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Saigon Kiss

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Nach einer 7-Inch-EP kommt mit „Saigon Kiss“ das Debütalbum des weiblichen Trios HEAVY TIGER aus Stockholm in die Läden. Darauf beweist die Band – was wir natürlich eigentlich alle wissen –, dass Rock 'n' Roll wahrlich kein rein männliches Genre ist. In ihren zwei- bis dreiminütigen Songs rocken die Schwedinnen in feinster End-70s Hard bzw. Glam Rock-Manier, schnörkellos und immer auf den Punkt. Simple Riffs treffen auf eingängige Refrains, tighte Drums und auch das ein oder andere dreckige Gitarren-Solo. Als musikalische Referenzen werden SUZI QUATRO und GIRLSCHOOL genannt, genauso haben hier aber auch KISS, THIN LIZZY und die späten HELLACOPTERS ihre Spuren hinterlassen. Der Gesang ist stellenweise ganz leicht daneben, was den Charme der Vocals aber nur noch verstärkt. Die Produktion ist bestens auf diesen Stil abgestimmt, indem der Sound im Wesentlichen sehr transparent daherkommt, aber doch genau die richtige Portion Dreck mitbringt. Auf Dauer klingt zwar alles etwas ähnlich, und das Rad erfinden HEAVY TIGER mit ihrer Musik natürlich auch nicht neu. Das Album haut einen daher nicht so richtig um, macht aber trotzdem durchgehend Spaß, und besonders live dürfte dieser Sound richtig zünden.

Saigon Kiss


Cover - Saigon Kiss Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 26:14 ()
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Digital Resistance

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Allerspätestens mit ihren letzten beiden erstklassigen Werken „Ape Uprising!“ und „The Animal Spirits“ sind die einst aus Pennsylvania stammenden und später nach San Franciso umgesiedelten SOUGH FEG in der Kauz-Metal-Oberliga angekommen. Da kann „Digital Resistance“, Album Nummer Neun in einem knappen Vierteljahrhundert, nur die logische Konsequenz sein – und ist es auch. Nimmt man immer noch die Urväter dieses Sounds, MANILLA ROAD, BROCAS HELM oder CIRITH UNGOL, als Maßstab, gibt es in diesem Bereich mit DAWNBRINGER oder REALMBUILDER nur ganz wenige Truppen, die Gitarrist/Sänger Michael Scalzi (dessen erst einmal gewöhnungsbedürftiger, glasklarer, röhrender Gesang immer noch genial passt) und Co. das Wasser reichen können. Egal ob verträumt-schräg wie im Opener „Analogue Avengers – Bertrand Russell´s Sex Den“, treibend-vertrackt wie im Titelsong, melodisch-flott („Magic Hooligan“), mit leichten Ganzfrüh-IRON-MAIDEN-Anleihen („Laser Enforcer“) oder sogar schwer verdaulich („Curriculum Vitae“): zu keiner Sekunde wirken die Kompositionen aufgesetzt, sondern sie machen mit ihrer subtilen Eingängigkeit auf eine gewisse Weise süchtig. Und als Krönung hat das Quartett mit der halbakustischen Hymne „Habeas Corpsus“ einen seiner besten Songs überhaupt aufgenommen; die Nummer gehört für mich schon jetzt zu den Highlights des Jahres. Ohne Ausfälle und mit keinem einzigen Gramm Ballast ist „Digital Resistance“ eine ungemein geile Platte!

Digital Resistance


Cover - Digital Resistance Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 40:43 ()
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Everlove

