ALLT entführen uns nach zwei EPs mit ihrem Debütalbum "From the New World" in eine düstere, aber von Hoffnung getriebene Zukunft. Die progressive Metalcore-Band aus Karlskoga (Schweden) erschafft ein audiovisuelles Universum, das nach einer nuklearen Katastrophe spielt und dabei Themen wie Verlust, Überleben und die Suche nach Sinn beleuchtet. Die Texte sind dabei alles andere als oberflächlich. Sie beschäftigen sich mit tiefgreifenden Fragen nach dem Sinn des Lebens und der menschlichen Existenz nach einer globalen Katastrophe. ALLT schaffen es, diese ernsten Themen in packende Songs zu verpacken, ohne dabei kitschig zu wirken.
Musikalisch überzeugt "From the New World" durch eine gelungene Mischung aus typischen, brachialen Metalcore-Elementen und melodischen Parts, wobei Letztere nie in die Beliebigkeit abdriften, wie das doch bei Genre-Kollegen leider öfter mal der Fall ist. Die Songs sind sehr facettenreich und die elektronischen Klangelemente bereichern den Sound ungemein - nicht ganz so dominant wie etwa bei BORN OF OSIRIS, aber eine Weiterentwicklung in diese Richtung ist ALLT zuzutrauen, denn die instrumentale Umsetzung ist beeindruckend und sorgt auch bei einem hohen Härtegrad dafür, dass die Lieder nie zu stumpf daher kommen.
Besonders hervorzuheben ist die Produktion des Albums. Der Sound ist klar und druckvoll, ohne dabei auf reine Lautstärke oder Brachialität zu setzen. Die einzelnen Instrumente sind gerade für dieses Genre gut unterscheidbar und der Gesang von Robin Malmgren hebt sich in seiner Vielseitigkeit gut von diesen ab.
Allt haben mit "From the New World" ein beeindruckendes Debütalbum vorgelegt, das sowohl musikalisch als auch inhaltlich überzeugt und sollte bei Fans solcher Bands wie ERRA, ARCHITECTS oder NORTHLANE gut ankommen. Wie die Genannten beweisen auch die Schwenden, dass Metalcore mehr sein kann als hysterisches Gekreische und Breakdowns. Wer auf anspruchsvollen Musik mit einer starken Message steht, sollte sich dieses Album auf keinen Fall entgehen lassen. Anspieltipps: Aquila, Echoes, The Orphan Breed
ENFORCED, die Thrash-Brigade aus Richmond, Virginia, lädt zum dritten Tanz in Vollzeit. “War Remains” heißt das neue Werk, das erneut in der gleichen Besetzung wie seine beiden Vorgänger eingespielt wurde. Vielleicht ist diese Beständigkeit das Geheimnis, warum bei diesem Album alles ein Stückchen besser geworden ist. Natürlich waren ENFORCED schon immer eine richtig gute Band und sowas wie die tollwütige Variante von POWER TRIP, aber nach zwei extrem starken Demos konnten die beiden Longplayer bislang noch nicht auf ganzer Linie überzeugen. Damit ist nun jedoch Schluss. “War Remains” packt ab der ersten Sekunde zu. Wütend, schnörkellos und ohne Gnade. Der Opener “Aggressive Menace” geht nicht nur lyrisch ohne Umwege in die Vollen. Und direkt sind sie wieder da: die Anleihen an POWER TRIP, aber auch an frühe SLAYER mit einem Hauch von 80er Crossover à la NUCLEAR ASSAULT. Der Sound ist dafür perfekt - trotz des ununterbrochenen Krawalls immer transparent und druckvoll. Insbesondere die relativ zurückhaltend verzerrten Gitarren tragen dazu bei, dass der Hörer bei diesem Geballer nicht den Überblick verliert. Shouter Knox Colby gehört definitiv zu den besseren seiner Zunft und bringt mit seinem derben Organ zusätzlich eine kleine Death Metal-Kante ein.
Die schon genannten Crossover-Einflüsse machen sich auch in Sachen Songwriting positiv bemerkbar. Man hält sich nicht großartig mit überflüssigem Schnickschnack wie ausufernden Gitarrensoli auf, dafür aber die Songs erfreulich kurz und streut immer wieder fieseste Midtempo-Parts ein, bei der das Ridebecken einiges aushalten muss. Und vor allem: die Songs sind insgesamt viel kürzer als noch auf “Kill Grid”. Ganze zweimal wird die Vier-Minuten-Grenze überschritten und das tut dem Album extrem gut. Wahrscheinlich ist das die entscheidende Zutat, die “War Remains” so fantastisch schmecken lässt. In weniger als 34 Minuten ist dieser Audio-Anschlag vorbei. Dabei ist die Qualität der Songs gleichbleibend hoch. Neben dem bereits erwähnten Opener sind “Avarice” und der Titelsong als Anspieltipp zu empfehlen.
Mit “War Remains” haben ENFORCED endlich ihr volles Potential abgerufen und ein Album veröffentlicht, das in vielen Top 10 des Jahres 2023 zu finden sein wird, nicht nur wenn es um Thrash Metal geht. Sehr stark und einen Tipp wert!
Mit "Monumentata" legt NAD SYLVAN, in erster Linie bekannt als Stimme von STEVE HACKETT und eine feste Größe in der Prog-Rock-Szene, sein fünftes Soloalbum über InsideOut vor, das seine kompositorische Reife eindrucksvoll unter Beweis stellt. SYLVAN bleibt seiner Linie treu und liefert ein Werk ab, das gefüllt ist mit der für ihn typischen Mischung aus nachvollziehbaren Songs, instrumentalem Anspruch und großer Emotionalität. Unterstützt wird der in den USA geborene Schwede dabei von einer illustren Schar an bekannten Namen, unter anderem: Marco Minnemann, Felix Lehrmann, Nick Beggs, Tony Levin, Jonas Reingold oder auch David Kollar und Randy McStine an der Gitarre. Und genauso hochkarätig wie diese Besetzung gibt sich "Monumentata".
Der Einstieg mit "Secret Lover" fällt ziemlich hardrockig aus und erinnert in seinem unwiderstehlichen Groove etwas an DEEP PURPLE zu deren Steve Morse-Ära, veredelt mit einem fantastischen Fusion-Solo von David Kollar. Definitiv im Prog Rock kommt der Hörer dann im folgenden "That´s Not Me" an, das in den Strophen einen wunderbaren fast funkigen Unterton hat und im griffigen Refrain angenehm rockt. Ruhig und ziemlich melancholisch wird es danach in "Monte Carlo Priceless" - hier brilliert NAD SYLVAN mit der ganzen Bandbreite seiner Stimme, die in ihrem leicht nasalen Unterton jedoch vielleicht nicht jedermanns Sache ist. Trotz aller Brillanz der beteiligten Musiker sind auf "Monumentata" ganz klar die Songs die Stars. SYLVAN gibt sich hier keine Blöße und hat neun hervorragende Stücke zusammengestellt, die jeden Fan songorientierter und trotzdem höchst anspruchsvoller Musik zufrieden stellen werden. Neben den bereits genannten Tracks sind besonders das opulente "Wildfire" und der ruhige aber sehr intensive Titelsong hervorzuheben.
In seinen Texten verarbeitet SYLVAN die schwierige Beziehung zu seinem Vater und sein Vortrag lebt von einer echten aber unaufdringlichen Intensität. Insgesamt kennt "Monumentata" keine Schwächen und jeder Freund der anspruchsvollen Musik sollte es unbedingt in seine Sammlung aufnehmen.
