Knappe zwei Jahre haben die Kalifornier IMPALED bis zum Release ihres neues Albums "Death After Life” gebraucht. Seit der "Medical Waste"-MCD sind zwei neue Leute zur Band gestoßen und es wurde ausgiebig getourt. Durch die neuen Leute sind aber keine großen Änderungen in der musikalischen Marschrichtung gekommen. Immer noch gibt es den brutalen Death Metal-Knüppel aus dem Sack und noch immer haben IMPALED ihr Faible für das Gore-Thema. Das wird schon beim Cover deutlich und zieht sich natürlich wie in roter Faden durch die Lyrics. IMPALED verstehen es immer noch bei aller Brutalität eingängig zu bleiben und kleine Ohrwürmer zu schreiben ("Wrought In Hell"), zeitweise erinnern sie an die letzten CARCASS-Werke, vor allem "Heartwork" schimmert immer wieder durch. "Preservation Of Death" ist nicht nur von den Engländern beeinflusst, der Song ist eine echte Hommage und hätte auf genannter CARCASS-Scheibe ohne Probleme seinen Platz gefunden. Die Nähe zu den Gods Of Grind kommt vor allem durch den Gesang, der original Jeff Walker ist. Dazu das Händchen für groovig-brutale Songs und coole Gitarrenarbeit (in die sich sogar Soli geschlichen haben) und ab ist der Lack. IMPALED sind cool, ganz einfach. Grooviger brutaler Death Metal, der in die Beine geht, was will man mehr? Und dann noch an CARCASS erinnnern, da haben die Jungs bei mir schon gewonnen. Nur die Produktion hätte etwas druckvoller ausfallen können, man muss die Anlage schon sehr aufreißen, um "Death After Life" in annehmbarer Lautstärke genießen zu können. Das bleibt aber das einzige Manko an einer gelungenen Death Metal-Scheibe.
Release Nummer 300 des altehrwürdigen Earache-Labels ist ein Re-Release der zweiten WITH PASSION-EP, erweitert um zwei neue Songs. Die Scheibe kam ursprünglich auf irgendeinem kleinen Label in Amiland raus und wurde anfangs kaum beachtet. Jedenfalls nicht von Earache, die die Band erst ein knappes Jahr später unter Vertrag nahmen. Und damit einen guten Riecher bewiesen haben, erweisen sich WITH PASSION als ungemein talentierte Metalband, die auf "In The Midst Of Bloodied Soil" fröhlich brutalen Death Metal und technisches Gefrickel mischt. Stellt euch ne Mischung aus CRYPTOPSY ("The Last Scripture") und melodischem Schwedenkram wie AT THE GATES vor, angereichert mit ruhigen Passagen Marke OPETH ("The Prophecies Of Hellfire") und jazzigen Parts. FARMAKON aus dem gleichen Label-Stall sind so ähnlich, wenn auch etwas abgedrehter und eine Spur weniger brutal. WITH PASSION überraschen den Hörer immer wieder mit neuen, abgefahrenen Breaks, echten Psycho-Passagen und vor allem einen Gitarrenspiel, das seinesgleichen sucht. Nur wenige Bands scheißen so sehr auf Konventionen und lassen ihre Saitenfront dermaßen krank frickeln, wobei die Jungs aber immer den Dreh kriegen und nachvollziehbar bleiben. Zwischen unbarmherzigen Blastparts und melodischen Abschnitten bauen WITH PASSION noch locker tausend andere Einflüsse ein und lassen den Hörer so von der ersten bis zur letzten Minute im Unklaren, was ihn hinter der nächsten Ecke erwartet. So muss extreme Mucke sein, wenn sie über stumpfes Geballer hinausgehen soll (obwohl das natürlich auch seinen Reiz hat). Ziemlich cool, nur ein wenig zu kurz. WITH PASSION erweisen sich als Band, die man im Auge behalten soll. Wenn ihr erster richtiger Longplayer kommt, wird sich zeigen, ob die Band den Erwartungen, die sie durch diese EP geschürt hat, gerecht werden kann. Bis dahin bleibt das kurze Vergnügen "In The Midst Of The Bloodied Soil". Ist schon mal ein Anfang.
Schnörkellos legen NEAERA beim Opener "The World Devourers” los und präsentieren ein Death Metal-Brett, das es in sich hat. Fette schwedische Gitarren treffen auf einen Sänger, der viel AT THE GATES gehört hat. Fein, ganz fein. Aber da man heute als reine Schwedentodcombo nicht ganz so angesagt ist, sondern über Genregrenzen hinweg schauen muss, wird noch ein anständiger Moshpart eingebaut und fertig ist das Etikett Metalcore. Kann man so nennen, muss man aber nicht, vor allem da neunzig Prozent der Scheibe reinrassiger Death Metal schwedischer Art sind. sogar vor Blast-Parts ("… To Oblivion") haben NEAERA nicht zurückgeschreckt und sich dabei ordentlich aus der Affäre gezogen. Zeitweilig eingesetzter cleaner Gesang schlägt die Brücke zum modernen Metal/ HC und klingt ganz ordentlich, aber NEAERA haben meiner Meinung nach ein Metal Heart in der Brust und lassen diese Liebe die Oberhand gewinnen. Auch wenn manchmal zu sehr HEAVEN SHALL BURN durchschimmern (gerade bei den Gitarren), haben NEAERA ihre eigene Identität und sind kein beliebiger Klon einer momentan angesagten Bewegung. "The Rising Tide Of Oblivion" ist richtig fetter Death Metal und nix anderes. Doch, etwas anderes ist die Scheibe noch: ein Tipp, voll und ganz zu Recht!
Die Band von Saitenhexer Chris Impellitteri gilt unter Fans des traditionellen Metals fast schon als Insider - Tipp. Große Wellen hat diese Formation in knapp 20 Jahren jedenfalls nicht geschlagen, dabei übertrifft deren Musik einen Großteil dessen, was heute unter dem Namen "Power Metal" in die Läden gestellt wird. Ähnlich verhält es sich mit dem neuesten Streich "Pedal To The Metal", der neben einem sehr ansehnlichen Cover - Artwork von Derek Riggs auch einen neuen Sangeskünstler vorstellt, der Goldkehlchen Graham Bonnet und den davor jahrelang zu hörenden Rob Rock ablöst. Zwar kann Curtis Skelton das überragende Niveau seiner beiden Vorgänger nicht ganz mitgehen, aber in Tränen muss deswegen niemand ausbrechen. Er beherrscht alle Facetten von rau - kraftvoll bis hoch shoutend mühelos und erinnert in seiner normalen Tonlage ein wenig an RIOT’s Mike DiMeo. Beim Songmaterial gibt man sich kurzweilig und stets auf den Punkt bedacht, auch wenn dabei nicht alle Songs aus den Latschen hauen. Mit dem klasse Opener "The Iceman Cometh" (super Refrain!), "The Kingdom Of Titus (Tribute)", "Dance With The Devil", den sehr schnellen "Crushing Daze" und "Judgement Day", dem melodischen "Destruction" oder der coolen Rapper (Eminem!) - Veräppelung "Punk" sind einige sehr gute Stücke an Bord, die mir allerdings stellenweise zu experimentell und gekünstelt produziert wurden (verzerrter Gesang, auf modern getrimmte Riffs oder auch das sehr gewöhnungsbedürftige "Hurricane" passen irgendwie nicht ins Bild). Richtig gelungen wird’s allerdings, wenn Mr. Impellitteri seine Soli auskramt und dem eigenwilligen Stil der Platte seinen ureigenen Stempel aufdrückt. "Pedal To The Metal" ist trotz der genannten Kritik ein sehr hörenswertes Kraftpaket geworden, das man aufgeschlossenen Fans durchaus empfehlen kann; lediglich etwas weniger Rumspielereien mit modernen Sounds und ein paar (mehr) echte Übernummern hätten dem Album gut getan.
