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Road To Perdition

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Die Initiierung zum Bandnamen KEOPS kam von keinem Geringeren als den Godfathers of Heavy Metal selbst. IRON MAIDENs Album "Powerslave" ist der Grund, warum die kroatische Band sich nach der ältesten und größten Pyramide von Gizeh benannt hat. Somit ist es auch keine Überraschung, dass das Genre, dem sie frönen, Heavy Metal der klassischen Art ist. Aber mitnichten sind KEOPS eine MAIDEN-Kopie, die fünf Südländer bieten schon ihre eigene Version von Power Metal an.
 
"Keops", der Album-Opener, groovt düster, zum Teil thrashig hart, mit symphonischen Elementen angereichert, aus dem Startblock. Im Refrain offenbart er eine gefällige Melodie, die zum dunklen Grundgerüst einen spannenden Kontrast bildet. Diese erste Nummer beeindruckt in ihrer Komplexität und weckt die Aufmerksamkeit für den Rest. Der Gesang von Sänger Zvonimir Spacapan ist kräftig und facettenreich, seine Stimme kann sowohl düster als auch schrill ("Road To Perdition") klingen oder bei dem im Vergleich eher milden, klassischen Rocker "Restless Wave" ausgewogen und hoch melodiös. KEOPS bieten, gerade in der ersten Hälfte, viel Abwechslung, die Präsentation ist handwerklich ansprechend. Gegen Ende des Longplayers werden die Songs etwas eintöniger ("Inside My Head"), behalten ihren düsteren Grundton, bieten aber zu wenig Finesse. Das unterhaltsame, sowohl spannende als auch mitreißende "Trauma" kann hier gegen Ende noch mal ein Ausrufezeichen setzen.
 
Alles in allem ist KEOPS mit "Road To Perdition" ein gutes Album gelungen, das abwechslungsreich und teilweise auch ambitioniert und durchdacht wirkt. Nicht alle Nummern halten den Anspruch, den der Opener oder auch der starke Titelsong verheißen. Fans des Genres werden hier aber nicht enttäuscht.
 
 
 
 
 
 
 

Road To Perdition


Cover - Road To Perdition Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 39:0 ()
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Never Let Me Go

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Neun lange Jahre ist es her, dass PLACEBO ihr letztes Studioalbum veröffentlicht haben. Seitdem, so könnte man sagen, ging es mit der Welt tendenziell eher bergab: Klimakrise, Corona-Pandemie, Ukrainekrieg, um nur einige Beispiele zu nennen. Gewissermaßen ein guter Zeitpunkt für ein neues PLACEBO-Album, zeichnete sich deren Musik doch schließlich auch nie durch überbordende Fröhlichkeit aus. Daran hat sich auch nach über einem Vierteljahrhundert nichts geändert, und so präsentiert die Band – inzwischen zum Duo geschrumpft—mit „Never Let Me Go" einmal mehr eine düstere Klanglandschaft, die sich nahtlos an ihren etablierten Sound anschließt. Obendrein kommt das Werk in seiner physischen Form in einer hübschen CD-Box daher, was zu erwähnen sich lohnt, da derlei ja in Zeiten der Digitalisierung auch keine Selbstverständlichkeit mehr ist.

