Kanada entwickelt sich immer mehr zum Mekka für Death-Metal-Freaks. Und ja, eine gewisse Verwandtschaft zu Genregrößen aus dem großen Land nebenan sind sicherlich nicht zu verleugnen. Aber im Gegenteil zu vielen Knüppelmaten aus der Ami-Ecke haben diese Canucks eben nicht dem Hang zum überdimensionierten Gefrickel, zum Eigenlob-verseuchten Rumsoliere oder zu völlig vertrackten, break-überladenen Songs. Bei aller Härte der NEURAXIS-Struktur, bei allem Gegrowle von Meister Brisebois und seiner Helfershelfer (unter anderem Netherton von Misery Index), bei allem Tempo, bei aller Abwechslung - die Songs sind immer noch nachvollziehbar, bleiben sogar mal hängen und stehen damit über vielen Alben aus den USA oder Polen. Dabei verzichten die Kanadier trotz einiger echt schöner Melodien auf die Verweichlichung ihrer Musik und verquicken so Grenzgebiete, die es zu entdecken lohnt. Was die Kapelle dadurch unterstützt, dass sie immer wieder gern die Grindcore-Ecke zitiert und so für noch mehr Brachialität sorgt und auch Slayer-Thrash-Soli nicht verschmäht. Ein klitze-kleinen Nachteil entdeckt der ein oder andere vielleicht bei den Blast Beats oder überhaupt beim Sound des Schlagzeugs der bisweilen und lange nicht immer (und schon gar nicht so wild wie bei vielen vergleichbaren Bands) ein wenig zu klinisch klingt. Aber eigentlich spielt das gar keine Rolle, denn wenn jedes Death-Metal-Album so nach vorne ginge, dann wäre das die wahre Pracht. In diesem Sinne: Go Canada Go!
Auch zur letztjähren Ausgabe der "Where The Bad Boys Rock Tour" bringen die Dortmunder vom People Like You-Label wieder eine DVD an den Start. Zu sehen gibt es einen Live-Mitschnitt vom Konzert in Wien mit MAD SIN, den U.S. BOMBS, DEADLINE, den GENERATORS, DISTRICT und THE DEEP EYNDE. Besonders wegen des MAD SIN-Auftritts ist die DVD schon sehenswert: Die Berliner Psychobilly-Urgesteine rocken wie Hölle, Sänger Köfte rennt mit einer Agilität über die Bühne, die man ihm bei seinem Körperumfang nie zugetraut hätte, und wenn zwischen den Songs das Licht gedimmt wird, kann man über Valles beleuchteten Kontrabass staunen. Dazu ist noch der Sound extrem gut, so dass es hier fast nichts zu bemängeln gibt. Fast - denn 28 Minuten mit dieser Hammerband sind einfach viel zu kurz! Dagegen kommen dann die U.S. BOMBS-Fans mit 45 Minuten voll auf ihre Kosten. Der Sound ist hier zwar weniger differenziert, und vor allem die Gitarren matschen und sind im Vergleich zum Bass auch ganz einfach zu leise, aber auf musikalischen Genuss kommt es bei Duane Peters und seinen Mannen eben auch wirklich nicht an. Viel genialer ist es, dem großartigsten Rock ´n Roll-Asi der Welt bei seinen Kapriolen zuzusehen. Warum DEADLINE auf dieser DVD ganze 30 Minuten zugestanden wurden, ist mir allerdings nicht so ganz klar, denn die Engländer um Sängerin Liz wirken recht blass und die Musik wenig ausgereift. Genauso unverständlich ist mir, warum den großartigen GENERATORS dagegen nur knappe 13 Minuten eingeräumt wurden und man dazu "Murder" als einen der vier Songs ausgewählt hat - nicht weil das ein schlechter Song ist, sondern weil eine Gitarre über weite Strecken ausgefallen ist. Aber die Jungs aus L.A. scheinen auch insgesamt keinen guten Tag gehabt zu haben, denn sie wirken etwas müde und lassen die grenzenlose Energie missen, die sie z. B. auf dem Hamburg-Konzert im Logo hatten, wo sie dadurch zur besten Bands des Abends wurden (zugegeben: MAD SIN haben an diesem Abend nicht gespielt). DISTRICT und THE DEEP EYNDE sind dann noch ganz nett anzuschauen, haben aber nicht wirklich viel zu bieten. Insgesamt überzeugen sämtliche Mitschnitte aber durch ordentliche Sound- und Bildqualität, wenig Schnickschnack und viel Musik. Zusätzlich gibt´s dann auf der DVD auch noch Interviews, Handcam Specials, Videoclips und eine Fotogallerie zu sehen, wozu ich aber hier nichts sagen kann, da die Features auf der Promo-Version nicht enthalten sind. Wer aber auf MAD SIN und/oder die U.S. BOMBS steht, kann bedenkenlos zugreifen, da er in jedem Fall eine tolle Show geboten bekommt, die einen eine Hitze spüren lässt, als stünde man selbst grade im Publikum.
