Nach nunmehr sechs Studioalben sind auch die Vollblut - Doomer um NAPALM DEATH - Aussteiger Lee Dorrian an der Reihe, die Fans mit einem "Best - Of" - Programm zu verwöhnen. Ausgewählt wurden Songs aller Werke, von "Forest Of Equilibrium" (1991) bis hin zu "Endtyme" (2001), so dass das gesamte Schaffen der Band abgedeckt wird. Als besonderes Bonbon liegt der Scheibe eine zweite CD bei, die etliche rare und unveröffentlichte Songs präsentiert, wie zum Beispiel mit "Rabies" eine WITCHFINDER GENERAL - Coverversion, zwei rare Live - Tracks (einer davon - "A Funeral Request" - von der 1994er Tour mit Victor Griffin, Joe Hasselvander (beide PENTAGRAM) und Scott Carlson (REPULSION) im Line - Up) oder diverse Neuaufnahmen, bzw. Demo - Versionen alter CATHEDRAL - Klassiker. Ehrlich gesagt, ist die Bonus - CD das einzige Argument, das diese Compilation rechtfertigt, denn die Interessierten haben sowieso schon alle Alben der Doomies im Regal und alle Anderen sind mit den regulären Alben besser beraten. Die Songauswahl ist rein objektiv sehr gelungen, die Spielzeit wurde bis zur letzten Sekunde ausgenutzt, im Booklet finden sich zwei unveröffentlichte Interviews und zudem präsentiert "The Serpent’s Gold" ein schön anzusehendes Cover - Artwork von Dave Patchett. Ob man jedoch nicht besser daran getan hätte, die Bonus - CD als "Stand Alone" zum Midprice anzubieten, sei dahingestellt. Aber dann kann man auch wieder stundenlang über Sinn und Unsinn von "Best - Ofs" debattieren… Einsteiger bekommen hier jedoch ganz neutral "Value For Money"!
Disc 1:
1. Ride
2. Hopkins (Witchfinder General)
3. Autumn Twilight
4. Midnight Mountain
5. Soul Sacrifice
6. Enter The Worms
7. Stained Glass Horizon
8. Vampire Sun
9. Cosmic Funeral
10. Ebony Tears
11. Melancholy Emperor
12. Equilibrium
13. Utopian Blaster
14. Voodoo Fire
15. Imprisoned In Flesh
Disc 2:
1. Hide And Seek
2. Neophytes For Serpent Eve (Demo)
3. Violet Breath
4. Night Of The Seagulls (Demo)
5. Magic Mountain
6. A Funeral Request (live)
7. The Olde Oak Tree
8. Schizoid Puppeteer
9. Carnival Bizarre (Demo)
10. Rabies (Witchfinder General Cover)
11. Blue Light (live)
12. Commiserating The Celebration (Of Life) (Demo)
Alles Wissenswerte zu den schwedischen Elchtod - Thrashern hat Kollege Memme schon in seinem Review vom Vorgängeralbum "Chaos Complete" verwurstet. INCAPACITY fahren auch auf ihrem zweiten Streich "9th Order Extinct" im Fahrwasser ihrer Kollegen von IN FLAMES oder AT THE GATES (R.I.P.). Auf die mittlerweile in die Mode gekommenen Gesangsvariationen, wie sie etwa SOILWORK oder DARK AGE betreiben, verzichten die Nordlichter leider ganz, was sicher für mehr Abwechselung beim etwas farblosen Songmaterial gesorgt hätte, denn hier zeigen INCAPACITY ihre größten Schwächen. Zwar bewegt sich alles auf gutem Niveau und einige Gitarrensoli sind technisch sehr hochwertig, die Kompositionen wirken im Vergleich zur oben genannten Konkurrenz jedoch eher farblos und statisch. Echte Höhepunkte sucht man vergeblich, am Nächsten ist noch "Shadow Of The Watcher" dran, das mit einem schön treibenden Refrain aufwartet. Vielleicht kommt das Material auf der Bühne beim diesjährigen "Party San" - Festival besser zur Geltung?! Man darf gespannt sein.
Ein äußerst sympathischer Anfang: NEAL MORSE betritt, völlig unspektakulär, mit akustischer Gitarre die in blaues Scheinwerferlicht getauchte Bühne, wirft ein schlichtes, eher leises "Hello" in die Runde und startet mit dem Opener "The Land Of The Beginning Again" von seinem dritten Soloalbum ruhig und gelassen einen fast dreieinhalbstündigen Set, welcher das vollständige Konzeptalbum "Testimony" plus Zugabe zum Inhalt hat. Über das Album und die Songs braucht man nicht viel zu sagen - dazu ist schon allerhand im Zusammenhang mit der Veröffentlichung von "Testimony" Anno 2003 geschrieben worden. Als Großmeister von SPOCK’S BEARD und den fabelhaften TRANSATLANTIC hat NEAL MORSE mit seinem dortigen Ausstieg und die Verkündung seiner Musikabstinenz für einige Aufregung gesorgt. Ebenso dann das nicht mal ein Jahr darauf überraschend erschienene Solowerk "Testimony", welches für unterschiedlichste Reaktionen sorgte: Gefeiert von Teilen der Fans und der schreibenden Zunft wurde es auch kritisch beäugt bei Anhängern der "alten" SPOCK’S BEARD-Scheiben, welche es gerne auch mal einen Tick lauter/heftiger haben. Jene werden wohl eher "Feel Euphoria" von SPOCK’S BEARD (ohne NEAL MORSE) bevorzugt en. Vor allem Neal’s Hinwendung zum christlichen Glauben, welcher er auch in seinen Songs ausführlich thematisiert, gab (und gibt) Anlass zu Diskussionen - die musikalische Umsetzung welche man auf der Live-DVD bewundern darf bleibt davon unberührt hochklassig. "Testimony Live" bietet melodischen Prog-Rock der Extraklasse mit den für Morse typischen progressiven Passagen, abwechselnd eingestreuten orchestralen Elementen (u.a. Streicher) und an die 70er erinnerte akustische Popanleihen. Das Ganze auf technisch höchstem Niveau zelebriert (u.a. mit DREAM THEATER Drummer Mike Portnoy) und mit ausreichend Emotion versehen zog NEAL MORSE die Fans im niederländischen Tilburg in seinen Bann. "Testimony Live" wurde am 17. November letzen Jahres im Rahmen der damaligen Europatourne durch Deutschland, Großbritannien und eben den Niederlanden aufgezeichnet, und enthält neben den fünf Parts von "Testimony" (mit insgesamt 29 Titeln) noch zwei Göttergaben aus TRANSATLANTIC-Zeiten "We All Need Some Light" sowie eine (gekürzte) Version von "Stranger In Your Soul" und den SPOCK’S BEARD-Klassiker "The Light" (keine Frage - genialer Übertrack). Dazu eine über einstündige Tourdokumentation (geiles Drumsolo aus dem Aschaffenburger ColosSaal-Konzert), eine Fotogalerie und ein Booklet mit Live-Bildern und einigen Notes. Das die DVD "nur" Dolby Digital 2.0 zu bieten hat ist etwas schade, Kamera und Schnitt sind einem Liveereignis dieser Klasse angemessen und zeigen in Genüge das Können aller neun Musiker auf. Die präsentierten Songs, ist man Fan ruhigerer progressiver Töne (und von Mr. Morse sowieso), sind starker Tobak und absolut hörens- und sehenswert - aber definitiv nicht für jedermann zugänglich, oder jedermanns Sache.
Zu CARNAL FORGE habe ich ein zwiespältiges Verhältnis. Live immer eine Macht, aber auf Platte mit zuviel dunklen Flecken - die Schweden konnten ihre unglaubliche aggressive Live-Intensität nie wirklich auf CD bannen. Das ist ihnen auch mit "Aren’t You Dead Yet?" nicht vollständig gelungen, denn gleich zu Anfang sind die beiden schwächsten Songs des Albums zu hören. "Decades Of Despair" und "My Suicide" klingen für mich nach Standard-Schweden-Geschrubbe, nix halbes und nix ganzes. Das macht nicht gerade Mut für den Rest der Pladde, auch wenn Jonas’ Gesang bereits bei diesen beiden Songs über jeden Zweifel erhaben ist. "Burn Them Alive" läutet dann aber die Wende ein. CARNAL FORGE besinnen sich auf ihre Stärken (neben Jonas’ geiler Stimme): gnadenlose Riffs, die sich in den Hirnwindungen festfressen, rasend schnelle Songs, die brutal as fuck aus den Boxen knallen und trotzdem eingängig ohne Ende sind. CARNAL FORGE vermischen schwedischen Death Metal Marke AT THE GATES wieder gekonnt mit modernem Thrash Metal und spielen mit den letzten Songs der neuen Scheibe wieder in einer Liga mit THE HAUNTED oder DIMENSION ZERO, obwohl letztere noch einen Tick besser sind, jedenfalls für meine Ohren. CARNAL FORGE haben ihre besten Momente, wenn sie sich auf ihre melodischen Wurzeln (ATG) berufen und die Gitarrenjungs einfach mal zaubern lassen ("Waiting For Sundown") - und bei "Inhuman", dem Knallersong der Platte schlechthin. Hätten CARNAL FORGE vom Start weg ein solches Niveau gehabt, wäre "Aren’t You Dead Yet?" ein richtig fetter Hit geworden.