Die einstigen Posterboys des Deathcore veröffentlichen mit "Remember... You Must Die" ihr siebtes Studioalbum. Damit hat Frontmann Eddie Hermida nun mehr Studioalbum eingeschrieen als der legendäre und viel zu früh verstorbene Mitch Lucker. Dessen Tod im Jahr 2012 hatte die Band kreativ etwas aus der Bahn geworfen. Natürlich haben SUICIDE SILENCE nie wirklich Schlechtes veröffentlicht, aber die Hermida-Alben hatten nicht das letzte Quäntchen Energie und Wahnsinn wie die Scheiben der Lucker-Ära. Mit dem neuen Longplayer könnte sich das jedoch ändern. Die Kalifornier schieben ihren Sound im Jahre 2023 ein gutes Stück Richtung Death Metal. Ob das den Fans der ersten Stunde gefällt sei dahingestellt, die leichte Kurskorrektur tut der Band aber hörbar gut. Startet das Album mit dem Quasi-Titeltrack "You Must Die" noch in gewohntem Stil und einem Energielevel, der rechtsdrehende Joghurtkulturen freiwillig die Gegenrichtung einschlagen lässt, kommen schon mit dem folgenden "Capable Of Violence (N.F.W.)" sofort Parallelen zu CANNIBAL CORPSE in den Sinn. Brutales Riffing mit den prägnanten Quietschern und ziemlich tiefe Vocals von Hermida - definitiv mehr Death als Core. Gerade die letzten Takte des Songs müssen als Hommage an die legendären Death Metaller aus Buffalo gewertet werden. Zudem bleibt der Track tatsächlich gut im Ohr hängen. Nahtlos weiter geht es mit einem dem lieblich betitelten "Fucked For Life", das mit einem absoluten Killerriff startet. Auch hier ist der Death Metal allgegenwärtig, SUFFOCATION lassen grüßen. Die Produktion ist dabei extrem transparent, so dass die coolen Gitarren auch wirklich zur Geltung kommen lässt. Eine deutliche Verbesserung zu den Vorgängeralben, die soundtechnisch zu eindimensional auf Brutalität abstellten. Weitere Höhepunkte des Albums sind "Alter Of Self" in alles zermalmendem Midtempo, das im Refrain in einer morbiden Gitarrenmelodie aufgelöst wird, sowie "Be Deceived", das gegen Ende des Albums die Core-Seite betont. Den Schlusspunkt setzt "Full Void", wo ein atmosphärisches Intro ansatzlos in furiose Blastbeats und entmenschtes Gebrülle umschlägt. Der Riffdown ist nochmal unfassbar brutal.
Fazit: SUICIDE SILENCE loten mit "You Must Die" die Grenzen des eng begrenzten Genres aus. Reiner Deathcore der alten Schule mit 0-0-0-0-Riffs ist das hier ganz bestimmt nicht. Wem sowas aber schnurz ist und der gleichermaßen brutaler wie gut gespielter und komponierte Mucke etwas abgewinnen kann, ist hier genau richtig. Hervorgehoben sei noch einmal die tolle Produktion, die es leicht macht, auch solch extremes Liedgut über Albumlänge genießen zu können.
Die schwedischen SPIRITUAL BEGGARS sind längst mehr als das rockige Auslassventil so mancher bedeutender Metal-Musiker (wie zum Beispiel Michael Amott (ARCH ENEMY), Ludwig Witt (GRAND MAGNUS) und Sharlee D’Angelo (ARCH ENEMY, MERCYFUL FATE)). Denn anders als diverse „Supergroups“ konnten SPIRITUAL BEGGARS mit nun mehr als acht Alben und ziemlich vielen Auftritten als Band vollkommen zu Recht eine große Fanbase erspielen. Die Schweden machen einiges anders als so manche Patchwork-Bands, haben ihren eigenen Sound und glänzen durch gute Musik und nicht (nur) bekannte Namen.
Das brandneue „Sunrise To Sundown“ soll da keine Ausnahme machen und begeistert neben dem wohl so ziemlich geilsten Artwork der gesamten Band-Diskographie mit elf Songs die den Hörer auf hardrockigen, bluesigen, doomigen und gewohnt steinigen Wegen ohne große Umschweife in die Siebziger tragen. Tatsächlich hört man, das hier Profis am Werk waren: Die stampfenden Drums, das Vintage-Keyboard, der tiefe Bass, die mal rockigen und mal leicht bekifften Gitarrenläufe, Amott-Soli und die unfassbar genialen Volcals von Apollo Papathanasio passen perfekt zusammen und kommen in der (für das Genre) doch ungewohnt fetten Produktion sehr gut zur Geltung. Dabei schaffen es SPIRITUAL BAGGERS sich ausgesprochen vielseitig zu präsentieren: Neben klassischen Stoner-Rockern mit Siebziger-Flair (wie zum Beispiel beim vorab veröffentlichten „Diamond Under Pressure“) gibt es saftige Rock-Songs mit dezenter Pseudo-Orgel-Arbeit („Hard Road“), einen ordendlichen Psychedelic-Einschlag wie mit „I Turn To Stone“ oder ausgeprägte Wüstenriffs und reichlich Fuzz wie in „Loneley Freedom“. Songs wie der der eröffnende Titelsong, das enorm treibende „What Doesn’t Kill You“ mit seiner tollen Message, oder das fast ungewohnt hardrockige „Dark Light Child“ bleiben mit sehr eingängigen Refrains und gewohnt guter Gitarrenarbeit sehr gut im Ohr.
