Nach der zuletzt echt super anzuhörenden Livescheibe von TESLA „Alive in Europe“, die vor Energie, Inesnität und Vitalität nur so strotzte, ist zumindest bei mir die Enttäuschung bei diesem ebenfalls auf der Bühne aufgenommen neuen JOHN WAITE Albums „In Real Time“ um so größer. Hier ist leider nur wenig mitreißend oder gar energetisch mit Esprit, die Musik kommt nur selten auf höhere Touren, alles klingt sehr bieder und irgendwie fast ohne echte Höhepunkte. Vom Publikum hört man so gut wie nichts (muß ja auch nicht unbedingt sein), aber der Sound als solches ist ebenfalls sehr dünne ohne jeden Punch, sorry zuviel Höhen und ein zu braves Schlagzeug. Die Band ist zwar net schlecht, wirkt aber insbesondere bei den ersten sechs Songs nicht so besonders motiviert, dies wird erst hinten raus etwas besser. Mag sein, dass die Songauswahl mit zuviel Schnulzen sowie Midtempokram auch nicht für echte Rock’n’Roller taugt, aber noch nie hat für mich der Begriff Altherrenrock so gut gepaßt wie auf diesem Werk. Sicher kann man rein musikalisch den grundsätzlich eher gediegenen AOR/Melodic Rock von Waite nur bedingt mit dem krachenden Hardrock der erwähnten Herren aus Kalifornien vergleichen aber das hier Dargebotene ist hoffentlich nicht dass wahre Livegesicht von JOHN WAITE.
Ob die Sachen aus mehreren Konzerten zusammengestückelt sind, wird leider nicht gesagt oder erklärt, es handelt sich aber anscheinend um ein schon älteres eigenproduzierte Livealbum, das Waite zunächst exklusiv über seine My-Space-Seite vertrieben hat, dann gab es eine Downloadversion und jetzt haben Frontiers Records gemeint, die breite Masse müsse auch noch in den Genuss des Materials kommen müsse und dies ist mit Respekt und Verlaub ein großer Trugschluss.
Dies liegt nicht an der immer noch fantastischen Stimme des mittlerweile 47-jährigen Protagonisten aber ganz stark an der viel zu laschen und auch inhaltlich schwachen Songauswahl. Der Anfang ist mit „Change“ einigermaßen solide ja auch ein nettes Solo „Back on my Feet again" geht auch aber zündet auch noch nicht voll. Insgesamt sind sowieso nur lumpige 12 Tracks (inklusive eines völlig sinnfrei reingeschnittenen Gitarrensolos, das zum Rest gar nicht paßt sowie die Bandvorstellung also eigentlich nur 10 Songs!) auf dem Album vertreten. Aber mensch der Junge hat doch noch so viele andere gute Songs in Petto (und ich meine nicht die THE BABYS-Geschichten) und dann spielt er solche Einschlafnummern wie „New York City Girl“ auch „In Dreams“ dümpelt gräuslich sich hin, da kann auch der wirklich klasse Gesang, mit unverbrauchtem Timbre wie vor 25 Jahren, nichts ändern. Egal ob von seinen vielen guten Soloalben oder auch von BAD ENGLISH, sicher die Balladencharterfolge “Missing You“ (ziemlich lustlos runter gezockt) und „ When I See You Smile“ (kommt erst ganz zum Schluss) müssen natürlich sein, aber andere klasse Sachen wie „These Times Are Hard for Lovers“, “How Did I Get By Without You“, “Time Stood Still”, “Act Of Love” fehlen leider völlig. Bezeichnend, dass die LED ZEPPELIN Coverversion "Rock & Roll" dass mit abstand beste Stück des Albums ist, hier zeigt der Brite alles was man vorher meist vermißt hat, voller stimmlicher Einsatz ohne Handbremse mit viel Tempo und vor allem läßt er es auch richtig krachen und nur dafür nehme ich dann auch den Altherrenrock zurück. Hier gibt’s zur Abwechslung mal Energie pur - leider ist dies die Ausnahme. „Prelude“ und „Head First“ gehen noch am ehesten in diese Richtung, wenn auch hier der letzte Funke fehlt.
„In Real Time“ ist daher bis auf „Rock & Roll“ ein absolut unspektakuläres Livealbum, dass von der Spielzeit und Songsauswahl eine Frechheit darstellt aber zeigt dass John Waite immer noch ein klasse Sänger ist (auch wenn die hohen Sachen hörbar viel Mühe kosten). Jetzt sind wir mal gespannt, ob er vielleicht auch noch mit neuem Material die Kurve kriegt, das haben die Herren der direkten Konkurrenz RUSS BALLARD und RICK SPRINGFIELD schon geschafft, John Waite muß diesem Beweis erst noch erbringen.
