Review:

Fierce Bliss

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HEART habe ich bereits Ende der 80er aus den Augen verloren – ihre Klassiker aber immer wieder gerne aufgelegt. Über ANN WILSON – die stimmgewaltige Frontfrau am Mikro von HEART – hat man gelegentlich etwas gelesen, eventuell auch mal nebenbei gehört. Aber das Material war wohl nicht so, dass es bis zu mir vordrang. 2022 ist das nun anders. Das dritte Soloalbum von ANN WILSON bietet erstmals einiges an Eigenkompositionen (die ersten beiden waren Cover-Alben) und spannt gekonnt den Bogen zu den erfolgreichen Tagen ihrer Stammband.
So weckt bereits der klasse Opener „Greed“ das Gefühl der 80er; ein toller Rocksong voller Kraft und Melodie – ein Ohrwurm obendrauf. Die folgenden beiden Songs „Black Wing“ und „Bridge Of Sighs“ (letzteres ein ROBIN TROWER-Cover mit Kenny Wayne Shepherd an der Gitarre) nehmen das Tempo raus, gehen aber als hart-stampfender Bluesrock durch Ziel und lassen vermuten, dass sich die gute ANN des Öfteren auch mal LED ZEPPELIN zu Gemüte führt. Das QUEEN-Cover „Love Of My Life” (feat. Country-Superstar und EAGLES-Bandmitglied Vince Gill) ist gut – aber kommt (natürlich) nicht an das Original ran; dafür kann der EURYTHMICS-Klassiker „Missionary Man” als tougher Bluesrock mit Gospelchor und Gitarrensolo von Kenny Wayne Shepard voll punkten. Ähnlich „Gladiator“ und „Angel’s Blues“, welche aus Sessions mit Warren Haynes stammen (GOV’T MULE) und eine gelungene Mixtur aus härterem Blues und rockig-poppiger Eingängigkeit präsentieren – inklusive genialer Gitarrensoli. Vor allem das fast sechsminütige „Gladiator“ mit seinem schwermütigen Ansatz und seiner psychedelic-hypnotischen Wirkung hat die Dauerrotation verdient. Mit „Forget Her“ (im Original von JEFF BUCKLEY) gibt es auch die obligatorische, hier sehr gelungene, Ballade. „Fierce Bliss“ – was so viel bedeutet wie „Wilde Glückseligkeit“ – dürfte der einschlägigen Gemeinde unheimlich gut munden. So leidenschaftlich gut darf ANN WILSON gerne weitermachen.
Ach ja: Das Cover von YES- und ASIA-Cover-Ikone Roger Dean (mit tollem Schriftzug) kann man durchaus auch noch als zusätzlichen Pluspunkt verbuchen.

 

Fierce Bliss


Cover - Fierce Bliss Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 52:36 ()
Label:
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Shattering Reflection

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Endlich gibt es neues Futter für alle Fans des gepflegten Heavy Metals – EVIL INVADERS zeigen auch nach fünf Jahren, dass sie nichts verlernt haben. „Shattering Reflection“ präsentiert die Band in Hochform, und Fans von METAL CHURCH, JUDAS PRIEST und RAZOR können schon jetzt die Geldbörse zücken. EVIL INVADERS agieren zwar noch teilweise in Speed Metal-Gefilden, aber nehmen sich geschwindigkeitstechnisch auch immer öfter zurück, was ihnen gut zu Gesicht steht. Ein Song wie „In Deepest Black“ erinnert an Großtaten von METAL CHURCH und ist einfach nur eine kraftvolle Metal-Hymne, die man einfach mögen muss.

