Göttergaben; "Hang The Pope", die ganze "Game Over"-Scheibe und vieles mehr haben Kiff-Zeremonien-Meister Lilker, Sirene Conelly und Co. zuwege gebracht. Nach kurzer Pause trinken die Herren wieder mehr Bier und machen Thrash. Auf dem Cover prangt der Nuke-Schädel, auf der CD gibt typisches Rack-Tacka-Tack-Riffing, die nervige Stimme Johns, wechselndes Tempo - eben die Trademarks, die es für eine typisch-thrashige Scheibe braucht. Nur: Trotz aller gutgemeinten Zutaten mag der Dritte-Welt-Völkermord nicht recht zu überzeugen. Obwohl ein Eintopf gern mal aufgewärmt besser schmeckt als frisch gekocht, so wird das erste Studio-Album nach der Reunion seinen faden Beigeschmack nicht los. Hier fehlt der alte Enthusiasmus, die echte Frische, der richtige Elan. Die Scheibe ist irgendwie nicht wirklich schlecht, wer aber den moderneren Thrash bevorzugt, der sollte sich hier nicht langweilen. Nurzu empfehlen für alte Männer, ewig Gestrige, total Treue oder einigermaßen Verrückte. Aber davon soll es ja genug geben. Keine Göttergabe, eher durchwachsener Standard. Macht melancholisch.
Die britischen Progrocker PENDRAGON sind nicht gerade für Fließbandarbeit bekannt. Lagen zwischen den beiden letzen Alben "The Masquerade Ouverture" und "Not Of This World" über 5 Jahre, sind seit dem letzen Alben (2001) auch schon wieder ein paar Jährchen vergangen. Ob es diese Zeit gebraucht hat um ein Album wie "Believe" entstehen zu lassen, sei mal dahingestellt und ist in erster Linie wohl Bestandteil einer subjektiven Betrachtensweise. Pendragon kommen auf "Believe" auf jeden Fall mal eine ganze Ecke rockiger daher als gewohnt - will meinen: gegenüber den eher keyboardlastigen Vorgängern setzt Sänger und Gitarrist Nick Barett und seine Kollegen (Arena-Keyboarder Clive Nolan, Schlagzeuger Fudge Smith und Gitarrist/Bassist Peter Gee) mehr auf moderate Riffs und hochmelodische Gitarrensoli. Die ersten drei Tracks gehen dabei mehr oder minder fließend ineinander über. Das als Titel fungierende Intro "Believe" (mit Ethno-Floyd Anleihen und weiblichen Gesang), der melodische Rocksong mit Achtzigerflair und Geigenparts "No Place For The Innocent" (wobei hier der Gesang ein wenig abfällt) und "The Wisdom Of Solomon" (tragende Halbballade, samt spanisch anmutender Akustikgitarre, mit herrlichem Gitarrenteil - starkes Stück). Mit dem etwas langatmigen Intro "For Your Journey" startet das zentrale Stück der Scheibe, das über 20-minütige, in vier Teile gegliederte "The Wishing Well". Dabei sorgt vor allem der zweite Part, das zum Teil mit recht heftigen Gitarren und Emo-Elementen sowie soundfüllenden Keyboardteppichen versehene "So By Sowest" für anerkennendes Kopfnicken - wenn es auch zum Teil für PENDRAGON-Verhältnisse fast einen Tick zu überladen ist. Dies gilt auch für den folgenden Part "We Talked" (ähnlich wie "So By Sowest", kann aber nicht ganz so überzeugen) und den schönen Abschluss "Two Roads". "The Wishing Well" fordert den Hörer schon ein wenig. Die abschließenden beiden Songs, das fast schon als Popnummer mit Ethnotouch zu verstehende "Learning Curve" und die epische, teilakustische Ballade "The Edge Of The World" sind dann wieder leichtere Kost - und die scheint der Band fast besser zu stehen. "Believe" ist ein gutes Album, nett anzuhören - hat aber über die ganze Spielzeit halt auch ein paar Längen - nicht mehr, aber auch nicht weniger. Fans der Band können mit dem Album mit Sicherheit was anfangen - das neue Highlight der Diskografie wird "Believe" wohl aber nicht werden. Da hatten wir PENDRAGON schon mal abwechslungsreicher. "Believe" gibt es auch als Special Edition mit erweitertem Booklet und einer Bonus DVD mit einem einstündigem "Making of ..."-Video.
Unlängst hatten wir mit UMPHREY’S McGEE und deren aktuellen CD erstmals eine Formation der sogenannten "Jam Band-Szene" in unserem Soundcheck. Jetzt geht’s gleich munter weiter, denn das InsideOut Label war nicht untätig und hat mit THE STRING CHEESE INCIDENT einen weiteren hochkarätigen Vertreter dieses Genres an land gezogen. Jam Rock genießt hier bei uns in Europa bisher noch ein eher bescheidenes Dasein, hingegen in den USA gibt es ein begeisterndes Millionenpublikum für diese Musik, die sogar große Stadien füllt. Die Basis aller Jam Rock Bands ist zwar schon irgendwie ähnlich aber vergleichen oder kategorisieren läßt sich dass ganze eher weniger, jede Gruppe ist höchst eigenwillig und dies ist auch bei THE STRING CHEESE INCIDENT nicht viel anders. Am ehesten könnte einem hierzu noch die altehrwürdigen GRATFUL DEAD oder die folkigen Sachen von John MELLENCAMP als kleine Anhaltspunkte einfallen. Aufbauend auf starke Blues & Country Wurzeln, ein klein wenig Jazz, viel Blues, Folk und natürlich Rock‘n‘Roll agieren die Jungs auf "One Step Closer" sehr melodienbetont, manchmal leicht psychedelisch und eigentlich so gar nicht schräg oder gar irgendwie zu improvisiert wie etwa die McGees. Ausufernde Solos mit wilden Instrumentalorgien oder andere staubtrockene, vertrackte Arrangements finden sich hier dankenswerter Weise eher selten. Die Jungs zaubern wirklich eine recht coolen Sound aus ihrem Instrumentenfundus (z.B. Mundharmonika oder Akkordeon). Außerdem gab man sich bei diesem fünften Werk einige ganz besondere Vorgaben u.a. mußte jedes Mitglied mal singen und mindestens zwei eigene Songs beisteuern. Auch ansonsten funktionieren die Amis durch und durch demokratisch: Jedes Mitglied bestimmt mit, übernimmt aber auch Business-Aufgaben, vom Merchandise der Fanartikel über Ticketverkauf bis hin zum eigenen Label. Das gemeinsames Ziel soll es sein, sich bei jeden Auftritt bzw. jeder CD quasi neu zu erfinden. Als Produzent für "One Step Closer" konnte man Malcolm Burn (u.a. Bob DYLAN, Emmylou Harris) gewinnen wobei er während der Aufnahmen als sechstes Bandmitglied fungierte. Burn schrieb und arrangierte die Songs mit und spielte einige Passagen sogar selbst ein. Die Tracks sind vornehmlich mit akustischen Gitarren, meist sehr ruhig relaxt mit sparsamen Drums und oft in typischer Songwritermanier mit viel Atmosphäre eingespielt worden. Aber auch wenn’s mehr elektrischer zugeht wie bei dem gelungenen countrymäßigen "Sometimes A River" oder dem Ur-STONES Clone "Swampy Waters" können gerade die unterschiedlichen Gesangsstimmen viele interssante Akzente setzen. Weitere herausstechende Songs sind noch das blusig fließende "Until The Music Is Over" oder das tatsächlich etwas an PINK FLOYD anmutende "Silence In Your Head". Schönes Album nicht, trotz Retrocharakter nur für Nostalgiker geeignet.
Schenkt man dem sehr kurzen Info Glauben, hat einer der zwei Masterminds von CARPTREE, Carl Westholm, bereits mit den Bands CANDLEMASS, KRUX und ABSTRACT ALGEBRA zusammen gearbeitet. Und das hier vertretene "No Future Orchestra" ist in der schwedischen Metal - Szene angeblich auch eine bekannte Größe. Jedenfalls hat sich das Duo (der andere Kopf ist Niclas Flinck) ordentlich Gäste ins Studio geholt, die "Man Made Machine" klanglich veredeln und mit diversen Instrumenten und Chören ansprechend aufwerten. Trotz zusätzlicher Saiten, - und Percussion - Instrumente, die zu Piano, Synthesizer, etc. noch hinzukommen, wirkt das Album nicht überladen, sondern von vorne bis hinten schlüssig und nachvollziehbar. Atmosphärisch erinnert "Man Made Machine" etwas an das obergeniale MARILLION - Debüt "Script For A Jester´s Tear" und wartet mit sehr leisen, treibenden, gefühlvollen Kompositionen auf. Als echtes Highlight entpuppt sich das zusätzlich (!) mit dem "Trollhättan Chamber Choir" aufgenommene "Sunshine Waters", eine epische Hymne im Breitwandformat, was aber auf alle Stücke irgendwie zutrifft. Auch der tolle Titelsong erweist sich als echter Ohrwurm mit Langzeitqualitäten, aber über die gesamte Spielzeit hinweg schleicht sich für meine Begriffe doch ein wenig Banalität ein, weil klangliche "Explosionen" leider rar gesät sind, das Tempo nur selten angezogen wird und die Produktion leicht volumenlos und matt herüber kommt. Das degradiert "Man Made Machine" leider etwas zur Hintergrundmusik, was ich echt schade finde. Aber Fans mit Hang zu softerem, symphonischem Progressive Rock dürfen sich CARPTREE dennoch gerne notieren!
Beim Hören von "Hazardous Mutation” konnte ich mir eine Träne der Rührung nicht verkneifen. Früher war einfach alles besser. Man konnte peinliche Frisuren, Augenkrebs fördernde Hosen und weiße Basketballstiefel kombinieren und war arschcool. Kein Mensch brauchte Handys oder eine 300-GB-Festplatte voller mp3s. Das Wort Crossover wurde noch für anständige Bands benutzt. ANTHRAX hatten ihre ganz ganz große Zeit... MUNICIPAL WASTE fühlen sich dieser Zeit sehr verbunden und lassen selbst in Jungspunden nostalgische Gefühle aufkommen. Fröhlich wird hier drauflos gespielt, einfach wodrauf man Bock hat, und heraus kommt punkig schneller Thrashcore, wie ihn DRI oder ANTRHAX nicht besser hinbekommen hätten. Wer jetzt irgendwas von simpel faselt, sollte sich vor Augen halten, dass hier u.a. BURNT BY THE SUN-Drummer Dave aktiv ist - und der Mann ist beileibe kein uffta-uffta-Drummer. Neben der rasend schnellen, einfach zum Bangen einlandenden Mucke hat mich der Humor der Songs gefangen, heutzutage ist im krampfhaft politisch korrekten HC davon ja nicht mehr viel zu spüren. MUNICIPAL WASTE scheißen drauf, was sie nur noch sympathischer macht. Schnappt euch einen Kasten Bier, holt die alten Shirts hervor und dreht "Hazardous Mutation" laut auf. Dann muss nur noch einer "Circle Pit" brüllen und alle sind selig. Selig in den 80ern - und das kann sehr schön sein. Danke dafür.
Vor drei Jahren standen SOILENT GREEN mit "A Deleted Symphony For The Beaten Down" vor dem ganz großen Durchbruch in der Fangemeinde extremen Kraches. Doch ein Autounfall warf die Band weit zurück, da sich dabei einige Bandmitglieder sehr schwer verletzen und Touren unmöglich war. Bandkopf Ben Falgoust war genaugenommen sogar das Laufen unmöglich, was er erst wieder mühsam erlernen musste. Doch scheinbar gibt es selbst in der heutigen Zeit auch sowas wie ein Happy End: SOILENT GREEN sind wieder da, momentan auf Tour und mit "Confrontation" haben sie eine brandneue Platte am Start. Der Vorgänger des aktuellen Albums hat den Relapse-Sound quasi definiert und mit seiner infernalischen Mischung aus Grind, Metal, Hardcore und Sludge den perfekten Soundtrack für die Scheisstage im Leben geliefert. "Confrontation" steht also vor einer schwierigen Aufgabe und muss die hochgelegte Messlatte überspringen, die von der gelöschten Symphonie gelegt wurde. Nur schafft sie es nicht. SOILENT GREEN sind in den vergangenen drei Jahren ruhiger geworden und haben "Confrontation" deutlich rockiger und vor allem leichter nachvollziehbar als den Vorgänger gemacht. Zwar kommt der Krach immer noch voller Gewalt und Wut aus den Boxen, aber es scheint, als hätten SOILENT GREEN ihren negativen Gefühlen eine Schablone auferlegt. Da wird nur selten unbarmherzig gegrindet, dafür umso öfter fast schon lässig gerockt. Ben Falgoust Stimme ist zwar nach wie vor eine unverwechselbare Röhre (und man kann dem Mann die Wut über die letzten Jahre anhören) und die Produktion erstklassig, aber die Grundstruktur der Songs gefällt nicht mehr so wie auf "A Deleted...". SOILENT GREEN haben sich verändert (von Weiterentwicklung zu sprechen wertet die Vorgängeralben unverdient ab), in einen leichter zu erschließenden Sound. Der gefällt durchaus, ist aber nicht die Art Musik, die von SOILENT GREEN zu erwarten war.