"Alive Without Control" ist das erste Lebenszeichen der BLACK HALOS seit dem Jahr 2002, als der Fünfer aus Vancouver sich aufgelöst hatte, um getrennte Wege zu beschreiten. Zumindest was Sänger Billy Hopeless in der Zwischenzeit getrieben hat, kann man sich vorstellen, wenn man sich das Album anhört, denn seine Stimme klingt so herrlich abgefuckt, dass man nur auf jahrelangen Konsum von jeder Menge hartem Alkohol, Zigaretten und anderen Drogen schließen kann. Aber die Reunion hat sich nicht nur deshalb gelohnt, damit man in den Genuss seines Alk-schwangeren Gröl-Gesangs kommt, sondern diese Scheibe ist ein echter Knaller geworden: Die BLACK HALOS der Gegenwart sind in Bestform, dreckig, rotzig, laut und wütend, ballern einem eine Hymne nach der anderen ins Ohr und haben dabei auch noch ohne Ende Spaß. Ihr Stil klingt dabei wunderbar altmodisch und ist an die großen Bands der Frühzeit des amerikanischen Punkrock angelehnt, wie die NEW YORK DOLLS, die STOOGES und die DEAD BOYS, und man fühlt sich beim Hören in eine Zeit zurück versetzt, in der Punkrock noch wahren Rock ´n Roll geatmet hat und die Engländer noch gar nicht bemerkt hatten, wie jenseits des großen Teichs ein Stil geboren wurde, der die Musikwelt für immer verändern sollte. Allen Fans von gradem, schnörkkellosen Old-School-Punkrock sei dieses Album wärmstens ans Herz gelegt.
"World Of Lies” versprach das erste Highlight des noch jungen Jahres zu werden, enttäuschte mich trotz intensivem Hörens ohne Ende. Der australische Sicke THE BERZERKER hat zwar alle jemals an dem Prjket beteiligten Mucker zu Gastauftritten zusammengetrommelt, aber viel Substanzielles ist dabei nicht herausgekommen. Der Drumcomputer nervt nach zwei Songs ob des immer gleichen Beats, wobei sich die Gitarren auch nicht mit Ruhm bekleckern. "World Of Lies" ist eine der Platten, die man hlrt und hört, ohne dass sie im Ohren hängenbleiben. Es gibt zwar einige gute Parts und Riffs ("Black Heart"), aber zu oft stellt sich nur das große Gähnen ein und man wird das Gefühl nicht los, hier schon tausend Mal gehörte Sachen neu aufgewärmt zu bekommen. Wäre der letzte, mit "Farewell" betitelte, Track ein Versprechen, würde ich es nicht bedauern.