„Eternal Darkness“ peitscht das Album nach vorne, aber es wird nie der rote Faden verloren, und somit fühlt sich der Hörer bestens abgeholt. Besonders der gute Sound betont die melodische Ausrichtung des Albums und macht so manches technische Schmankerl gut hörbar. „Shattering Reflections“ nimmt den Hörer mit auf eine Berg- und Talfahrt, was besonders die unterschiedlichen Geschwindigkeiten angeht. „Hissing In Crescendo“ hätte auch auf dem Vorgängeralbum stehen können und macht Druck ohne Ende. Besonders dieses Wechselbad der Geschwindigkeiten und Gefühle macht die Platte spannend, und man ist beim ersten Durchlauf immer wieder von den Kehrtwendungen überrascht. EVIL INVADERS zeigen auf „Shatterng Reflection“, dass man als Metal-Band nicht nur Vollgas geben muss, sondern gleichzeitig auch eine erschreckende Hitdichte vorweisen kann - dies kann wahrlich nicht jede Speed Metal-Kapelle von sich behaupten. Ok, mit einem Sänger wie Joe sind Hits sowieso vorprogrammiert - der Junge kann von hart bis zart wirklich alles bedienen, und langsam ebnet sich der Weg zum Metal-Olymp. Tolle gesangliche Leistung!

Fasst man zusammen, so agieren die EVIL INVADERS auf dem Album zielgerichteter, reifer und ein klein wenig angepasster als auf dem Vorgängeralbum, welches noch einige Filler verzeichnen konnte. Diese sind auf dem neuen Werk Fehlanzeige, und somit kann ich nur jedem Metal-Fan ans Herz legen, „Shattering Reflections“ anzutesten. Guter Stoff!

 

Shattering Reflection


Cover - Shattering Reflection Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 42:50 ()
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Ton Steine Sterben

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Musik wie ein deftiger Handkäse.

Allerdings mischt hier keine hessische Handkäserei Magerquark und Natron zusammen und würzt mit Kümmel! Es handelt sich nämlich um die Frankfurter Groove Metal-Kombo, die im Kochtopf Zutaten wie LAMB OF GOD, EXODUS, SCHWEISSER, HEAVEN SHALL BURN und PANTERA köchelt: Metal, Core und Thrash gewürzt mit einer guten Prise Riff-Gitarren.

MEIN KOPF IST EIN BRUTALER ORT gibt’s seit 2012, und sie haben nach „Brutalin“ und „Selbstmitleitkultur“ ihren dritten Longplayer am Start. Die Jungs tragen die Songs auf Deutsch vor; das bietet verstärkt die Chance, die Texte in den Fokus zu nehmen. „Die Songs versuchen“, so heißt es im Infotext, „einen Leuchtturm im Nebel der Halbwahrheiten zu finden, in einer Welt, die sich immer schneller verändert und gleichzeitig stehen bleibt“. Puh, das müffelt sehr nach Pathos! Auf der anderen Seite ist es schön zu sehen, dass sich dich Band Mühe mit ihren Texten gibt und in dieser Hinsicht nicht stumpf agiert.

Die Band vom Main legt mit „In Wahrheit“ los und verteilt direkt ordentlich geharnischte Arschtritte. Patrick Schuch und Christian Schmidt brüllen um die Wette, und das Konzept mit zwei Shoutern geht voll auf! Auch zum Titeltrack „Ton Steine Sterben“ und zu „Die Gute Tat“ lässt sich gut rempeln. Bei „Leuchtturm“ wird grobschlächtig gedoomt, das passt gut rein und schafft Abwechslung. „Männer In Booten“ hat einen super Text und handelt von Anspruch und Wirklichkeit des Lebensstils und der Flüchtlingssituation im Mittelmeer. Der Track ist ebenfalls auf dem bereits am 01. April 2022 erschienenen Sampler "Most Wanted: Peace" vertreten. Der Erlös aus dem Verkauf des Samplers wird übrigens an hilfsbedürftige Kinder in der Ukraine gespendet. Eine feine Aktion! Der liebreizend ruppige Sound entfacht seine Wirkung, und der starke Song bleibt im Ohr. „Es Bricht Der Stolz“ ist aus ähnlichem Holz geschnitzt. Das Album endet mit einem überraschenden Song mit dem Namen „Zahltag ́21“: Gemeinsam mit Mr. Kew wird gerappt, und der Band gelingt es so, noch eine andere Note reinzubringen. Der Sound der Platte ist kräftig und fett; produziert wurde vom Dänen Tue Madsen (Antfarm Studios).