Insgesamt fällt im Vergleich zu früheren Veröffentlichungen der Band auf, dass bei „Sunrise To Sundown“ der Hard Rock-Anteil dieses Mal größer ist. Ich finde das aber überhaupt nicht schlimm. Wer also ein sehr abwechslungsreiches Album zwischen 70’er Rock, Stoner und Moderne sucht wird hier fündig.
Betrachtet man sich das Schaffen vieler Künstler aus den Bereichen Kunst, Literatur oder Musik, dann fällt auf, das viele Themen nie an Aktualität verlieren.
So auch das Album »Amused To Death« vom Meister der Konzeptalben Roger Waters. Der Multiinstrumentalist beschäftigt sich mit dem Thema Medienabhängigkeit.
Ein Phänomen, das 23 Jahre nach seiner ersten Veröffentlichung aktueller ist denn je. Scheinbar scheint jeder auf irgendwelche Displays zu starren, um die Realität zu verdrängen.
Auch nach so langer Zeit klingt die digital nachbearbeitete Fassung immer noch gut und druckvoll. Der Neuauflage liegt sogar noch eine Blue-Ray im 5.1 Surround Mix bei. Waters schafft es, den Hörer über 70 Minuten mit diesem Konzept Album zu fesseln. Ähnlich wie bei seinem Meisterwerk »The Wall« setzt er auf Samples und viele Geräusche, die dem Album einen cineastischen Touch geben. So ist in dem Song »Late Home Tonight (Part I)« vermutlich ein Rentierschlitten zu hören, der mit seinem Glockengebimmel von links nach rechts rauscht – ein wahrhaftiges Erlebnis unter Kopfhörern.
Weitere Akzente setzt Gitarrist Jeff Beck, der mit seinem unverkennbaren Spiel der Musik Waters eine weitere klangliche Dimension verleiht.
Einzelne Titel werden an dieser Stelle nicht weiter hervorgehoben, da das Album am besten als Ganzes am Stück genossen werden sollte.
CANCER BATS haben mit "Dead Set On Living" nicht nur ein bärenstarkes Album abgeliefert, sondern sich damit auch endgültig aus der Reihe der Support-Bands in die Headliner-Gruppe begeben. "Searching For Zero" sollte dann die logische Fortsetzung des Vorgängeralbums sein, richtig? Der Opener "Satellites" schlägt dann auch die gleiche Kerbe wie "Dead Set On Living" und ist ein gradliniger, leicht punkiger Track geworden. Danach wird das von Ross Robinson (KORN, GLASSJAW, SLIPKNOT) produzierte Album überraschend schwermütig und dunkel. Doomige Songs wie das starke Doppel "Buts" und "Dusted" oder - das Highlight der Platte - der DOWN-Song "Beelezebub". Kein DOWN-Coversong, sondern genau der Song, den die New Orleans-Truppe seit Jahren verzweifel zu schreiben versucht. Großartiger Doom/ Sludge. Mit "Devil's Blood" und "All Hail" sind nur zwei Songs unter drei Minuten geblieben und wenig überraschend die beiden, in den CANCER BATS ihre Hardcore-Attitüde zeigen. "Searching For Zero" zeigt also die Facetten der Band auf. Eine Band, die verstanden hat, dass immer das gleiche Songwritingmuster zu nutzen klappen kann, aber nicht klappen muss und Abwechslung durchaus von den Fans gewollt sein kann. "True Zero" und "Arsenic In The Year Of The Snake" sind zwei weitere Kracher der Platte. Bei beiden setzte Shouter Liam die Akzente und zeigt sein über die Jahre erweitertes stimmliches Spektrum. BAT SABBATH, die BLACK SABBATH-Coverband der Jungs, macht sich bemerkbar. "Searching For Zero" ist ein mutiges Album, das gerne zwei, drei Songs mehr hätte enthalten können, aber auch mit einer knappen halben Stunde mächtig Spaß macht. CANCER BATS trauen sich viel in den neuen Songs - ein Wagnis, das von ihren Fans hoffentlich gewürdigt werden wird.