Vom deutschen Thrash-Dreigestirn scheinen Kreator inzwischen die Nummer eins, der Ruhm von Destruction und Sodom scheint ein wenig zu schwinden…. Im Falle SODOMs aber ist das vorbei: Denn diese DVD hat das Zeug dazu, einem ganzen Medium seinen eigenen Sinn vor die Augen zu führen. Die dreistündige Doku zum Thema SODOM gleicht einer metallischen Zeitreise, die einfach jeder mitmachen muss - egal, ob er diese Epoche selbst erlebt hat oder dank des Segens der späten Geburt einfach nachholen will. Einzige Voraussetzung: Ein wenig Sympathie für Thrash Metal und dieses Urgestein. Der mit Kumpel-Mutterwitz ausgestattete SODOM-Fronter führt in breiten Kohlenpott-Slang durch’s Leben der Achtziger und Neunziger (nein und nicht durch’s Beste von heute). Er erzählt Anekdoten (unschlagbar: wie er seinen ersten Bass dank einer Pütt-Omma und dem ersten Mal mit Gaffa auf seinem Mofalein nach Hause fuhr…), lässt alle Mitstreiter erzählen - auch unverblümt von Streit, Trennung und Versöhnung. Haufenweise Funktionäre und VIPs kommen zu Wort, manch einer mutiert zur Selbstdarstellung und lobt sich selbst als Metaller - zu einer Zeit, in der er noch über selbige lästerte, andere wie der amüsante Bela B. von den Ärzten outen sich als beinharte SODOM-Freaks und erzählen ebenfalls noch die ein oder andere Schmonzette (zum Beispiel Abbath, Tägtgren, Mille und viele andere). Dazu gesellen sich Konzertausschnitte, Backstage- und Studio-Material und Zeux - Weltklasse. Amüsant, aber auch manchmal ein bißchen wehmütig - gerade wenn man den Zustand manchen Hauptakteurs vor Augen geführt bekommt… Die zweite DVD bringt verschiedene Live-Mitschnitte und Clips (siehe unten) und führt einem nochmals vor Ohren, was für geile Songs SODOM schon früher gemacht haben. "Agent Orange" - geil, "Sodomy And Lust", Hamma sach ich. Diese DVD MUSS Metaller haben, fragt sich bloss, wie uns Tom das mit dem angekündigten zweiten Teil toppen will. Diese Scheibe ist vollgeil, die Zeit war und ist super, denn SODOM sind heute wie gestern total Metal. Und irgendwie, um es mit einem der Worte des Jahres zu sagen: "Wir sind SODOM"! Danke, Rippchen, vielen Dank dafür.
DVD 2:
INTRO
AMONG THE WEIRDCONG (MIXCLIP)
VICE OF KILLING (SOFIA)
OUTBREAK OF EVIL (SOFIA)
MASQUERADE IN BLOOD (SOFIA)
ON TOUR WORLDWIDE
THE SAW IS THE LAW (MIXCLIP)
REMEMBER THE FALLEN (WFF)
DIE STUMME URSEL (WFF)
M 16 (ROCKHARD)
PRESS WORLDWIDE
NAPALM IN THE MORNING (MIXCLIP)
NUCLEAR WINTER (SOFIA)
TOMBSTONE (SOFIA)
SODOMIZED (SOFIA)
EAT ME (SOFIA)
SODOM WORLDWIDE
CODE RED INCL. INTRO (WACKEN)
ABER BITTE MIT SAHNE (WACKEN)
WACHTURM (WACKEN)
AGENT ORANGE (WACKEN)
FANS WORLDWIDE
SODOMY AND LUST (SOFIA)
WITCHING METAL (SOFIA)
BACKSTAGE (SOFIA)
AUSGEBOMBT (SOFIA)
ACE OF SPADES (SOFIA)
BACKSTAGE (SOFIA)
STALINHAGEL (MIXCLIP)
OUTRO
plus Clips von
AUSGBOMBT
SILENCE IS CONSENT
DIE STUMME URSEL
Lords Of Depravity Part One
Band:
Genre:Nicht angegeben Tracks:33 plus Länge:325:0 () Label: Vertrieb:
"Skeleton Jar", das zweite Album der Australier YOUTH GROUP, fängt großartig an: Die ersten beiden Tracks bestechen durch eine Mischung aus treibender Energie und melancholischen Harmonien in Verbindung mit klarem Gesang, leicht schrebbeligen Gitarren und rauen Drums, was eine schöne Kombination aus Indie-Rock, Folk und ein bisschen Pop ergibt. Auch "Lillian Lies", das dritte Stück, ist mit seinen größeren Folk-Anteilen ein wunderbarer Song, der eine große Ruhe ausstrahlt und direkt ins Ohr geht. Danach verliert sich der Vierer leider im allzu Schönen: Der Kitsch-Anteil der darauffolgenden Tracks liegt deutlich über der Schmerzgrenze, es wird mehr gesäuselt als Musik gemacht und es fehlen die nötigen Ecken und Kanten. Erst bei "Someone Else´s Dream" kommt wieder der eingangs beschriebene Sound zum Tragen und es geht endlich mal wieder nach vorne. Mit den beiden letzten Tracks folgen dann noch ein dramatisch aufgebauter, aber belangloser und ein Simon & Garfunkel-artiger Gitarren-Geklimper-Song, der ebenfalls irgendwie im Sande verläuft. Schade - insgesamt wäre da mehr rauszuholen gewesen. Aber leider werden die wenigen guten Stücke letztendlich von zu viel Geschnulze erdrückt. Mein Tipp: Mehr Rock!