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Das letzte Album „Red Box“ hat nun bereits vier Jahre auf dem Buckel, dazwischen hat man in 2012 die „1000th Show Live“ standesgemäß zelebriert. Nun also „Everlove“ – DIE HAPPY achtes Studioalbum. Und wiederum eines, auf das sich alle Fans der Ulmer freuen dürfen. In der ihnen typischen eigenen Art schaffen DIE HAPPY, und natürlich Sängerin Marta, wieder einmal gekonnt den Spagat zwischen melodischen Radio-Rock und einer latent vorhandenen Pop-Attitüde - und die stört nicht mal ansatzweise, sondern ist mittlerweile zum Markenzeichen der Band geworden. Wie auch der variable, starke Gesang von Marta Jandova. Das Marta in 2013 ihr erstes Kind zur Welt brachte und was das für die Sängerin bedeutet wird sehr emotional im Opener „Miracle Rising“ (vor der Geburt) und bei „I Could Die Happy“ (nach der Geburt) beschrieben. Ansonsten drängt sich der sowieso prägende Gesang der gebürtigen Tschechin voller Stolz noch stärker wie früher nach vorn. „Everlove“ ist Radio-Rock par excellence – DIE HAPPY erfinden sich dabei zwar nicht neu – es ist eher eine (wenn auch ruhige) Rolle rückwärts. Denn man hat im Vergleich zum Vorgänger das Tempo wieder etwas heraus genommen (wie bei der überraschend guten Klavierballade „Hang On“ oder dem nachdenklichen „Time Is A Healer“). Der im Mittelteil mehrstimmige Titeltrack „Everlove“ (sozusagen eine Bandhymne) sowie das etwas rockigere „Hypnotized“ und das härtere „Unlimited Love“ (setzt sich schnell im Ohr fest) sind weitere gelungene Kompositionen. Nach hinten raus weist das Album leider leichte Längen auf. Hier wäre weniger sicher mehr gewesen. Anyway - es heißt ja, dass eine Band die ihr Ding durchzieht, ehrlich und glaubwürdig bleibt sowie hart tourt den Erfolg erntet. Viele erfolgreiche deutsche Bands der 2000er-Jahre haben diesen Weg verlassen, Besetzungswechsel oder zwischenzeitliche Pause inklusive. DIE HAPPY ziehen auch 2014 ihr Ding immer noch durch – charttauglicher Radio-Rock mit Hitperspektiven in erwarteter Manier.

Everlove


Cover - Everlove Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 13
Länge: 49:48 ()
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Vandenberg’s MoonKings

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Wer auf die bluesigen Nummern von David Coverdale und WHITESNAKE aus den 70ern steht, der könnte mit VANDENBERG’S MOONKINGS durchaus was anzufangen wissen. Adrian Vandenberg, der ehemalige Gitarrist von eben jenen WHITESNAKE (allerdings erst in den 90ern dort aktiv) wählt just diesen Sound zum Einstieg in sein erstes Album seit 14 Jahren. „Lust And Lies“ ist einer jener rauen, flotten Uptempo-Rockern, welche die Anfangstage der „weißen Schlange“ prägten, „Close To You“ direkt danach setzt mit toller Gitarrenarbeit da noch einen drauf. Gesanglich erinnert Sänger Jan Hoving des Öfteren an den jungen Coverdale, es kommt aber auch ein recht deutlicher LED ZEPPELIN-Schlag durch – der sich dann auch wieder in der Musik spiegelt. Gitarrenmäßig ist das eh‘ vom Feinsten – und das VANDENBERG dass nicht plakativ in den Vordergrund stellt, spricht Bände. Weiter Erwähnenswert die etwas arg schmachtende Power-Ballade „Breathing“ oder das an AC/DC erinnernde „Nothing Touches“. Alles nichts Neues – aber gut. Zu Ende gibt es mit „Sailing Ships“ noch ein echtes Highlight, diesmal von Freund Coverdale selbst eingesungen, welches es aber im Original bereits auf dem WHITESNAKE-Album „Slip Of The Tongue“ gab. Ergo - Adrian VANDENBERG liefert mit seinen MOONKINGS eine tolles Stück Hard Rock ab, für dass sich manche „neue“ Retro-Kapelle ganz schön strecken müßte.

Vandenberg’s MoonKings


Cover - Vandenberg’s MoonKings Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 13
Länge: 49:41 ()
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Driven Rise

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RIOTGOD schienen mal als Spielwiese (respektive Projekt) einiger MONSTER MAGNET Recken ins Leben gerufen worden zu sein. Und auch wenn es bisher nie zu Überfliegernummern gereicht hat, was sich auch mit Album Nummer drei „Driven Rise“ nicht ändert, kann man dank Sänger Mark Sunshine und durchaus respektablen Feedback zunehmend von einer Band-Verfestigung sprechen. Auch „Driven Rise“ bietet die gewohnte Mischung aus Hard Rock und Stoner, vielleicht einen Tick weniger stark grungig wie das letzte Album, dafür hat man vermehrt spacige Anwandlungen im Gepäck - das starke, etwas epische „Prime Moment“ zum Beispiel. Tracks wie „They Don’t Know“ oder „Grenade And Pin“ haben dabei aber immer noch genügend Grunge-Vibes und dienen mit ihrer Affinität zu SOUNDGARDEN oder PEARL JAM bzw. ALICE IN CHAINS als Tipp für den Antester. RIOTGOD haben Spaß und müssen nichts beweisen, das hört man. Essentiell in dem Genre ist „Driven Rise“ trotzdem nicht, halt nur gut.