MEIN KOPF IST EIN BRUTALER ORT wuchten Song für Song schwere Riffwalzen empor. Nicht jeder Song ist ein wahres Highlight, aber wir haben es mit einer klasse Platte zu tun, die am 22. April 2022 bei Metalville Records erscheint. „Ton Steine Sterben“ groovt und ist cholerisch-wütend.

 

Ton Steine Sterben


Cover - Ton Steine Sterben Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 13
Länge: 51:29 ()
Label:
Vertrieb:
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Tales From The Depth

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NUCLEAR STORM aus Franken kredenzen Melodic Death Metal mit Einflüssen von Heavy Metal; "Tales From The Depth" ist ihr drittes Album.

Das Album beginnt mit dem Opener "The Animal": kehlig-heisere Growls und melodische Heavy Metal-geprägte Gitarrenläufe. Der Musik wohnt etwas Episches inne, Namen wie AMON AMARTH schießen mir in den Kopf. Zwischendurch laden NUCLEAR STORM beinahe zum Schunkeln ein. "The Crew" setzt mit der Stimme schön tief ein, insgesamt ähnelt der Track aber dem ersten. "The Empire" hat eine düstere Gothic-Schlagseite, integriert Black Metal-Elemente, und das Tempo wechselt. Die ersten Songs beschäftigen sich mit Melvilles "Moby Dick". "The Great White" startet mit Meeresbrandung und einer erzählenden Stimme, und plötzlich passiert es: klagend-nerviger Power/Heavy Metal-Klargesang! Ist denn da aus Versehen eine Spur mit Mucke à la HAMMERFALL angegangen? Von dem Schreck muss ich mich erstmal erholen. Gastsänger Stojanov unterstützt NUCLEAR STORM mit seinem Gesang bei zwei Songs. "Deadman‘s Island" und "Evil Spirit" punkten mit hymnischer Gitarrenarbeit, zum Teil mit Keyboard-Untermalung. Bei "Undertaker" mischen sich wieder Anteile von Melodic Death Metal und Heavy Metal, sowie in der Instrumentalisierung als auch beim Gesang.

NUCLEAR STORM verlieren irgendwie den roten Faden, und zwischendurch entwickelt sich "Tales From The Depth" zum bunten Potpourri. Die Platte startet relativ gut und lässt dann nach. Auf "Ten Years After" (2015) ging das Duo härter zu Werke, was ihm besser zu Gesicht stand.

 

Tales From The Depth


Cover - Tales From The Depth Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 38:12 ()
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Vertrieb:
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Antichrist Reborn

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Ja, die 80er sind zurück! Und zwar nicht die nervige Variante von SOFT CELL und MILLI VANILLI, sondern die coole im Stile der alten MORBID ANGEL, SEPULTURA, AUTOPSY und SLAYER!

Die Mannen von THE TROOPS OF DOOM haben astreines aggressives Gehacke am Start, fiese Gitarren feuern wie Flammenwerfer und Napalm-Bomben zur gnadenlosen Thrash/Death Metal-Attacke!

THE TROOPS OF DOOM sind passenderweise benannt nach dem SEPULTURA-Klassiker aus dem Jahr 1987, Gitarrist Jairo Guedz war von 1985 bis 1987 Mitglied bei SEPULTURA und bei den Veröffentlichungen "Bestial Devastation" und "Morbid Visions" beteiligt. THE TROOPS OF DOOM wurden 2020 gegründet, nach zwei EPs erscheint mit „Antichrist Reborn“ nun der erste Longplayer. Neben "Tormentor" Guedz besteht die brasilianische Death Metal-Truppe aus dem Bassisten und Sänger Alex Kafer (ex-NECROMANCER), Schlagzeuger Alexandre Oliveira (SOUTHERN BLACKLIST) und Gitarrist Marcelo Vasco (MYSTERIIS und Grafiker für Genregrößen wie SLAYER und KREATOR). Unter Vertrag sind die Jungs bei MOONSPELL-Fronter Fernando Ribeiro und seinem Alma Mater Records-Label.