Über DEMENTED ARE GO sollte man nicht viele Worte verlieren müssen. Wer mit dem Namen dennoch nichts anfangen kann, dem sei gesagt, dass es sich bei den Engländern um eine der dienstältesten Psychobilly-Formationen überhaupt und - neben den METEORS und MAD SIN - um eine der drei ganz großen Bands dieses Genres handelt. Nach zehn Studio- und sechs Live-Alben herrschte die letzten fünf Jahre bis auf gelegentliche, kleine Touren Funkstille, aber jetzt meldet sich der Fünfer mit einem neuen Album mit dem programmatischen Titel "Hellbilly Storm" zurück und will es wieder richtig krachen lassen. Das ist an sich eine gute Idee, aber ob das mit diesem Album gelingt, ist fraglich, denn wirklich krachen tut darauf gar nichts - und von einem Sturm kann hier schon mal gar keine Rede sein. Irgendwie klingt alles äußerst antiquiert und hat man alles schon mal gehört, allerdings besser gespielt, denn auf "Hellbilly Storm" gehen DEMENTED ARE GO einfach nur lahm und uninspiriert zu Werke. Nur selten geht die Musik richtig nach vorne, größtenteils schleppt sie sich eher dahin. Um dem ewig gleichen Sound zu entgehen, versucht man sich mit "Someone´s Out To Get Me" sogar an einem Country-Song, der eigentlich ganz nett sein könnte, aber Sparks Brüll-Vocals sind für diese Art von Musik gänzlich ungeeignet. Wirklich gut gefällt mir eigentlich nur das Rhythm ´n Blues-beeinflusste "Doin´ Me In", das durch eine dreckige Harp unterstützt wird und böse und fett vor sich hin groovt. Insgesamt scheint die Luft bei der Band aber ziemlich raus und das Feuer erloschen zu sein... Offenbar hat DEMENTED ARE GO das gleiche Schicksal ereilt wie die METEORS, die zwar wenigstens auf Platte noch gut sind, live aber auch nur noch ziemlich einschläfernd wirken. Wer wirklich guten Psychobilly einer großen Band hören möchte, sollte da lieber zur neuen MAD SIN greifen, denn die Jungs haben´s wirklich immer noch drauf.
TIM FITE scheint einer jener mehr oder minder begabt-intellektuell-positiv-verrückten Songwriter zu sein, welche es in den Staaten zu Haufe gibt, und die meist alle in irgend einer Weise mit NY verbunden sind. Demzufolge ist auch "Gone Aint’t Gone" nur etwas für einen speziell kleinen Kreis von Musikliebhaber. Trotz meines eher begrenzten Wissens in Bezug auf derartiger Alben fällt mir da erst mal Bob Dylan ein (der übliche Verdächtige halt). Aber irgendwo lauert da auch Tom Waits, und bei der Mischung aus Folk, Rock, Blues, R&B, Hip-Hop, Country sowie Samples kommen einen auch mal Beck oder gar Everlast in den Sinn. TIM FITE wildert in allen Genre, bleibt dabei aber meist semiakustisch im folkigen Grundton - und in diesen Momenten auch am eingängigsten. Er lockert das Ganze aber mit kleinen Spielereien und Soundcollagen auf und kommt auch mal kurz krachend um die Ecke, nur um danach auf Schifferklavier und ähnliches zurückzugreifen. "Gone Ain’t Gone" braucht Zeit und das was man heutzutage gerne als "Open Mind" bezeichnet - beides oft nicht vorhanden. Mit TIM FITE muss man sich beschäftigen; nun mal gar nichts für nebenbei.