Driven Rise


Cover - Driven Rise Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 47:17 ()
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Steelcrusher

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Lasst euch mal den Namen HAMMERCULT - "Steelcrusher" - (zu Deutsch: "Hammerkult", ganz wie die Jungs im alten "Thief", mit dem Album "Stahlzermalmer"!) - auf der Zunge zergehen, schaut euch dann das Cover an und versucht darauf hin nicht der Versuchung zu erlegen, zu schreienden Gitarren-Sounds im Brütal Legend Stil mit erhobener, viel zu großer Streitaxt unkontrolliert brüllend auf eine feindliche Armee zuzurennen. Gar nicht so einfach, was?

Gut, okay, der Name und das Cover sind zu Klischeehaft um noch gut zu sein, aber STEELCRUSHER sind nach Gewinnen des Wacken Metal Battle Anno 2011 und ihrem Debut wieder da und geben mit "Steelcrusher" so richtig Vollgas im Bereich des harten Thrash Metals.

Auf 13 Songs, kaum einer bei 4 Minuten, wird jede Muskelfaser im Nacken zerrissen. Mit diabolisch-knallenden Sounds Marke Old-School-SODOM, DESTRUCTION oder VADER in Kombination mit einigen düstereren, mehr in Richtung nach AMON AMARTH klingendem Death Metal-Riffs wird kein Stein auf dem anderen gelassen. Teilweise geht es einfach und unkompliziert nach vorne, teilweise werden die fast melodischen, jedenfalls aber für den Rest der Musik fast zu komplexen Riffs ("Ironbound") im erwähnten AMON AMARTH-Stil präsenter. Und mal ehrlich: Wenn der tiefe, böse und dennoch so zweifelsfrei geniale Gitarren-Sound von einer Band wie den Schweden-Vikingern auf eine Stimme im Dunstkreis von Tom Angelripper trifft (sinngemäß), wer will da meckern?

Dementsprechend muss man sich bei den 45 Minuten weder über Langeweile, noch Ruhe Gedanken machen: "Steelcrusher" geht so durchgehend nach vorne und erlaubt sich dabei keine großartigen Patzer oder Schwächen. Sicher, streng analytisch-musikalisch betrachtet bieten HAMMERCULT im Bereich des extremeren Metals nicht viel Neues - mich begeistert aber die stumpfe, nach vorne gehende Einfachheit der Musik in Kombination mit der Tatsache, dass ich grundsätzlich das Gefühl habe, dass die Jungs mit vollen Eiern vor den Verstärkern stehen und Spaß an ihrer Musik haben. Und wer das rüberbringt und dabei noch geile Musik mit geilem Sound zockt, der hat bei mir quasi gewonnen. Dementsprechend: HAMMERCULT geben empfehlenswert auf die Fresse! (ch)


Feuer frei für Israel: Die gnadenlosen Thrasher HAMMERCULT (Gewinner des Wacken Battle 2011) haben jüngst mit „Steelcrusher“ ihr Inferno Numero zwei auf die Menschheit losgelassen, und dass nach gerade einmal zwei Jahren Verschnaufpause. Was uns einen Stilwandel in Richtung Power-Metal suggeriert (man betrachte das fantasievolle Helden-Artwork und lasse sich den Namen „Steelcrusher“ auf der Zunge zergehen) entpuppt sich schnell als trügerische Maskerade: Mit „Steelcrusher“ machen die fünf Israelis (nach der einleitenden „Hymn Of Steel“) genau da weiter, wo sie mit „Anthems Of The Damned“ aufgehört haben: Aggressiver, aber melodischer Thrash Metal mit diversen Ausflügen in Death-, Black-, Heavy- oder auch mal Hardcore-Gefilde.
HAMMERCULT leben durch ein extremes und dann wieder enorm melodisches Gitarrenspiel. Flirrende Soli (mit Unterstützung von Andreas Kisser SEPULTURA) reihen sich an mitgröhl-kompatible Refrains. Hier wird mit Doppel-Vocals gearbeitet („We Are The People“), fast hymnischen Refrains („Ironbound“) und immer wieder schneidender Härte – zu großen Teilen herrührend aus Sänger Yakirs enorm extremen Kreisch-Organ. Allem in allem wird hier ein sehr abwechslungsreiches Feuerwerk des Prügel-Metalls geboten, dass zwar sicherlich noch verbesserungswürdig, aber dennoch gut gelungen, innovativ und abwechslungsreich ist und garantiert nicht so schnell langweilig wird. Allem voran hörenswert sind die Stücke „Ironbound“, „We Are The People“ (Live-Kracher!) und „In The Name Of The Fallen“. Weiter so! (lf)