Der Opener „Forever Chemicals" beginnt mit einem rumpelig wuchtigen Intro, mausert sich dann aber zu einem soliden Alternative-Rocker. Das bereits als Vorab-Single veröffentlichte „Try Better Next Time" und „Beautiful James" sind ziemlich klassische PLACEBO-Songs: düster, aber eingängig. Auch „Happy Birthday In The Sky" geht gut ins Ohr, zelebriert die Melancholie und ist eindeutig einer der stärksten Tracks der Platte. Das ruhige „The Prodigal“ kommt in Streicherklänge gewandet daher, „Sad White Reggae“ dagegen wuchtig und dunkel, „Twin Demons“ gitarrenlastig und vorwärtstreibend. Überhaupt ist die Band, deren Sound ja immer schon einen Hang zur klinischen Depression hatte, im Midtempo in ihrem Element, was auch beim nachdenklichen, aber doch rockigen „Chemtrails“ offenkundig wird. Was darüber hinaus auffällt, sind die beständigen, fast schon mantrahaften Wiederholungen von Textzeilen, die besonders bei dem insgesamt eher schleppenden „Surrounded By Spies" und „Hugz" ins Ohr stechen – das kann man, je nach Geschmack und aktueller Laune, nun entweder eindringlich finden oder eher nervig. Mit „This Is What You Wanted“ und „Went Missing“ fällt die Spannungskurve etwas ab, beide Songs sind sehr ruhig, und „Went Missing“ zeichnet sich über weite Strecken durch mehr oder minder gemurmelten Sprechgesang aus. Insgesamt aber haben PLACEBO nach dem schwächeren „Loud Like Love“ von 2013 mit „Never Let Me Go“ wieder zurück zu alter Form gefunden. Kurz: PLACEBO bleiben ihrem Sound treu, versuchen dabei, ihn ab und an ein wenig zu variieren und sind damit auch nach bald drei Jahrzehnten noch ein zuverlässiger Lieferant dunkler Alternative-Songs.

 

Never Let Me Go


Cover - Never Let Me Go Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 13
Länge: 57:6 ()
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Road To Eden

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Das charakteristischste an DARE ist Darren Whartons warme Stimme und sein sanfter, zum Teil beschwörend anmutender Gesang. Und genau damit und dem dazu passenden AOR beglückt uns der ehemalige THIN LIZZY-Keyborder nun schon nahezu 37 Jahre. In dieser Zeit sind nur sechs Studioalben erschienen, wenn wir die beiden Neueinspielungen von 2012 und 2018 abziehen. Umso mehr freut man sich auf einen neuen Longplayer, den Darren Wharton mit "Road To Eden" heuer präsentiert.
 
Dieses neue Werk wurde von ihm allein produziert, geschrieben und in seinem Studio im wunderschönen Nordwales aufgenommen. Dynamisch rockend eröffnet "Born In The Storm", gefolgt von dem auf einer hymnischen Melodie gebetteten "Cradle To The Grave". Die Gitarre ist kein plump härtendes, breitbeinig gespieltes Arbeitsgerät, sondern mehr tragendes und Melodie gebendes ("Lovers And Friends") Instrument sowie leidenschaftlicher Farbtupfer bei den Soli, aktuell etwas zentraler und auffälliger positioniert. Insgesamt steht dem Album die präsentere Gitarrenarbeit. Der gebotene Hard Rock wird partiell, wie bekannt, mit leicht keltisch anmutender Würze angereichert (Titelsong und "Thy Kingdom Come"), wie das schon einst THIN LIZZY oder auch GARY MOORE ("Wild Frontiers") getan haben. Kaum ein anderer Musiker oder eine Band könnte hierfür mehr legitimiert sein.
 
Man kann konstatieren: DARE ist im AOR und Melodic Rock etwas Herausragendes - auf der einen Seite traditionell, auf der anderen eigen und unverkennbar. "Road To Eden" ist ein neues Album, das gleichwohl schon Vergangenheit in sich trägt.
 
 

Road To Eden


Cover - Road To Eden Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 41:56 ()
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Turborider

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Fast sechs Jahre nach dem letzten Album melden sich RECKLESS LOVE mit neuem Material zurück. Kurz zuvor konnten die Herren im heimischen Finnland Goldstatus für ihre ersten drei Glam- / Sleaze Rock-Alben einheimsen, ein unbeschriebenes Blatt sind die Sleaze-Rocker, deren selbstbetiteltes Debütalbum 2010 erschien, also längst nicht mehr. Der von vorneherein eingeschlagenen Glam- / Sleaze-Richtung bleiben sie auch auf dem neuen Werk „Turborider“ tendenziell treu, diesmal allerdings weniger gitarrenlastig und dafür überdeutlich beeinflusst von den Synth-Wave-Sounds der (für Glam-Rock und Hair Metal bekanntlich sehr prägenden) seligen 80er Jahre, was beim einen oder anderen für Stirnrunzeln sorgen dürfte.