Der "Advanced Electronics" Sampler geht in seine vierte Runde. Das daran so wenig Fortschrittliches ist wie an den "Deutschen Alternative Charts" wirklich alternatives sollte klar sein. Erneut ist den Machern jedoch ein recht umfangreicher Überblick über die elektronische Gothicszene des laufenden Jahres gelungen. Neben den üblichen Verdächtigen von VNV NATION bis SUICIDE COMMANDO oder den Shooting Stars [:SITD:], die alle leider mit recht durchschnittlichen Tracks vertreten sind, haben sich mit BRIAN MOLKO und MORTIIS (letzte mit einem interessanten Remix von "The Grudge") zwei Überraschungen abseits des Erwarteten eingefunden. IMPLANT haben Anne Clark und mit ihr die Stimme rekrutiert, die jeden Song rettet aber auch gleich klingend macht, die Spielereien mit rechtem und linken Kanal bringen fast nostalgisches in die Dolbywelt. Einige deutsch getextete Tracks wie MELOTRONS "Menschenfresser" - einer der wenigen Songs dieser Combo der nicht an verkrampfter Poesie krepiert - oder echte Retroknaller wie "Musikerhände" von HEIMATERDE oder SPETSNAZ machen die beiden CDs abwechslungsreicher als die Vorgänger. An den soften Gesang von LES ANGES DE LA NUIT (auch wenn die Bässe wahrhaft brachial pumpen) oder MESH werde ich mich ohnehin nie gewöhnen. "Advanced Electronics" ist erneut der wohl beste Sampler seiner Art geworden und bringt die Musik eines Wochenendabends vom Club aufs Sofa.
CD1
01 [:SITD:] - Ascension (Extendet Mix)
02 Diary of Dreams - Giftraum (FMix)
03 VNV Nation - Chrome (Soman RX Longer)
04 S.K.E.T. - Revolution Of The Pigs (Advanced Pigrevolution)
05 Spetsnaz - Apathy
06 Diskonnekted Nailed [V 2.0 Dance]
07 Analogue Brain - Heart Of Steel (Riot in Metropolis Mix)
08 Hocico - Spitits Of Crime (live in Israel)
09 Individualdistanz - Fulfil My Rage
10 Grendel - Aspiration Feed
11 Glis (feat. Jane-Luc de Meyer) - The Irreparable
12 Les anges de la Nuit - Mystic Places (Advanced Elecronixx Version)
13 The Promis - The Rebel
14 Melotron - Menschenfresser (Club Mix)
15 Mesh - Razorwire (Modiefied Mix)
16 Timo Maas feat. Brian Molko - First Day (Radio Edit. Clean)
17 Zombie Girl - We are the ones
CD2
01 Suicide Commando - Bleed For Us All
02 Implant feat. Anne Clark - Tune Up Your Chips And Circuits (Electric Universe Remix)
03 Soman - Pusher (US Remix)
04 Fixmer_McCarthy - You want it (Dave Clarke Rmx)
05 Funker Vogt - Killing Ground (AE4 Remix)
06 Ayria - My Revenge On The World (OUT OUT Extended Strike)
"Second Life Syndrom" heißt das aktuelle Zweitwerk der polnischen Formation RIVERSIDE und diese CD ist ganz sicher, da leg’ ich mich jetzt schon fest, auch wenn dieses Jahr bereits einige starke CD’s dieses Genres herausgekommen sind, dass Progalbum des Jahres 2005. Nachdem die Jungs erst im letzten Herbst ihr viel gelobtes Debüt "Out Of Myself" unter Volk gebracht hatten, blieb man weiter fleißig am Ball, fand mit INSIDE OUT ein fähiges Label und setzt qualitätsmäßig sogar nochmal einen drauf. Gegenüber dem Vorgänger wurde der Sound doch eine ganze Ecke härter angelegt, die etwas psychedeliisch Verspielten Elemente sind nicht mehr so vorherrschend