Mit dem Opener "Dethroned Messiah" startet das hochintensive Inferno, und es gibt ab dann keine einzige Verschnaufpause! Halswirbel-Brecher wie "The Rebellion" und "A Queda" peitschen fanatisch aus den geschundenen Boxen. Alex Kafers ruppige Stimme passt wie die Faust aufs blaue eingerissene Auge, und die Gitarren thrashen dampfwalzend durch das Album, heulende Leadsoli inklusive. "Antichrist Reborn" wurde von Peter Tägtgren abgemischt und von Jonas Kjellgren gemastert. Als Gastmusiker treten unter anderem Alex Camargo und Moyses Kolesne von KRISIUN in Erscheinung und schließen sich dieser herrlichen Old School-Orgie an.

THE TROOPS OF DOOM schaffen es, den kompromisslosen alten Sound von SEPULTURA, KREATOR und Co. mit neuem eigenständigen Esprit wiederzubeleben. Ein monströser Abriss!

 

Antichrist Reborn


Cover - Antichrist Reborn Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 39:0 ()
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Lost XXIII

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Der Wattenscheider Gitarrist hat sich gut eingerichtet in seiner Classic Rock-Nische. Diese wird er auch nicht mehr verlassen. Dabei gibt sich AXEL RUDI PELL mit seinem Status Quo absolut zurfrieden. Amerikanischer Markt? Asien? All das sind keine primären Ziele oder Herausforderungen. Herr Pell hat seine Fanbase, und genau diese bedient er unablässig wie ein Uhrwerk. Veränderungen, Innovationen oder Neubesetzungen des Personals kommen nicht in Frage. Der blonde Band-Chef ist ein Malocher, wie die früheren Untertage-Arbeiter seiner Heimat-Region, bodenständig, zuverlässig, beharrlich und veränderungsunwillig bis zur Sturheit. Und genau dafür lieben ihn viele seiner Fans.
 
Man weiß vorher, was man bekommt, man ist sich sicher. Ein behagliches Gefühl in solch unfassbaren Zeiten von Pandemie und Krieg. Und mit dieser Gewissheit werfen wir nun einen Blick auf das neue Album. "Lost XXIII" wird visuell in einem düster, irgendwie mittelalterlichen Artwork präsentiert. "Survive" eröffnet dynamisch, mit gefälliger Gesangsmelodie; im Mittelteil kredenzt uns AXEL ein zu Beginn zornig anmutendes, dann in folkige Melodiebögen übergehendes packendes Solo. "No Compromise" macht uns den Groover, mit düster grollender Pell-Gitarre und stampfender Rythmus-Sektion. "Down On The Street" ist die Single - und das völlig zu Recht. Ihr Refrain positioniert sich zwischen Melodic Rock und klassischem Hard Rock und bleibt mit ihrem leicht melancholischen Unterton direkt im Hörgang hängen. Auch hier gefällt das melodische Gitarrensolo. Die zwei Balladen des Albums sind stimmungsvoll und leidenschaftlich. "Follow The Beast" erinnert an AXELs Anfänge bei STEELER, eine rauhe und schnelle Nummer. Abschließend gibt es den Titelsong, der sich Zeit nimmt (8:35 Minuten) und diese unterhaltsam und erzählerisch zu füllen vermag.
 
Ich schließe diese "Beschreibung" mit einer Plattitüde, die in diesem Fall aber mehr ist als die Redensart: "Alles wie gehabt, alles gut!"
 
