Angeblich war der Fünfer aus Schweden mal eine lärmige Garage-Rock-Band. Nach zwei EPs ist davon jedoch nicht mehr viel zu hören. Auf dem ersten kompletten Album wird einem vielmehr lieblicher Indie-Pop-Rock mit - je nach Song - einem Schuss 60er, 70er oder 80er Retro geboten. So gibt es hier nette, harmlose Popsongs zu hören, mit eingängigen Melodien und viel Keyboard-Gedüdel. Das tut auch alles nicht weh und ist auch nicht so richtig schlimm. Aber gleichzeitig ist diese Musik so schön und so langweilig, dass es irgendwann echt brutal wird. Tatsächlich muss man bis zum letzten Track warten, bis die Jungs mal richtig rocken. Aber da ist man schon in lauter Wohlklang ersoffen.
Zugegeben: Was die drei Kalifornier mit ihrem neuen und vierten Album abliefern, ist nicht von schlechten Eltern. Die Mischung aus Thrash `n Roll und Stoner fräst sich bedrohlich in die Gehörgänge. Einflüsse von SLAYER, MOTÖRHEAD und BLACK SABBATH sind nicht von der Hand zu weisen. Und trotzdem: Schon nach kurzer Zeit nervt die Scheibe kolossal. Das liegt zum einen an der stumpfen Produktion, die wahrscheinlich genauso gewollt ist - was sie aber kein Stück besser macht - und an Matt Pike’s lahmem Brüllgesang, zum anderen aber auch an den uninspirierten und eintönigen Songs. Den Fans wird’s vermutlich gefallen, ich find’s, zumindest auf Dauer, ziemlich dröge.
Aus Oberstdorf kommen also nicht nur mehr oder minder erfolgreiche Wintersportler, sondern auch diese seit 1999 existierende Metal-Band? Metal? Naja, wenn Metallica immer noch Metal sind und auch Einflüsse wie Staind oder Nickelback keinen Stilbruch bedeuteten. Auch wenn die Parallelen zu Hetfield und CO. immens deutlich zu Tage treten ("Can’t Wake Up") so machen die Bayern in ihrer Ganzheitlichkeit doch eher dem noch poppigeren Stadion-Rock mit leichten Grunge-Einflüssen Und damit langweiligen sie trotz einer handwerklich sicherlich gelungenen Vorstellung ohne Gnade. Noch dazu ist der Gesang von Axel Friedrich nicht tiefschürfend genug und der Sound könnte auch ein wenig mehr Wumms vertragen. Sicherlich hat die Band einige gute Ansätze, wenn man denn dem Ami-Rock zugewandt ist, und sicherlich verstehen sie sich in ihrem Tun. Doch das Ergebnis, die gesamte Scheibe ist eben Durchschnitt, langweilig und unnötig. Vielleicht wie Skischanzen in schönen Winter-Wäldern. Aber das sehen andere ja auch anders.
DGF bekloppt geworden? Auf einem Label, wo die musikalische Qualität fast immer anspruchsvolle Gemüter befriedigt, da kommt VARDLOKKUR mit einer erschreckend schwachen Black-Metal-Veröffentlichung. Kamerad Ynleborgaz hat sich zwar in manchem Interview disqualifiziert, musikalisch aber war seine Hauptband Angantyr zumindest interessant. Nun macht er auch noch Holmgang - und da scheint für VARDLOKKUR nicht mehr viel Platz für überwältigende Einfälle oder anspruchsvolles Soundgewand geblieben zu sein. Strunzlangweiliger, unterproduzierter Schwarzwurzelsalat - das ist das, was uns der Däne offeriert. Von sehr schnell über schnell, mittelschnell bis hin zu langsam reicht die Tempo-Palette, Tempiwechsel und deren Sinnhaftigkeit dürfte sich nicht mal dem Mastermind selber erschließen. Dann hat der Skandinavier gerade mal 17 Minuten material zusammengestümpert zur einer absolut überflüssigen Mini-CD. Deren Verpackung sich auch optisch dem öden Niveau der Musik anpasst und mit braunem Layout und ein paar alten Runen das Auge quält. Wer begreift, was eine solche Scheibe soll, schreibe an Metal Inside.