Der Opener und Titeltrack tritt ordentlich aufs Gaspedal und wartet mit knackigen Gitarrenriff auf. Das nachfolgende „Eyes Of The Maniac“ dagegen kommt deutlich poppiger daher und wirkt im Refrain fast schon etwas schunkelig. „Outrun“ und das synthie-lastige „For The Love Of Good Times“ präsentieren sich gut gelaunt mit viel 80er-Flair, auch „`89 Sparkle“ könnte man sich durchaus auf einer locker-flockigen Mottoparty vorstellen, auch wenn beide allenfalls noch als Poprock durchgehen. Was nach etwa halber Albumlänge neben dem insgesamt unerwartet weichgespülten Sound unangenehm aufzufallen beginnt, ist das Schlagzeug: zu monoton, zu einfallslos und mit seltsam flachem Klang versehen, meint man eher, einem Drum-Computer zu lauschen als einem Schlagzeuger aus Fleisch und Blut. Beim flotten „Bark At The Moon“ dürfen die Gitarren wieder mehr krachen, der mit Abstand stärkste Track jedoch ist – getreu dem Motto „Das Beste kommt zum Schluss“ – auch der letzte: „Prodigal Sons“ holt endlich die rotzige Attitude raus, die man von einer Sleaze-Band eigentlich erwarten würde (und bisher von RECKLESS LOVE ja auch erwarten durfte), die auf „Turborider“ den größeren Teil der Zeit über aber unter einem zu glattproduzierten Gesamtsound begraben und daher allenfalls zu erahnen ist.  Hier wird, nachdem die Band zuvor über weite Strecken gefühlt eher mit angezogener Handbremse unterwegs war, endlich richtig gerockt und schlagartig hat das Ganze viel mehr Biss – und macht richtig Spaß. Vielleicht schaffen sie es beim nächsten Mal ja wieder etwas mehr Songs von dieser Sorte aufs Album, denn bei aller Sympathie für den Pop-Sound der 80er:  energiegeladene, druckvolle Gitarrenklänge stehen RECKLESS LOVE am Ende des Tages doch einfach besser zu Gesicht.

Turborider


Cover - Turborider Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 35:11 ()
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We Are The Apocalypse

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Die Jungs von DARK FUNERAL strotzen auf "We Are The Apocalypse" vor Kraft und Selbstbewusstsein. Die erste Single-Auskopplung "Let The Devil In" ließ mich interessiert, aber auch eine Spur beunruhigt, aufhorchen: Midtempo-Groove statt Blastbeat, viel Atmosphäre und stimmlich über jeden Zweifel erhaben. Ist die neue Scheibe insgesamt langsamer, und hat sich der Stil von DARK FUNERAL deutlich verändert? Die Spannung bis zur nächsten Single-Auskopplung und zum Album-Release stieg also!

Aus Schweden kommen viele gute Metalbands, und auch im Black Metal hat das skandinavische Land viel Gutes zu bieten: WATAIN, MARDUK, natürlich DISSECTION und BATHORY und eben DARK FUNERAL. Sie verbinden seit fast 30 Jahren Härte mit einer Petitesse Melodie und einer ordentlichen Portion satanistischer Deftigkeit. 2007 kam es zu einem delikaten Engagement der Stockholmer: sie spielten im satanistischen Billig-Porno "Club Satan: The Witches Sabbath" die Hauptrolle und steuerten mit dem Song "King Antichrist" einen stilechten Soundtrack bei.  

Aber zurück zu "We Are The Apocalypse": Sechs Jahre ließen die Schweden ihre Fans auf ein neues Album warten. Das ist aber nicht weiter untypisch, es ist das siebte Studioalbum in 29 Jahren Bandgeschichte. Das neue Album wurde von Fredrik Thordendal unter Koproduktion von Daniel Bergstrand im Studio 33 aufgenommen. Im Mix sind die bissigen Drums sehr zentral abgemischt. Heljarmadr schreit und brüllt dämonisch-besessen, ist dabei jedoch gut verständlich.

