handwärmern nicht mehr unbedingt sagen kann. Nett - wenn auch nicht der Evolution neueste Entwicklung - der abwechselnde "Gesang" der Herren Jork Lauer und Ex-LCN´ler Michael Mencher, die zusammen für eine erstaunliche breite Palette an Stimmhöhen sorgen - und für zusätzliche Abwechslung. Ansonsten stimmt der Sound für den Anfang und auch das songwriterische Potential. Also Wollmützen raus und losgehüpft.
Sachen gibt’s. In Italien sogar eine Band, die ihre Sporen damit verdient hat die Guano Apes zu covern. Nun spielen sie ihre eigenen Lieder. Hätten sie mal lieber lassen sollen. Denn selbst mit viel Wohlwollen, lässt sich kaum Gutes an ihr finden. Das Songwriting basiert auf sich der erwähnten Orientierungshilfe, musikalisch ist das aber weit unter dem, was ich als Standard selbst einer zweitklassigen Band ansetzen würde. Und das liegt primär, wenn auch nicht nur, am erbärmlichen Gesang ihrer Frontfrau. Falsche bzw. keine Atemtechnik führt zu kraftlosen Parts, die schlechte Intonation lässt die Fußnägel hochrollen, eine wie auch immer geartete Ausstrahlung ist nicht vorhanden. Die Produktion ist schlecht, der Sound der Instrumente in guter Tradition und passend zum Gesang, miserabel. Die gesamte Umsetzung wirkt stümperhaft und ist keinesfalls fähig auf internationalem Parkett auch nur in Ansätzen mitzuhalten. Gitarren und Drums halten den Rhythmus nicht, versauen Einsätze und holpern über anspruchsvollere Passagen mühsam hinweg. Man kann sich einreden, dass der ein oder andere Part nett wäre, wenn... aber lassen wir das, denn bei NEMO liegt mehr im Argen als ich derzeit in Worte fassen kann.
14 Jahre HEDNINGARNA. 14 Jahre wusste ich nichts von ihrer Existenz. Schaffte ihre landeseigene Hauptkonkurrenz GARMANA mit ihrer ihrem letzten Album doch und der Moderne zugewandten Musik zumindest einige Achtungserfolge, so blieben HEDNINGARNA bisher eher im Verborgenen. Charterfolge im eigenen, Raveparties und Goas in fernen Ländern schreiben sie sich auf die Fahne."1989-2003" zeigt in Maßen auf warum. Ein in dieser Musik wenig geschultes Ohr wird kaum erkennen, dass hier musikalische schwedische Foklore und finnische Vocals aufeinandertreffen. Und doch ist es genau das Spannungsfeld dazwischen, dass die Musik auch für uns interessant macht. Fast durchgängig tanzbar, sehr gut hörbare Folkmelodien, befremdlich wirkenden Texten und selten gehörten Sounds ihrer eigentümlichen Instrumente. Von einem Ausflug in Dancegefilde mir Remixen wie dem hier vertretenen "Kruspolska" in einem Remix von Sasha abgesehen, regieren hier doch deutlich Elemente des klassischen Folks. Drones die den Grundton tragen, wie man sie auch aus indischer und anderer östlichen Folklore kennt, viele Flöten in unterschiedlichen Tonlagen und etliche exotische, anderorts kaum verwendete Instrumente geben ein buntes und facettenreiches Bild ab, das nicht immer nur an Lagerfeuerromantik erinnert. Geigen finden auch hier Verwendung, bilden aber nicht die alleinigen Säulen der Musik. Und auch wenn die Band sich nach eigenen Angaben auf den Rockbühnen der Welt zu Hause fühlt, kommt eine E-Gitarre nur bei einem der 18 Songs zum Tragen. Hier treffen sehr deutlich hörbar Kulturen aufeinander, Ohren auf und Spaß damit!