Dem einen oder anderen wird der Name RAY WILSON bekannt vorkommen - und dies aus zweierlei Gründen. Da hatte Mr. Wilson 1996/97 erstens mal ein kurzes Zwischenspiel bei Genesis als Nachfolger von Phil Collins (mit dem Album "Calling All Stations"); aber das Zweitens dürfte dem geneigten Rockfan eher zusagen. War der Mann aus dem schottischen Edinburgh doch zusammen mit seiner Band Stiltskin für den 1994er Hit "Inside" und das dazugehörige Klassealbum "The Mind’s Eye" verantwortlich. Und was damals galt, gilt noch immer: RAY WILSON hat eine Ausnahmestimme - keine Frage; aber auch immer etwas Pech mit seiner Karriereplanung. Mit "The Next Best Thing” präsentiert RAY WILSON den Nachfolger seines letztjährigen Solodebüts "Change” und ein Album mit dem er in seiner Musikerkarriere einen gehörigen Schritt nach vorne machen könnte. Während auf "Change" fast nur akustische Töne dominierten, hat Mr. Wilson auf "The Next Best Thing” eine gelungene Mischung aus eben jenen akustischen Titeln ("How High", "Alone", die wunderschönen Ballade "Sometimes") gepackt und Songs welche neben den Folkparts auch eine Portion Rock mit viel Emotionen transportieren ("The Fool In Me" und das laute "Pumpkinhead"). Anspieltipps sind der thematisch Inhaltschweren Opener "These Are The Changes" (ist auch die Single), das Gänsehautstück "Ever The Reason", das ganz starke, teilweise akustische, teilweise rockende "Magic Train" und das autobiografische "The Actor", in welchem er seine Erfahrungen mit Genesis musikalisch verarbeitet und das was von ihm danach übrig blieb ("I felt like a actor who had lost his audience”). Mit dem Cut-Song "Adolescent Breakdown” gibt es eine gelungene Neueinspielung eines Songs als Wilson bei eben jener Alternative-Band Cut mit am Start war. Über die zweite Neueinspielung, den Stiltskin-Megahit "Inside” kann man geteilter Meinung sein - aber ein Klassesong ist es noch immer und die Frage ob der Track das Album ungebührlich aufwertet ist eigentlich auch nicht von Belang, denn die anderen 11 Titel bürgen für genügend Qualität, so dass man "Inside" getrost als Bonus sehen kann. RAY WILSON hat das Album selbst produziert, dabei seine Stimme vorzüglich in Szene gesetzt und mit "The Next Best Thing” ein echt schönes Rockalbum zum genießen geschaffen - Geheimtipp für ruhige Stunden bei guter Laune (reinschnuppern kann man auf der Homepage von Mr. Wilson).