"We Are The Apocalypse" startet mit der zweiten Single-Auskopplung "Nightfall". Der Song klingt wie das diametrale Gegenteil der ersten, bereits erwähnten, Single. Es ist ein hymnischer Black Metal-Track mit giftiger Aggression und schnellen Tremolo-Riffs. Der Refrain ist einprägsam und trifft mitten auf die zwölfte Leckomio, haben DARK FUNERAL schon einmal solche Hooks mit Hit-Potential geschrieben? Sie beweisen hier eine gute Balance und epische Dynamik. Der Song dürfte live eine wahre Granate sein; dem Schlagzeuger Jalomaah könnte man nach diesem Tempo aber eine Kur für seine geschundenen Extremitäten rezeptieren. Bei "Let The Devil In" wird der Fuß ein wenig vom Gaspedal genommen, um es zu "When Our Vengeance Is Done" wieder durchzudrücken. "Nosferatu" kommt variantenreich daher; schöne Gitarrenmelodien erzählen uns eine düster-beklemmende Vampirgeschichte. Mit "When I'm Gone" folgt ein etwas untypischer Song. Er ist von Schwermut geprägt und groovt, hat auch (entschuldigt bitte) balladeske Züge. Es bleibt abwechslungsreich: bei "Beyond The Grave" herrscht Blastbeat-Alarm, und es wird mächtig auf die Kacke gehauen. Die Gitarrenarbeit steuert jedoch wohl dosiert Melodie hinzu. In "A Beast To Praise" rattern die Drums in der Intensität eines Maschinengewehrs: Bassdrum, Snare und Becken scheinen Rekorde aufstellen zu wollen. In "Leviathan" kommen cleane Gitarren zum Einsatz, bevor wieder Tempo regiert. Der Titelsong wurde ans Ende der Scheibe platziert. Ohne großes Vorspiel wird direkt die Tür eingetreten, und Kreissägen-Riffs legen das ganze Haus in Schutt und Asche. Die Vielfalt der Kompositionen ist eine neue Stärke von DARK FUNERAL. Die schnellen Songs ähneln sich ein klein wenig, und gegen Ende der Platte sinkt daher der Wiedererkennungsfaktor der einzelnen Tracks. Nimmt man aber die Platte als Ganzes, ist sie erstaunlich abwechslungsreich.

Es bleibt zu erwähnen, dass "We Are The Apocalypse" die erste Veröffentlichung ist, auf der Schlagzeuger Jalomaah und Bassist Adra-Melek zu hören sind (obwohl sie bereits seit 2017 zur Band gehören). Von der ursprünglichen Besetzung von 1993 ist lediglich noch Gitarrist Lord Ahriman an Bord. "We Are The Apocalypse" zeigt vor allem beeindruckende Qualität. Mit den beiden letzten Alben haben DARK FUNERAL es geschafft, verlorenen geglaubten Boden zurückzugewinnen und allen Kritikern vor die Füße zu spucken. Ein bis zwei kleine Kritikpunkte habe ich trotz aller Qualität: Die gesprochenen Wortpassagen sind nicht schlecht, aber könnten für meinen persönlichen Geschmack gekürzt oder gestrichen werden. Im Mix sind die Gitarren und der Bass relativ weit im Hintergrund. Das Schlagzeug und der Gesang nehmen sehr viel Platz ein. Das Gitarrenspiel von Micke „Lord Ahriman“ Svanberg und Chaq Mol hätte mehr Prominenz in der Produktion der Platte verdient.

Die Schweden sind noch immer eine dieser ursprünglichen Bands, die ihrem rifflastigen Stil treu geblieben ist. Die Band hat ihren Biss keineswegs verloren, DARK FUNERAL sind bis in die letzte Pore keifend böse!