Mit der 96er CD Werk "Arena" wollten die beiden Hauptprotagonisten von ASIA Geoff Downes & John Payne einige neue musikalische Elemente in ihre Musik integrieren. Nach dem wirklich schwachen Vorgänger "Aria" gelang dies auch dank der Mitwirkung einiger neuer Musiker, so dass man sich doch deutlich aus der eingeschlagenen AOR-Schiene befreien konnte. Auch das Artwork (obwohl oder gerade nicht mehr von Roger Dean) kann wieder an alte Glanzzeiten anknüpfen, der hochwertige Prägedruck mit dem ruhenden Löwen verstärkt diesen Eindruck beim Re-Release um so positiver. Musikalisch hat auch "Arena" mit den spitzenmäßigen 80er Frühwerken nach wie vor nicht viel gemeinsam, war aber auch klar, dass ASIA in dieser Besetzung nicht mehr einen Schritt in die Vergangenheit zurück machen wollten. Besetzungstechnisch gab es wie erwähnt viel Gäste und gleich mehrere fähige Leute an den Gitarren u.a. Eliott Randall (STEELY DAN) oder Aziz Ibrahim (SIMPLY RED), die mit teilweise recht ungewöhnlichen Sounds für viel frischen Wind sorgten. Besonders gelungen sind außerdem die wirklich spitzenmäßigen Percussions von Luis Jardim, die ARENA mehr als nur bereichert haben. Sofort beim Instrumentalintro "Into The Arena" mit tollem lateinamerikanischen Flair, man fühlt sich regelrecht in einem SANTANA Song, wird sofort klar, es geht in eine neue Richtung. Klar, die typischen Asia Elemente wie üppige Keyboards, schöne Refrains und tolle mehrstimmige Gesänge fehlen natürlich nicht, sie kommen halt nur in verändertem Klangbild daher. Die Band wollte laut eigener Aussage etwas mehr weg vom AOR hin zu wieder mehr progressiven Songs. Nun dieser letzte hohe Anspruch gelingt aber nur in Ansätzen u.a. muß man hier das absolute Albumhighlight mit dem über 9-minütigen "The Day Before The War" erwähnt werden, bei diesem epischen Track mit seinen vielen Rhythmus und Stimmungswechseln paßt wirklich alles zusammen. Ansonsten überzeugen insgesamt auch wieder die Melodien sowie die stets catchy gehaltenen Refrains mit einer guter Qualität und nur wenigen negativen Ausreißern u.a. "Falling". Als weiter Höhepunkte sind noch "Two Sides Of The Moon" (eine schöne Akustik Live-Version ist auch als Bonus enthalten) oder "Heaven" mit seinen leicht FLOYD’igen Gitarrenlicks zu erwähnen. Dass ist auf ARENA alles viel besser als beim halbgaren ARIA Album. Neben einer wirklich gelungenen Soundüberholung, ausführlichen Linernotes, 16-seitigem Booklet ist mit "That Season" ein gar nicht mal so übler Zusatztrack enthalten.
Mit ihrem aktuellen Werk "The Black Halo" haben die Power Metaller von KAMELOT eindeutig ihr bisher stärkstes Stück Musik abgeliefert und dies will, nach fast 20 nicht immer ganz einfach Jahren im Geschäft, schon was heißen. Ein außerdem klasse gemachtes Artwork mit einer unbekannten Schönen rundet das stimmige Gesamtpaket außerdem perfekt ab. Inhaltlich wurde hier die konzeptionelle Grundlage aus Goethes "Faust" aus dem ebenfalls nicht zu verachtenden Vorgängeralbum "Epica" nochmals weiterentwickelt. Auch bei diesem zweiten aber gleichzeitig definitiv letzten Teil einer recht abenteuerlichen Geschichte hat es die Band um ihren findigen Bandleader sowie Gitarrist Thomas Youngblood geschafft, lückenlos an den hochklassigen Vorgänger anzuschließen ohne sich dabei im geringsten zu wiederholen. Ganz im Gegenteil "The Black Halo" ist noch etwas detailreicher geworden beinahe schon symphonisch opulent/bombastisch, es gibt viele tolle instrumentale Geschichten wobei sich vor allem der ausgeliehene STRATOVARIOUS-Keyboarder Jens Johansson besonders positiv bemerkbar macht. Trotzdem kommen aber auch die Gitarren keineswegs zu kurz, es dominieren inklusive einem satten Schlagzeugpunch viele mitreißende sowie fette Riffs mit temporeichen sowie härteren Passagen, so daß die Mischung hier einfach perfekt ist. Tolle Melodien mit klasse Hooks, viele rasante Speednummern sowie songdienlich eingestreute klassische Orchestrationen sorgen für ein hervorragendes Klangbild. Die CD ist trotz mancher vermeintlicher Weichspülerfaktoren doch noch etwas härter und vor allem düsterer als sämtliche Alben zuvor ausgefallen. Bereits mit dem geilen "March Of Mephisto" hauen uns KAMELOT einen derart hammermäßigen Epictrack um die Ohren, der sich gewaschen hat, man will dabei regelrecht mitmarschieren. Hier sowie auch dem monumentalen fast 9 minütigen "Memento Mori" gefallen, selbst mir als altem Saubergesangsfanatiker, dass heftige Gekeife von DIMMU BORGIR "Sänger" Shagrath - es paßt einfach alles wunderbar songdienlich zusammen. Und dann immer wieder diese fetten, bedrohlich dunklen Chorarrangements - super. Gab es vielleicht vorher immer noch ein paar unbelehrbare Kritiker, die den Gesangsstil von Roy Kahn nicht so überzeugend fanden - jetzt dürfte wohl endgültig Schicht im Schacht sein. Denn was dieser Junge auf "The Black Halo" abliefert ist mehr als eine klasse Performance man höre sich nur mal das gefühlvolle "Abandoned" hierzu an. Aber auch das tolle Duett "The Haunting" mit Simone Simons (EPICA) sowie das geniale "Moonlight" zählen zu den Highlights. Die Story ist textlich ansonsten enorm facettenreich bzw. komplex es geht ganz grob gesagt um politische, kulturelle und religiöse Ereignisse zu Goethes Zeiten angereichert mit entsprechenden Querverweise auf das heutige Leben mit vielen kleinen Begebenheiten aber politische Statements u.a. zum Irak Krieg, schaffen einen aktuellen Bezug. An der Produktion (Miro von EPICA sowie Sascha Paeth, was der Mann derzeit anfasst wird einfach ein Erfolg!) gibt natürlich nichts zu mäkeln - bombastisch und doch absolut heavy zugleich klingen sämtliche Tracks. "The Black Halo" ist ganz klar einer der Anwärter für das Album des Jahres 2005 in diesem Genre.
