Es ist schon erfrischend, wenn hinter einem potentiellen Hype auch wirklich Substanz steckt. "Visual Kei" und die ganze (Mode-)Welle mag zwar stinken, Bands wie diese japanische aber haben es wirklich in sich. Gut, die Bezeichnung "ShockRocker" mag in den Augen und Ohren eines mehr oder weniger gestandenen Metallers übertrieben erscheinen, an der Güte der Musik aber ändert das nichts. "Mirror" ist vielleicht noch ein Stück gefestigter als der Vorgänger "|Coll:Set|", letztlich aber haben sich D’ESPAIRS RAY nicht groß geändert. Die J-Rocker rocken eben, zitieren Alternative-Bands, HIM und Korn, wandeln auf industriellen wie schockigen Spuren, man denke an Rammstein und Dings Manson. Dazu gesellt sich nicht zu klinischer High-Tech-Sound und ein wirklich guter, wandelbarer Sänger, der weich wie hart gut klingt (und natürlich japanisch singt). Das alles führt zu einer gut hörbarem, eingängigen Rock-Scheibe, die niemandem so richtig "weh tut", sondern einfach nur "nett" ist. Und das ist jetzt positiv gemeint. Fein: Neben der ohnehin schon langen Spielzeit dürfen sich die Käufer auch noch über zwei stylish-professionelle Videos ("Trickster" und "Squall") freuen - und über ein fettes Booklet. Eben typisch Gan-Shin.
Was ist denn die fünfte Kategorie? Unterste Schublade, oder wo? Die Band aus Langen im "Cuxland" will einen Bogen zwischen 80er- und Nu-Metal schlagen. Grundsätzlich machen sie das auch. Allerdings bleibt eigentlich alles in Kinderschuhen stecken. Der Sound ist pappig dünn, die Stimme furchtbar. Die englischen Texte und Titel ersticken in "Germanisms" und Klischee, die durchaus an klassischen deutschen Metal-Bands orientierten Songs sind so 08/15 wie ein Kaffeeklatsch im Urlaubsland zwischen Nordsee, Elbe und Weser. Die beiden deutschen Songs müssen wohl oder übel den (verlorenen) Onkelz-Vergleich ertragen, und - ja klar - es geht um arme Würstchen ("Die letzte Schicht" und "Mann in schwarz"). Nicht zu vergessen: Gelegentlich und unpassend kommt plötzlich das Keyboard zum Klingen, aufdringlich und billig, zum Beispiel in ""Six Seven Deadly Sins". So ein langweiliges bisweilen nerviges Album brauchte schon in den Achtzigern niemand, wer’s trotzdem haben möchte, informiere sich unter www.category-v.de. CATEGORY V? Kategorie Mist!
So ganz ernst nehmen DARKEST HOUR weder sich selbst noch den Musikzirkus, es scheint ihnen auch egal zu sein, ob sie vor Metallern, HC-Kids oder Punkern spielen. Die Band hat immer ihren Spass und versteht es mit ihrem Metalcore jeden mitzureißen, der auch nur ein bißchen mit Gitarrenmusik anfangen kann. "Undoing Ruin" hat sie endgültig in die Riege der angesagten Bands katapultiert, in der sie sich mit "Deliver Us" behaupten müssen. Mit dem wuchtigen Opener "Doomsayer" haben die Dudes aus Washington den heftigsten Song des Albums direkt an den Anfang gesetzt, das nachfolgende "Sanctuary" ist deutlich melodischer und typischer für den Stil der Band. Beim Ohrwurm-Refrain kommen erstmals cleane Vocals zum Einsatz, die sich danach mehr und mehr finden und den DARKEST HOUR-Sound um eine neue, interessante Facette bereichern. In die gleiche Kerbe schlägt "Demon(s)" ebenso wie "An Etherial Drain". Im Grunde genommen hat die Band ihren Stil verfeinert, wobei der Hardcore-Anteil fast vollständig über Bord flog, während die Schweden-Zitate mehr geworden sind. Glücklicherweise haben die Mannen um Mike Schleibaum ihr Händchen für eingängige Songs behalten, die sich beim ersten Durchgang ins Ohr fräsen, egal ob es sich um schnelle Nummern oder die wenigen Mid Tempo-Songs handelt. DARKEST HOUR wissen, was ihre Fans wollen und geben ihnen genau das, ohne sich dabei selbst zu kopieren oder in zu engen Grenzen verweilen. "Deliver Us" ist ein gnadenlos geiles Metal(core)-Album, mit dem die Dudes ihren Status zementieren. Respekt!