Steelcrusher


Cover - Steelcrusher Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 13
Länge: 42:50 ()
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Sonderkommando

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Die 1998 von Sänger Metatron gegründete englische Band gehört sicher zu den obskursten Vertretern der schwarzen Zunft. Nicht nur, dass mittelöstliche Einflüsse (man denke an die großartige Split „Jihad“ mit MAYHEM) verkocht und akustische Passagen geliefert werden, es wird auch gerne in historischen Territorien herumgewildert, wie zuletzt auf „The Murder Of Jesus The Jew“ oder jetzt auf „Sonderkommando“. „Inspiriert“ wurde das Album von einem Besuch des Konzentrationslagers Auschwitz, der bei Bandkopf Metatron einen mehr als nachhaltigen Eindruck hinterlassen hat. Man darf ein derartiges Konzept (bei dem zur Verdichtung der Atmosphäre diverse Reden des Führers eingestreut wurden) natürlich platt und reißerisch finden, doch übt der Holocaust auf die meisten Nichtdeutschen immer noch eine kranke Faszination aus, so dass man die Herangehensweise einfach mit anderen Augen sehen muss; SLAYERs „Angel Of Death“ grölt man schließlich auch bei jeder Gelegenheit mit. Rein musikalisch wird alles aufgefahren, wofür man THE MEADS OF ASPHODEL lieben oder hassen kann: weibliche Gesänge (im Titelsong und in „Silent Shores Of Babi Yar“), elektronische Intermezzi („Children Of The Sunwheel Banner (Part 1)“), jazzige Einschübe mit Bläsern („Hourglass Of Ash“), erwähnte Spoken Word-Parts, die auch mal Hörspieldimensionen annehmen können („Lamenting Weaver Of Horror“) und dazu ein Dutzend Gastmusiker, von denen Mirai (SIGH) und Roibéard Ó Bogail (MAEL MORDHA) nur die Speerspitze bilden. Herausgekommen ist dabei ein abermals sehr experimentelles, dabei jedoch höllisch eingängiges und nie langweiliges Album, das mit traditionellem Black Metal nur noch rudimentär zu tun hat und viel weitläufiger ist. Direkte Vergleiche sind schwierig (SIGH, PRIMORDIAL, NACHTMYSTIUM, LUGUBRUM oder THE RUINS OF BEVERAST sind zwar stilistisch aus einem anderen Holz, haben aber einen ähnlich konsequenten Anspruch), doch man kann „Sonderkommando“ jedem Schwarzheimer ohne Scheuklappen wärmstens empfehlen!

Sonderkommando


Cover - Sonderkommando Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 71:54 ()
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Control

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Alleine die Tracklist von „Control“, des vierten Longplayers der englischen Blues Rocker THE BREW ist ein Hingucker – liest sie sich doch wie die Frontseite meines CD-Players - oder für jene die das noch kennen, wie die Tasten eines komfortablen Tapedecks – was auch deutlich besser zur musikalischen Ausrichtung des Trios passt. Hinter

01:Repeat (2:59)

02:Eject (3:28)

03:Mute (4:18)

04:Pause (4:02)

05:Shuffle (3:28)

06:Fast Forward (3:52)

07:Skip (3:41)

08:Stop (2:19)

09:Play (4:21)