 

We Are The Apocalypse


Cover - We Are The Apocalypse Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 43:47 ()
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Scandinavian Thunder

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Das zweite Album der Schweden (Vorsicht: "Scandinavian Thunder", nicht "Leather", gell?) geht gleich beim Opener "5 Day Blues (2 Days Boogie)" mit Punk-Attitüde in die Vollen, um mit "Overload" den Druck zu halten, aber mehr auf Speed-Hardrock zu verlagern. Und das sind auch schon die Haupt-Zutaten, bei denen man als Rock'n'Roll-Fan einfach nicht still sitzen bleiben kann. Es grüßen eindeutig MOTÖRHEAD, aber auch die HELLACOPTERS und natürlich TURBONEGRO. Aufgenommen und gemischt wurde das Album von Tomas Skogsberg, der in der Vergangenheit auch schon für erwähnte THE HELLACOPTERS, GLUECIFER, ENTOMBED und die BACKYARD BABIES an den Reglern saß. Die Refrains laden zum Mitsingen ein, die klassisch und einfach gestrickten Songs tun ihr Übriges: Bandshirt, Röhrenjeans und Chucks angezogen, Mucke an, Bierdose auf – Party! Wo THE ASSTEREOIDIOTS nach ihrer Auflösung eine schmerzliche Lücke hinterlassen haben, kann das Trio nun anknüpfen und uneingeschränkt allen Fans empfohlen werden. Schicke, lustige Videos kann die Band auch noch vorweisen, jetzt müssen sie eigentlich nur noch schnellstens für Liveshows nach Süddeutschland kommen. Erhältlich ist die Scheibe als CD (das Cover sieht schon mal geil aus, das Booklet gibt sicher auch noch einiges her), Vinyl und MP3-Download. Ich bin restlos begeistert!

 

Scandinavian Thunder


Cover - Scandinavian Thunder Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 34:19 ()
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Omnipresence Of Rat Race (Re-Release)

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„Omnipresence Of Rat Race“ erschien erstmals 2013 in kastrierter Form auf MFL-Records. Die neue Version enthält erstmals sieben Songs, von denen zwei 2014 auf der selbstveröffentlichten „Post Factum“-EP rauskamen. Außerdem ist „Zone Of Alienation“, ein mehr als zehnminütiges Opus, komplett neu aufgenommen, als Bonustrack enthalten. Stilistisch gehören die Russen mit dem merkwürdigen Namen in den Doom-Death. Dabei sind sie allerdings nicht so sehr für Smoothie-Deather aus der SWALLOW THE SUN- und SATURNUS-Schublade geeignet. Sie gehen dreckiger zu Werke, zielen damit eher in die OPHIS-, EVOKEN- oder MOURNFUL CONGREGATION-Richtung. Die Ansätze erinnern an ganz alte MY DYING BRIDE ohne Violine. Säckeweise Dreck und eine sehr dunkle Stimmung kommen nicht von ungefähr, denn die Band aus Jaroslawl, Russland mischt Doom und Death mit Sludge und klagt musikalisch an: die Gesellschaft, die gesichtslose Masse, die Grausamkeit der Welt, Krieg, Terrorismus, Korruption. Ein blindes Rattenrennen, dem dieses Album wenigstens einen kleinen Sinn gibt. Dabei ist vieles schwer zu ertragen, im Sinne der fiesen Atmosphäre. Manches überrascht - wie die russischen Einspieler - und gibt einen Hinweis, an wen die Kritik auch gerichtet sein mag. Der immer noch sehr basische Sound trägt sein Scherflein dazu bei, dass die sägend-schleppenden Riffs, die hingehauchten Grunzer und die brutalen Songs nicht an Wirkung verlieren. Gutes Album mit einem herausragenden „Wintry Day“ und dem spannenden, neuen „Zone Of Alienation“! Eine Veröffentlichung, die aber auch starke Nerven erfordert.

 

Omnipresence Of Rat Race (Re-Release)


Cover - Omnipresence Of Rat Race (Re-Release) Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 69:22 ()
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Call Down The Sun

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Die Däninnen KONVENT legen mit ihrem zweiten finsteren Longplayer alles in Schutt und Asche!