Es passiert nicht mehr oft, dass ambitionierte Band dieses Landes versuchen mit den Zwischentönen Musik zu machen und nicht mit lautem Getöse. Nach ihrem bereits allerorten gelobten Vorgänger, zeigen sie auf "Mortal" einmal mehr ihren Hang zu detailverliebten und minimalistischen Arrangements. Ob eisiger Doom im Hintergrund wabert, deathige Parts die Melancholie verscheuchen oder beinahe an FAITH NO MORE erinnernde Phrasen mit Hammondorgel bei "(The Lethal) Greisenhaupt" ans Tageslicht treten, die Tracks sind niemals überladen. Allesamt in Überlänge lassen sie sich die Zeit, Atmosphäre zu kreieren, das Zusammenspiel zwischen ihren beiden Vokalisten Ali und Sara wurde weiter intensiviert. Gerade Ali fällt mit sehr wandelbaren Vocals zwischen angedeutetem cleanen Pathos bis hin zu Death positiv auf. Die feinfühlige Umsetzung und das originelle Songwriting passen wie die Faust aufs Auge, die Liebe zum Detail bringt mit jedem Hören neue Erfahrungen. Lediglich an einigen Stellen fehlt der Produktion etwas der homogene Fluss, ein leicht zu verschmerzender Fakt bei dem sonst großartigen Album!
Coole Abkürzung und keineswegs despektierlich gemeint: OMA macht Streetpunk. Und das Leben auf der Straße scheint in San Francisco für Punks nicht mehr allzu fürchterlich zu sein, nimmt man Härte und Aggro-Faktor der Kapelle auf ihrer dritten Veröffentlichung als Maßstab. Denn was uns die Amis vorsetzen, strotzt vor Melodie, liefert ein gerüttelt Maß an Melancholie ("Leave Me Alone") gleich mit und macht dennoch Spaß. Vieles erinnert an die gute alte 77er-Zeit aus dem großen Britannien. Ein bisschen Clash hier, ein bisschen neumodische Ami-Pop-Punk-Kacke, No Use For A Name, Social Distortion und so weiter, die Kalifornier vermengen Referenzgrößen zu einer wirklich schönen Scheibe. Schade, dass Sie schon auf Tour waren, hab ich verpasst. Na sie sollen diesbezüglich ja sehr fleißig sein. Bei allem Softpunk kann man dieser Band nie den Vorwurf machen, sie fertigen diese Plastik-Viva-Scheiße an. Dazu sind ONE MAN ARMY einfach viel zu oft viel zu nachdenklich. OMA ist vielleicht die positive Riesen-Überraschung des Jahres für meine Person. Und dass das keine Tommies sind, das mag ich nicht so recht glauben. Ich glaub ich hab mich verliebt. In die OMA …
MODERN LIFE IS WAR - das ist mal ‘ne Einstellung. So nennt sich ein Fünfer aus Amiland, der nach einer selbstbetitelten 7" mit "My Love. My Way." sein Longplayer-Debüt rausbringt (wobei bei 24 Minuten schwerlich davon sprechen kann…). Die Jungs bieten darauf in nicht mal einer halben Stunde 10 Hardcore-Geschosse, die durch die Bank gut nach vorne weg gehen und jede Menge Power haben, die durch die gelungene Produktion vernünftig aus den Boxen kommt. Handwerklich sind MODERN LIFE IS WAR fit, vor allem Drummer Tyler haut ziemlich was weg. Während die beiden Gitarristen neben ihrem eigentlichem Job (den sie mit Spielwitz und gutem Gespür für eingängige Melodien erledigen) noch die Backing Shouts übernehmen, hat Sänger Jeff nur eine Aufgabe: wie ein echter Hardcore-Brüllwürfel zu klingen. Dabei versagt er sehr oft und stellt das Manko der Platte dar. Nicht nur, dass er sich in der immer gleichen Stimmlage durch die zehn Songs brüllt, auch wenn mal cleaner Gesang angesagt wäre, er hat auch oft Probleme, den Ton zu halten und fängt so manche Gesangslinie mit cleaner Stimme, um dann in’s typische Brüllen zu wechseln. Leider klingt das nicht beabsichtigt ("By The Sea") und wirkt auf einem Studioalbum eher peinlich. So macht der gute Mann auf Dauer einige wirklich gute Songs kaputt ("Clarity") und sollte einfach mehr an seiner Stimme arbeiten, dann wird das nächste Tondokument von MODERN LIFE IS WAR ein richtiger Kracher.