aber die Musik von RIVERSIDE hat sogar noch an Intensität und Ausdruckkraft dazugewonnen. Diese irre Mischung aus progressiven Modern Neo bzw. Artrock Elementen, stellenweise recht dunkel sowie düster gehaltenen Metalanklängen ähnlich wie bei POPCUPINE TREE’s "In Absenthia" oder auch die vorhanden Aggroschreiparts erinnern etwas an OPETH. Und dann natürlich diese ungeheuer atmosphärisch dichten Spannungsbögen mit immer mal wieder eingestreuten PINK FLOYD’igen Elementen - sie machen aus dieser CD erst ein absolutes Meisterwerk. Getragen von der äußerst variablen Stimme von Bassist, Sänger sowie Songschreiber Mariusz Duda, sowohl gefühlvoll-zerbrechlich, vollmundig-erdig und sogar heftige Shouts in metallischem Gewande - er trägt hat alles absolut überzeugend vor. Schon der tiefe etwas mönchsartig angelegte Satzgesang beim Opener ist erste Sahne. Über allem weht ein Hauch von Melancholie ohne dabei gleich zu depessiv zu klingen. Auch Neue-Keyboarder Michal Tapaj bereichert mit seinem untrüglichen Gespür für unaufdringliche Klangteppiche, virtuosen Solis sowie abwechslungsreichen mal mit schweren Hammond- dann wieder lockeren vorgetragenen Pianoparts, den Grundklang einer bereits vom Songwriting her gesehen, äußerst wandelbaren Band.
Textlich war "Out Of Myself" der erste Teil einer Trilogie über einen einsamen Menschen auf der Suche nach seinem wahren Ich. Im ersten Teil versuchte er, zusammen mit einem anderen Menschen ein normales Leben zu beginnen, scheiterte kläglich und jetzt auf "Second Life Syndrome" will er sein Leben grundsätzlich ändern. Es folgen erbitterte Kämpfe gegen alte Erinnerungen aus denen er jedoch gestärkt und als Sieger hervorgeht. Allerdings fragt sich der Protagoinist anschließend, ob er wirklich dorthin wollte, wo er angelangt ist. Doch diese Auseinandersetzung wird erst im nächsten Album abgehandelt. Dieses wechselbare Spiel mit sämtlichen Emotionen, die häufige Zerrissenheit, das ständige Hin und her zwischen Glaube, Hoffnung bzw. Verzweiflung kommt auch in der Musik absolut stimmig zur Umsetzung. Ein weiterer Hauptträger des RIVERSIDE’schen Klangkosmos sind natürlich diese wunderbar spacig-elegische Gitarrensoli (zum Reinlegen!) im ständigen Wechsel mit eher vertrackteren Riffs, orientalisch geprägte Arrangements und dies alles in Kombination mit dem fetten Rhythmusunterbau den kraftvoll-treibenden Drums sowie satten Basslines. Wie gesagt diese Jungs bieten viele Stilfacetten und zeigen souverän, was sie alles so drauf haben. Egal ob psychedelisch ("Reality Dream III”), neoprogig ("Conceiving You"), opulent-episch ("Volte-Face") oder gar reiner Progmetal ("Dance With The Sshadow") - mit ihren packenden Melodien sowie Spannungsbögen lassen RIVERSIDE den Hörer einfach nicht mehr los. Der kongeniale "Second Life Syndrom" vereinigt im Titelsong alle genannten Attribute in einem, so dass letztlich die ganze CD ohne Übertreibung als ganz großes Progkino bezeichnet werden muß. Für Progies gilt hier uneingeschränkte Kaufpflicht, alle anderen Fans der genannten Bands sollten wenigstens mal reinhören, es lohnt sich auf alle Fälle.