10:Rewind (3:45)

verbergen sich 10 kompakte Heavy Blues Rock Tracks auf durchweg hohen Niveau; rau produziert, ohne unnötige Schnörkel und somit fokussiert auf Song. Bassist Tim Smith und sein Sohn Kurtis (Schlagzeug) haben dabei sicherlich reichlich bei Jason Bonham und John Paul Jones reingehört, Gitarrist Jason Barwick hat passend Jimmy Page als Vorbild. Sein melodisch, virtuoses Spiel ergänzt die schlagkräftige Rhythmusfraktion und setzt mit harten Riffs und tollen Soli Ausrufezeichen; stimmlich variiert er zwischen typischem 70er Rockorgan und 90er Alternative/Grunge Vibes. THE BREW liefern ein cooles, grooviges Stück Rock ab, dass die Väter des Genres (HENDRIX, LED ZEPPELIN, THE WHO) gekonnt zitiert, dass 80er Feeling der Marke THE CULT und BAD COMPANY („Shuffle“, „Fast Forward“, „Stop“) auferstehen läßt und im Fahrwasser aktuellere Größen des Retro Blues Rock (WOLFMOTHER) eine richtig gute Figur macht. Der Opener „Repeat“ gibt als energetischer Rocker die Richtung vor, ein Song wie „Eject“ kokettiert mit Psychedelic/Stoner Anleihen, wie auch „Pause“, welches noch dazu das Tempo rausnimmt. Highlight!

Control


Cover - Control Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 36:17 ()
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Paraíso

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SUBSIGNAL liefern mit dem aktuellen Werk „Paraíso“ nicht nur ihr mit Abstand bestes Coverartwork ab, sondern es gelingt der Band mit einem wunderbar zelebrierten Wohlfühl-Prog bereits das dritte Hammeralbum in Serie.

Das Hirn auf dem Cover deutet die musikalische Umsetzung schon irgendwie an, aber ich kann Entwarnung geben, wer hier betont strategisch-kühle Breaks oder gar technisches Gefrickel erwartet, liegt völlig daneben. Hier setzt man viemehr auf Gefühl und packende Songs verbunden mit viel Tiefe ohne sich auf zu ausufernde Longtracks einzulassen. Den Tipp verdienen sich die sympathischen Süddeutschen erneut absolut gerechtfertigt, auch wenn sich gegenüber dem direkten Vorgänger "Touchstones" doch einiges verändert hat, vor allem die progmetallische Ausrichtung wurde hier ziemlich außen vor gelassen.

Die schmälert das Hörvergnügen aber in keinster Weise, "Paraiso" biete stilistisch eine Art Mischung aus "Beautiful & Monstrous" und "Touchstones" mit sehr elegischer Betonung. Bei der ungemein transparent und klaren Produktion lag diesmal das Hauptaugenmerk auf erstklassigen Melodien sowie den Gesangsarrangements mit perfekten Chorpassagen. Die Songs strahlen fast alle eine gewisse Leichtigkeit aus, die von der tollen Leadstimme von Arno Menses souverän getragen werden. Mein Eindruck ist der, als klängen SUBSIGNAL rein von den Vocals her, noch nie so stark nach YES, wie auf dieser Scheibe. Rein musikalisch geht es viel eher artrockig zu, manche werden ob der nochmals gesteigerten Eingängig sogar sagen geradezu poppig, da verschnörkelte Breaks oder technisches Parts nur sehr wohldosiert vorkommen. Auch die Instrumentenfraktion beweist erneut, dass sich eine Band neue erfinden kann ohne ihre Wurzeln und ihre Einzigartigkeit zu verlieren. Neudrummer Danilo Batdorf fügt sich hervorragend in das fesselnde Zusammenspiel mit seinen Kollegen ein, so als sei er schon immer dabei gewesen.