Nach gut drei Jahren beehrt uns die britische Neo Progressive Rock Legende IQ, die mittlerweile, gegründet bereits Anfang der 80er Jahre, mehr oder weniger als einzigste Vorzeigeband an der Spitze des Genres übrig geblieben ist, mit einem neuen Album "Dark Matter". Vergleichbare Formationen wie u.a. die "alten" MARILLION machen heutzutage musikalisch etwas völlig anderes. Betont düsterer so lautete das Credo vorab, soll es zugehen auf "Dark Matter" Titel sowie Artwork sind daher gleichermaßen Programm - aber keine Angst die Jungs mutieren nicht zur schwarzbekittelten Depricombo mit Weltschmerzattitüde sondern ich würde das Ganze nur als etwas dunkler wie gewohnt einordnen wollen. Denn die Scheibe bietet nachwievor alles was die Fans an dieser Band so lieben, nur die Gesamtausrichtung wirkt durch die Verwendung etwas verstärkt in Moll geprägter Harmonien etwas ungewohnt "schwarz" und noch melancholischer als auf vorherigen Alben. Insgesamt fünf Tracks gibt’s hier zu hören, die übrigends in keinem größeren konzeptionellen Zusammenhang zueinander stehen, wobei vor allem das überlange fast 25-minütige "Harvest Of Souls" das eigentliche Kernstück der CD ist. Wie schon gesagt auch "Dark Matter" beinhaltet nachwievor die typischen etwas verspielten Bombastrockversatzstücke mit vielen Retroelementen nur innerhalb dieses Grundgerüst bzw. als so eine Art Mantel ist die jeweilige Ausprägung der Songs soundmäßig etwas anders ausgefallen. Dies fängt schon an bei den äußerst variantenreichen Keyboards von Martin Orford (durfte ja auch beim aktuellen AYREON Meisterwerk "The Human " einige Soli beisteuern) die verstärkt mit mächtigen Hammond Orgelsounds äußerst wohlklingend daherkommen und so der CD einen wesentlich volleres Tiefenklangbild verleihen. Auch die Gitarrenarbeit von Michael Holmes bietet neben den gewohnt virtuosen melodischen Soli diesmal beinahe schon frickelige sowie recht ungestüme Parts. Das Schlagzeug addiert sich mit viel Power zusammen mit einem individuell klingenden Bass zu einem perfekten Zusammenspiel. Wie gewohnt sorgt Peter Nicholls als "die Stimme" mit seinen einfühlsamen Geschichten, bei denen er diesmal seine Texte alle irgendwie um das Grundthema Angst u.a. vor der Zukunft bzw. wie sich (Um-) Welt um uns herum entwickelt, aufgebaut hat. Mit seinem charismatischen Organ, das diesmal sogar mal mit modernen Samples verfremdet wurde, betont er immer sehr emotional sämtliche Stimmungslagen, inmitten der stets reizvollen Kontraste zwischen zunächst leise introvertierten sowie aggressiv dynamischer Songs, in perfekter Symbiose mit den Instrumenten. Schon der gelungene Opener "Sacred Sound" mit seinem düsteren Orgelintro am Anfang bietet mit einem schönen Hookgrundthema, mitreißenden Instrumentalparts sowie dem spannungsgeladenen Aufbau IQ-Prog as it's best. Was man beim zweiten Track nicht mehr so ganz behaupten kann, dem mir schlicht etwas zu ruhigen akustisch gehaltenen "Red Dust Shadows" fehlt schlicht der Pepp. "You Never Will" kann dann aber mit einem rasanten Keyboard und Gitarrenduell wieder voll überzeugen. Für mich dass stärkste Stück aber ist zweifellos "Born Brilliant" eine Art wuchtiger Space Rock Song in bester STAR ONE Manier mit diesen flirrenden sowie sphärischen Keyboardsounds - super gemacht und dann kommt noch ein absolut abgefahrenes Gitarrensolo am Schluß. Klar, das eigentliche Grundstück des Albums bildet "Harvest Of Souls" musikalisch als eine Art Quersumme der vorangegangen Songs (mit stärkerer "Subterranea" und ganz leichterer "Nomzamo" Schlagseite) alle Komponenten miteinander verbindet und trotz längerer melancholischer Passagen am Anfang, dann doch in einen kompakt frischen klingenden Progressive Rock Song mündet. "Dark Matter" ist zusammenfassend eine wirklich starke Scheibe geworden und braucht sich vor den hochklassigen Alben der Vergangenheit nicht zu verstecken - ganz im Gegenteil IQ haben sich erfolgreich neu definiert.