Durchaus zu Recht wird in der Band-Bio von GOOD 4 NOTHING aus Osaka angemerkt, dass es japanische Bands außerhalb des eigenen Landes normalerweise schwer haben. Musik, Sound und Arrangements klingen häufig zu ungewohnt für westliche Ohren. GOOD 4 NOTHING haben dieses Problem jedoch nicht. Denn sie klingen wie tausend andere Poppunk-Bands und sind daher auch hierzulande ohne Schwierigkeiten zu konsumieren. Vorausgesetzt natürlich, man steht auf glattgespülten, fröhlichen Melody-Punkrock ohne Ecken und Kanten. Ich selbst tue das nicht, aber es gibt ja durchaus Anhänger dieses Stils. Allerdings werden auch diese zugeben müssen, dass es dem Vierer an jeglicher Eigenständigkeit und Originalität fehlt. Ebenso gibt es weder nennenswerte Hoch- noch Tiefpunkte, sondern es bewegt sich alles auf einem Level. Ausnahmen sind lediglich die beiden letzten Songs. Diese drücken das Niveau allerdings kräftig nach unten: "My Favourite Song" ist eine poppige, unerträglich süßliche Halbballade, worauf mit "Heaven Is A Place On Earth" noch ein gleichermaßen nerviges wie überflüssiges Belinda Carlisle-Cover folgt. GOOD 4 NOTHING zeigen, dass nicht alles, was aus Japan kommt, durchgeknallt und abgefahren sein muss. Der Preis, den sie dafür zahlen, ist jedoch hoch. Denn was übrig bleibt, ist angepasst und langweilig.
Schon auf dem Vorgänger-Album "Shadowland" dominierte klassischer 70s Punkrock den vormals wesentlich düstereren Sound des Fünfers aus Kalifornien. Auf dem eben erschienenen und mittlerweile vierten Album wird diese Entwicklung konsequent weitergeführt. So sind Horrorpunk-Einflüsse nur noch am Rande hörbar, wohingegen es vor allem dreckigen, aber eingängigen California-Punkrock mit jeder Menge Sing-along-Refrains zu hören gibt. Songs wie "Date From Hell" oder "Song For Sinners" gehen ohne Ende nach vorne und bieten noch dazu unwiderstehliche Ohrwürmer. Ab und zu wird´s aber doch noch mal düster, wobei dies nicht unbedingt die stärksten Momente des Albums sind. "Divide The Day" z. B. fällt mit seinen CURE-Gitarren völlig aus der Reihe und kommt extrem schwach rüber. Dagegen verbreitet aber "Christfuck" mit seinem oberdüsteren Riff eine böse und intensive Atmosphäre, und "Under The Knife" kommt als ruhiger, dunkler Western-Song daher. Und dann ist da natürlich noch Leadsänger Fate Fatal, dessen an Glen Danzig erinnernde Stimme eine morbide Stimmung in den Gesamtsound einfließen lässt. Insgesamt scheint es jedoch so, dass der typische Stil von DEEP EYNDE immer mehr verloren geht. Hatten sie auf "Shadowland" noch genau die Wage gehalten, haben sie sich mit "Bad Blood" noch eine ganze Ecke weiter weg vom Gothic Punk und hin zum klassischen Punkrock bewegt. Das eröffnet sicherlich eine breitere Käuferschicht, ist aber auch schade, weil der ursprüngliche, eigene Sound der Band immer weiter verschwindet. Trotzdem ist dabei eine tolle Scheibe herausgekommen, deren Songs gleichermaßen dreckig kicken und auf Anhieb im Ohr hängen bleiben.