TERROR-Gitarrist Doug beklagte sich erst kürzlich darüber, dass es viel zu wenig echte HC-Bands gibt. Die meisten angesagten Bands würden Death Metal, Black Metal oder irgendwas spielen, sich aber HC-Szene-typisch kleiden und aufführen und deswegen der HC-Szene zugerechnet werden. Weise Worte. Mir scheint, Doug hat vor dem Interview WINTER SOLSTICE gehört, so genau passen seine Aussagen auf die Combo. Da wird schwedisch losgefrickelt und gegrunzt, dass manchem Göteborger das Herz vor Freude zerspringen würde. Vor ein paar Jahren hätte ich WINTER SOLSTICE noch als Death Metal-Combo eingeordnet, die durch geschickt gesetzte Breaks ordentlich Druck macht. Aber heute heißt sowas eben Metalcore, ein paar der Mitglieder sind wahrscheinlich Edger und alle sind froh. WINTER SOLSTICE bieten gewohnte Kost, können in den richtig langsamen Parts gut Druck aufbauen ("Malice In Wonderland"), auch wenn mir da manchmal zu lange an einem Part gehangen wird. Genausogut kann der Haufen aber schwedisch-melodisch ballern ("55/23"), manche richtige Schwedencombo kann da streckenweise nicht mithalten. Alles solider Standard, von der Produktion zum Songwriting bis zur Leistung der einzelnen Mucker. Metalcorlerherz, was willst du mehr? Und jetzt nicht Individualität sagen, bitte.
EVERGREY verzücken ihre Fans mittlerweile fast im Jahrestakt mit hochklassigen Alben. Folgerichtig gibt es schon recht kurz nach der letzten Ausnahmescheibe "The Inner Circle" den nächsten Anschlag aufs Portmonee. "A Night To Remember” nennt sich das Teil und kommt als Livemitschnitt der letztjährigen Tour daher - standesgemäß als Doppel-CD mit Intro und 19 Tracks (aufgezeichnet in einem mit drei Balkonen versehenen, 160 Jahre altem Theater im heimischen Göteborg). Die auf dem Doppeldecker versammelten Werke stellen dabei eine überaus gelungene Zusammenfassung des bisherigen Schaffens der Kritikerlieblinge dar und sollten so für Neueinsteiger der perfekte Appetithappen sein; für Fans der Band wohl sowieso ein unverzichtbares Muss. Die Progressive Metallern aus Schweden um Meister Tom S. Englund (selbst gesanglich in Topform) zelebrieren auch Live ihre anspruchsvollen Kompositionen ohne ins frickeln zu fallen. Epischer Keyboardsound, bombastische Chöre und ein unter die Haut gehender Gesang symbiotisiert gekonnt mit harten Gitarrenriffs, ausgefeilten Solis und eindrucksvollem Schlagzeugspiel und Bassläufen. Da fallen einem ausschließlich die Besten des Genres ein - Dream Theater, Enchant, Pain Of Salvation oder Shadow Gallery sollten hier ruhig den Maßstab anlegen. EVERGREY setzen Live Maßstäbe wo andere Bands ihr Programm runterspielen. Perfekt arrangiert, aber ohne jeglichen Ansatz von Sterilität und voller Atmosphäre - welche bei EVERGREY nicht nur die Alben prägt, sondern hörbar auch Live transportiert wird - "A Night To Remember".
Hinweis für jene, welche sich neben dem Hörgenuss auch optisch verwöhnen lassen wollen: Das Konzert als Live-DVD im 5.1-Mix (plus Bonusmaterial) ist laut Label bereits in Vorbereitung.
US-Death-Grind. Punkt. Bretthart und gut dabei, die Muckerpolizei wird ihre Freude haben. Ich finde ORIGIN inzwischen fast ein wenig zu kompliziert - aber das ist mir ja das Meiste. Das Schlagzeug knüppelt mit sehr viel Druck, mal kompliziert, mal auch stumpf, immer aber bretthart. Gitarrenmäßig geht es ebenfalls in die vollen, hier wimmelt es nur vor diesen quietschigen Breaks, die einem Unwissenden wie mir automatisch Erinnerungen an den letzten Zahnarztbesuch bescheren. Mit gefallen ORIGIN deshalb wesentlich besser, wenn sie ein eintöniger wenig death-grinden (wie zum Beispiel bei "Cloning The Stillborn") da fliegt die Kuh ständig und muss nicht zwischendurch immer wieder notlanden. Die Jungs sind fit an ihren Instrumenten, knüppeln mit jeder Menge Herz, nur die Gitarren klingen mir ab und an mal zu mathematisch. Dass diese Maske auf dem Cover deswegen so eine schlechtgelaunte Fresse zeigt, ist maßlos übertrieben, denn letztlich haben die Amis hier eine sehr nützliches Abriß-Werkzeug auf den Markt geworfen. Frisch und hart, Tod und Grind - wer für seine Schlachtorgie einen (mit einer knappen halben Stunde sehr kurzen) Soundtrack benötigt, liegt hier sicherlich richtig. Punkt.
