Glen Drover sollte man nicht erst seit seinem MEGADETH Engagement auf dem Schirm haben. Seit Mitte der 90er haben er und sein Bruder Shawn der Metal Welt mit EIDOLON einige formidable US Power Metal Werke hinterlassen. Und wie es sich für diese Spielart gehört, standen bei EIDOLON die Qualität der Musik in keinem vernünftigen Verhältnis zum kommerziellen Erfolg.
Nun versucht sich Glen mit einer Art Solowerk, welches straighter tönt als die EIDOLON Werke, dennoch aber in eine ähnliche Kerbe schlägt. Harter, unkitschiger Power Metal nordamerikanischer Prägung. Verschiedene Sänger geben sich auf „Imperium“ die Klinke in die Hand. Von denen die meisten über klassische Metal Sirenen verfügen (Nils K. Rue, Henning Basse, Tim Owens, Todd LaTorre, Dan Cleary) und sich erwartungsgemäß keine Blöße geben. Chuck Billy, Matt Cuthbertson und Lance Harvill sorgen für Abwechslung und rücken das ganze Projekt zumindest partiell in Richtung Thrash. Wie immer bei solchen Projekten, fehlt mir etwas das Bandfeeling, so bleibt es eine Ansammlung von zugegeben meist recht coolen Songs. Trotzdem wird „Imperium“ den „Sampler-Touch“ nicht ganz los. Wen dies aber nicht stört und sich zum Beispiel eine zweite BEYOND FEAR wünscht, ICED EARTH immer ganz geil fand und EIDOLON sowieso hinterhertrauert, der hat sicherlich viel Spaß an WALLS OF BLOOD. Der Rezensent hat richtig Freude mit dem von Nils K. Rue veredelten treibenden Opener „Leave This World Behind“ oder dem nicht nur durch den Gesang von Dan Cleary nach STRIKER klingenden „Dark Lords Of Sleep“. Und auch der von einem entfesselten Henning Basse eingeschrienen Rausschmeißer „Seven Spirits“ kann echt einiges. Das technisch hier alle beteiligten auf Champions League musizieren, dürfte jedem klar sein und der Meister selbst zeigt zwar, dass er frickeln kann, hält sich zum Wohle der Songs aber recht zurück und zündet eher kurze Soloblitze anstatt, dass er der Versuchung der egomanischen Selbstdarstellung verfällt.
Ein einmal mehr starkes Album aus dem Hause Drover und trotzdem hoffe ich, dass WALLS OF BLOOD zu einer richtigen Band mit einem Frontman werden, denn dann wird das Ganze noch ein bisschen geiler.
Klassik und Metal sind zwei Musikrichtungen, die das ein oder andere gemeinsam haben und zuweilen auch zusammen gut funktionieren. Da liegt es doch irgendwie auf der Hand “DIE DREI TENÖRE“ auch mal im Metal zu versuchen. Das dachten sich jedenfalls Tim “Ripper“ Owens (JUDAS PRIEST, ICED EARTH, DIO DISCIPLES), Harry “The Tyrant“ Conklin (JAG PANZER, SATAN'S HOST, TITAN FORCE) und Sean “The Hell Destroyer“ Peck (CAGE, DENNER/SHERMAN, DEATH DEALER). Ein ambitioniertes Unterfangen, dessen Umsetzung ein entsprechendes Songwriting voraussetzt. Hierfür sollte man jedoch zumindest das kleine Einmaleins der Harmonielehre beherrschen.
Leider findet man hier weder das eine noch das andere. Man bekommt recht gut produzierten, standardisierten Vollgas-US-Metal, bei dem die drei Protagonisten um die Wette schreien. (Verdammt, ich hab da plötzlich ein Bild im Kopf......ein Nest hoch oben im Gebirge, die Adlermutter landet am Rand mit der Beute in den Fängen und unten sitzen die drei Küken mit weit aufgerissenen Schnäbeln und schreien voller Inbrunst um ihr Leben!) Solange sie sich abwechselnd das Mikro in die Hand geben, ist das noch alles im Rahmen, "schreien" sie jedoch gleichzeitig, ist das einfach nur schwer zu ertragen. Es gibt eigentlich nur zwei Songs, bei denen das Prinzip einigermaßen funktioniert und das ist die Wikingerhymne “Wrath Of Asgard“ und der Song “Sonic Suicide“. Das restliche Liedgut ist im Ansatz z.T. nicht schlecht, wird aber gnadenlos in Grund und Boden gebrüllt. Da gibt’s dann auch für das gut eingespielte Instrumententeam um die beiden Gitarristen Casey Trusk und David Garcia, die im übrigen die meisten Songs geschrieben haben (Texte: S. Peck), nichts mehr zu retten.
Ne, sorry, wer das (wie im beigefügten Infoblatt der Scheibe zulesen war), dann mit JUDAS PRIEST und ihrem Meisterwerk “Painkiller“ vergleicht, sollte bei den Metalpriestern schleunigst um Absolution bitten.
Tja, was soll ich sagen? Außer: „Ich hab’s ja gesagt“. All-Girl Metal aus Japan wird das nächste große Ding. Aber mir glaubte ja keiner. Bis jetzt. Denn nachdem die Damen den Best New Band Award des britischen Metal Hammers letztes Jahr einsackten, geht es Schlag auf Schlag. Erst bekam man an einen UK Deal mit JPU Records, dann durfte man nach Wacken und soeben beendete man die erste kleine Europa Headlinertour. Nach 2 E.P.s und dem Album „Awakening From The Abyss“ erscheint das zweite Werk „Clockwork Immortality“ nun auf dem Nuclear Blast Unterlabel Arising Empire. Die Zeichen stehen also auf Sturm.
Was ich letzter Zeit oft hören musste waren Sprüche wie: „Die sind ja alle nur gecastet“ oder „Die spielen bestimmt gar nicht selbst“. Meine Damen und Herren, wir haben 2018 und da ist es durchaus möglich, dass hübsche und sexy Frauen auch gute Musik machen. Ich verfolge einen Großteil der beteiligten Musikerinnen nämlich schon lange.
So waren Dummerin Haruna und Bassistin Miho schon jahrelang bei DESTROSE aktiv und haben neben diversen Singles und E.P.s 2013 ein gelungenes, klassisches Metalalbum an den Start gebracht. Gitarristin Midori war mit den moderneren 激情★めたりっちぇ unterwegs und ihre Kollegin Miyako hatte bei z.B. A DROP OF JOKER auch schon ein illustres Vorleben. Einzug Vocalistin Asami ist ein in Metalkreisen unbeschriebenes Blatt.
Nachdem bei DESTROSE die Luft raus war, haben Haruna und Miho einfach einen neuen Anfang gewagt und dieses Mal scheint alles richtig zu laufen. Natürlich bekommen LOVEBITES im Moment viel Zuspruch und Unterstützung seitens der Industrie, aber nachdem sich Haruna und Miho auch schon seit fast 7 Jahren den Hintern abspielen, ist das durchaus legitim.
Und was die technischen Fähigkeiten der Damen angeht, dem empfehle ich das Ganze einfach Live anzuchecken, dann sollte diese Diskussion auch beendet sein.
Dass man Bands wie ANGRA und STRATOVARIUS als Einflüsse angibt, ist durchaus zu hören und dies bringt mich nun endlich zum neuen Album „Clockwork Immortality“.
Los geht’s mit „Addicted“, einer klassischen melodischen Doublebass-Nummer bei dem sich Highspeed und Melodie perfekt die Waage halten. Erinnert an schnelle ANGRA Nummern wie „Spread Your Fire“ minus der Orchestrierung. Mit „Pledge Of The Saviour“ galoppelt der MAIDEN-Gaul aus dem Stall. Treibend und mit einem Haufen melodischen Leads verziert, können die Damen auch hier überzeugen. Die erste Single „Rising“ wildert etwas in Dragonforce-Territorien und zeigt LOVEBITES melodischer als noch auf dem Debut. Überhaupt hat man noch mehr als auf dem Erstlingswerk Wert auf eine sehr ausgefeilte Leadgitarrenarbeit gelegt. Und so gibt es neben atemberaubenden Shredabfahrten auch massig eingängige Harmonien zu hören.
Bei „Empty Daydream“ wird das Tempo erstmalig etwas rausgenommen und es werden Erinnerungen an 90er STRATOVARIUS wach, jedoch mit einem modernen Twist. Sängerin Asami weiß beim eingängigen Refrain zu glänzen, während es die Saitenfraktion im Soloteil wieder glühen lässt. Das hart pumpende „Mastermind 01“ setzt dann den passenden Kontrastpunkt und bereitet perfekt auf den schnellen Thrasher „M.D.O.“ vor. All diejenigen, die vielleicht Angst hatten, dass sich LOVEBITES nach dem Debut etwas vom harten Metal entfernen, kann spätestens jetzt Entwarnung gegeben werden. Das ist der perfekte Nachfolger zu „Hammer Of Wrath“ oder „Break The Wall“. „Bei Journey To The Other Side“ kokettiert man das erste Mal ein wenig mit eher poppigem J-Rock, was sich aber vornehmlich in den Melodien, nicht aber in der Instrumentierung niederschlägt, denn das ist immer noch Metal. Erinnert etwas an BAND-MAID in deren härtesten Momenten. „The Final Collision“ ist wieder klassischer Power Metal mit einer entfesselnden Asami am Mikro. Deren Englisch sich gegenüber dem Debut noch einmal stark verbessert hat. Mit „We Are United“ gibt es dann nochmal ein Shredfest deluxe. Viel Doublebass, schnelle Gitarrenläufe und tolle Melodien. Bangerherz was willst du mehr? HELLOWEEN würden für so eine Nummer in den Himmel gelobt.
Mit „Epilogue“ endet „Clockwork Immortality“ dann mit der ersten richtigen LOVEBITES Ballade. 7 Minuten epische Schwelgerei vom Feinsten. Asami darf zeigen, dass sie nicht nur Gas geben kann, sondern auch über einen wunderschönen, souligen Ton verfügt und man kann nachvollziehen, dass die zierliche Frontfrau eine Black Music Vergangenheit hat. Beeindruckend, was sie hier abzieht.
Macht summa sumarum schlicht eines der besten Power Metal Alben 2018.
Sollte sich also die Gelegenheit ergeben die Ladies live in Augenschein zu nehmen, dann kann ich jedem nur Empfehlen dies zu tun. Es lohnt sich.
Und sollte der ein oder andere Leser Lust verspüren etwas mehr Geld auszugeben: Die japanische Version von „Clockwork Immortality“ kommt mit einer kompletten Liveshow auf einer Bonus DVD bzw. BluRay.
Ritchie Blackmore hat schon ein Händchen für Talente. Vor seinem Engagement bei RAINBOW hatte niemand den chilenischen Sänger Ronnie Romero wirklich auf dem Schirm, der jetzt zu den Shooting Stars der Heavy und Hard Rock-Szene gehört. LORDS OF BLACK, seine spanische Band, veröffentlicht nun mit "Icons Of The New Days" Album Nr. 3 - und dies unter einem gewissen Erwartungsdruck. Auch weil das Vorgängerwerk durch seinen RAINBOW-Job viel Beachtung bekam, dazu überzeugte und für durchweg gute Kritiken sorgte. Doch der südeuropäische Vierer ist mehr als Ronnie Romero. So gehört Gitarrist, Mitproduzent und Hauptsongwriter Tony Hernando mit zu den herausragenden Persönlichkeiten des Kollektivs, und auch ex-HELLOWEEN und MASTERPLAN Gitarrist Roland Grapow, welcher der Band von Anfang an als Produzent zur Seite stand, sollte hier Erwähnung finden.
"Icons Of The New Days" enttäuscht nicht, kann aber nicht ganz so glänzen, wie ich mir das erhofft, ja erwartet habe. "World Gone Mad", der Opener, überzeugt mit spannungsvollem Beginn, starker Melodie, gutem Keybord und kraftvollem Groove. Der nachfolgende Titelsong kann dieses Level leider nicht halten. Er kommt berechenbar und mit der Zeit gar eintönig zum Hörer. "Not In a Place Like This" punktet mit kühler, moderner Keybord-Melodie, doch auch hier bietet die Gesangslinie, wenn auch wirklich gut und eingängig, keine Überraschung. So wirkt das Album auf Länge zu abwechslungsarm. Natürlich können die Musiker dennoch überzeugen: Ronnies kraftvolle und leidenschaftliche Stimme bindet den Hörer ans Werk, und immer mal wieder glücken ihnen starke Momente (z.B."Forevermore"), sei es mit Keybord oder Gitarre, aber das ganz große Album ist es eben leider nicht geworden.
Es scheint, der Band hat es an Entspannung und dadurch resultierender Inspiration gefehlt. "Icons Of The New Days" wirkt an mancher Stelle zu erzwungen, zu ambitioniert, (Songs sind teilweise zu lang). Die Produktion mit dem zu dominanten Schlagzeug-Gewitter ist oft zu wuchtig und behindert filigrane, ruhige Momente. LORDS OF BLACK haben ihr Potenzial hier nicht ganz abrufen können. Aber richtig ist auch, das ist jammern auf ganz hohem Niveau. Die reguläre CD bietet 12 Songs mit über 70 Minuten Spielzeit. Hätte man das Teil und manchen Song verdichtet, sprich kompakter präsentiert, so würde meine Rezension sicher weitaus besser ausfallen. Ein Beispiel hierfür ist das kurzweilige "The Way I´ll Remember" mit seiner gelungenen DIO-Gedächtnis-Melodie, das auf jeden Fall noch wohlwollende Erwähnung finden muss. Also mal ganz ohne Erwartungshaltung und Vorschusslorbeeren ist das Teil immer noch ein überdurchschnittliches Power Metal-Album.
Vor ein paar Wochen lief mir ein "Summer Breeze 2016"-Shirtträger über den Weg - klar zu lesen die Headliner des letztjährigen Treibens: SLAYER (sehr cool!), PARKWAY DRIVE (W. t. f.?!) und ... SABATON! Was für den Einen die Burka, sind für mich derartige Leibchen, die vom allgemeinen Werteverfall der metallischen Gemeinde zeugen. Aber dann macht man sich die Mühe und hört sich das neue Machwerk jenes dritten Headliners eines der größten deutschen härter orientierten Festivals an und kann es kaum fassen: das ist tatsächlich ernst gemeint, und Tausende lassen sich von Kindermelodien und Kriegstexten, die derart flach daherkommen, dass die Niederlande dagegen wie eine Gebirgskette anmuten, in die Musikläden und vor die großen Bühnen locken. Als ich das gar nicht mal ganz üble "The Art Of War" vor knapp zehn Jahren hörte, schien der Stil des schwedischen Quintetts zwar nicht ganz unbeeinflusst von Bombast-Formationen wie STRATOVARIUS oder BLIND GUARDIAN zu sein, hatte aber noch einen Tick Charme und klang recht eigenwillig. Davon ist auf "The Last Stand", dem inzwischen achten Album der Band seit ihrer Gründung im Jahr 1999, nicht viel übrig geblieben, denn charmant oder originell klingt hier nichts mehr. Stattdessen dominiert unorganischer Plastik-Keyboardpomp über die kaum wahrnehmbaren Alibi-Gitarren, und das Songwriting stammt aus dem modularen Setzbaukasten für eingängige Schlagergerüste und infantile Schlachtenlyrik. Leonidas´ "300" haben einen Auftritt (der Opener "Sparta"), die alten Schotten kommen nicht zu kurz ("Blood Of Bannockburn"), und sogar ehrenhafte Samurai dürfen sich austoben ("Shiroyama"). Daneben gibt es natürlich wieder Weltkriegsfutter en masse (der Titelsong oder "The Lost Battalion"), aber die absolute Frechheit erlauben sich die Herren SABATON am Ende, wenn sie bei "The Last Battle" völlig dreist die Melodie von DEMON´s "Night Of The Demon" eins zu eins klauen - ob Dave Hill diese Blasphemie schon zu Ohren bekommen hat?! Falls derartige Erzeugnisse und Bands jetzt "die neuen Anführer der Metal-Szene" nach IRON MAIDEN und Co. repräsentieren, bin ich raus!
Ziemlich genau zwei Jahre nachdem CLAYMOREAN „Unbroken“ auf die Menschheit losgelassen haben, legen sie mit „Sounds From A Dying World“ nach. Schon nach dem ersten Höreindruck kann man sagen, dass CLAYMOREAN ihren Sound verfeinert haben und offener agieren. Zwar ist die Basis immer noch epischer Power Metal, aber nun findet sich auch die eine oder andere doomige Nummer im Repertoire der SerbInnen. Gerade die fiese Walze „Blackest Void“ oder das an CANDLEMASS gemahnende „Old Mountain“ hätte ich in dieser Form nicht erwartet. Passt aber super zum Gesamtsound CLAYMOREANs und trägt dazu bei, dass „Sounds From A Dying World“ eine extrem abwechslungsreiche Platte geworden ist. Der Opener „The Road To Damnation“ klingt nach aggressiven OMEN und das ebenfalls schleppende „Blood-Red Shield“ erinnert mich sehr an DOOMSWORD. Aber CLAYMOREAN können auch Gas geben…so geschehen bei „Rage Of The White Wolf“ und dem etwas RUNNING WILD lastigen „The Final Journey“.
Auch der Tradition, sich geschmackvolle Cover-Versionen auszusuchen bleiben sich CLAYMOREAN treu. Mit „Astral Rider“ von CLOVEN HOOF hat man sich einen der besten Post-NWoBHM Nummern ausgesucht. Um es kurz zu machen könnte man CLAYMOREAN auch als etwas epischere Variante von CRYSTAL VIPER umschreiben.
Mit „Sounds From A Dying World“ entführen uns CLAYMOREAN zwar nicht in gänzlich unbekannte Gefilde, aber in die vertrauten Gestade epischen Stahls, und wo fühlt man sich als Kuttenträger denn wohler? Eben, nirgends!
So schnell kann’s gehen. Nachdem erst vor ca. 2 Monaten der Vorgänger „Radiant A“ das erste Mal in Europa veröffentlicht wurde, legen die Mädels mit „Unlimited Diffusion“ schon wieder nach. Allerdings bis jetzt nur in Japan.
Am grundsätzlichen Stil haben ALDIOUS wenig geändert, außer dass „Unlimited Diffusion“ in seiner Gesamtheit melodischer und auch vielschichtiger ausgefallen ist.
Von astreinen Melo-Speed Geschossen wie „Utopia“ oder dem knalligen „In This World“ über harte Up-Tempo Nummern („ジレンマ” & „Go Away”), melodische Ohrenschmeichler (das von der „Female Warrior”-E.P. bekannte „ノスタルジック” & „Reincarnation“), poppige Balladen („Alright“, „マリーゴールド” und das auch auf besagter E.P. bereits im Vorfeld veröffentlichte „Fragile“) decken ALDIOUS ein breites Spektrum ab, welches in sich aber trotzdem stimmig ist. Beide bekannte Songs haben zumindest neue Mixe spendiert bekommen und klingen wärmer und weicher als die sehr direkten E.P. Varianten. Und zu guter Letzt gibt es auch noch einen Bubblegum Punk Nachfolge Track zu „Die For You“. Dieses Mal heißt die Partynummer „Without You“ und sowas gehört wohl mittlerweile zu ALDIOUS dazu. Solange es bei diesen einmaligen Experimenten pro Album bleibt, kann ich damit ganz gut leben.
Der Haken für europäische Ohren könnte (neben der Sprache) wie immer der sehr poppige Gesang von Re:No sein, welcher sich auch noch sehr prominent im Mix befindet und mit klassischem Metalgesang relativ wenig zu tun hat. Aber gerade dieser Kontrast zwischen harten und virtuosen Gitarren, einer flotten Rythmussektion und den lieblichen Vocals macht zu einem großen Teil den Reiz von ALDIOUS aus. Und gerade musikalisch stecken ALDIOUS einen guten Teil ihrer männlichen Konkurrenz locker in die Tasche.
ALDIOUS bleiben auch mit „UNLIMITED DIFFUSION” ihrem Stil treu und verfeinern ihn lediglich. Ich bin gespannt, ob die Ladies irgendwann den Sprung nach Europa schaffen.
Der limitierten Variante liegt übrigens eine DVD mit 7 (!) Musikvideos bei.
Ich muss es gestehen: Nachdem Federica „Sister” De Boni WHITE SKULL 2001 verließ, ließ auch mein Interesse an den ItalienerInnen merklich nach. Obwohl es noch 4 Alben ohne ihre Beteiligung gab, war für meine Begriffe zu viel vom ursprünglichen Spirit verloren gegangen. So viel sogar, dass auch das Comeback „Under This Flag“ mit De Boni spurlos -sprich ungehört- an mir vorüberging.
Umso erfreuter und auch überraschter bin ich, dass „Will Of The Strong“ nahezu nahtlos an der Hochphase „Tales From The North“ / „Public Glory, Secret Agony“ anknüpft. Auch im Jahr 2017 steht die 1988 gegründete Formation für speedigen europäischen Power Metal. Genaugenommen wird sogar noch etwas mehr auf die Tube gedrückt als auf den alten Alben. Aber genau diese fetzige Unbekümmertheit macht ziemlichen Spaß. Mir nötigt das Durchhaltevermögen von WHITE SKULL durchaus Respekt ab, denn nachdem vor ca. 10 Jahren die große Power Metal Welle auch schon wieder zum Erliegen kam, haben viele Gesinnungsgenossen das Handtuch geschmissen oder sich zumindest stilistisch neu orientiert. WHITE SKULL hingegen beweisen Biss und ziehen ihren Stiefel gnadenlos durch. Epische Refrains, viel Doublebass, majestätische Keyboards und das absolute Alleinstellungsmerkmal De Boni. Selbige knarzt und presst sich durch die Songs als wäre seit dem 95er Debut „I Won’t Burn Alone“ nicht ein Tag vergangen. Bandgründer Tony „Mad“ Fontò hat wohl noch keinen Bock auf Altherren Rock und schrieb seiner Stammcombo zu gleichen Teilen melodische wie auch aggressive Nummern auf die Rundschilde. „Will Of The Strong“ atmet zu jeder Sekunde klassischen Stahl und jedes musikalische Klischee, welches hier bedient wird, passt wie die Faust aufs Auge. Und in Anbetracht der momentanen Musiklandschaft ist es vor allem eines: authentisch!
Wer also den guten Seiten der 90er hinterher trauert und Bands wie GRAVE DIGGER aber auch Italo Helden der zweiten Reihe wie PROJECTO, DRAKKAR oder HEIMDALL schätzt und dazu auch noch einen an Leather Leoni gemahnenden Gesang zu würdigen weiß, der sollte sich in die Welt von WHITE SKULL begeben. Alte Fans, die wie ich WHITE SKULL aus den Augen verloren haben, können beruhigt aufatmen. Welcome back…finaly!
KOBRA AND THE LOTUS holen zum vierten Schlag aus. Nachdem die letzten beiden Alben mit hartem und modernem Power Metal überzeugen konnten, begeht man auf „Prevail I“ eine leichte Kurskorrektur. Die mittlerweile recht modernen Breitwandsounds erhalten viel Raum und die Band entfernt sich partiell vom Power Metal vergangener Tage. Allerdings gibt es immer noch genug Stoff, mit dem die Anhänger der letzten Alben sofort warm werden sollten: der düstere, schwer pumpende Opener „Gotham“ (Batman rules, yeah), das mächtige, mit großem Chorus versehene „Manifest Destiny“, das treibende „Hell On Earth“, das schnelle „Specimen X (The Mortal Chamber)“ und das abschließende Titelstück „Prevail I“. Neben diesen eher klassischen Power Nummern haben Kobra Paige und ihre Jungs aber auch einiges Neues versucht. Songs wie das hypnotische „TriggerPulse“, die düster/traurige Single „You Don’t Know“, die gelungene Power Ballade „Light Me Up“ oder das sehr groovige „Victim“ sind eher ungewöhnlich im KOBRA AND THE LOTUS Kosmos. Dazu gibt es mit „Check The Phyrg“ noch ein Instrumental, bei dem die Saiten richtig glühen dürfen.
Auch unter den neuen Stücken gibt es für sich genommen keinen Ausfall, jedoch stören sie etwas die Homogenität des Albums, und durch den eigentlich löblichen Vorsatz, nicht still stehen zu wollen, wirkt „Prevail I“ manchmal etwas zerfahren. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau. Als roter Faden zieht sich immer noch Kobra’s Stimme durch das Album und diese ist mit so viel Wiedererkennungswert ausgestattet, dass man geneigt ist das eine oder andere Experiment zu viel sofort zu verzeihen.
Im Gegensatz zu den Vorgängern klingt „Prevail I“ viel „breiter“ und „offener“. So stelle ich es mir vor, wenn Devin Townsend plötzlich Bock auf Power Metal hat.
Die Zukunft wird zeigen, ob KOBRA AND THE LOTUS ihre klassischen Metal Roots noch weiter verlassen oder sich eher wieder darauf besinnen werden. Naturgemäß hoffe ich eher auf Letzteres, habe aber auch an „Prevail I“ durchaus meinen Spaß.
Die Damen, die den Japan Girl-Metal Boom erst so richtig ins Rollen brachten, sind ohne Zweifel ALDIOUS. Obwohl man es seit 2010 auf 5 Alben gebracht hat, war das Phänomen ALDIOUS bis jetzt nur auf ihr Heimatland Japan beschränkt. Was sich nun ändern sollte, denn JPU Records bringen das bis dato letzte Album (2015) „Radiant A“ nun auch für den europäischen Markt heraus, was bedeutet, dass man endlich nicht mehr auf die sauteuren Japan-Importe angewiesen ist.
Nach dem etwas schwächeren vierten Album „Dazed And Delight“ markiert „Radiant A“ wieder die Rückkehr zur Bestform von ALDIOUS. Zwar fährt man nicht mehr ganz so die kompromisslose Melo Power Metal Kante wie auf den ersten drei Alben, jedoch bekommen die Ladies einen besseren Mix aus poppigen Nummern und reinrassigen Metal Tracks als noch beim Vorgänger hin. Auch hat sich Sängerin Re: No gesteigert. Sie setzt ihr poppiges Organ variabler und teils auch aggressiver ein als zuvor. Dennoch leben viele ALDIOUS Nummern nach wie vor von dem Kontrast der harten und oft auch recht flotten Musik und des soften Gesangs. Ist sicher nicht jedermanns Sache, hebt ALDIOUS aber von vielen anderen Bands ab. Musikalisch haben ALDIOUS nämlich nichts mit diversen NIGHTWISH oder DELAIN Kopien gemein. Vielmehr wird hier der Euro Power Metal durch den J-Pop Fleischwolf gedreht und so was Eigenständiges erschaffen. Gerade instrumental haben die Mädels einiges drauf. Toki und Yoshi haben knallige Riffs und pfeilschnelle Soli auf der Pfanne, Sawa’s Bassspiel ist virtuos und Neu-Zugang Marina lehrt viele ihrer männlichen Kollegen am Schlagzeug das Fürchten. Selbige ist übrigens die Stieftochter von Schlagzeuggott Terry Bozzio…kommt also alles nicht von ungefähr.
Los geht’s mit der reinrassigen Power Metal Nummer „Re: Fire“.
Beim dritten Track „Die For You“ musste ich beim ersten Hören dann erstmal schlucken: Ein zuckersüßes, lupenreines Pop-Punk Liedchen à la AVRIL LAVIGNE. Nach über einem Jahr habe ich mich daran gewöhnt und akzeptiert, dass „Die For You“ sowohl einen neuen Farbtupfer in den ALDIOUS Sound bringt und auch bei Konzerten wohl ein Highlight darstellt. Hoffen wir mal, dass es in Zukunft bei so einmaligen Experimenten bleibt.
Weitere Highlights neben dem speedigen Opener sind das düstere „Sweet Temptation“, das HELLOWEEN-lastige „Believe Myself“, das mit einem genialen Chorus ausgestattete „胡蝶ノ夢” und der Vollgas-Rauschmeißer „Dearly“.
„Radiant A“ ist ein starkes Power Metal-Album mit einigen exotischen Farbtupfern und sollte auch trotz Sprachbarriere den Damen einiges an Aufmerksamkeit auch außerhalb Japans bescheren. Vielleicht gibt’s ja doch irgendwann eine Tour in good ol’ Europe. Genossinnen wie BRIDEAR oder GALMET haben schließlich vorgemacht, dass das geht.
Die Euroversion kommt übrigens mit den Livebonustracks „Dominator“ & „White Crow“, welche mir allerdings nicht vor lagen.