KONVENT hauten bereits 2017 ein Demo raus, 2020 machten sie mit ihrem Debüt „Puritan Masochism“ von sich reden. Ich hatte vor der neuen Veröffentlichung durchaus hohe Erwartungen, die nun letztendlich noch übertroffen werden. Wer auf Death Doom Metal steht, sollte jetzt die Ohren spitzen: die Ladies aus Kopenhagen rocken wie Sau! KONVENT kredenzen auf „Call Down The Sun“ Midtempo-Stampfer und schleppende Riffmonster. Genretypisch tief gestimmte Gitarren produzieren unerbittliche Riffwände, die dem geschätzten Auditorium die Schädeldecke zermalmen und die Fontanellen zum Platzen bringen. Hier ist alles bis in die letzte Pore angepisst wütend. Besonders sticht die animalisch-bestialisch growlende Sängerin Rikke Emilie List hervor.

Zu Beginn des Openers „Into The Distance“ läutet die Glocke zum bitteren Totentanz, und der Höllenschlund öffnet sich. „Sand Is King” ist eine herrliche tonnenschwer erdrückende Granate mit coolem Basssound. In „In The Soon“ spielt die Band mit Dissonanzen, und „Grains“ kommt melodiös mit geschwärzten Leadgitarren daher. „Fatamorgana” beinhaltet eine schöne Gitarrenmelodie, und „Never Rest“ zeigt hypnotische Monotonie. „Harena“ überrascht als letzter Track mit einer anderen Stimmung, einem Violinen- und Cello-Gastspiel und Samples. Der episch-melancholische Song setzt einen guten Schlusspunkt auf „Call Down The Sun“. KONVENT haben auf ihrem zweiten Album ihren Sound weiter ausgefeilt und in Sachen Härte eine ordentliche Schippe zugelegt. Lasse Ballade aus Schweden hat die Platte aufgenommen und gemixt, während sich Brad Boatright (Audiosiege Studios) um das wuchtige Mastering kümmerte.

Dem Ganzen wohnt etwas Magisches inne, und das Material dürfte auch live gut knallen!

 

Call Down The Sun


Cover - Call Down The Sun Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 50:23 ()
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The War To End All Wars

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Ich muss gestehen, dass es mir angesichts der Ereignisse, die die Welt aktuell erschüttern, nicht leicht fällt, ein objektives Review über eine Platte zu schreiben, die den Ersten Weltkrieg zum Thema hat. Als ich die Platte zum ersten Mal hörte, dachte ich noch, dass die Menschheit nach ca. 100 Jahren und einem weiteren Weltkrieg ein wenig dazugelernt hätte. Doch prompt entscheidet sich wieder ein mächtig(er) Irrer dazu, Bomben und Raketen auf Zivilisten zu feuern und mit rücksichtsloser Kriegspolitik seine Ziele durchzusetzen.

Nehmen wir „The War To End All Wars” als weitere Warnung, wozu der Mensch fähig sein kann. Eingerahmt in das überlange Intro „Sarajevo“ und den heroischen Rausschmeisser „Versailles“, werden weitere herausragende Ereignisse und Einzelpersonen im typischen SABATON-Stil beschrieben und dargestellt. Das trieft natürlich vor Pathos und lässt die in Interviews zu vernehmende Antikriegshaltung durchaus missen. Inhaltlich sind diese Songs nicht chronologisch, da sonst das Album musikalisch nicht funktioniert hätte.

SABATON machen es allen recht einfach: Ihre Fans werden die eingängigen Power-Hymnen lieben und die mächtigen Refrains nach einem Durchlauf schon begeistert mitbrüllen. Gegner werden genau das wieder kritisieren. Persönlich hatte ich ja immer schon Spaß an den schwedischen Kriegshymnen, die dieses Mal wieder etwas mehr Dampf auf den Klampfen haben als zuletzt, und so fühlt man sich beim Opener „Stormtroopers“ tatsächlich zu „Coat Of Arms“-Zeiten zurückversetzt. Allerdings übertreiben es SABATON dann mitunter mit ihren gut gemeinten Zitaten. Dass „Dreadnought“ von CRIMSON GLORY „inspiriert“ ist, hat Joakim in Interviews ja schon erwähnt. Dass es allerdings haarscharf an einem „In Dark Places“- Cover vorbeischrammt, erwähnte er nicht. „Soldier Of Heaven“ klingt in seiner ungewohnten Poppigkeit wie einer der Dance Metal-Tracks von BATTLE BEAST („Touch In The Night“ anyone?). Und das zugegeben sehr emotionale „Christmas Truce“ atmet aus jeder Pore den Geist von SAVATAGE. Das ist Pathos Galore. Aber wenn jemand in Schützengräben an Weihnachten Fussball spielen darf, dann sind es SABATON. Noch mehr Spaß habe ich allerdings an den etwas metallischeren Stücken wie dem flotten „Hellfighters“, dem fast schon etwas lustigen (wenn man das in diesem Zusammenhang überhaupt sagen kann… schaut euch das Video an) „The Unkillable Soldier“ oder mit dem einfach schweinecoolen „Lady Of The Dark“.