In den USA hatte die Mucke von GOOD CHARLOTTE ja schon immer eine größere (vor allem verkaufstechnisch) Popularität als in Europa, obwohl Anfang 2000 und ein paar Jahre danach waren ähnlich ausgelegte Bands wie BLINK 182, SUM41 oder auch die deutsche Version die DONOTS ebenfalls häufiger vorne in den Charts zu finden. Einfacher, Spaß-Pop Punk, der spätestens nach 35 Sekunden einen Mörderrefrain aus den Boxen spuckte, war hier die Devise. Vornehmlich leicht verdauliche Teeniemusik, wie sie auch GREEN DAY oder THE OFFSPRING mal zu ihren Anfangstagen mehr oder weniger gemacht haben. Klar, Punkpuristen rümpfen da wahrschienlich entsetzt ihr anarchisches Näschen, denn diese wahrlich meist nur wenig gesellschaftskritische Ausprägung, ist Mainstream pur und natürlich überhaupt nicht mehr authentisch im Sinne der ursrpünglichen Punkbewegung.
Egal, das sind auch eher Nebensächlichkeiten - GOOD CHARLOTTE gehören zweifellos zu den erfolgreichsten Formation des Pop-Punks und nach fünf offiziellen Alben seit 2000 war jetzt wohl auch mal eine "Greatest Hits" Scheibe fällig. Das letzte reguläre Studioalbum „Cardiology“ erschien erst Ende Oktober 2010 und liefert daher noch keinen Beitrag für diese 16 Tracks umfassende Retrospektive. Die Formation um die beiden Zwillingsbrüder und Masterminds Joel und Benji Madden aus Maryland besteht eigentlich schon seit 1995, die Stelle des Drummers ist dabei eher eine Unkonstante, denn aktuell sitzt Felldrescher Nummero fünf hinter der Schießbude. Diese CD bietet natürlich zu Beginn die zahlreichen Kracher aus den Anfangstagen wie „Lifestyles Of The Rich And Famous“, „I Just Wanna Live“ oder „Little Things“ nochmals versammelt. Meistens also schnelle unkomplizierte Songs, knallige Hooks, gerade aus ohne große Ecken und Kanten. Die Titel ab dem dritten Album “The Chronicles Of Life And Death" zeigen aber auch, dass GOOD CHARLOTTE stilistisch nicht stehen geblieben sind und durchaus mehr können als nur schnell ins Ohr gehende Mitsingträllersongs, die nach einem mal Durchhören schon wieder (fast) vergessen sind.
Die Musik geht da schon mehr in Richtung härterer (Alternative/Indie) Rock, vor allem aber sind die Songs nicht immer nach dem selben Schema-F komponiert sondern auch klanglich abwechslungsreicher gemacht. Schöne etwas melancholischere Sachen wie u.a. „We Believe“, „Predictable“ (mit schönen Streicherparts) oder noch besser dass schelle „The River“ (hat einen gewissen 80er Jahre Touch; hier waren außerdem M. Shadows und Synyster Gates von AVENGED SEVENFOLD dabei) und zeigen deutlich - diese Band hat durchaus mehr drauf.