Ich finde es einfach nur klasse was da in voller Lautstärke aus den Boxen dröhnt. Ein Dauerbrenner des Rock’n’Roll - der unverwüstliche King Lemmy und seine Mitstreiter von MOTÖRHEAD erfreuen mich, ach was, uns alle mit einem neuem Longplayer. Der Nachfolger des 2002er Albums "Hammered" hört auf den Namen "Inferno", hat wieder mal, nebenbei bemerkt, ein geiles Cover und startet irgendwie in bester Overkill-Manier bereits zum Start voll durch ("Terminal Show"). Den zweiten Song des Albums "Killers" kann man dann wohl getrost als Motto für "Inferno" nennen - Mr. Kilmister ist Anno 2004 nämlich ein echtes Killerwerk gelungen, no doubt. MOTÖRHEAD gehen auf "Inferno" im Vergleich zum Vorgänger wieder kompromissloser, härter und ein ganzes Stück dreckiger zu Werke - und das tut allen Songs hörbar gut und auch Ausfälle gibt es diesmal keine zu verzeichnen. Neben den genannte beiden Openern sind vor allem das melodisch, schnelle "In The Name Of Tragedy", die Riffattacke "In The Black", das hymnenhaft, geniale "Fight" und das bluesig, coole "Keys Of The Kingdom" zu nennen. Ach ja, Gitarrengenie Steve Vai spielte beim Einstiegssong "Terminal Show" und bei "Down On Me" einige Gitarrenparts ein - hat aber den prägenden MOTÖRHEAD-Sound dabei nicht merklich beeinflusst - hier reagiert immer und ewig Lemmy’s wummernder Bass und sein einzigartiges "Stimmchen". Gitarrist Phil Campbell und Drummer Mikkey Dee zeichnen neben gewohnt solider Arbeit (prägende Gitarrensoli und hart, groovende Drums am oberen Level) auch überwiegend für die Songs verantwortlich. Lemmy gab vor allem wieder seinen textlichen Senf dazu. Musikalisch gibt es mit gewohnt harten Riffs, geilen Soli ( "Keys Of The Kingdom"), donnernden Schlagzeug und Lemmy’s Gesang bei MOTÖRHEAD natürlich keine Überraschungen, aber das sie es wieder mal so gut hingekriegt haben begeistert doch um so mehr. Schlusspunkt ist mit dem akustischen "Whorehouse Blues" eine für MOTÖRHEAD ungewöhnliche Einlage. Und auch wenn der letzte Song nicht jedermann Sache sein dürfte, er zeigt wieder mal auf, dass Lemmy auch ganz anders kann. Trotzdem, wie anfangs gesagt, ich finde es einfach nur klasse und muss da ganz klar von Pflichtlektüre sprechen. Dreckiger Rock’n’Roll vom Feinsten - kick ass forever - Erwerbszwang. (Die limitierte Erstauflage beinhaltet eine Bonus DVD, enthalten sind drei Videos "Brave new world", "Serial Killer" und "We are Motörhead"-Live, Trailer zu "25 & Alive Boneshaker" sowie eine 21 Minute lange Dokumentation über Motörhead)
Diese Südstaaten-Schlitzohren! Bisher haben ALABAMA THUNDERPUSSY durch möglichst erdigen, dreckigen Rock auf sich aufmerksam gemacht. Für Rumgestonere sind sie immer eine Kracke zu hart und gerade heraus gewesen, trotzdem haben sie mit ORANGE GOBLIN auch mal eine Split zusammen rausgebracht. Natürlich sind ATP immer noch heftige Rogger, aber ab "Fulton Hill" muss man sie jetzt ernst nehmen, mit dem Song numero vier, "Three Stars", haben sie ihr eigenes "Sweet Home Alabama" geschrieben. Abwegig ist das nicht, die überzeugten Südstaatler (der neue Sänger John Weills musste nach Richmond/Virginia ziehen, um der Band beitreten zu dürfen) haben LYNARD SKYNARD und AEROSMITH schon auf Compilations gehuldigt, dieses Mal lassen sie ihre Einflüsse so offensichtlich wie noch nie mit einfließen. Der schon erwähnte John Weills legt eine interessante Gesangsleistung hin und bewirbst sich um die Krone als Knödel-König im Rocker-Lager und ist am besten, wenn er nicht knödelt, sondern straight singt. Auch ATP scheinen große Hoffnungen in ihren neuen Shouter zu stecken, auf "Fulton Hill" ist nicht halb so viel Distortion auf der Gesangsspur wie beim vorhergehenden Album. In der Mitte läßt die Innovations-Schiene etwas nach, Noise-Eruptionen und Psycho-Rückopplungen ziehen sich durch die Songs, die auch zunehmend wieder härter werden. Härter? Der zehnte Song "Do Not" wird nur auf der Akustik-Gitarre begleitet, "Sociopath Shitlist" ist eher psycho und doomig und "Struggling For Balance" stonert dann doch noch in der Gegend rum. Chapeau für ein abwechslungsreiches Album aus einem Guß mit nur wenigen Längen: General Lee tippt sich anerkennend an den Hut.