Im Laufe ihres 15-jährigen Bestehens haben sich die BROILERS aus Düsseldorf eine treue Fangemeinde erspielt. Ob sich letztere durch das neue Album vergrößern wird, ist meiner Meinung nach aber fraglich. Sicher wird hier jede Menge vielseitiger, dreckiger Oi!-Punk geboten, der auch vor Ausflügen in Ska-, Reggae- und Rockabilly-Gefilde nicht Halt macht. Darüber hinaus bekommt man ohne Ende hymnische Mitgröl-Refrains um die Ohren gehaunen, wie sie die HOSEN auch nie besser hinbekommen haben. Allerdings muss ich gestehen, dass ich mit dem Gesamtsound nicht viel anfangen kann. Stellenweise wird es einfach zu pathetisch. Und auch der Gesang von Sammy ist gewöhnungsbedürftig, denn seine Stimme klingt durchgehend etwas hauchig und wirkt dadurch recht kraftlos. Ebenso ist mir das Piano-Geklimper oft zu dominant, was ziemlich nervt. Letztendlich ist das aber sicherlich Geschmackssache, und wer auf den Sound steht, wird hier ein mit 19 Songs randvolles Album einer sympathischen und ehrlichen Band vorfinden, die sich nicht im Geringsten um Konventionen schert und ihr Ding durchzieht.
Rechnet man die zwei EPs und das Live-Album mit ein, bescheren uns die Kalifornier bereits ihre neunte Veröffentlichung. Was der Fünfer hier präsentiert, ist eine Mischung aus melodischem Pop-Punk und einem Schuss Metal, und die funktioniert nicht nur ziemlich gut, sondern klingt auch noch sehr erfrischend und unverbraucht. An den Reglern saß Matt Hyde (NO DOUBT, SLAYER), und dieser hat der Band einen transparenten, druckvollen Sound verpasst. Lediglich die Vocals sind etwas überproduziert. Durchgehend liegt viel Effekt auf dem Gesang, und darüber hinaus wird dieser oft gedoppelt, was auf Dauer recht eintönig wird. Das ist besonders schade, weil Sänger Jason Cruz eigentlich über eine sehr variable Stimme verfügt und er seinen Job wirklich gut macht. Davon abgesehen haben die Jungs ein Händchen für gute Songs, Ohrwurmmelodien und ausgefeilte, mehrstimmige Backing Vocals. Besonders Stücke wie der Opener "Calling" oder "Orchid" verbinden tolle Harmonien mit treibender Energie und gehen höllisch ab. Manchmal wird es allerdings etwas seicht und auch etwas zu schön, wie z. B. in "All The Nation" oder "A War Called Home". Interessant ist aber, dass die Texte oft in krassem Kontrast dazu stehen. So ist "Letter Home" der Abschiedsbrief eines Soldaten im Irak, der die Ausweglosigkeit und Sinnlosigkeit des Kriegs beschreibt, und auch ansonsten zieht sich Kritik an der US-Regierung und am Irak-Krieg wie ein roter Faden durch das Album. Insgesamt fehlt dem Sound allerdings doch eine Portion Dreck, und zu oft verliert sich die Band in ihren vielen Melodien, so dass wenig hängen bleibt. Wer aber auf die melodische Schiene abfährt, wird hier eine ganze Reihe gut gemachter und hervorragend gespielter Songs vorfinden, dazu noch von einer Band, die ihre politische Meinung vehement vertritt.
CANCER BATS sind zwar im Hardcore zuhause, haben aber weder mit der angesagten Metalcore-Richtung noch mit old schooligem Geballer Marke TERROR was am Hut. Die Kanadier haben ihre ganz eigene Nische gefunden, die unter Hinzunahme von Punk, Metal und eben Hardcore entstanden ist und in der sich die Jungs sichtlich wohl fühlen. Eine Mischung aus SICK OF IT ALL, BLACK FLAG, ENTOMBED und ein bißchen REFUSED, das soll als Orientierung reichen. Mit dem Opener "Golden Tanks" wird dem Hörer ohne Vorwarnung eine fette Ladung rotziger Musik um die Ohren gehauen, die von er charismatischen Stimme, dem unwiderstehlichen Groove und den bratenden Gitarren lebt. Dass der Track kein Einzelfall ist, beweisen CANCER BATS mit dem folgendem "French Immersion" und dem gnadenlos geilen "Grenades" (bei dem besonders die Gitarrenarbeit schwindlig macht) eindrucksvoll. Genaugenommen mit jedem Track, auf "Birthing The Giant" findet sich kein misslungener oder nur netter Song. Von Anfang bis Ende rockt der Silberling, dass es eine Freude ist - dem Charme kann man sich einfach nicht entziehen. Großes Tennis!