Bei dem schmissigen „I Don’t Wanna Be In Love (Dance Floor Anthem“) (der Song hat was von KISS „I Was Made For Loving You“) mit diesen dancefloorartigen Beats geht die Band so richtig gut ab und hat nur noch wenig von der ehemaligen Teenieband in ihrem Soundgefüge. Genauso wie bei dem treibenden mit schönen Riffs begleiteten „Misery“, hier klingen die Amis deutlich gereift, das ist so sogar kein typischer „American Pie – Bubblegumsound“ mehr. Wenn GOOD CHARLOTTE zukünftig diese Richtung einschlagen, hat man sicher auch eine Daseinsberechtigung, wenn auch die erfolgreichsten Zeiten momentan eher vorbei zu sein scheinen.
Auf stolze anderthalb Dekaden Bandgeschichte kann die finnische Ausnahmekombo mittlerweile zurückblicken und nun naht die Veröffentlichung des siebten Studioalbums. Treffend mit „7th Symphony“ betitelt, regieren auch dort natürlich wieder die Cellos, und doch setzt sich das Album zunehmend von seinen Vorgängern ab. Zwar waren die rein klassischen Zeiten schon vorher lange vorbei, doch auf „7th Symphony“ sind die Cellos zum Teil so stark angezerrt, dass sie schon mehr nach E-Gitarren denn nach klassischen Streichinstrumenten klingen- der Metal fordert zunehmend seinen Tribut. Die Band zeigt sich vielseitig, experimentiert beim vertrackten, siebenminütigen Opener „At The Gates Of Manala“ mit Progressive-Elementen, bei „Bring Them To Light“ (geschrieben und eingespielt mit Joe Duplantier von GOJIRA) gibt es gar Thrash-Metal um die Ohren, dazwischen finden sich klassischere Perlen wie „Beautiful“ und das wunderbar stimmungsvoll-melancholische „Sacra“. Mit „End Of Me“ mit Gavin Rossdale (BUSH) am Mikrofon ist ein klasse Rocksong gelungen, auch die angehende zweite Single „Not Strong Enough“ mit Brent Smith von SHINEDOWN ist so eingängig, dass sie ohne weiteres den Weg ins Radio finden dürfte. APOCALYPTICA weigern sich, auf der Stelle zu treten und das daraus resultierende Album kann sich sehen lassen.
Nachdem „Empire“, das zweite Album von KASABIAN, bis an die Spitze der UK-Charts geklettert ist, dürfte der Druck auf die vier Jungs aus Leicester groß gewesen sein, ein ebenbürtiges Nachfolgewerk aufzunehmen. Dabei haben sie offenbar die Flucht nach vorn ergriffen, denn „West Ryder Pauper Lunatic Asylum“ – so hieß Großbritanniens erste psychiatrische Klinik für Arme – ist zum Bersten voll mit musikalischen Ideen und Spielereien. Beim ersten Hören ist es dann auch noch schwer auszumachen, was die Jungs da eigentlich treiben, aber dann schälen sich die einzelnen Songs mehr und mehr heraus, und immer wieder bleibt man an Stellen hängen, die einem einfach nicht mehr aus dem Ohr wollen. In den Stücken werden u. a. Elemente aus Pop, Rock, TripHop, Elektro und Psychedelic vermischt, und daraus entsteht ein sehr eigener und atmosphärischer Sound. Dass das bestens funktioniert, zeigen Hits wie das treibende „Fast Fuse“ mit seiner Mischung aus Garage-Rock, Surf und Elektro, „Where Did All The Love Go“ mit seinem Retro-Disco-Beat oder der fett groovende Elektro-Rocker „Vlad The Impaler“. Zusätzlich erhält das gesamte Album durch dezent eingesetzte Streicher und Bläser einen gewissen Filmmusik-Charakter. Das ist auch durchaus gewollt: Die Idee zu diesem Album war, einen Soundtrack für einen Film zu schreiben, den es nicht gibt. Produziert wurde die Scheibe von KASABIAN-Gitarrist und -Songschreiber Sergio Pizzorno und Dan Nakamura, der auch schon mit DJ Shadow und den GORILLAZ gearbeitet hat. Und besonders den Einfluss der letzteren hört man hier immer wieder heraus. Mit ihrem dritten Longplayer ist KASABIAN ein wirklich herausragendes, extrem abwechslungsreiches und spannendes Album gelungen, das dazu noch eine ganze Ladung toller Songs bietet.