Eineinhalb Jahre machen CODE 187 bereits zusammen Musik, "Evolution Bullets" ist das erste komplette Album der Combo. Sie sind in modernen Gefilden los, die vier Kölner, und wissen mit einigen guten Songs aufzuwarten, wie dem KORNigen "U.P.O.L." oder dem wütenden "Angels Sigh". Die Ideen in ihren Köpfen können sie gut in Songs umsetzen, auch wenn es an der einen oder anderen Stelle noch etwas hapert, gerade die Gitarrenarbeit kann noch Feinschliff vertragen. Und natürlich ist die Produktion nicht das Gelbe vom Ei, für einen Underdog aber mehr als gut. "Evolution Bullets" hinterlässt einen guten Eindruck, hier ist viel Potential, dass mit etwas Arbeit zu etwas Großen reifen kann. Auf CODE 187 sollten Fans moderner harter Musik in Zukunft ein Auge haben!
Eigentlich ist Kollege Knackstedt (und bis zu einem gewissen Maße auch Kollege Otto) Spezialist für Aufzählung möglichst vieler Klischees, wenn es um italienischen Metal geht. Auf "Flies & Lies", das dritte Album der Italiener RAINTIME, treffen viele liebgewonnenen Vorurteile aber nicht zu, dass machen sie mit dem knackigen Opener (zugleich der Titeltrack) klar: statt billigem Power Metal gibt es ein anständigen Melodic Death Metal-Brett, be dem die Band zur Höchstform aufläuft, vor allem Sänger Claudio zeigt sein ganzes Potential, sowohl bei den Growls als auch bei den cleanen Parts. Kein Akzent, kein dünnes Geträller, stattdessen kraftvoll gesungene Vocals. Von seinen Kollegen kann die Gitarrenfraktion mit Schweden-typischen Gitarrenläufen punkten, die IN FLAMES und SOILWORK in nichts nachstehen. Wer jetzt denkt, dass RAINTIME diese Linie stur weiterverfolgen, unterliegt einem Irrtum. Zwar ist das Grundgerüst der Songs klar von den schwedischen Bands geprägt, aber auch klassischer Metal spielt eine große Rolle, was sich am stärksten bei "Finally Me" zeigt. Das macht "Flies & Lies" zu einem abwechslungsreichem Album, mit dem gleichermaßen Schwedenfans wie Power Metaller was anfangen können, zumal die Songs durchweg gelungen sind (einzig das Michael Jackson-Cover ist Mist). RAINTIME polieren den Ruf Italiens in der Metal-Szene auf und lassen gespannt auf Live-Umsetzung des Materials als auch zukünftige Werke warten.
Kurz nach ihrem vielversprechenden Vier-Song-Demo "Born A Bastard" veröffentlichen diese Kölner Jungs ihren ersten Longplayer, der abermals in Eigenregie aufgenommen wurde. Immer noch hört man die Wurzeln der Band deutlich heraus, die nicht nur bei METALLICA, METAL CHURCH und MEGADETH liegen, sondern auch bei ACCEPT und JUDAS PRIEST (bester Indikator: die hohen Schreie beim schnellen Banger "Dark Reign", der deutliche "Painkiller"-Züge trägt), die allesamt in den sehr traditionellen Sound des Quartetts einfließen, der allerdings, wie schon im Review zu "Born A Bastard" erwähnt, mit den Namensgebern OVERKILL nicht wirklich viel am Hut hat. Einen Schritt nach vorne haben BASTARD NATION jedoch im Bereich Songwriting gemacht, das mir noch einen Schuss besser gefällt als auf "Born A Bastard", denn hymnische Granaten wie erwähntes "Dark Reign", das coole "Kill The Lion" oder das bereits bekannte "Emperor´s Fate" sind durchweg gelungen, wie auch der Rest des Albums. Auch der Gesang von Timo Nolden ist eine Ecke kraftvoller geworden, und die Produktion geht für eine Eigenproduktion auf Demo-Niveau ebenfalls in Ordnung. Bleibt nun zu hoffen, dass der Haufen bei einem zahlungswilligen Label unterkommt, denn auch namhafte Plattenschmieden haben deutlich schwächere Traditionsbands im Programm.