Nach einem eher simplen Intro bietet der Titeltrack "Paraiso" eher untypisch für diese Scheibe, prägnant härteres Riffing, besonders gelungen sind die harmonischen Breaks, die ein gewisses RUSH-Feeling aufweisen, sehr starke Melodie. Einer meiner Favoriten ist ganz klar "A new reliance" mit einem typischen SAGA-Riff beginnend mit viel Stakkato und wuchtigen Drums. Die Tempiwechsel mit mal schnellen Parts, dann wieder eingestreuten Reggaerhythmus sorgen für viel Abwechslung. Mit Streichern sowie akustischen Gitarren mit temperierter Pianobegleitung sorgt "A Heartbeat away" für ein wohliges Hörgefühl und setzt sich sofort im Gedächtnis fest. Überhaupt - die dichten Klangbilder fesseln den Zuhörer, man hat tagelang die Refrains im Kopf. Auch „A long Way since the Earth crashed" funktioniert so, die hymnische Hookline mit den mächtigen Backingschorussen harmonieren super mit den martialen Marschdrums. „A giant Leap of Faith“ läßt neben cleanen Gitarren auch wieder als Gegenpart härteren Riffs etwas Raum super kombiniert mit perligen Tasten und einem gewissen Bombastfaktor. Bei dem sehr mainstreamige-popigen „The Blueprint af a Winter" werden sich die Geister scheiden, mir gefällt dieses tolle etwas poetische Duett mit Marcela Bovio (STREAM OF PASSION) recht gut. Den Kontrastpunkt dagegen setzt dann wieder „The Colossus that bestrode the World" der düsterstes Song des Albums, eher heavy angereicherte Parts wechseln mit luftig-schwebenden Geangsharmonien a la YES, klasse. Das wunderbar elegisch-schwelgerische „Swimming Home“ mit einem gewissen MARILLION-Touch beschließt ein großartiges Album.

Wie gesagt, die Songs sind nur auf den ersten“Blick“ vermeintlich etwas ruhiger bzw. glatter, bestechen aber durch bestens abgestimmte ineinander übergehende Passagen. Es gibt dabei keinen einzigen schwachen unter neun Songs (ohne Intro) alle haben ihren ganz eigenen Charme, mit teilweise genialen Hooklines und stehen für intelligent gemachten Prog-Artrock mit einem unschlagbarem Langzeitanhörfaktor.


Paraíso


Cover - Paraíso Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 53:5 ()
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Epic

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Wer letzten Frühsommer auf dem Hirock (Loreley) war, konnte sich von der Qualität und Spielfreude von FM und deren Sänger Steve Overland überzeugen. Mir hat an diesem Tag - trotz TOTO, SURVIVOR und RICK SPRINGFIELD - FM mit am besten gefallen, mich am meisten mitgenommen und letztendlich begeistert - und das als Opening Act. Das lag natürlich nicht zuletzt an Herrn OVERLAND, der mit seiner soulig-bluesigen Stimme den Sound der Band prägt.

Heuer darf ich das dritte Solowerk von eben diesem Künstler besprechen. "Epic" heißt es und ist u.a. unter Mithilfe von Tommy Denander (ROBIN BECK, JOE LYNN TURNER u.v.a.), Mike Slamer (STREETS, SEVENTH KEY, STEELHOUSE LANE ) und Billy Greer (KANSAS) entstanden. Souliger, melodischer, in die 80er Jahre verorteter Hardrock wird geboten, wie ihn FM, GIANT, JOHN WAITE oder einst BAD ENGLISH im Angebot hatten. "If Looks Could Kill" kommt erst sanft, gebettet auf flehenden Vocals ums Eck, um dann von Gitarren getragen einen hitverdächtigen Refrain abzufeuern - das Ding "killt" wirklich. Oder "Stranded", das mit typischem 80er Jahre Keyboard angewimmert kommt, im Kern melancholisch rockt und dabei nostalgische Momente in mir weckt, wie das erste Verliebt sein oder auch mein erstes Mofa (diese Gefühle überlappten sich damals bei mir durchaus) - noch ohne Helmpflicht.

Sicher, "Epic" ist nichts für jüngere, modern orientierte Rock-Fans oder gar Metaler. Der Sound und die Musik stammen aus einer anderen Zeit. Antiquiert? Gar ein wenig poppig? Ja, aber auch unendlich warm. Melodien mit Tiefe und Seele, eine Stimme, die rockt und trotzdem viel Emotionen transportiert und immer die nötige Portion Gitarre und Drums mit dabei. Bei mir läuft das Ding seit über einer Woche hoch und runter, und ich sehe noch nicht, dass es weniger wird. Für 80er Jahre Hardrock-Fans ist das Teil, um es mal "modern" auszudrücken, ein "must have".

Epic


Cover - Epic Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 47:31 ()
Label:
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