"Ewige Abscheu" quält mich mitnichten beim Hören dieser Demo-CD-R. Im Gegenteil. Allerdings musste ich mich erst einmal an den furchtbaren Sound gewöhnen. Schuld daran: Ein Acht-Spur-Recorder und die eigene Produktion der Peiner, die sich 2001 zusammenfanden und ihre Wurzeln in "Visible Violence" (gegründet 1988) haben, sowie ein Drumcomputer (der aber am wenigsten). Wie gesagt, wer sich durch diese Widrigkeiten durchgekämpft hat, entdeckt kleine Perlen der harten Musik. Nicht zu Unrecht vergleichen sich die Niedersachsen mit Bands wie Kreator, Morbid Angel, Atheist, Macabre und so weiter. Auch, wenn sie deren Qualität vor allen Dingen in Sachen Soli-Arbeit nie erreichen, so sprühen sie doch vor Ideen. Und so sei die eigene Definition ein Gradmesser für die Mucke der Kapelle: "harz muss es sein, schnell, thrashig, deathig, black, aber auch lustig muss es sein, schrubbelig, quiekende Soli und vor allem Spaß machen. Und das macht es schließlich (bis auf den dämlich-rangehängten Hidden Track, was oll das noch? Unter Kontaktdaten findet ihr alles, was ihr wissen müsst, um euch das Ding für fünf Euro zu sichern.
Sie nennen sich die "Fast Four", kommen nicht aus Liverpool, aber immerhin aus Hamburg und widmen sich auf ihrer neuen Scheibe der Spät- und Endphase der Beatles. Sagt mir das Presse-Info, denn viele Songs der verwursteten Titel sind mir nicht wirklich geläufig. "Hey Jude", "While My Gutiar Gently Weeps", "Get Back" oder so kenn ich. Letztlich ist das aber völlig wumpe. Es ist, wie es immer ist mit solchen Cover-Scheiben. Man kennt einiges, singt, flippt, schunkelt mit und freut sich bei zunehmendem Rauschmittel-Konsum über die Gute-Laune-Mucke der Jungs, die aussehen wie eine Mischung aus eben den "Fab Four" und ihren Punk-Nachfolgern, den Ramones. Und genau in dieser Schnittmenge bewegen sich auch die 15 Songs auf "Pistol". Nur eins passt nicht: Der CD-Bonus-Track namens "Tomorrow Never Knows" ist dauert tatsächlich über sechs Minuten und steigert die Gesamtspielzeit ins Unermessliche. Das ist nicht besonders ramonig. So. Und dann gibt’s noch einen angehängten Video-Track von "Magical Mystery Tour". Alles ganz nett, mit zehn Atü auffm Kessel rockt das hier unter Garantie mächtig - nicht nur im Star-Club, sondern auch im Bauwagen.
Pistol
Band:
Genre:Nicht angegeben Tracks:15 plus Video Länge:39:54 () Label: Vertrieb:
Man nehme Iron Maiden, Rage und Hammerfall, packe deren Trademarks zusammen und schon könnte TORIAN herauskommen. Maiden vor allen Dingen wegen der Gitarrenarbeit beim ersten Stück ("Torian"), Rage wegen Song zwo ("Into The Winter") - und das nicht nur, weil Texte und Phrasierung dem Rage-Klassiker "Don’t You Fear The Winter" ein wenig ähneln. Und Hammerfall vor allem wegen der immer mal wieder vorkommenden Chöre. Erstaunlich professionell klingt vor allem die Stimme, die sich zwischen Hard Rock und Power Metal bewegt und in der Tat bisweilen an den guten Peavy erinnert. Textlich bleibt es relativ klischeehaft, passt also letztlich gut zur Musik. Denn: Im Gegensatz zur Band, die ihre eigene Musik als Power Metal mit Thrash-Einflüssen plädiere ich hier ganz klar für Power Metal mit Speed-Einflüssen. Speed? Ja, nicht High-Speed, sondern Speed - ein Begriff, der sofort ein gewisse Altbackenheit signalisiert. Das macht aber letztlich nichts, denn genau das wollen Fans all jener angesprochenen Bands, das wollen wohl auch die Mucker selbst. Wenn’s denn für ein Demo wirklich gut gemacht (der Sound ist voll okay, das Zusammenspiel stimmt angesichts des nicht mal ein-jährigen Bestehens auch) ist, bleibt nicht viel zu meckern. Was ich mich nur frage: Der eine Kollege trägt doch auf der Cover-Rückseite tatsächlich ein Immortal-Kapuzenpullover … solcherlei Einflüsse sucht der geneigte Hörer jedenfalls dann doch völlig vergebens. Egal, Fans der Achtziger, ihres Revivals oder Hammerfäller, ihr könnt die insgesamt 4,50 Euro ruhig riskieren, schaut unter "Kontakte".