Lieblingsthema Sex und Gott. Oder besser vielleicht sexuelle Abgründe und die Institution Kirche - UMBRA ET IMAGO ist nicht abzusprechen, dass sie knallhart konsequent ihren Weg verfolgen. Protagonist Mozart verpasst keine Gelegenheit seine Neigungen zu zeigen und zu erklären, und Kritik an Gott und Kirche zu üben. Plakativ, direkt, unermüdlich - das wirkt sicherlich für einige lächerlich, ich empfinde darüber hinaus langsam aber sicher eine thematische Sättigung der UMBRA ET IMAGO Inhalte - als gotische SM-Konstante hat die Band aber wohl eine Daseinsberechtigung. "Gott Will Es" als Mini Album ist ein von Fans sicher sehnlichst erwartets Lebenzeichen - denn weder gab es in den letzten beiden Jahren ein reguläres Album, noch ist in naher Zukunft eins geplant. Und es gibt solide UMBRA ET IMAGO Kost mit einigen Extras: Oswald Henke (GOETHES ERBEN) steuert die Vocals zu "Die Ballade Von Den Lästerzungen" bei - ein alter Text, nicht aus der Feder Mozarts, der herrlich widerlich den Höhepunkt des Albums schon früh markiert. "Glaubst Du?" und "Gott Will Es" sind 0815-Songs dieser Band, textlich geht es im engeren und weiteren Sinne um Gott, musikalisch warten monotone Gitarren und kreativ seichter Gothic Metal auf. Als zweiter Gast tritt Eric Burton (CATASTROPHE BALLET) mit dem THE ANIMALS-Cover "House Of The Rising Sun" auf den Plan - leider ein zu oft gecoverter Song, der keine neuen Facetten offenbart. Gesanglich kann Mozart ohnehin mit keinem der beiden auch nur ansatzweise konkurrieren. Die zu erwartenden Remixe werden auch erfüllt: eine "2007 Version" ihres "Vampir Song" und eine dancig zermatschte "Birkenbeil Mix" Variante von "Glaubst Du?" erfüllt - nein, das ist kein EBM und wird nur durch ein paar Sprachsamples ansatzweise smart. "Gott Will Es" wollen sicher nur durch alte UMRA ET IMAGO Veröffentlichungen gehärtete Hörer.
BENIGHTED haben nach ihrem letzten Album das damals im Untergehen befindliche Schiff Adipocere Records verlassen und bei Osmose angeheuert. Musikalisch hatte der inner-französische Wechsel keine Auswirkungen, "Icon" ist genau so ein derbes Death Metal-Stück wie es "Insane Cephalic Production" war. Wie gehabt wird in bester Ami-Tot-Manier geprügelt, gegrunzt, gequiekt, dass dem Death Metaller die Sabber läuft. DYING FETUS haben weiterhin großen Einfluss auf die Franzosen, gepaart mit Grindcore ergibt sich eine brutale Mischung, die dank guten Songwritings voll und ganz überzeugen kann. Wem ABORTED zu technisch sind, wird von BENIGHTED besser bedient, zumal die Produktion (Kohlekeller Studio) erste Sahne ist und die Chose druckvoll aus den Boxen kommen lässt. Frankreichs Metal-Szene ist mal wieder für eine Überraschung gut, wie es scheint.
JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE gehören sicherlich zu den unkonventionellsten Bands im Krachbereich, die sich von Genregrenzen nicht aufhalten lässt. Das Endergebnis ist zwar durchweg brutal wie Sau, gleichzeitig aber mehr als simpler Prügelgrind. Ihr neues Werk startet - beinahe erwartungsgemäß - unkonventionell mit einem schweren Mid Tempo-Song, der ein echter Kopfnicker ist. Etwas dunklere Produktion und das Teil wäre in Hit bei allen Nachwuchs-Düstermetallern. Schön schnell auf die Fresse gibt’s dann aber schon beim zweiten Song "Der Hund kriegt nichts", in bester Grindmanier wird hier Gas gegeben und geröhrt. Wie schon im ersten Song sind auch hier die Texte auf deutsch verfasst,was sich im Laufe des Albums nicht ändert und die zynisch-kritische Betrachtung der Gesellschaft natürlich deutlich auf den Punkt bringt. JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE haben mit "Rauch und Yoga" einerseits die erwartete Krachdröhnung veröffentlicht, andererseits unerwartet heftig neue Ideen eingebaut, wie die vielen langsam-heftigen Songs und -Parts ("Komm, wir drehen einen Porno") zeigen. Ob sie damit alle alten Fans glücklich machen, wird die Zeit zeigen, aber da die Band schon immer im positiven Sinne anders war, werden ihr Anhänger für Veränderungen leichter zu begeistern sein als der durchschnittliche Die Hard-Fan anderer Bands. Und ein paar derbe Krachnummern haben sie ja immer noch in petto.