Geilheit. Schöner Name auch. Echt lecker(y) sozusagen. Muskalisch läuft die schwedische Band aber wesentlich gewöhnlicher zur Hochform auf. Die Herren um Ex-Arch-Enemy Martin Bengtsson haben sich nämlich dem traditionellen Heavy Metal verschrieben - und sonst gar nichts. Gestandene Musiker und ein namhafter Produzent (Rickard Bengtsson) sorgen für grundsätzliche Qualität. Die wird auch durch ausgelutschte Ideen nicht sonderlich geschmälert: Wer Metal will, der kriegt ihn, rau, unverfälscht. Da erinnern die Riffs an Accept, die Melodien an Hammerfall die Stimme an die Briten von Demon. Trotz allen Grooves und trotz aller Melodie verkommt "Violator" niemals zum Weichspüler, daran ändert auch die keineswegs misslungene Semi-Ballade "Open Your Eyes" nicht. Aber: Das Album wird aber letztlich nur sehr historisch interessierte Kuttenfreunde anziehen. Oder kommt gut gemachter Heavy Metal etwa wieder? Wär’ ja ganz geil.
Ein neues GODSMACK Album? Nein, doch nur die Best Of zu Weihnachten. Die Amerikaner um Fronter Sully Erna feiern nach zehn Jahren zunehmenden Erfolgs und sage und schreibe bereits drei DVDs in erster Linie sich selbst. Die dezenten Überraschungen sind schnell abgehandelt: Denn nur Opener "Good Times Bad Times", ein Cover von LED ZEPPELIN ist ein "neuer" Song. Eine kurze Huldigung an die Genre-Mitbegründer, dazu ein Biker-Cover als Rock-Sinnbild. Dann folgen fünfzehn, und damit fast alle, ihrer veröffentlichen Maxis in chronologischer Reihenfolge von Post-Grunge bis modernem Radiorock. Dass die Chartpeakpositionen und Verweildauer eben dort schon bei der Tracklist mit angegeben wird gibt einen etwas bitteren Nachgeschmack - die gesamte Compilation wirkt ein wenig so, als schiele man primär auf den kommerziellen Erfolg GODSMACKs. Ich selber höre mir "Voodoo", "Awake" oder "Greed" auch heute noch gerne an, die ganzen Alben dazu bringen aber mehr Feeling als die aneinandergereihten Singles auf "Good Times, Bad Times (Ten Years Of Godsmack)". Und wer noch ein Weihnachtsgeschenk sucht: Die GODSMACK DVD "Changes" ist zwar schon zwei Jahre draußen, aber macht mehr Laune.
Sängerwechsel sind immer eine problematische Sache für eine Band, mehr noch als bei jedem anderen Mitglied, schließlich ist die Stimme ein Markenzeichen der Truppe. SUFFERAGE hatten zudem mit Jasmin eine echte Exotin in ihren Reihen, Frauen und Death Metal sind ja noch immer eine seltene Combo, allen Gender Mainstreaming-Gedanken zum Trotz. Egal, sie wollte nicht mehr und Ersatz musste her. Der hört auf den Namen Sebastian Fröhlich, war vorher bei CUNTS N ROSES aktiv und ist ein echter Schlaks. Aber auch das ist alles egal, wichtig ist auf’m Platz und da macht der Herr eine sehr gute Figur. Kraftvolle, brutale Growls, die sich perfekt in den US-Death Metal der Truppe einfügen, genauso soll das sein. Ein großer Unterschied zu Jasmin ist nicht zu vernehmen, beide sind als Shouter erste Sahne. SUFFERAGE geben ihrem Neuen viel Gelegenheit sich zu beweisen, bei knapp einer Stunde Spielzeit. In der finden sich keine Ausfälle, mittlerweile können’s SUFFERAGE eben. "Everlasting Enmity" ist eine arschtretende Death Metal-Scheibe geworden, die durch den Besetzungswechsel nicht gelitten hat und von Anfang bis Ende saubrutalen Death Metal erster Kajüte bietet. So soll das sein!