Der zungenbrecherische Bandname erklärt sich folgendermaßen: Sänger Wednesday 13 hat eine komplett neue Band zur Seite stehen, wobei die alten Mitglieder der FRANKENSTEIN DRAG QUEENS jetzt unter dem Namen GRAVEYARD BOULEVARD rocken. Ein weiterer Grund dafür, das WEDNESDAY 13´s vor die FRANKENSTEIN DRAG QUEENS zu packen, war sicherlich auch, dass Wednesday 13 zusammen mit SLIPKNOT-Drummer Joey Jordison bei den MURDERDOLLS tätig ist (die - um das Verwirrspiel komplett zu machen - wiederum alte DRAG QUEEN-Songs spielen) und sein Name sehr wahrscheinlich mehr Leuten ein Begriff ist, als der Name seiner alten Band. Das geht aber vor allem deswegen in Ordnung, weil Wednesday 13 sowieso schon immer alle Stücke alleine geschrieben hat. "6 Years, 6 Feet Under The Influence" ist allerdings kein wirklich neues Album, sondern eher eine Best-Of-Platte, da es Neuaufnahmen alter DRAG QUEENS-Songs sowie einige bislang unveröffentlichte Stücke enthält. Ansonsten gibt´s hier aber nichts zu meckern - die Platte rockt von Anfang bis Ende. Die Songs sind vielseitig und reichen von schnellen Punkrock-Nummern, über schleppende, leicht Metal-beeinflusste Stücke bis hin zu fast schon klassischem Rock ´n Roll. Pate standen hier wohl sowohl die RAMONES und die MISFITS als auch Alice Cooper. Die Texte sind fast komplett im typischen Comic/B-Movie-Horror-Stil gehalten und zeugen von einer gehörigen Portion schwarzen Humors. Großartig z. B. der Titel "Your Mother Sucks Cocks In Hell", mit dem Wednesday 13 dem Film "The Exorcist" huldigt. Die Produktion ist ebenfalls sehr gelungen, da der Sound gleichermaßen klar wie dreckig rüberkommt. Insgesamt macht das Album ganz einfach großen Spaß und ist ein absolutes Muss für Horror-Punkrock-Fans und DRAG QUEENS-Einsteiger.
Gothic - Freaks aufgepasst: THEATRE OF TRAGEDY - Frontfrau Liv Kristine und ihr Gatte, ATROCITY - Mastermind Alex Krull, haben hier ein neues Sideproject am Start, das von Herrn Krull produziert, von Frau Krull eingesungen und von der gesamten ATROCITY - Mannschaft eingespielt wurde. Dem Haufen ist hier ein echter Höhepunkt des Genres geglückt, das sich zuletzt ja eher durch leichtfüßigen Kitschkram (EVANESCENCE, WITHIN TEMPTATION, NIGHTWISH usw.) als durch echte Statements bemerkbar machte. Natürlich gibt es auch auf "Lovelorn" einige Momente, in denen der Bombast etwas Überhand nimmt und Liv’s Stimme tönt mir persönlich etwas zu hoch, aber ich war und bin kein genereller Freund von "Female Gothic Vocals" oder wie auch immer. Rein objektiv gesehen ist das Album jedoch ein Volltreffer, der nicht nur mit durchweg erstklassigen Perlen bestückt ist, sondern auch die authentische Luft einer echten Band atmet und nicht ausschließlich mit Elektronikspielereien aufgestockt wurde. Die Piano, - und Synthie - Einschübe kommen zwar aus der Konserve, dienen hier aber lediglich der Untermalung und stellen zum Glück nicht das gesamte Instrumentalgerüst dar. Letztendlich sind es aber die tollen Songs, die das Kernstück der Scheibe ausmachen und die fast jeden Anflug von Schmalz gekonnt umfahren. Man höre sich nur den verträumten Opener "Norwegian Lovesong", das tolle "Ocean’s Way" (wer ist Tarja?), das radiotaugliche "The Dream" oder den überragenden Breitwandstampfer "Temptation" (einmal mehr unterlegt von Alex’ Growls) an, die nur einige Höhepunkte dieser Scheibe darstellen. Realsatirische Kabinettstückchen wie das damalige "Der Tanz Der Schatten" (wer erinnert sich noch: "Ich liiieeebe diiiiich…") bleiben außen vor, stattdessen regiert über die gesamte Spielzeit herausragender Gothic Metal, der alle ähnlich gearteten Platten der letzten Zeit locker aussticht. Zusätzlich gibt es noch einen recht sehenswerten Videoclip zur tollen ersten Singleauskopplung "Into Your Light" zu bestaunen, der das I - Tüpfelchen auf die Angelegenheit setzt und "Lovelorn" zum Pflichtkauf für Genreliebhaber macht!