Im mittlerweile recht üppig angewachsenen Backkatalog der Bombast Rocker ASIA ist seit dem überragende Debüt von 1982 das 94er "Aria" Album für mein Dafürhalten mehr oder weniger schon das bisher schwächste Werk der Band. Diese negative Einschätzung kann auch leider die aktuelle Neuauflage mit besserer Verpackung nicht verändern, obwohl der remasterte Sound doch deutlich voluminöser bzw. harmonischer aus den Boxen dringt. Bereits das wirklich für ASIA Verhältnisse schlechte Coverartwork (was Roger Dean damals wohl geritten hat, denn normalerweise produziert dieser geniale Künstler nur exzellente Covers?!) sorgt schon für einen negativen äußerlichen Eindruck (da hilft auch die Prägedruckauflage nicht viel). Was halt an dieser CD fast durchweg enttäuscht ist dass insgesamt relativ schwache Songwriting. Das Duo Payne/Downes hatte mit dem guten Vorgängeralbum "Aqua" einen überzeugenden Einstand gegeben und jetzt holte man sich für "Aria" als feste Besetzung den talentierten Gitarristen Al Pitrelli sowie Schlagzeuger Michael Sturgis mit ins Boot. Den Anfang bildet das solide "Anytime" (ein ganz witziges Video ist als Bonus enthalten) und gelingt so noch recht passabel aber dann wechselt der melodische Hard Rock doch mehr und zu seichtem AOR im SMOKIE Style ("Summer") der zunehmend unspektakulärer und stellenweise richtig fad daher kommt. Der immer noch stark vorherrschende Keyboardbombast verkommt zur puren Staffage, da die Gitarren viel zu stark im Hintergrund agieren müssen und viel zu selten mal mit gelungenen Solos wie bei "Rememberance Day" den zugekleisterten Sound durchbrechen dürfen. Einzig der schön wummernde Bass kann noch ein positives Ausrufezeichen setzen. Am überzeugend agierenden Sänger John Payne liegt es eher nicht, dass die Refrains vieler Songs beinahe schon etwas gequält und auf Teufel komm raus eingängig getrimmt klingen z.B. "Enough’s Enough", in schlicht platte Popattitüde ausarten und sich dadurch nur wenig hängenbleibendes beim Zuhörer einnistet. Die oftmals durchschimmernde Melancholie wirkt irgendwie aufgesetzt, die Keys dominieren einfach zu stark es fehlt mir an rockiger Wucht schwülstiger Pathos "Desire" rettet die CD insgesamt auch nicht vor der Belanglosigkeit. Bei "Military Man" (auch wenn Erinnerungen an einen bekannten ASIA Titel nicht zu verleugnen sind) und gerade der sehr schönen akustischen Version auf dem Re-Release paßt es zur Abwechslung dann mal. Auch der Bonustitel "Reality" mit seinem komisch synthetisch verzerrten Refrain kann leider nicht zur Besserung beitragen. Daher bleibt "Aria" für mich ganz klar allenfalls gerade noch ein Durchschnitts Album mit Tendenz zu weniger.
Es ist geschafft, ich habe die Number Of The Beast erreicht und Review Nr. 666 ist fertig. THE BLACK DAHLIA MURDER zelebrieren mit mir dieses teuflische Jubiläum, auch wenn vielleicht eine evil BM-Band angemessener werden. Die machen aber nicht so viel Spass wie "Miasma", die neue Scheibe der Detroiter. Schon der Vorlauf zur Scheibe, beim Opener "Built Forsin" wird die Ausrichtung der Scheibe klargemacht: noch schneller und gleichzeitig noch melodischer als "Unhallowed" verspricht "Miasma" zu werden. THE BLACK DAHLIA MURDER setzen ihren Kurz konsequent fort und haben geschwindigkeitsmäßig noch einen Zacken zugelegt, während gleichzeitig die Gitarren noch melodisch-verspielter geworden sind. Neben Speedgranaten wie "I’m Charming" oder "Miasma" nehmen die Jungs aber auch mal eine Auszeit und können mit relativ langsamen Songs wie "Novelty Crosses" punkten - auch wenn diese Songs immer wie mit angezogener Handbremse gespielt wirken. Es scheint, als wollten THE BLACK DAHLIA MURDER einfach nur schnellen melodischen Death Metal spielen, was sie auch zur Genüge tun. Einzig der Gesang ging mir diesmal auf die Eier, im Gegensatz zu "Unhallowed" klingt er eintöniger und weniger kraftvoll, vor allem die Kreischstimme ist streckenweise richtig misslungen weil zu eintönig. Irgendwie fehlte mir auch ein Song, der ein richtiger Smasher ist, wie "Funeral Thirst" vom Vorgänger. Die Songs auf "Miasma" sind nicht schlechter als auf "Unhallowed", aber weniger eingängig und am Stück gehört weniger eigenständig. Trotzdem bleibt "Miasma" eine verdammt gute Death Metal-Scheibe, die nur im Verlgeich zum überragenden Vorgänger Punkte verliert. Kann man sich als Freund schnellen melodischen Death Metals trotzdem ohne Zögern kaufen.