THIRD MOON gehören zu den Bands, die sich für ein neues Album Zeit nehmen und von jährlichen Veröffentlichungen soweit entfernt sind wie Schalke von einer Meisterschaft. "Dimorphic Cynosure" präsentiert das Material der letzten Jahre und bringt es auf mehr als eine Stunde Spielzeit, ohne das für langatmige Intros oder Zwischenspiele zuviel Zeit genutzt wurde. Die meiste Zeit gibt es ein gelungenes Melodic Death Metal-Brett, das seine Nähe zu älteren IN FLAMES nicht leugnen kann, aber durch einen starken melancholischen Einschlag genug Eigenständigkeit hat. THIRD MOON sprudelten beim Songwriting vor Ideen über, was dazu führte, dass sie das Standard-Songaufbau-Schema immer wieder verlassen. So wird "Dimorphic Cynosure" interessant und fordernd zugleich, ohne in zu Frickel-Gefilde abzudriften. Schlicht eine gelungene Scheibe, die mit guten Songs wie dem vielschichtigen "Cross The Rubincon" beim Death/ Black-Fan locker punkten können wird.
Die zweite Neuauflage der "Ass Cobra"-Scheibe (es gab 2003 bereits eine) gibt es mit zwei Bonuxs Tracks, dafür aber ohne Texte im Booklet. Immerhin ist das hocherotische Foto des werten Hank noch drin. TURBONEGRO waren zu Zeiten ihres dritten Albums ungeschliffen und roh, was sich mit dem Nachfolge-Werk ändern würde. Schrammeliger Gitarrensound und leicht matschig klingende Drums passen perfekt zum rotzigen Charme der Songs, von denen sich "I Got Erection", "Sailor Man" und "Hobbit Motherfuckers" zu All-Time-Faves der Turbojugend entwickelt haben. Die anderen Tracks stehen in Charme, Eingängigkeit und Coolnessfaktor aber kaum nach, was "Ass Cobra" zu einer Platte ohne Füller macht. Wer die Scheibe bislang noch nicht sein Eigen nennt, kann hier bedenklos zuschlagen, wenn er die beiden akzeptablen Bonus Tracks haben will - wer auf Texte steht, sollte sich die 2003er Version zulegen.
Hei, was war das für ein Ballyhoo - der schwule Rob macht auf Modern-Metal. Statt Painkiller FIGHT. Heute hört sich das Ganze wesentlich traditioneller an, als früher empfunden - vielleicht dachte sich das auch Halford, als er sein Privatarchiv plünderte, um die Demo-Aufnahmen vom Sommer 1992 wieder zu veröffentlichen. Der erste Eíndruck: Das Ganze klingt viel frischer als weiland das Debüt "War Of Words". Auf der Scheibe befinden sich Titel, die bereits auf der damaligen Veröffentlichung Platz fanden - der schöne Vergleich zwischen organischem Handwerk auf der Demo-Sammlung und Studio-frisiertem Material macht Spaß - und lässt die aktuelle Scheibe gewinnen. Zumal der Sound zwar nicht wirklich fett, aber dafür irgendwie cool und natürlich klingt. Und: Die Frage nach dem Charisma dieser Stimme stellt sich ja wohl nicht, oder? Zudem gibt es fünf Titel - neu stimmt nicht ganz, aber immerhin unveröffentlicht - die ebenfalls aus der damaligen Demo-Phase stammen. Und irgendwie schafft es FIGHT an die guten, alten Zeiten anzuknüpfen. Zwar sind die Songs sicherlich alle keine Highlights des songschreiberischen Schaffens, verglichen mit Priest, aber sie machen Spaß und versprühen die Atmosphäre so großartiger Scheiben wie "British Steel" oder "Point Of Entry". Der Sinn einer solchen Scheibe mag umstritten sein, mir machte das Wiederhören mit dem guten, alten Metalgott sehr viel Spaß. Hintergrund: "K5 - The War Of Words Demos" soll Appetit machen auf die DVD "War Of Words - The Film" (Studioaufnahmen plus Konzertmitschnitte von 1994). Auch, wenn die Tour damals eher durchwachsen war - bei mir hat’s geklappt. Songs: