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Jasta

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Jamey Jasta ist mit HATEBREED und KINGDOM OF SORROW plus den ganzen anderen Kram, den er noch am Laufen hat, wohl nicht ausgelastet, anders lässt sich seine Soloscheibe nicht erklären. Auf der macht zusammen er mit Nick und Charlie Bellamore (beide von KINGDOM OF SORROW wohlbekannt) Musik, auf die er Bock hat. Klar sind die Hardcore-Wurzeln immer noch zu sehen, aber Tracks wie das klar gesungene „Mourn The Illusion“ oder echte Rocknummern wie „Nothing They Say“ machen deutlich, welche Facetten in Mr. Jasta stecken, sowohl vom Schreiberischen als auch vom Stimmlichen her. Unterstützung in Form prominenter Kollegen hat er ebenfalls dabei – von denen kann das brachiale „Enslaved, Dead Or Depraved“ mit LAMB OF GOD-Randy überzeugen, genau wie Tim Lambesis’ (AS I LAY DYING) Einsatz bei „With A Resounding Voice“. Zakk Wylde (BLACK LABEL SOCIETY, ex-OZZY) passt wiederum perfekt zu „The Fearless Must Endure“ und lässt die These aufkommen, dass Mr. Jasta seinen Gästen die Songs auf den Leib geschrieben hat, wie das ja auch schon Dave Grohl (FOO FIGHTERS) mit seinem PROBOT-Projekt gemacht hat. „Jasta“ ist eine interessante Platte, macht sie doch klar, dass Jamey Jasta mehr als nur Hardcore schreiben und singen kann und er hier seine kreativen Muskeln einmal spielen lässt. Sicher wird nicht jedem Fan jeder Song gefallen, aber die grundsätzliche Qualität der Scheibe ist hoch. Wer da ohne Scheuklappen rangeht, wird mit einem guten Album belohnt und seine Meinung über HATEBREED und Jamey Jasta um interessante Gedanken erweitern können.

Jasta


Cover - Jasta Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 37:51 ()
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In Your Image

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Interessant, dass die fiedelfreudige, härter ausgerichtete Zunft nun auch das "Land Of The Free" erreicht hat, denn von jenseits des Großen Teiches sind wir bislang glücklicherweise weitestgehend von derartigen Auswüchsen verschont worden. Aber EINVERA, das Trio aus Los Angeles, das uns hier mit seinem selbst produzierten Debütalbum "In Your Image" die Nerven auf halb Acht zieht, kennt keine Gnade. Bis an die Zähne bewaffnet mit Banjo, Vibraphon, Mandoline, Glockenspiel, Akkordeon, südwesthinduistischer Trillerpfeife, zentralusbekischer Elfenbeinorgel und dem ostmongolischen Symphonieorchester, werden wir, in Kombination mit den recht verfrickelten Songstrukturen der Band, sehr schnell an die Grenzen des Belastbaren geführt. Zugegeben, die Jungs um Multiinstrumentalist Grant (der auch sämtliche der oben genannten Hilfsmittel spielt - lediglich das zusätzlich vorhandene Keyboard wird von Bassist Mike bedient) haben viele Ideen, mitunter auch ganz gute: die flotte, witzige Country/Folk-Nummer "Send Me Home" oder der mit subtilen Samples jonglierende, hymnische Titelsong gehen durchaus als echt hörenswert durch, aber die hektische Aneinanderreihung immer unterschiedlicher Parts, die Verwendung dieses ganzen Wusts an Instrumenten sowie auch noch abwechselnder Kreisch- und Klargesang sind auf Dauer sehr anstrengend. Oftmals klingen EINVERA wie eine auf Aufputschmitteln in der geschlossenen Abteilung tobende Variante von SUIDAKRA oder meinetwegen ganz alten, noch recht harten SKYCLAD. So bleibt am Ende ein sehr zwiespältiges, aufgrund der gnadenlosen Überladenheit nicht wirklich flüssiges Album, das aber definitiv nicht schlimmer ist als das elendige Rumgesabbere von Bands wie ELUVEITIE und Co..

In Your Image


Cover - In Your Image Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 8
Länge: 34:0 ()
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The Lay Of Thrym

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Thrym ist in der nordischen Mythologie einer der Riesen dessen einziges Hobby es war sich mit Donnergott Thor zu prügeln und ihm seinen Hammer wegzunehmen – wenn das nicht ein passendes Leitmotiv für die Jungs von TYR ist! Und genau das ist es auch: „The Lay Of Thrym“ ist nämlich die neue Pressung der Faröer und will mit einer Mischung aus Viking, Pagan und Power überzeugen. Jedenfalls glaube ich das.

Denn die Neue fängt erst einmal ziemlich klassisch an und verbindet mit „Flames On The Free“ den cleanen Gesang vom charismatischen Frontmann Heri Joensen mit einem dementsprechend nachhallenden Chorus und prügelt darüber einfache, aber keineswegs unpassende Metal-Riffs die man so auch vermutlich direkt der Band zuordnen würde. In die gleiche und bekannte wie beliebte Kerbe schlagen auch Songs wie „Hall Of Freedom“ (dank seines druckvollen Riffings und dem schnellen und geilen Chorus mein absoluter Favorit!), „The Lay Of Thrym“ oder “Ellindur Bóndi Á Jadri“. Wer sich oben über den Vergleich mit etwas Power Metal gewundert hat wird mir übrigens nach dem Hören recht geben oder mich mit Bierflaschen bewerfen; Fakt ist, diese Songs sind weder ruhig noch irgendwie getragen sondern stecken voller Power und haben Dampf.

Auch etwas ruhiger, keineswegs aber langweilig ist zum Beispiel „Konning Hans“. Solche Titel sind für die Band völlig in Ordnung und erwünscht, wo sonst findet man schließlich eine solch interessante Sprache mit einem so guten Sänger? Thematisch recht interessant ist übrigens die Nummer „Shadow Of The Swastika“. Was ein Track wie dieser (dessen Lyrics auch genau das behandeln was der Titel suggeriert) auf einer Viking-Metal Scheibe zu suchen hat lasse ich einfach mal so im Raume stehen.
Übrigens ist auf der (mir nicht vorliegenden) Limited Edition ein RAINBOW-Cover („Stargazer“) drauf. Ob das Warnung oder Tipp ist kann ich leider nicht sagen, eine Erwähnung wert ist es aber auf jeden Fall!

Und wer bei TYR nun immer noch das Gesicht zur Fratze verzieht und an doch mitunter ziemlich schnarchigen und irgendwie schwer zugänglichen Wikinger-Chor denkt, der sei also beruhigt: Die neue Schreibe der Färinger ist, wie übrigens auch schon der Vorgänger, vollblutiger Metal und kein Stück langweilig oder schwer zugänglich und definitiv bereits jetzt einer der großen Würfe für 2011!

The Lay Of Thrym


Cover - The Lay Of Thrym Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 45:56 ()
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Confearacy

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Mit den beiden ex-VICIOUS RUMORS Recken Brian O’Connor (Gesang) und Ira Black (Gitarre), den beiden THE NEW BLACK Mannen Fabian Schwarz (Gitarre) und Guenther Auschrat (Bass) sowie Schlagzeuger Timo Weis sind CONSFEARACY schon mal gut aufgestellt. Die Bandleader O’Connor und Schwarz thematisieren auf dem Debüt Verschwörungstheorien um Religionen und Geheimbünde (der Bandname ist einem entsprechendem SLAYER-Song entliehen) und setzen dies musikalisch mit einiger Finesse um. Eine Melange aus US-Metal mit Thrash-Anleihen und progressiv angehauchten europäischem Power Metal führt den geneigten Hörer durch 40 Minuten und zehn nicht einfach gestrickte Kompositionen – ein mehrmaliges Hören von „Consfearacy“ ist Pflicht, will man sich der mit jedem Durchlauf wachsenden Album nähern. Reinschnuppern: das zum Einstieg gleich direkt auf die Zwölf gehende „Pain Infantry“ glänzt mit durchdachten Songwriting und beruhigendem Zwischenpart, „Fall From The Grace“ entpuppt sich als waschechter Midtempo-Hit und hinten raus wird man mit thrashig-melodischen „Unbreakable“ und „Your Dead To Me“ geradezu überfahren. In dieser Form sollte das deutsch-amerikanische Projekt CONSFEARACY keine Eintagsfliege bleiben – wer neben den bereits oben genannten VICIOUS RUMORS auch was mit METAL CHURCH und vor allen mit NEVERMORE anzufangen weis, liegt hier goldrichtig.

Confearacy


Cover - Confearacy Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 40:45 ()
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Black Water Rising

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Wer zu harten Southern Rock der Marke BLACK LABEL SOCIETY gerne mal ein Gläschen Whiskey schlürft und dem dunklen Biker Sound von Bands wie DOWN, leichteres wie den BLACK STONE CHERRY, aber auch ALICE IN CHAINS nicht abgeneigt ist, dem präsentieren BLACK WATER RISING mit ihrem Debüt den diesjährigen Nachschlag – der allerdings nicht ganz neu ist.

Sänger Rob Traynor (ex-DUST TO DUST), Gitarrist Johnny Fattoruso (STEREOMUD), Schlagzeuger Mike Meselsohn (BOILER ROOM) und Bassist Oddie McLaughlin werkeln schon geraume Zeit an dem Werk – bereits 2009 gewann man den renommierten „High Times Doobie Award“. Gut Ding will Weile haben – sagt man – und so macht auch „Black Water Rising“ doomig düstere Laune. Das Quintett aus der New Yorker Ecke bietet ausreichend Heavyness und Melodie ohne sich in bassigen Endlosschleifen zu verlieren – will meinen: man kommt songdienlich recht schnell auf den Punkt. Der derb-raue Gesang und eine nicht zu perfekte Produktion tut ein Übriges um BLACK WATER RISING positiv aus den Berg von Veröffentlichungen hervorzuheben. „Brother Go On“ mit seinem eingängigen Refrain und geilen Break, der Hard Rock Track „No Halos“ (klasse Text, überragende Gitarrenarbeit), aber auch das klasse eingesungen Southern-Sumpf-Monstern „Hate Machine“ und das gut groovende „Living Proof“ seien da mal als zum Fraß vorgeworfenen Happen genannt.

Guter Start - BLACK WATER RISING dürften mit ihren kritischen Texten und ihrer dunklen-harten Note damit durchaus ihre Anhängerschaft finden.

Black Water Rising


Cover - Black Water Rising Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 46:40 ()
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Of Death

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Im Jahr 2007 hat sich dieses Trio im norwegischen Bergen gegründet, jedoch setzt man im Gegensatz zu den üblichen Verdächtigen aus dieser Region nicht auf rasenden, puristischen Black Metal, sondern kommt mit einer mächtigen Mischung daher, die die Heimat von HeavyHarms, R.I.P. Meister und Alkolust musikalisch nur teilweise andeutet. Irgendwo zwischen traditionellen Klängen, melodischem Death Metal und einer Prise Black Metal angesiedelt, wissen BYFROST echt gut, wie man eingängige, oft auffällig kurze Hymnen schreibt, die zumeist in fettem Midtempo daherkommen. Positiv kommt hinzu, dass "Of Death", das inzwischen zweite Album der Band, ordentlich voluminös und speziell im Gitarrenbereich heftig sägend produziert worden ist, was durchweg gute Stücke wie den Stampfer und Ohrwurm "Eye For An Eye", den knackigen Titelsong, das flotte "Full Force Rage" oder das cool nach vorne peitschende "All Gods Are Gone" noch weiter aufwertet. Lediglich das zwar atmosphärische, aber etwas langatmige, spacige Instrumental "Sorgh" (quasi das Intro zu "All Gods Are Gone") passt nicht so ganz in den Kontext dieser wirklich sehr gelungenen Scheibe, die zwar insgesamt keinen "Tipp" rechtfertigt, aber aufhorchen lässt, was sich hier für eine interessante Band entwickeln könnte. Definitiv ein Reinhören wert!

Of Death


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Genre: Nicht angegeben
Tracks: 8
Länge: 37:34 ()
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Bangers II: Scum Of The Earth

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BARN BURNER sind in eine der ehrlichen, hart arbeitenden Bands des Metal-Zirkuses, die sich wenig bis gar nicht um Trends scheren, sondern einfach ihren Stiefel durchziehen. „Bangers II: Scum Of The Earth” ist dann auch keine Überraschung, hier gibt es Metal pur und unverfälscht, der sich bei alten METALLICA („Dark Side Of The Barn“), BLACK SABBATH („Keg Stand And Deliver“) und sogar älteren Punksachen („The Earth’s Crust“) bedient. BARN BURNER decken damit ein breites Spektrum ab und haben von schnellen Thrash-Nummern über verspielte, fast schon epische Songs bis zu klassischen Metal-Songs alles im Repertoire, was eine gute Metal-Band eben so braucht. Kombiniert mit dem Fokus auf Eingängigkeit, Mitgröhl-Refrains und einer sehr guten handwerklichen Leistung macht „Bangers II: Scum Of The Earth“ eine gute Figur. Zwar fehlt manchmal der allerletzte Kick, aber für eine grundsolide Metal-Scheibe hat es locker gereicht, die Fans von TRIVIUM, ARCH ENEMY und METALLICA gleichermaßen ansprechen wird.

Bangers II: Scum Of The Earth


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Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 41:35 ()
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Interview:

Samael

Band anzeigen
InterviewHabt ihr für "Lux Mundi" etwas an der Arbeitsteilung eures Songwritings geändert, oder machst du immer noch mit Xy alles allein?



Nein, das bleibt so. Unsere Arbeitsteilung ist dieselbe seit "Blood Ceremony". Davor habe ich alles allein gemacht. Er hat sich hier und dort mal eingemischt, aber ich habe alle Songs selbst geschrieben - und ich bin darin nicht so gut. Und ich weiß das. (Vorph grinst hörbar.) Also, alles beim Alten: Xy macht die Musik, ich schreibe die Texte.



Irgendwie überrascht mich das trotzdem nach all den Jahren. Du bist doch der Gitarrist.



Haha, na, irgendwie. Er findet die Riffs, dann bringt er sie mir bei und dann spiele ich sie. Seit wir mehr und mehr Keyboards einsetzen, gibt es einige Songs, die er auf dem Keyboard schreibt und auf die er dann anschließend erst die Gitarren findet. Nur er kennt den roten Faden der Songs, und er weiß, was die Gitarren dort tun sollen. Aber es gibt trotzdem keine Faustformel für "den" Samael-Song. Auf diesem Album gibt es im Gegenteil wieder einige Songs, auf denen er mit dem Riff zu komponieren begonnen hat. Ich denke, dass das eine Art von Signatur ergibt. Es ist immer ein bißchen tricky, denn ich spiele nie ein Riff so wie er es mir zeigt. Dieses Mal musste ich ein bißchen härter an den Riffs arbeiten. Die Riffs dieses Albums sind ein bißchen schwerer zu spielen, aber sie klingen so besser.



Vor ein paar Jahren habe ich ihn mal gefragt, ob er versucht, dich mit seinen aktuellen Riffs und Songstrukturen zu überraschen.



Oh ja, und das tut er immer noch. Denn am Ende – wie schon gesagt – gibt es keine "Samael-Formel". Aber er präsentiert uns eher selten einzelne Riffs oder Ideen. Xy spielt uns einen Song erst vor, wenn er ziemlich fertig ist. Also, wenn die erste Version vollendet ist. Wenn Xy uns diese Version präsentiert, kommentieren wir so Sachen wie "Wow!", oder "diesen Part würde ich verändern. Vielleicht dafür den Part davor in der Zeit verdoppeln?" Wir tauschen unsere Ideen dazu aus – und er verändert einen Song dann dementsprechend zu einer anderen Version. Dann kommt mein Gesang dazu. Daraus ergibt sich dann eine neue Version, denn Xy verändert den Song und passt ihn dann vielleicht meiner Gesangslinie an. Ehrlich gesagt – ich höre nicht so detailliert hin, was er da genau macht, manchmal müssen auch die Gitarren an die Stimme angepasst werden. Für dieses Album ging jeden Song bestimmt durch drei oder vier Versionen. Drei nur innerhalb der Band, und die vierte Version haben wir mit Waldemar Sorychta erarbeitet. Im letzten Sommer sind wir dazu nach Dortmund gefahren. Gerade als Deutschland die Fußball-WM gegen Spanien verloren hat, sind wir bei Waldemar angekommen, er war so deprimiert. (Vorph lacht laut.) Wir haben dann drei oder vier Tage intensiv mit ihm an den Songs gearbeitet. Nach dieser finalen Version mit Waldemar fangen wir an, aufzunehmen.



Seid ihr das erste Mal nach Jahren wieder zu Waldemar zurückgekehrt?



Nein, wir haben (fast) nie aufgehört, mit ihm zu arbeiten. Für "Reign Of Light" und "Solar Soul" ist er in die Schweiz gekommen, nur für unser 2009er Projekt "Above" war es anders. Die Songs dafür hatten wir schon lange in der Schublade. Die waren nicht wirklich fertig, aber wir haben die in nur wenigen Wochen fertiggestellt, dann sind wir nach Schweden geflogen und haben die in vier Tagen gemixt. Das war "back to the roots", so schnell hatten wir seit Jahren nicht mehr gearbeitet. Also: Außer auf "Above", "Eternal" und unserem allerersten Album haben wir immer mit ihm gearbeitet.



Was genau tut Waldemar Sorychta, wenn ihr mit ihm arbeitet?



Wir spielen ihm unsere Songs vor, er sitzt da mit der Gitarre – und manchmal findet er eine Bridge zwischen zwei Parts, manchmal nimmt er einen Part aus einem Song heraus – oder verdoppelt ihn. Also so ungefähr, was wir bei dem Bandmeeting tun, bei dem Xy uns die allererste Version vorspielt. Aber er es ist doch anders, auf der einen Seite wirrer, schwerer zu fassen und doch sehr viel songorientierter.



Also poliert er euer Songwriting?



Ich würde eher sagen, er arrangiert unsere Songs um. Und es endet wirklich fast alles, was er ändert, auf dem Album. In diesem Fall außer bei zwei kleinen Parts, bei denen Xy wieder auf die allererste Version zurückgekommen ist, weil wir das besser fanden. Wenn wir von ihm wiederkommen hören wir uns immer eine "Vorher – nachher" an. Und in den meisten Fällen ist unsere Reaktion: "Wow, das ist viel besser so." Es lohnt sich sehr, jemanden zu haben, der von außen auf Songs gucken kann und nur ab und zu gute Hinweise gibt.



Wie sieht deine eigene Arbeitsweise aus? Wenn Xy euch einen Song vorspielt, hast du dann eine Schreibtischschublade voller Songtexte, aus der du den passenden herausziehst, oder setzt du dich frisch dran, was am besten passt?



Das hängt davon ab. Ich schreibe ab und zu – keine fertigen Lyrics, aber Textfragmente, manchmal eine oder mehrere Zeilen, manchmal eine ganze Strophe, oder auch nur Ideen. Manchmal finde ich als erstes den Titel, und der gibt mir dann die Richtung vor. Wenn mir nichts einfällt, gucke ich mir an, was ich über die Jahre gesammelt habe. Wenn mir dann was einfällt, fange ich an zu arbeiten und texte. Für dieses Album gab es nur einen Song, auf dem das ganz anders lief, den Titel "Pagan Trance". Überhaupt lief das mit diesem Song ganz anders: Ich hatte einen ganzen Text geschrieben, aber ich wusste nicht, wofür ich die brauchen könnte. Xy hatte die Musik ebenfalls schon vor einiger Zeit geschrieben, in etwas anderer Version, und wir hatten an dem Song schon dutzende Male herumprobiert, aber er passte nie. Zwischendurch hatte ich andere Lyrics extra für diesen Song geschrieben, wir hatten zwischendurch einen anderen Arbeitstitel. Es war ein Song, der einfach nicht hinhaute – und egal, was du machst, du weißt nicht warum. Aber dann hatte er eine etwas veränderte Version, ich habe mich an den alten Text erinnert, und alles passte! Alles war plötzlich gut. Es war ein magischer Moment: Du weißt nicht warum, aber plötzlich passt es.
Aber, wie gesagt – das war die seltene Ausnahme, dass ich bereits Text für einen Song fertig habe, bevor ich weiß, wie sich die Musik anhört.



Mein bisheriger Lieblingssong auf diesem Album ist "Soul Invictus" - wegen des lateinischen Wortspiels (Vorph grinst hörbar) genauso wie wegen des Topics über die konstruierte römische Staatsreligion mit dem Sol Invictus.



Ich mag den Song auch. Als wir uns das letzte Mal in Hamburg getroffen haben, haben wir "Soul Invictus" gespielt, außerdem "Antigod". Gut, die Single kannten damals schon einige Leute, aber dieses Lied kannte natürlich noch niemand. Immer wenn wir ihn gespielt haben, war das ein kleines Highlight für mich. Und natürlich: Je öfter die Leute einen Song schon vorab gehört haben, desto eher reagieren sie auch darauf. Auf diesen Song haben sie spontan reagiert, ohne ihn vorher gehört zu haben. Wenn man die Songs live spielt, bekommen sie eine andere Dimension. Als wir "Soul Invictus" das erste Mal live gespielt haben, habe ich bemerkt, dass dieser Song das Potential hat, sich live noch weiterzuentwickeln – als einfach "nur" ein Albumsong zu sein.



Habt ihr für dieses Album denn schon eine Tour geplant?



Wir sind gerade dabei. Ein paar sind schon für England veröffentlicht – aber es wird natürlich eine ganze Europa-Tour werden, wir starten Ende August/Anfang September. Am 27./28. August spielen wir ein Festival in Holland, von dort aus wird es wohl direkt weitergehen.



Dein Bruder versucht mich fast jedes Mal, wenn wir uns treffen, zu überreden, doch endlich meinen Freund zum Vater zu machen. Wie würdest du Kinder erziehen, wenn du welche hättest?



Wenn ich Kinder hätte? Ich plane in keinster Weise, Kinder in die Welt zu setzen. Aber... pffft! Ich habe mich diese Frage selbst noch nie gefragt.



Warum hast du keine Intention, Kinder zu haben?



Warum sollte ich? Ich weiß es nicht. Klar gibt es Leute, die denken, wenn man an die 40 kommt, sollte man eine Familie gegründet haben. Ich hatte dieses Gedankengut bisher in meinem ganzen Leben nicht und ich denke nicht, dass sich diese Einstellung von heute auf morgen ändern wird. Mir geht es gut, ich kümmere mich um mich selbst, so gut es geht (Vorph lacht) und ich habe nur Verantwortung für das, was ich selbst tue. Und das fühlt sich gut an, wie es ist.



Oh, das war nicht als Vorwurf gemeint. Eher so, dass viele Leute mit ein bißchen was im Kopf in der Erziehung ihrer Kinder die Fehler vermeiden wollen, unter denen sie selbst in ihrer Kindheit gelitten haben. Zum Beispiel in Sachen religiöser Erziehung.



Ja, gut. Aber das Hauptproblem ist meiner Meinung nach, dass du da gegen ein weitverbreitetes Ideal kämpfen müsstest. Wir leben hier in einem Teil der Schweiz, der sehr weit im Süden ist und fast an Italien grenzt und der sehr, sehr katholisch ist. Und die Kinder haben immer noch Religion als Schulfach. Religiöse Überzeugungen werden im Unterricht gelehrt, als sei es Faktenwissen, also als sei das eine ernsthafte Wissenschaft wie Mathematik oder irgendetwas anderers sinnvolles. Was sollten Eltern dann tun? Dein Kind vom Religionsunterricht abmelden? Aber dann wäre es von den anderen Kindern separiert, und das ist nicht cool. Oder du schickst es in den Unterricht, aber zu Hause wirst du dann doch ehrlich zu deinem Kind sein, deine Meinung vertreten und sagen "das ist alles Bullshit", aber in der Schule wird dieses "Faktenwissen" auch noch abgefragt. Das ist eine Zwickmühle, in die die Gesellschaft Eltern an dieser Stelle schickt. Was soll das Individuum da tun? Ich habe darauf keine Antwort. Ich hatte die Diskussion vor kurzem im Bekanntenkreis. Ich habe Freunde, deren Kinder stehen kurz vor der Firmung – also dieser Veranstaltung, wo man etwa im Alter von 12 seine Taufe vor der Kirche bestätigen muss. Meine Freunde sind in der Diskussion überein gekommen: "Eigentlich ist das keine Bekräftigung (con-firmatio = die Bekräftigung – Anm. der Autorin), die Kinder haben keine Wahl." Und ich erinnere mich auch noch daran zurück. Der Pfarrer hat uns damals gefragt: Ihr könnt entscheiden, ob ihr euch firmen lasst, oder nicht." Aber natürlich hat jeder da mitgemacht. Ansonsten wäre man so klar als das schwarze Schaf der Klasse aussortiert worden. Und die Eltern wären wütend geworden, weil man sich nicht angepasst hätte, weil man Ärger gemacht hätte. Man ist also doch an die Idee der Gesellschaftsmehrheit gebunden. Fuck it!



In Deutschland verzichtet schon kaum ein Kind auf die Konfirmation, weil sie mit Geschenken der Verwandtschaft einher gehen...



Natürlich. Das sind zwei Seiten derselben Medaille. Das Kind von meinem Freund wird erst in zwei Jahren gefirmt, aber die fangen ja richtig früh davor an, den Druck auf die Kids zu erhöhen. Ich sagte zu ihm: "Dann mach es doch einfach nicht." Er hat geantwortet: "Ja, naja, nun." Ist doch klar: Er hat da auch nicht richtig Lust dazu, aber es gibt keinen guten Weg drumherum. In jedem Fall gibt es Ärger. Und in dem Alter hast du genug andere Probleme, da suchst du nicht noch nach unnötigen anderen.



Das ist klar. Wer will in dem Alter schon bewußt der Außenseiter sein?



Das stimmt. Und doch ist man es ja auf die eine Art oder die andere. Ich habe mit 12 schon Heavy Metal gehört. Wir waren damals zwei Jungs in der Klasse, die ein bißchen anders waren. Wir haben da einfach nicht hineingepaßt. Und dann passt man sich bei einigen Themen doch an, denn als vollständiger Außenseiter fühlt man sich nicht so gut. Erst, wenn man etwas älter wird realisiert man, dass eine Menge Leute "anders" sind. Und dass man doch irgendwo hineinpaßt – vielleicht anders, als gedacht.



Das ist mit 12-14 natürlich einfach gesagt...



Es ist einfach ein schwieriges Alter. Wenn man älter wird, wird man entspannter. Wenn ich Leute höre, die "früher war alles besser" sagen – ehrlich gesagt, ich kann mich an wenig erinnern, das als Kind besser war. Ich finde mein Leben heute deutlich besser!



Aber du hast angefangen, über Religion zu sprechen!

Stimmt. Mir ist aufgefallen, dass deine Texte sich auf diesem Album wieder mehr um Religion drehen.



Ja, aber das stimmt nicht. Es sind nur zwei Songs.



Aha. Und welche dann? "Antigod" - und?



"The Shadow of The Sword" Nur die beiden beschäftigen sich direkt mit Religion. Den Rest kann man natürlich dementsprechend interpretieren. Also man kann sich bei der Lektüre der Texte denken "das ist ein generelles Thema" oder man kann die Lyrics als antireligiöses Statement interpretieren. Muss man aber nicht, denn sie sind eher offen gehalten. Der Hörer kann entscheiden, worüber der Song seiner Meinung nach ist.



Das Infragestellen von Autoritäten und Religion sind ja häufig miteinander verknüpft.



Sicher. Aber das sollte es nicht. Religion sollte heutzutage total überflüssig sein. Aber offensichtlich ist es das nicht. Darum habe ich diese beiden Songs geschrieben. Als ich mir die letzten zwei oder drei Alben mal angeguckt habe, ist mir aufgefallen, dass ich eigentlich keinen Song über das Thema Religion mehr geschrieben hatte. Das war auf den ersten Alben natürlich wesentlich präsenter, denn ich habe mich an Themen abgearbeitet, die ich an meinem Leben als Teenager in einer sehr religiösen und katholischen Gegend gestört haben. Das war meine Art, mich davon loszusagen und mein Statement, "jetzt bin ich auf mich gestellt und gehe meinen Weg zu meinen Regeln." Aber auch davon muss man sich weiter entwickeln. Aber vor diesem Album hatte ich das Gefühl, dass die Religiösität wiederkommt. Mehr Leute identifizieren sich wieder über ihre Religion. Und das führt zu neuen Problemen. Ich rede hier nicht über das Metaphysische, jeder soll das denken oder glauben, was er meint. Aber so eine komische abergläubische Art zu denken kommt in die Debatte. Und man kann nicht mit Leuten reden, die in Sachen glauben, die aus dem Nichts kommen. Man kann mit keinem Argument der Welt Sinn in eine Debatte bringen, wenn jemand sagt: "Ich habe aber recht, denn ich haben meinen Glauben."



Na jetzt übertreibst du aber. Ich kenne durchaus Leute, die ihren Glauben haben und den trotzdem nicht als Totschlagsargument benutzen.



Ich meine nicht die Leute, die auf ihre Meinung bestehen, weil sie denken, dass das für sie richtig sei. Die kehren ja auch in die Diskussion zurück, wenn du gute Argumente einbringst, und wenn die gut begründen können, warum sie anderer Meinung sind, muss man damit auch umgehen können. Nein, ich meine diejenigen, die so eine Debatte als Test ihrer Glaubensstärke betrachten. Die von sich sagen: "Ich habe Glauben, ich glaube an meine Ideen, die sind so gut, so richtig, nichts kann meine Welt erschüttern." Manche von denen haben keine Verbindung zur Realität mehr. Selbst wenn deren Argumente noch so dünn sind, werden sie sagen "Das ist halt so. Es steht im Buch der Bücher geschrieben." Was kann man so jemandem dann antworten? "Wow. Das macht voll viel Sinn so." Klar, es steht geschrieben, also wird es bis ans Ende aller Zeiten so sein. Das funktioniert nicht. Meine Welt dreht sich daduch nicht anders.



Hört sich nach Leuten an, die eine Menge Angst vor der Welt da draußen haben.



Ja, stimmt. Das ist die Angst vor dem Unbekannten. Aber wenn man die Wahl hat, entweder dumm zu bleiben aber keine Angst zu haben oder durch unbekanntes Terrain zu gehen – also wirklich, wovor sollte man sich fürchten? Ich versteh das einfach nicht. Wir sind umgeben von Ideen die uns davon abhalten sollen, über den Tellerrand hinaus zu denken. Wo eine offene Tür steht, scheuen wir uns, durchzugehen. Denn wenn man geht, dann... dann... dann... Ja, was dann? Wir werden es sehen. Aber nur, wenn wir weitergehen. Wir werden eh sterben, sowohl individuell als auch als Spezies. Das wissen wir sogar schon, es ist unvermeidlich - warum sollte man also noch Angst haben.



Manche Leute suchen eben nach einem Halt. Jeder weiß, dass er sterben muss. Aber manche suchen nach einem Sinn darin.



Jeder sucht nach einem Sinn für seinen Tod. Aber zurück zu deiner Ausgangsfrage. Ich werde oft gefragt, ob wir ein Konzeptalbum gemacht hätten. Und wir haben noch nie ein Konzeptalbum gemacht. Aber es stimmt – wenn ich heute zurück gucke, finde ich ein Konzept in bestimmten Alben. Denn von heute aus gesehen sehe ich den Sinn in verschiedenen Dingen, die wir damals gemacht haben. Mit dem, was ich heute weiß, kann ich Dinge anders interpretieren als damals. Aber es wird immer so sein: Man kann nicht analysieren, was passiert, während es passiert. (Hörbares Schmunzeln). Aus der Zukunft heraus kann man auf die Gegenwart gucken. Aber nicht umgekehrt. Wir wissen einfach nicht, was die Zukunft bringt. Und das stört mich, wenn Leute kommen und sagen, "ich, und nur ich weiß es. Und so wird es werden."



Mit denen musst du wohl leben, genau wie mit Fans, die deine Songs interpretieren. Siehst du das auch so, dass das manchmal einen Song in der Bedeutung bereichern kann?



Ja klar. Das war immer meine Theorie: Sobald ein Song veröffentlicht worden ist, gehört er nicht mehr dem Künstler sondern den Leuten, die ihn sich anhören. Dir als Künstler gehört natürlich weiterhin deine Intention und deine eigene Interpretation des Liedes. Aber für verschiedene Songs habe selbst ich heute eine andere Herangehensweise als sie ich vor zehn Jahre hatte, als ich ihn geschrieben habe. Ich unterstütze das, wenn Fans ihre eigene Meinung zu einem Song haben – und ich mag es wirklich nicht, wenn ich nach der Interpretation eines Songs ausgefragt werde. Meine Antwort dann: Was immer du aus einem Song für dich selbst rauszieht, wird stimmen. Warum soll ich meinen Senf dann noch dazu geben? Denn dann sind die Leute auch noch enttäuscht, wenn sie selbst dachten, der Song gehe in eine ganz andere Richtung.



Na dann. Danke für deinen Anruf. Hast du noch "berühmte letzte Worte"?



Nein, noch nicht. Ich hoffe, ich werde eines Tages bedeutende sagen, aber...



Na dann bin ich ja froh, dass du noch am Leben bist und freue mich, euch demnächst live und lebendig zu sehen.



Wie gesagt, die Tourdaten sollten in den nächsten Tagen veröffentlicht werden. Zumindest ein Teil davon.



Und außerdem spielt ihr auf dem With Full Force.



Das ist in diesem Jahr das einzige deutsche Festival, das wir spielen. Wir spielen dort als eine der letzten Bands auf dem "Last Supper". Das wird spät. Oder früh, je nachdem, wie man das sehen will. Bis dann!



Review:

Ballads 'N' Bullets

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Dass eine Band ein neues (Unter)Genre im eh schon mit zig Varianten gesegneten Rock/Metalbereich kreiert kommt ja nicht alle Tage vor aber IN LEGEND haben es tatsächlich geschafft. Ähnlich wie seinerzeit mal APOKALYPTICA mit ihren von Cellos getragenen Sound etwas ganz neues schufen, sind es jetzt IN LEGEND die unter der Firmierung „Piano Metal“ ein wirklich durchgängig tolles und vor allem innovatives Stück Musik aufgenommen haben. Tatsächlich steht hier dass Piano im Mittelpunkt der Songs und ist neben Bass und Schlagzeug das tragende Instrument, keine Gitarre die riffig, verzerrt oder klar die Songs antriebt sondern hier regiert das Klavier. Typisch treibende Heavy Metal Songs mit Piano und dies funzt aber der ersten Minute mit dem Opener „Heaven Inside“ zunächst noch leicht perlig kommen die Töne aber dann wird richtig reingehämmert, da klingt jede Saite durch, die Hämmerchen klingen richtig fett, die Produktion ist sehr transparent und volumig gehalten also bestens, um dieser Instrument in Szene zu setzen. Die Drums geben ordentlich Dampf, der Bass kommt tight aus den Boxen und auch gesanglich zeigt sich Bastian Emigs auf der Höhe standfest kämpft und singt er sich durch hochmelodische Refrains. Bei “Pandemonium” (bedeutet soviel wie Hölle/Inferno) wird das gewisse Händchen für die Wechsel von gefühlvollen Parts und dann dieser besonders kraftvoll-dynamische Klavieranschlag sehr deutlich. Überhaupt ist die englische Beschreibung für diese Power, die von diesen Tasten ausgeht noch viel besser - „Hand Hammered Piano Craft“ ja dies trifft es genau. Emig hat es sich zunächst ohne Noten selbst beigebracht für dieses „Nebenprojekt“, denn ansonsten ist er Drummer bei den A-Cappella-Metallern von VAN CANTO. Was er aus diesen schwarzen und weißen Tasten herausholt ist echt der Hammer. „Ballads ‘N’ Bullets“ zeigt - ja man kann zu Klaviermusik tatsächlich richtig abbangen und die Matte kreisen lassen, denn hier geht es größtenteils alles andere als ruhig oder gar balladesk zu.

Kracher wie “The Healer (inkl. Remedy), „Prestinate“, „A Hanging Matter“ oder mein Favorit das pulsierende „Heya“ (hier klingt der etwas kehligere Gesang etwas nach J. Hetfield) schonen wahrlich kein Material, da wird richtig Gas gegeben und es kracht und ätzt förmlich der Flügel. Furiose Stakkatogriffe wühlen sich durch klasse Tracks mit tollen Melodien, die sich unweigerlich ins Hirn fräsen. Emig und seiner Mitstreiter stehen für eine ungeheure Intensität, leben kraftvoll-energetisch ihre Musik die voller Leidenschaft den aufnahmebereiten Zuhörer förmlich mitreißt. Und wer bisher glaubte, ein Piano sei nur ein weiches Instrumente für schnuckelige Melodien zu haben, der irrt gewaltig. IN LEGEND lassen es wirklich abgehen, vor allem wird das Schlaginstrument Klavier in einer ungeheure soundliche Breite präsentiert. Da gelingen wunderbare Wechsel in den Betonungen. Man hört die verschieden angeschlagenen Tasten mit den eher riffigen Parts der linken und den krachenden Melodien der rechten Hand deutlich heraus, die Songs atmen förmlich die Musik. Und egal ob Moll oder Dur man kann sich den Derwisch der auf den schwarzen Kasten einhaut geistig förmlich vorstellen. Andere Songs wie „Elekbö“ bieten zur Abwechslung mal einen stärkeren Epictouch, sehr druckvoll mit einem hymnischen weitläufigen Refrain. „At Her Side“ ist dann mal eine waschechte Ballade auch vom Gesang sehr gefühlvoll, mit schönen Gesangparts, gelungenem Chorarrangement und herrlich tragend mit schönen Streichern versehen aber völlig ohne Kitsch. Auch der Schlusssong „Universe“ geht nochmals in die Richtung mit sehr viel Einfühlvermögen, das toll-fließende Klavierspiel hat was von BRUCE HORNSBY und dann wieder diese feine Melodielinie. Weiterhin herausragend ist auch „Stardust“ geworden so ein Art typisch fetter Pianometal, griffiger Refrain aber doch etwas mit leichten Gothicvibes versehen locker aber nicht zu schwer. Dies wird durch Van Canto-Sängerin Inga als tolle Verstärkung an den Vocals erreicht – so ist ein super Duett entstanden.

Als kleiner Kontrast bietet sich dann ”Vortex” an, fängt an wie ein Livesong, die Stimme ist etwas künstlich maschinell wie durch eine Flüstertüte gehalten, klingt dann tatsächlich wie Scooter auf dem Metaltripp. Wie beschreibt Emig doch seine seinen Musik „Tori Amos auf Koks” ja stimmt tatsächlich nur sind IN LEGEND irgendwie noch verrückter. „Life Is Up to you“ erinnert mich mit seiner Melodramatik und den tollen Satzgesängen voll an SAVATAGE, ja das stell ich mir live absolut: geil vor JON OLIVA am Flügel mit dieser Band zusammen und man spielt „Believe".

Ja und so könnte man noch viel positives über dieses tolle Werk erzählen (auch ein geniales Instrumental „Yue“ mit einer gewissen 80er Jahrestimmung ist dabei) insgesamt muß man vor IN LEGEND nur respektvoll den Hut ziehen diese Idee durchgezogen zu haben: Das Album bietet eine ungeheure Dichte, verströmt eine wahnsinns Energie und kommt absolut unverbraucht und voller Eingängigkeit daher und ja der Beweis ist hiermit endgültig erbracht: Klavier kann Metal sein!