„The War To End All War” wird SABATONs Status definitiv zementieren, wenn nicht sogar ausbauen. Die Band ist in den großen Hallen angekommen und wird diese sicher nicht kampflos (höhö!) wieder aufgeben. Der Fan bekommt, was er erwartet, und trotzdem sorgen kleine Experimente dafür, dass es (noch) nicht langweilig wird. Die Gefahr der kreativen Sackgasse sehe ich aber durchaus, und ich bin gespannt, wie SABATON dies zu lösen gedenken. Nüchtern betrachtet ist „The War To End All Wars“ ein ultraeingängiges, zeitgemäßes Power Metal-Album, welches man so erstmal hinbekommen muss, im Vergleich zum bisherigen Output SABATONs die letzten Alben auf die Plätze verweist und sich qualitativ zwischen „Coat Of Arms“ und „Carolus Rex“ einsortiert. „The Art Of War“ hingegen ist und bleibt die Sternstunde der Schweden.

 

The War To End All Wars


Cover - The War To End All Wars Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 48:33 ()
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Slow Death

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Die Black Metal-Urgesteine MORTEM haben ihre Demoaufnahme „Slow Death“, welche 1989 aufgenommen wurde, bevor die Band sich auflöste und die Protagonisten sich berüchtigten Projekten wie MAYHEM, ARCTURUS, SATYRICON und THORNS widmeten, neu aufgenommen. Neben den neuen Versionen befinden sich auch die Original-Aufnahmen und zwei zusätzliche Tracks auf der Scheibe. Das Original-Demo erschien als Kassette und wurde von Euronymous himself produziert. Dead steuerte das Artwork hinzu. Soviel norwegische Szeneprominenz; da schwingt ein gewisser Kultstatus mit. Die alten Versionen scheppern wild und ungestüm blechern aus den Boxen: böser nekromantischer Lärm!

Im Jahr 1989 gründeten die Norweger Marius Vold und Steinar Sverd Johnsen MORTEM, und die Band nimmt durchaus eine Vorreiterrolle im nordischen Black Metal ein. Zur Originalbesetzung von Marius, Steinar & Hellhammer gesellt sich aktuell Tor Seidemann von 1349 an der Bassgitarre. Seit 2019 ist die Band zurück, und der Stil des Re-Releases von „Slow Death“ ähnelt dem Sound des aktuellen Albums „Ravnsvart".

Der Opener „Mutilated Corpse“ reißt die Hörerschaft direkt mit und spaltet einem den Schädel. Spätestens beim zweiten Song „Milena“ ist klar, hier wird nicht an Riffs gespart. Blastbeats wechseln sich mit groovenden Kopfnick-Parts ab. Die Keyboard-Untermalung macht Atmosphäre, schafft aber auch eine 90er-Jahre-Retro-Stimmung. So sind Nummern wie „Slow Death“ nicht wirklich weit weg von DIMMU BORGIRs „For All Tid“ und „Stormblast“. Die Produktion ist rotzig und roh. Nach den fünf starken Neuinterpretationen folgen als Bonus eine neue Version von MORTEMs „Satanas“ und das MAYHEM-Cover „Likferd“. Dabei handelt es sich um eine auf Norwegisch vorgetragene Version der Black Metal-Hymne „Funeral Fog“.

Ich mag „Slow Death“ im neuen Gewand, nicht nur unter nostalgischen Gesichtspunkten.

 

Slow Death


Cover - Slow Death Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 13
Länge: 40:25 ()
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