 

Lost XXIII


Cover - Lost XXIII Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 54:47 ()
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Vertrieb:
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The Choir Of Beasts

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Ich kann nicht sagen, dass ich ein großer Freund von A Cappella-Harmoniegesang in Verbindung mit Heavy Metal bin. VAN CANTO treiben mich noch immer in den Wahnsinn, und somit bin ich recht kritisch an diese Scheibe herangegangen. Die Band aus Kroatien macht in ihrem Info Werbung für das Immaterielle Kulturerbe Dalmatien, aber mir erschließt sich nicht, was dies mit der Musik zu tun hat. Egal, hier soll es ja nicht um ein Weltkulturerbe gehen, sondern um echte Kultur - diese manifestiert sich in zehn IRON MAIDEN-Songs, die ausschließlich A Capella eingesungen wurden. Vorgetragen werden Gassenhauer wie „Flight Of Icarus“, „Aces High“ und natürlich das obligatorische „Fear Of The Dark“. MATAKLAPA konzentrieren sich auf die Schaffensphase der Jahre 1982 – 2000 und machen ihre Sache generell gut. Besonders die schnelleren Songs können in den neuen Variationen durchaus überraschen und sorgen für viel Abwechslung. Im Gegensatz zu VAN CANTO werden die Songs nicht in ein Soundkorsett gezwängt, sondern jedes Bandmitglied bekommt den gewünschten Spielraum. Es entsteht eine ganz eigene Atmosphäre, die teilweise an Gregorianische Chöre erinnert. Ok, „Fear Of The Dark“ ist tatsächlich ein wenig ausgelutscht, aber in der Version von METAKLAPA bekommt der Hit einen völlig neuen Anstrich, und somit sind Freudentränen vorprogrammiert.

Natürlich eignet sich „The Choir Of Beasts“ nicht zum Headbangen, aber für ruhige Momente ist die Scheibe durchaus zu empfehlen. Da alle Songs bekannt sein dürften, kann man das Album auch gerne als ruhige Hintergrundmusik laufen lassen, welches sogar Menschen ansprechen wird, die Heavy Metal noch immer als sinnlosen Krach titulieren. „The Choir Of Beasts“ wird bei mir nicht in Dauerrotation laufen, aber auch ein Metaller braucht Ruhe und Frieden, und für diese Momente ist „The Choir Of Beasts“ wie geschaffen. IRON MAIDEN sind bekannt dafür, oft schwache Vorbands zu buchen – hier würde eine engagierte Band mit dem Namen METAKLAPA wie die Faust aufs Auge passen, Abwechslung garantieren und wunderbar auf das wahre Weltkulturerbe IRON MAIDEN einstimmen.

 

Tracklist:

01. Aces High
02. Wasted Years
03. Flight Of Icarus
04. Blood Brothers
05. Caught Somewhere In Time
06. The Wicker Man
07. Hallowed Be Thy Name
08. Brave New World
09. The Evil That Man Do
10. Fear Of The Dark

 

The Choir Of Beasts


Cover - The Choir Of Beasts Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 42:48 ()
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The Screwtape Letters

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LEADER OF DOWN machten in 2018 auf sich aufmerksam, als sie mit der MOTÖRHEAD und „Würzel“-Hommage „Cascade Into Chaos” an den Start gingen. In den letzten Jahren scheint das Line-Up um Matt Baker (Gesang), Tim Aktkinson (Bass), Alex Ward (Gitarre) und Dan Akaoui (Schlagzeug) nun zu einer Band gereift zu sein, welche es jetzt mit ihrem zweiten Album – dem ersten „richtigen“ – wissen will. Dabei geben die beiden Opener von „The Screwtape Letters“ die Richtung vor. „Cat’s Eye Night“ und „Holloway Motel“ klingen nach einer Mixtur aus MOTÖRHEAD-Sound und alten PRIEST – und haben kräftig Tempo. KROKUS-Songs der schnelleren Art kommen einem da in den Sinn – „harter“ Hard Rock und Metal halt – Bikermucke. Dazu trägt auch Sänger Matt Baker mit seiner rauen, erdigen Stimme bei, welche sich irgendwo zwischen Lemmy und Marc Storace einpendelt. Ausfälle unter den zehn treibenden Tracks sucht man vergebens – den einen Überhit aber auch. Aber das Album bietet einen gleichmäßig guten Level an partytauglichen Songs, an denen der geneigte Fan (soweit er sich bei oben genannten Bands wiederfindet) seinen Spaß haben wird. Neben dem tollen Opener-Doppel seien mal noch das eingängige „Let Them Know Your Name“ sowie die beiden Kick-Ass-Treter „Hitman“ und „The Screwtape Letters“ als Anspieltipps genannt.
Apropos: Als Special Guest ist der ex-MAIDEN-Gitarrist und aktuelles Bandmitglied bei LIONHEART, Dennis Stratton, mit am Start.

 

The Screwtape Letters


Cover - The Screwtape Letters Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 33:10 ()
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Vertrieb:
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Epithymia

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Zu dieser Neuerscheinung etwas auf einer Metal-Seite zu schreiben, schien zuerst eine gute Idee, ist bei genauer Betrachtung für mich dann aber doch etwas schwierig. Mein vermutlich subjektives Review mit den Worten „Der Sänger trägt auf der Bühne und den Promo-Fotos ein Mayhem-Shirt!“ anzufangen, um damit das Interesse zu steigern? Hm. Die Fakten sind nun mal da: DIE ANDERE SEITE ist der neue Bandname für die Formation TOM SCHILLING & THE JAZZ KIDS, die mit „Vilnius“ im Jahr 2017 ihr erstes Album veröffentlichte. Wer es nicht weiß: Tom Schilling ist ein bekannter deutscher Schauspieler, der in den späten 90ern seinen Durchbruch im Film „Crazy“ hatte und sich in den vergangenen 20 Jahren zum Charakterdarsteller entwickelt hat, der in Hauptrollen in Dramen wie „Werk Ohne Autor“ (Oscar-nominiert) glänzt. Darauf kommt natürlich die unweigerliche Frage: Muss das sein, schon wieder ein Schauspieler, der auch singt und dann auch noch auf Deutsch? Nein, muss nicht, aber mit dem neuen Album „Epithymia“ beweist die Gruppe, dass es sein kann, darf und auch soll. Schier unmöglich finde ich die Suche nach einer kurzen Beschreibung für den Sound, den die Band macht. Geht nicht. Für mich ist es Indie-Rock mit einem Schuss verspielter Orgel- und Electronica-Sounds und einer oftmals kindlichen Stimme, die im Kontrast zu den melancholischen bis depressiven Texten steht. Beim ersten Song „Das Lied Vom Ich“ entfaltet sich ein vielschichtiger Klangteppich, der den Hörer in den Bann zieht. Beim Hören der zweiten Strophe bin ich gedanklich jedes Mal bei RAMMSTEIN; ich denke, das liegt an der Songstruktur und am Einsatz des Schlagzeugs, denn musikalisch und auch textlich sind die beiden Formationen eigentlich nicht vergleichbar. 

