OVERMARS haben sich nach ihrer ersten Platte dazu entschieden, die kreativen Fesseln vollends zu lösen, was sich in diesem Falle in dem Entschluss äußerte, auf dem neuen Longplayer nur einen (überlangen) Song aufzunehmen. Knapp vierzig Minuten ist der Brocken lang und brachte die Band an den Rand des Splits. Sie rauften sich wieder zusammen, tourten eine Weile und schlossen sich dann im Proberaum ein, um das (wie sie selbst sagen) „Monster“ zu schreiben. Und das ist es wirklich geworden. Dunkel, verstörend, fordernd, unkonventionell. OVERMARS bedienen sich quer durch alle Genres, von Postcore über Doom bis Black Metal und Punk, alles findet sich in „Born Again“, verwoben zu einem komplexen akustischem Muster. Mit Worten ist kaum zu beschreiben, was der Haufen im Proberaum und dann im Studio fabriziert hat, Vergleiche CULT OF LUNA, ISIS und BARONESS sind nur Krücken. Aufgeschlossene Geister, die zumindest mit Postcore oder Doom warm werden, sollten sich „Born Again“ ruhig einmal zu Gemüte führen. Alle anderen: Finger weg!
Eingeläutet wird GASLICKERs 4-Track-EP von einem charmanten Geräusch, das klingt, als würde jemand lautstark irgendwo in die Ecke rotzen (was wahrscheinlich auch der Fall sein dürfte). Nun gut, wer´s braucht. Hat man diesen Einstieg hinter sich gebracht , geht es weiter mit einer Mischung aus Alternative und Rock ´n´Roll- Attitude. "What Will Be" klingt in dieser Hinsicht ein bisschen nach Roadmovie- Soundtrack und beschwört in Kombination mit dem Cover-Artwork Bilder alter amerikanischer Straßenkreuzer herauf. Auf "Kingpin" setzt sich diese Tendenz fort, "She´s Got It" kommt recht ungeschliffen und rau daher. "Red Moonlight" groovt wieder mehr und klingt ein wenig nach Südstaaten-Rock-Flair. Wer heftigen Rock ´n ´Roll mag, kann sich die Jungs ruhig mal anhören.
Die Liste der Bands, mit denen GLYDER bereits gespielt haben, liest sich recht beeindruckend: Namen wie THIN LIZZY, W.A.S.P. und MÖTLEY CRÜE finden sich darunter. Nun legen die vier Herren aus Irland mit ihrem neuen Album "Playground For Life" nach. Geboten wird gemäßigter Hard Rock mit gelegentlich anklingenden Blues-Einflüssen, dabei wird weitestgehend die ganze Palette von ruhigeren Songs bis zu Uptempo-Gassenhauern abgedeckt. In die ruhigere bis gemäßigte Ecke fallen beispielsweise "Sleeping Gun" und das schön mehrstimmige "Dark Meets Light", auf "Gamblers Blues" und "Sweets" hingegen gibt das Quartet mehr Gas. Bluesig klingt insbesondere "For Your Skin". Wahnsinnig innovativ ist "Playground For Life" nicht, aber das Album ist solide gemacht und gut anhören kann man´s sich allemal.
Nach der aus drei Songs bestehenden Beta-Version ihres neuen Albums haben eine Labelheimat gefunden, dem Release des Longplayers steht also nichts mehr im Wert. Das ist eine gute Nachricht für Freunde gepflegten modernen Metals, denn genau den bieten die Süddeutschen in der fünfzig Minuten. Das selbstgewählte Etikett "Deathcore" passt nicht wirklich, dafür sind die Songs zu facettenreich und zu weit vom Metalcore-Standard entfernt. Statt auf schwedische Riffs oder Beatdowns wird auf unkonventionelles Songwriting gesetzt, bei dem selbst ruhige Töne vorkommen dürfen. Der Gesang passt sich der Stimmung durchgehend gut an und ist variabler als der Standard, in Sachen Intensität braucht er sich ebenfalls nicht verstecken. Alles in Allem ist "Deathcore" eine feine Modern Metal-Scheibe geworden, die Fans von EKTOMORF, FILTER und HEAVEN SHALL BURN gleichermaßen ansprechen dürfte, vorausgesetzt sie sind aufgeschlossen für unkonventionelle Ideen.