Ballads 'N' Bullets


Cover - Ballads 'N' Bullets Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 14
Länge: 58:9 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Sounds Of A Playground Fading

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Zu diesem Album kann es nicht nur eine Meinung geben. Metal-Inside macht daher ein Pro-Contra-Review. Und Contra gibt erst einmal wm:

IN FLAMES gehörten früher zu meinen absoluten Lieblingsbands, weil sie musikalische Brutalität mit harmonischen Melodieläufen verbanden und dabei herausragend mitreißende Songs komponierten. Das Interesse an der Band verlor ich dann, als sie weniger "Death Metal" ablieferten und die Songs etwas zu eingängig und wiederholt daherkamen. Mittlerweile haben zahlreiche Musikredaktionen der Band den Stempel "Death Metal" auch schon entzogen. Die Musik ist eher als "Heavy Metal" oder ohne die damit verbundenen Klischees als "Modern Metal" zu bezeichnen. Nach dem gesundheitlich bedingten Weggang von Jesper Strömblad im Frühjahr 2010, vielleicht dem musikalischen Mastermind an der Gitarre in der Band, war ich gespannt, wie die Band ihr nun zur Veröffentlichung anstehendes Album "Sounds Of A Playground Fading" gestalten wird. Herausgekommen ist eine Mischung typischer IN FLAMES Songs neuerer Natur, die allerdings musikalisch in Bezug auf Gitarrenarbeit und Gesang deutlich weicher als ältere Nummern daher kommen, bei denen es brutaler und druckvoller zur Sache ging. Man setzt verstärkt auf Melodien, einem dichten Klangbild und einen sehr prägnanten Gesang. Gesanglich ähneln sich die Songs stark: Wählt man die Stelle eines belieben Songs, so ist es auch nach mehrmaligen Durchhören schwer, eine Festlegung zu treffen, in welchem Stück man sich eigentlich gerade befindet. Nach dem Opener "Sounds Of A Playground Fading" und der für mich evtl. noch überzeugendsten Nummer "Deliver Us" folgt das im Midtempo gehaltene "All For Me", welches für das Album so typisch ein ganz dichtes Klangbild mit einem dominanten Gesang besitzt. Ganz nett, aber nicht herausragend. Schneller zur Sache geht es mit "The Puzzle", das mir aber zu hektisch daherkommt und erst dann überzeugt, wenn es gegen Ende etwas harmonischer wird. "Fear Is The Weakness", "Where The Dead Ships Dwell" und "Darker Times" sind beispielsweise ganz typische IN FLAMES Nummern, die allerdings kaum auffällig sind und keine Spuren im Gehörgang hinterlassen. "The Attic" ist eine langsame Nummer mit nahezu ganz cleanem Gesang. Auffällig ist der Track "Jester´s Door", eine Art Interlude mit experimentellem Sound und einer Sprechpassage, die dann in das wieder bandtypische "A New Dawn" überleitet. Aus der Reihe fällt dann das fünfminütige "Liberation", das mit cleanem Gesang nach einem kurzen heftigeren Gitarrenpart in ein atmosphärisches Duett zwischen einer Gitarrenmelodie und dem Schlagzeug verfällt. Nach dem Hören stellte ich mir die Frage, welche Songs ich nun als absolut hörenswert herausgreifen will. Die Stellung der Frage zeigt schon, dass dies bei dem Album recht schwierig ist. Viele Songs ähneln sich sehr, echte Ohrwürmer habe ich bisher keine gefunden. Böse Kritiker könnten an dieser Stelle behaupten, IN FLAMES spiele letztlich nur einen einzigen Song immer und immer wieder in leicht abgeänderter Form. Für mich verbleibt ein Album mit leichten und lockeren Songs, die sich zu sehr ähneln ohne nennenswerten Eindruck beim Hörer zu hinterlassen. Kommerziell mag so was vielleicht sogar erfolgreich sein, einen Grund meine alte Leidenschaft zur Band wieder zu erwecken, stellt das Album aber für mich auf keinen Fall dar. (wm)


Die Pro-Antwort kommt von laetti

Zunächst einmal hat Wolfgang nicht ganz unrecht - "Sounds Of A Playground Fading" können es dem langjährigen Fan schwer machen, zu zünden. Aber das liegt weniger am "mangelnden" Härtegrad - da haben die Schweden gerade im Vergleich zu grandiosen Songs wie "My Sweet Shadow" (aus bitte welcher Liveshow ist der wegzudenken?) eher härtetechnisch draufgesetzt. Nein, es liegt eher an der melancholischen, schon fast pessimistischen Grundstimmung, die über einigen Songs des Albums zu liegen scheint. Es gibt wohl doch einige Verluste im Umfeld der Band, die verarbeitet werden mussten. Auch der Umgang mit negativen Gefühlen ist nichts neues in der History von IN FLAMES ("Bullet Ride", anyone?). "Ropes", "Enter Tragedy" und "A New Dawn" sind die besten Beispiele für Songs, in denen aus tiefster emotionaler Schwärze dann entweder Gitarren oder Anders Stimme den Weg heraussweisen. Ach ja, Anders Stimme. Noch nie habe ich die so wandlungsfähig erlebt wie auf diesem Album. Von heiser-leise-fast erstickend bis so clean, dass man fast die Popsternchen-Software "Autotune" dafür im Verdacht haben könnte. Vielleicht wollte Anders auch nur seinen Vocalcoach schocken? "All For Me", "Liberation" und "Ropes" heißen die Beweise dieser Gesangskunst, "Where The Dead Ships Dwell" hat den heiseren Köter am Mic. Und, seien wir mal ehrlich: Die eigentliche Frage zu diesem Album war doch, ob IN FLAMES auch ohne Jesper Strömblad ordentliche Songs schreiben können. Die Antwort geben sie ohne jedes Aber: Ja, können sie. Wer "Reroute To Remain" schon nicht gut fand (und das war ein "Jesper"-Album) wird mit "SOAPF" nicht warm werden. Auch den Fans der letzten beiden Alben wird mit der Reduktion der Metalcore-Elemente einiges fehlen - alle anderen werden großartige Entdeckungen machen: Björn Gelotte hat fast hörbar versucht, bereits "gebrauchte" Riffs und Arrangements zu vermeiden - und verwendet stattdessen sogar Thrash-Arrangements in "Enter Tragedy". Das Album ist ein Kleinod - und "Deliver Us" wird schnell ein IF-Konsens-Song werden, wetten?!

Sounds Of A Playground Fading


Cover - Sounds Of A Playground Fading Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 13
Länge: 53:44 ()
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