Es sei inhaltlich nicht alles autobiografisch auf dem Longplayer, sagt Tom, aber meiner Meinung nach steckt in „Die Weide“ textlich am Meisten von Schillings Person und Wünschen - er singt von seinem Traum-Leben in einem kleinen Haus mit der Familie. Der Opener „Das Lied Vom Ich“, „Heller Schein“, „Die Königin“ und „Ins Nichts“ sind die musikalischen Highlights, die „Hits“ der Scheibe (radiotauglich passt hier nicht wirklich). "Gera“ wurde inspiriert durch einen prägenden Besuch in selbiger Stadt und erinnert musikalisch an 90er-Goth-Rock, das Zitat "Alter Glanz in Scherben" bleibt schließlich hängen. Beim Track „Bitter & Süß“ kriegt man einfach das Gefühl nicht los, dass er gut in einen richtig coolen Tarantino-Film passen würde. Der einzige „Ausreißer“ ist eigentlich gar keiner in dem Sinne, aber warum hat man „Aljoscha“ gleich als Zweites auf die Platte genommen? Der Song, wahrscheinlich musikalisch der „fröhlichste“, dafür mit einem richtig traurigen Text, passt an der Stelle einfach nicht rein, sondern wäre als Akustikgitarren-Nummer ganz am Ende  aufgehoben gewesen, auch thematisch nach „Ballade Vom Eisenofen“. Ansonsten ist das Album richtig, richtig gut, besser als das erste, aber eine generelle Empfehlung gebe ich dafür trotzdem ungern aus, denn ich denke, es wird wirklich nicht jeden Geschmack treffen. Es ist sowohl musikalisch als auch textlich intensiv, aber wer nicht nur stur Metal hört und mit poetischen, deutschen Texten klar kommt, darf gern nach dem Release am 22. April 2022 in jedes Lied ausgiebig reinhören und sich überzeugen lassen.

 

 

 

 

 

Epithymia


Cover - Epithymia Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 41:0 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Diabolical

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Ich werde in diesem Review keine Diskussion bezüglich der besten Thrash Metal-Band aus Deutschland beginnen, da eine Band wie DESTRUCTION sich an den eigenen Werken messen lassen muss. Und hier schneidet "Diabolical" definitiv nicht schlecht ab, aber es wurde auch keine Glanzleistung abgeliefert. Ob es am Ausstieg von Gründungsmitglied Mike liegt, oder ob Bandkopf Schmier die Schnauze einfach voll hatte - "Diabolical" geht voll auf die Zwölf und macht keine Gefangenen, aber dies geht zulasten von Melodie und Eingängigkeit. Besonders der Vorgänger "Born To Perish" konnte mit einer gewissen Eingängigkeit und Melodie begeistern, die "Diabolical" einfach nicht vorweisen kann.

So, aber nun ist es genug, da ich hier bestimmt kein Band-Bashing veranstalten möchte. Dies wäre auch ungerecht, da "Diabolical" ein wirklich ordentliches Album geworden ist. Die Riffs sitzen, der Sound knallt amtlich, und Schmiers Gesang klingt angenervt wie noch nie. Hier muss ich dem Bandkopf ein riesengroßes Kompliment machen, da besonders die hohen Screams eine unglaubliche Durchschlagskraft besitzen. Headbanger wie "No Faith In Humanity" oder "Hope Dies Last" wird man in Zukunft bestimmt im Live-Set der Band vorfinden, und die Fans werden es der Band danken. Am Ende der Scheibe liefern DESTRUCTION mit "City Baby Attacked By Rats" eine Cover-Version der Hardcore-Punks von GBH ab. Hier werden sich die Geister scheiden. Mir ist das Ganze zu straight und linear, aber Fans, die es voll auf die Glocke möchten, werden mit diesem Cover glücklich werden.

"Diabolical" ist eine ehrliche, eine gute Thrash Metal-Scheibe geworden, aber mir fehlt ein wenig die bunte Schleife um das abgelieferte Paket. Teuflisch und diabolisch sind die Songs in jedem Fall, aber dass die Jungs auch brutal und gleichzeitig eingängig können, das konnten sie auch schon oft beweisen – also gibt es diesbezüglich keine Ausrede! Natürlich bleiben DESTRUCTION noch immer eine der führenden deutschen Thrash Metal-Bands, aber auch Ikonen müssen aufpassen, da der Underground nicht schläft, und Bands wie FINAL BREATH oder SPACE CHASER langsam aufschließen. Trotzdem ist "Diabolical" natürlich keine schlechte Scheibe und muss im Schrank jedes Thrashers ein Plätzchen finden.

 

Diabolical


Cover - Diabolical Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 13
Länge: 47:22 ()
Label:
Vertrieb:

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