Der Albumtitel ist wörtlich zu nehmen. Denn das Trio aus San Francisco lässt auf seinem vierten Album Stilrichtungen einfließen, die man von ihm nicht gewohnt ist und die auch nicht das Geringste mit Psychobilly zu tun haben. Zwar sind hier immer noch eindeutig TIGER ARMY am Werke, doch sie klingen ungewohnt poppig, eingängig und glatt. Das beginnt schon beim Intro, das durch einen 80er Disco-Beat eingeleitet wird. Bei "Hotprowl", dem ersten regulären Song, scheint jedoch wieder alles beim Alten zu sein, denn der geht mit jeder Menge Druck und Energie gnadenlos nach vorne. Gleiches gilt für den folgenden Track "Afterworld", der dazu noch einen tollen Ohrwurm bietet. Bei "Forever Fades Away" machen sich jedoch die ersten Zweifel breit: Plötzlich erklingt grader, poppiger Midtempo-Rock, der mit einem grauenvoll pathetischen Chorus aufwartet, der echt weh tut. Wer glaubt, es ginge nicht schlimmer, wird spätestens mit "As The Cold Rain Falls" eines Besseren belehrt. Der mit Plasik-Synthies unterlegte Song lässt an 80er New Wave denken und erinnert stark an NEW ORDER. Zum Glück enthält das Album mit Stücken wie "Ghosts Of Memory” und "Spring Forward" aber auch echte Perlen. Hier wird genau die Wage zwischen Energie und melancholischen Harmonien gehalten. Perfekt zum Reinlegen wie zum Abgehen. Ebenso gelungen ist "Hechizo De Amor", eine Western-Schnulze im Tarantino-Sound, die Nick 13 komplett auf spanisch singt. Verändert haben sich aber nicht nur die Songs selbst, sondern auch der Sound, was wohl daran liegt, das zum ersten Mal nicht selbst produziert wurde, sondern Jerry Finn verpflichtet wurde, der u. a. auch schon für Morrissey und RANCID an den Reglern schraubte. Dieser hat der Musik einen sehr transparenten Sound verpasst, der zwar ganz ordentlich kickt, dem es aber an Dreck fehlt. Ob dieses Album bei den TIGER ARMY-Fans ankommen wird, ist fraglich. Sicher ist dagegen, dass es zu ausgiebigen Diskussionen führen wird. Für mich persönlich ist die Scheibe ein zwiespältiges Vergnügen. Dem Trio sind einige großartige Songs gelungen, aber leider gibt es eben auch einige üble Ausrutscher. Ebenso ist mir die Produktion zu glatt poliert. Ich vermisse den typischen, rauen TIGER ARMY-Sound.
Einen passenderen Titel für die x-te Metalcore-Scheibe des Jahres hätte man kaum finden können, es bleibt allerdings die Frage offen, ob er so ironisch gemeint war. THROUGH THE ASHES, ins Leben gerufen von einem ex-SYMBIONTIC-Gitarristen (was schon mal für Qualität spricht), können Parellelen zu KILLSWITCH ENGAGE nicht von der Hand weisen. Egal ob in der Gitarrenarbeit oder den Vocals, die erfolgreichen Amis schimmern durch. Das ist nicht sonderlich originell - aber gut. Die fünf Songs machen anständig Druck, können im Gitarrenbereich mit einigen coolen Riffs aufwarten und sind spannend genug, um die zwanzig Minuten der EP kurzweilig vergehen zu lassen. Im Gegensatz zu den ersten vier Tracks ist der Rausschmeißer "Gods?" sanfter, schwermütiger und mit teilweise gesprochenem fast schon doomig. Ein gelungener Abschluss einer ebenso gelungenen EP, mit der THROUGH THE ASHES den deutschen Metalcore-Zirkus bereichern, wenn sie sich auch auf gewohnten Pfaden bewegen.