Review: Life, Love & Hope
Ein besserer Zeitpunkt für Tom Scholz als heuer bietet sich wohl kaum mehr für seine Band BOSTON. Giert die AOR-Gemeinde doch nach neuem Futter gerade von etablierten, alten Bands. Sind Festivals wie Hi Rock, Rock the Nation, Schweden Rock oder Rock of Ages nicht gerade dafür ein Indiz, dass sogar große Festivals mit den alten AOR- und Hardrock-Recken zu füllen sind, zumindest in Europa.
Also mir lief das Wasser schon im Gehörsegment zusammen als ich las, BOSTON kommt mit was Neuem ums Eck. Umso ernüchternder fühle ich mich jetzt, da das neue Album sich in meinem Player "dreht". Hat Tom Scholz verlernt, gute Melodien zu schreiben? Nö, das ist es nicht. Viel mehr ist es die lieblose Art, wie diese Melodien sprich Songs präsentiert, um nicht zu sagen gestört werden.
Es fehlt der rote Faden auf "Life, Love & Hope". 3 Nummern stammen aus dem "Corporate America"-Album, das völlig zu recht untergegangene Vorgängerwerk, auf dem der leider 2007 verstorbene Original-Sänger Brad Delp noch gesungen hat. Die restlichen 8 Songs sind mit verschiedenen Sängern bzw. Sängerinnen bestückt, unter denen keine/r dem verstorbenen Original-Sänger das Wasser reichen kann. Dieser Umstand lässt das Album inhomogen wirken.
Außerdem kommt eine dermaßen unterirdische Produktion hinzu, welche mit Drum-Computer, dilettantisch wirkenden Ein- und Ausblendungen von Sounds und Chören und zu guter Letzt mit einem Gitarrensound aufwartet, der nach Lichtjahren Entfernung klingt. Das hätte ich wahrlich nicht von einem Musiker des Schlages wie Tom Scholz erwartet. Und dabei - und das ist jetzt wirklich traurig - sind Songs auf dem Album, welche in ihren Genen große Anlagen erahnen lassen. Da wäre das melancholische "Didn`t Mean To Fall In Love" mit dem starken Gesang von Delp und wenn man das schreckliche Intro von "Sail Away" überstanden hat, bietet auch dieser Song eine starke Melodie.
Umso ratloser stehe ich vor diesem Werk. Herr Scholz lehnt es ab, sich helfen zu lassen, alles muss er allein machen: Instrumente, Produktion, ja sogar phasenweise den Gesang. Sorry Astronaut Major Tom, da draußen gibt es Leben, das kann - nein, das muss man besser machen.
Life, Love & Hope
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
11
Länge:
44:36 ()
Label:
Vertrieb:
Cooler Bandname, ja echt diese Band nennt sich 3 DAYZ OF WHIZKEY und auch die Musik auf „Black Water“ geht stilistisch in diese Richtung. Meist astreiner Blues Rock mal mit etwas Boogie, auch Western und Country verfeinert sowie (leider) eher selten etwas straighterer Rock. Keine Angst, es geht soundlich nicht zu versifft, staubig oder antiquiert zu, die Schose hat durchaus auch mal einen gewissen Drive, die Produktion is ganz o.k. könnte aber etwas knackiger sein (vor allem die Drums). Nicht nur deswegen tut sich meinereiner, trotzt altersbedingter Affinität, bei den ersten paar Durchgängen des Albums nicht sofort so ganz leicht mit dem Material. Insgesamt sind bei den 15 Tracks und knapp 46 Spielzeit auch ein paar wenige unspektakuläre Füller dabei. Schlecht ist die CD deswegen aber trotzdem nicht.
Hört man diese Scheibe, egal wie oft, man glaubt nicht das dies eine deutsche Band aus Regensburg sein soll, neuerdings sind die Herren mit lustigen Pseudonymen als Quintett unterwegs und was Brad The Snake (G) und Myles Tyler (V), Copperfield (G), Big Tony (B) und Little Chris (Drums) auf diesem Zweitling abliefern ist klar authentischer Südstaaten Blues Rock. Man versucht auch nicht die stets unterschwellig hörbaren Vorbilder nur zu kopieren sondern schon die eigenen frischen Ideen damit zu verbinden. Nur beim Songwriting treffen sich zumindest nicht immer die Zwölf, da geht schon der ein oder andere Refrain daneben oder zündet eher mäßig. Handwerklich haben 3 DAYZ OF WHIZKEY keinerlei Schwächen, im Gegenteil bei den richtigen Liveevents wie Motorrad-oder Westerntreffen dürfte diese Musik bestens passen.
Sachen wie der gelungene Opener "The Gambler" mit schöner Slide-Gitarre oder das etwas zurückgenommenere „All Night Long“ mit schönen Hammonds bieten natürlich nicht die riesigen Temponummern aber immer schön gediegen ebenso wie „Bad Luck Woman“ mit coolem Gitarrensolo. „Rock and Roll kommt für so einen Titel etwas zu brav und beliebig daher. Nur wenn mal das Tempo ganz flöten geht wie bei dem tranigen „Now that your'e Gone“, sorry geht gar nicht da schlafen mir die Füße ein, da war die Vorband der BLUES BROTHER's in Bobs' Country Bunker nicht so schwül-warm nervig unterwegs. Deutlich besser aber mit trotzdem etwas zu „Amibiedermeier-Country“-artig gerät "Devil Woman" ja die wahren Fans werden es wohl mögen.
Ansonsten ist relativ viel Abwechslung geboten bluesrockige Elemente mit ein bisschen mehr Southern Boogie ("Blues is King" bietet u.a. ein astreines ZZ TOP-Dejavu) wechseln wieder mit eher rein bluesigen Sachen. Der Sänger ist solide, besitzt kein besonders auffälliges Timbre aber er weiß durchaus mit verschiedenen Stimmeinsätzen und auch variabler Intonierung viele Akzente gegenüber der tighten Rhythmusgruppe zu setzen. Das instrumentale "Rattlesnake Brake" gehört ganz klar auch zu den Gewinnersongs, genauso wie das etwas riffigere „No escape from the Night“ oder „Black Rider“ (sehr starker Sologitarrist). Etwas dünner und songlich net der wirkliche Reißer dagegen ist „Mick Jagger“ daher, auch „Love's gone bad“ kommt nicht richtig in die Pötte, da fehlt das gewisse Etwas. Der Schluß hingegen mit der echt coolen Banjonummer "Got No Time" inklusive dem gelungenen Mitsingfeeling ist wieder sehr stark.
3 DAYZ OF WHIZKEY bieten deutschen Bluesrock und das sicher frischer wie so mancher Amiact - MUDDY WATERS wäre zufrieden gewesen. Am Songwritung (Stichpunkt: „Refrain“) müßte an der ein oder anderen Stelle zukünftig noch etwas mehr gefeilt werden und der Sound insgesamt noch etwas erdig-rockiger klingen.
Black Water
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
15
Länge:
45:42 ()
Label:
Vertrieb:
Seiten