In Real Time
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
12
Länge:
42:26 ()
Label:
Vertrieb:
Review: Year Of The Black Rainbow
Bei ihren bisherigen vier Werken seit 2002 haben sich COHEED AND CAMBRIA mit ihrer außergewöhnlichen und eher nicht so leichtverdaulichen Musik einen sehr guten Ruf in der Progressiven Szene aber auch darüber hinaus erspielt. Jetzt kommt auf "Year Of The Black Rainbow", die zwar ebenfalls in den bisherigen Alben mehr oder weniger bereits abgehandelte Science-Fiction-Story, zu ihrem würdigen Abschluss. Aber und jetzt kommt es hier wird nun die Vorgeschichte der bisherigen Teile erzählt. Star Wars ick hör dir trapsen Episode 1 und so aber egal die krude Story ist mir ehrlich gesagt jetzt nicht so wichtig, es geht um die Mucke.
Musikalisch schlagen die Protagonisten hier aber einen gänzlich einfachern weg ein, denn
so richtig reinrassig progig ist dass hier präsentierte keinesfalls mehr, auch wenn es die ein oder anderen Einschübe oder auch längeren Klangerlebnisse schon noch gibt wie u.a. beim Opener „One“ mit sphärischem Klanggerüst sowie entspannt-bedrohlichen Klaviertönen sowie dem etwas schräg-säuselnden Titeltrack. Aber so experimentell, frickelig, instrumentell ausufernd oder gar breaklastig-komplex sind COHEED AND CAMBRIA anno 2010 bei weitem nicht mehr. Das Angebot würde ich eher „nur“ noch als schon noch aufgemotzten Normalrock, der auch dem Klientel aus dem Mainstreambereich im weitesten Sinnen zusagen könnte, bezeichnen. Denn ganz so simpel läßt man es dann doch nicht klingen. Die bekannten RUSH-Affinitäten klingen mehr denn ja aus allen Noten und Arrangements hindurch, nicht nur was den superben Gesang betrifft. Auch stilistisch erinnern die New Yorker an die „Pop“-Phase der Kanadier Mitte der 80er Jahre als man auch keinen Bock mehr auf steril-aufgemotzten 70er Jahre Prog hatte, sondern auch mal lieber eine anspruchsvolle Rockplatte mit vielen relativ schnell ins Ohr gehenden Melodien machen wollte. Und damit stoßen COHEED AND CAMBRIA sicherlich nicht wenigen ihrer Diehard Fans ganz ordentlich vor den Kopf. Sachen wie „The Broken", ein amtlicher Kracher vor dem Herrn, sehr melodramatisch aufgebaut aber mit hymnisch-packendem Refrain. Auch der gerade auf den Punkt abgehende Rocker "World Of Lines", bei dem man tatsächlich durchgehend den Kopf kreisen lassen kann, ist total untypisch für diese Band.
Trotz des Verstoßes gegen die reine Lehre und Progfaktor hin oder her ist für mich auch "Year of the black Rainbow" ein sehr gutes Album geworden. „Guns Of Summer“ ist so ein Beispiel, hammermäßiges flirrend-hektisches Schlagzeugspiel (wie auf dem ganzen Album Drumming der Extraklasse), abgefahren Soundspielereien an jeder Ecke, viele Breaks, Stakkato-Riffs, viele Übergänge du doch überwiegt der packend-griffige Refrain, leicht noisig toller Song. Auch die Single "Here We Are Juggernaut" zeigt eine Band, die straight voran geht mit opulent fett produziertem Sound und mit wunderbar flehendem und kraftvollen Gesang zugleich eine ungeheure Power erzeugt, das hat dann auch was von der emotionellen Intensität der letzen LINKIN’ PARK Scheibe „Minutes to Midnight“.
Ja klar wie kann man nur so was eingängiges machen aber die Jungs steigern dies sogar noch mit dem fast schon überpositiven „Far" etwas balladesk mit coolem Drumsound, knarrigen Gitarren und schönem verzerrten solo und hier ist wieder RUSH-Retrofeeling pur angesagt. „The Shattered Symphony“ mit seinen vielen Läufen und etwas aggressiv-melancholischen Touch ist dann wieder etwas mehr Vergangenheit. "Made Out Of Nothing" könnte eine echte Hitsingle werden, geht gut ab nach vorne, mit eingängiger Hook. Insgesamt strahlt die Band eine ungeheure Dynamik aus. Das atmosphärisch startende "Pearl Of The Stars" mit klasse Saitensolo und schönen Streichern oder auch dass eher aufwühlende "In The Flame Of Error" sind hervorragend arrangierte Songs. Den Ruf des Besonderen und die Aura des leicht mystischen haben COHEED AND CAMBRIA mit diesem Album zwar sicher verloren aber trotzdem insgesamt ein tolles Werk, mit einem klasse Sänger Claudio Sanchez sowie einfach vielen großartigen Momenten und Melodien abgeliefert, nur mit eben einer etwas anderen musikalischen Ausprägung.
Die Konzeptstory ist nun beendet, die Hauptpersonen bleiben für immer im Bandnamen verewigt, wir sind gespannt wie es weitergeht.
Year Of The Black Rainbow
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
12
Länge:
53:55 ()
Label:
Vertrieb:
Seiten