In eine schnieke Aufmachung haben JORMUNDGARD ihre aktuelle EP verpackt, auch wenn leider die Texte im Booklet fehlen. Der Fünfer fährt in den sechs Songs ein ordentliches Death Metal-Geschütz auf, dass sich Black Metal- und Hardcore-Einflüssen aber nicht entziehen konnte. Ideen sind viele da, auch wenn manchmal noch der rote Faden in den Songs fehlt - was aber schwerer wiegt, sind die vielen kleinen Unzulänglichkeiten, die das Hörvergnügen schmälern. Klasse Riffs gibt es viel zu selten, die Drums sind viel zu leise und der Sänger muss bei den Growls noch kräftig zulegen, bevor JORMUNDGARD ernsthaft in um die vorderen Plätze im deutschen Underground mitspielen können. Angesichts der Tatsache, dass die EP bereits Anfang 2006 aufgenommen wurde, besteht Hoffnung, dass sich die Musiker insgesamt verbessert haben und beim Nachfolger ein besseres Ergebnis rauskommt.
Mit ihrer Anfang des Jahres veröffentlichten 3-Track-EP konnten OCTOBER FILE auf ganzer Linie überzeugen und machten Lust auf ihr neues Album. "Holy Armour From The Jaws Of God" (kultiger Titel, keine Frage) spinnt den Faden problemlos weiter, was nicht weiter überrascht, waren die Tracks doch ein Auszug aus dem Album. Zusammen mit den neuen Nummern verschmelzen sie zu einer hypnotisierenden Einheit, die den Hörer mit einer basslastigen Produktion und Postcore-mäßigen Soundwänden erschlägt - für das Cover wäre statt der MG-bemannenden Infanteristen ein Panzer viel passender, aber das ist das einzige "Manko" der Scheibe. Musikalisch gibt es nichts zu meckern, solange man mit einer kraftvollen Mischung aus Industrial, Postcore und Punk-Attitüde was anfangen kann. Wer das mit Ja beantwortet, sollte sich diesen Leckerbissen nicht entgehen lassen. Sah auch KILLING JOKE-Jaz so, der bei einigen Songs mitwirkte. Er hat einen guten Riecher bewiesen, "Holy Armour From The Jaws Of God" ist eine fette Scheibe geworden.
Seit 13 Jahren schon wildert das Duo Istar und Forn durch das norwegische Unterholz, immer begleitet von wechselnden Mitmusikern. Außer zwei nicht wirklich bekannten Alben hat die Band aber bislang nichts gerissen, und auch Streich Nummer drei dürfte selbst bei Black Metal-Puristen kaum satanische Euphoriezustände auslösen. Auf "Sadness And Wrath" wildert man sich durch acht eher durchschnittliche Schwarzmetallkompositionen, die stilistisch ganz im Zeichen der Heimat stehen. Das Problem bei SVARTAHRID ist, dass die Jungs für eine "professionelle" Band zu wenig spektakulär und technisch herausragend klingen und für einen fies abgefuckten Act einfach zu sauber produziert sind. Zieht man etwa Vergleiche zu (jüngeren) GORGOROTH oder SATYRICON auf der einen und DARKTHRONE oder MAYHEM auf der anderen Seite, dann stellt man fest, dass SVARTAHRID weder die eine noch die andere Seite ansprechend bedienen. Apropos DARKTHRONE: Nocturno Culto hat im Song "Intension: Krig" einen Gastauftritt als Texter und "Sänger", doch das reicht nicht, "Sadness And Wrath" aus dem Mittelmaß zu heben. Es gibt viele wesentlich schlechtere Black Metal-Scheibchen, aber eben auch genauso viele aufregendere.
MORTAL SIN haben vor ewigen Zeiten anscheinend mal zwei gute Thrash-Scheiben rausgebracht, die ihnen sogar einen Slot als METALLICA-Support einbrachten. Danach machten die Australier aber so ziemlich jeden Fehler, der eine Band machen kann. Nach der 91er Scheibe wurde es still um die Band, woran auch die 97er-Platte nichts änderte. Nach einigen Wechseln im Line-Up sind auf dem neuen Album "An Absence Of Faith" die beiden Gründungsmitglieder Andy Eftichio und Mat Maurer dabei. Letzterer ist mit seiner Stimme das Markenzeichen der Band und lässt in seinen guten Moment Vergleiche mit James Hetfield zu. Natürlich ist ganze Chose ziemlich traditioneller Stoff, der statt auf Geschwindigkeitsrekorde auf Eingängigkeit setzt und Fans alter Heroen damit voll zufriedenstellen wird. Jüngere Jahrgänge sollten in die Scheibe vor dem Kauf reinhören, viel Modernes gibt es hier nicht, stattdessen eine Handvoll gut gemachter klassischer Songs, mit denen sich MORTAL SIN stark zurückmelden.