Mit ihrem vor gut eineinhalb Jahren veröffentlichten Debütalbum "Capture The Magic" konnten mich die Pittsburgher US Metaller ICARUS WITCH nicht gerade aus der Reserve locken. Doch auf seinem Zweitling "Songs For The Lost" hat das Quartett hörbar ein paar Kohlen nachgelegt und sich in allen Bereichen enorm verbessert. Der Gesamtsound erinnert jetzt teilweise an die Schweden WOLF, die Songs klingen wesentlich ausgereifter und hitlastiger, und auch Sänger Matthew Bizilia hat einen Sprung nach vorne gemacht und klingt nicht mehr wie Dickinson oder Midnight für Arme. Zwar findet sich unter den Stücken immer noch eher durchschnittliche Kost wie "Nature Of The Beast" oder "Queen Of Lies", die am Ende leider auch einen "Tipp" verhindert, doch auf der anderen Seite stehen mit dem flotten Opener "Out For Blood", der von Joe Lynn Turner unterstützten Hymne "Mirror Mirror", dem dynamischen "Devil´s Hour" oder dem treibenden, leicht vertrackten "Afterlife" einige echte Perlen, die ICARUS WITCH unerwartet gereift zeigen und nahezu jedem Fan kernigen US-Traditionsstahls empfohlen werden können. Wenn die Jungs nun noch die letzten kleinen Schönheitsfehler ausbügeln, dann können sie bald an die Spitze ihrer Zunft vorstoßen. Sehr gut!
Der erste Eindruck der STRAIGHT CORNER-Platte "Gewehr Bei Fuss" ist richtig schlecht - das Cover ist unteriridisch, das Innenartwork grausam, selbst das Backcover wirkt dilettantisch. Die daraus resultierenden minimalen Erwartungen an die Musik können die Koblenzer glücklicherweise locker überflügeln, streckenweise macht "Gewehr Bei Fuss" sogar richtig Laune. Klar, innovativ ist da nix, aber schraddeliger, schneller Punkrock will das auch gar nicht sein, stattdessen soll er Spaß machen. Wenn, wie in diesem Fall, in den Texten auch noch Hirnschmalz steckt und sich nicht "ficken, saufen, Bullen klatschen" beschränkt wird, ist das umso besser. So gesehen sind die zehn Tracks gelungen, auch wenn in den letzten zwei, drei Tracks dezente Langeweile breitmacht, da STRAIGHT CORNER die Ideen ausgehen. Aber das ist ok, "Gewehr Bei Fuss" ist für die Zielgruppe trotzdem eine lohnende Investition.
Mit "Mary Celeste" gehen MANDRAKE in die dritte Runde, am Start die klassischen Zutaten aus fettem Background und darüber liegender Frauenstimme. Der Opener und Titeltrack "Mary Celeste" geht nach einem etwas längeren Intro ordentlich zur Sache und schafft eine düstere, schicksalshafte Stimmung, die sich wie ein roter Faden durch das gesamte Album zieht. "Sweet Desolation" ersetzt die dröhnenden E-Gitarren durch ein Klavier und kommt somit fragiler und ruhiger daher, bei "Breathe" mangelt es nach einem vielversprechenden Intro leider etwas an der klaren Linienführung. Überhaupt könnten die Arrangements mitunter etwas mehr variieren, MANDRAKE neigen dazu, einen mit dröhnenden Gitarren zu erschlagen, wodurch das Ganze zum Teil trotz melodischem Gesang und gelungenem Stimmungsaufbau ein wenig eintönig wirkt. Mit "Paralyzed" schließlich klingt "Mary Celeste" mit einer ruhigen, bittersüßen und zur Abwechslung komplett gitarren-freien Pianoballade aus. Na bitte,geht doch.
FACESHIFT sind zum größeren Teil die neue Inkarnation der verschiedenen Death Metal-Kombo ETERNAL OATH, die sich auflösten, nachdem sie feststellten, dass Death Metal ihnen nicht länger als das Wahre erschien. Entsprechend bewegen sich FACESHIFT mit ihrem Debut- Album "Reconcile" auch in anderen musikalischen Gefilden. Metal ist es immer noch, nun aber mehr im Gothic Bereich angesiedelt und das steht den fünf Schweden durchaus gut zu Gesicht: "Reconcile" rockt, ist melodisch und düster, ohne dabei ins deprimierende oder destruktive abzusacken. Fette Gitarrenriffs wechseln sich mit ruhigeren Parts und Keyboard-/Klavierelementen, wie zum Beispiel bei "Bound", "The Craving" und "The Dark Domain". "Chokehold" treibt vorwärts und erweist sich als echter Ohrwurm, "Conclusion" bewegt sich zum Abschluss im etwas ruhigeren, melancholischen Bereich. Freunde von Bands wie SENTENCED und CHARON, greift zu!
Besser als die Hamburger ENDHAMMER startet selten eine Underground-Band: ganze 1300 mal ging ihr Debüt-Demo "Hamburg" über den Ladentisch, ganze 10000 mal (!) wurde es herunter geladen. Danach folgte als Höhepunkt ein Auftritt in Wacken, doch danach war die Band am Ende, denn ganze fünf Besetzungswechsel innerhalb eines Jahres waren zu viel des "Guten", und ein Deal war ebenso nicht in Sicht. Doch mit dem zweiten Demo "Hafenklang" startet der Kutter ENDHAMMER mit stabiler Besetzung zu neuen Ufern. Zwar bekommt man wieder nur wenig Material zu hören (vier Songs im Gegensatz zu drei Songs auf dem ersten Demo), doch das hat es zweifellos in sich. Trotz ihres brachial klingenden deutschen Namens (bevor hier wieder jemand Verdacht schöpft: SO deutsch ist die Band nicht!) sind ENDHAMMER keine RAMMSTEIN-Kopie, sondern klingen verdammt eigenständig. Es wird auf breitwandige Schrammelgitarren, verzerrten Schreigesang und minimalistische Drums gesetzt, so dass ein wenig Erinnerungen an Bands wie PRONG, DEFTONES oder eine deutlich entspanntere, Industrial-lastige Version von DISBELIEF aufkommen. Bei den durchweg starken, aber leider noch nicht hundertprozentig ohrwurmkompatiblen Stücken sticht besonders der sehr melancholische Titelsong heraus, doch insgesamt ist "Hafenklang" eine absolut gelungene und sehr professionell aufgemachte Scheibe, die Appetit auf mehr macht und seit Jahren mal wieder eine deutschsprachige Band (inklusive cooler Texte!) mit eigener Identität und Originalität erkennen lässt.
In sehr ungewöhnlicher Optik ist das BEISSERT-Album "Nothin’ Left To Luv!" verpackt worden, Rückschlüsse auf die musikalische Ausrichung der Combo lassen sich dadurch nicht ziehen. Die ersten Töne überraschen mit erdigem, schwerem Rock, der so vornehmlich aus den dampfenden Südstaaten der USA kommt. Leichte Metal-Einflüsse kommen dazu, die der Musik ordentlich Wucht verleihen, die BEISSERT in gradlinigen Rockern verarbeiten, bei den das Gaspedal ordentlich durchgetreten wird. Ein rauher Gesang und die eingängigen Gitarren drücken den Songs ihren Stempel auf und lassen die Zeit wie im Flug vergehen, gemeinsam erschaffen sie eine Mischung aus (härteren) POTHEAD, CROWBAR und KYUSS. Der Höhepunkt des Albums ist aber der Hidden Track, in dem die Sachsen mehr als dreißig Minuten völlig entfesselt rocken und eine unbeschreiblich mitreißende Nummer runterzocken, die bei Konzerten das Publikum in Ekstase versetzen wird. Das ist ganz großes Tennis und macht "Nothin’ Left To Luv!" zu einer kleinen Perle der deutschen Szene!