Zehn Jahre sind mittlerweile schon ins Land gezogen seit 1995 mit "The Final Experiment", die erste Rockoper des AYREON Projekts von Arjen Lucassen, seinen kommerziellen Anfang fand. Damals konnte zunächst keiner ahnen, welch großartige Erfolgsgeschichte sich heraus einmal entwickeln sollte. Die recht originelle Rahmenhandlung für dieses Konzeptalbum beginnt im 21. Jahrhundert. Die Welt ist wirtschaftlich und ökologisch zugleich ziemlich heruntergekommen - nur noch ein letztes Experiment kann die Erde retten. Hierfür wurde ein Computerprogramm "Time Telepathy" ausgetüftelt, um eine warnende Botschaft per virtueller Zeitmaschine in die Vergangenheit zu schicken. Diese Nachricht wird dann im 6.Jahrhundert von einem blinden Propheten namens AYREON "empfangen". Dieser lebt am Hofe Königs Artus u.a. zusammen mit dem bekannte Zauberer Merlin. Ayreon will natürlich allen von drohenden Katastrophe berichten und die Mitbürger davon überzeugen mit entsprechenden Verhaltensweisen quasi die Zukunft positiver zu gestalten. Doch keiner fühlt sich so recht angesprochen oder gar bedroht, denn das scheint ja so weit entfernt. Also wird der gute Ayreon stattdessen gepeinigt, verfolgt und flüchtet in die Natur. Dort erlebt er weiter düstere Visionen über die Vorgänge in der Zukunft und wird aus Sicherheitsgründen von den Mächtigen bzw. Merlin mit einem Bann belegt, um ruhig gestellt zu werden.
Zunächst mal interessierte sich keine Company (einige lustige Absagen finden sich im CD Inlay) für diese Story sowie die relativ komplex anmutende Musik des ex-VENGEANCE Gitarristen Lucassen. Daher musste der holländische Multiinstrumentalist mächtig Klinken putzen gehen, ehe sich dann doch ein Label fand, der unerwartet große Erfolg gab ihm letztlich natürlich recht. THE FINAL EXPERIMENT wurde ein Verkaufsschlager, diente auch als Vorbild für viele ähnlich gelagerten Projekte und bildete die künstlerische Ausgangsbasis für sämtliche weiteren Konzeptalben der AYREON oder auch STAR ONE Scheiben. Nun ist mit diesem oplunten Debütwerk (dass mittlerweile auch vergriffen war) endlich der komplette Backkatalog in aufwendigen Reissues sowie teilweise vollständigen Neueinspielungen wiederveröffentlicht. Auch bei dieser CD wollte Meister Lucassen ursprünglich alles noch mal neu einspielen bzw. überarbeiten aber die Mastertapes waren schlichtweg nicht mehr auffindbar und so musste er sich etwas anderes einfallen lassen. Gesagt getan - es war zunächst angedacht zwei Songs der CD im neuen Semi Akustischen Gewande aufzunehmen, letztlich fand der Perfektionist dann aber so gefallen an der Sache, dass gleich ein komplettes Bonusalbum mit neun Tracks entstand. Allein die neuen Songs wären schon Kaufgrund genug, denn das Ergebnis ist wirklich insbesondere für Fans von Folk(Rock), akustischer oder auch unplugged präsentierter Musik ein wahres Festmahl. Die Interpretationen erinnern stark an JETHRO TULL, MOSTLY AUTUMN oder auch an klein wenig an die BLACKMORES NIGHT Geschichten d.h. vielerlei Flöten, Streichinstrumente wie Celli, üppig Percussions und das alles in akustischen bzw. kammermusikartigen Arrangements in einem völlig bombastlosen Kontext. Auch hier hat sich Arjen wieder eine Schar von Gastinterpreten ans Mikro geholt, wenn auch (mit Absicht vielleicht) nicht mit ganz großen Namen, denn hier soll wohl die Musik für sich selbst sprechen. Dies tut sie zweifellos und so werden hiermit auch eindrucksvoll manche Kritikeraussagen widerlegt, dass AYREON Songs nicht ohne das aufgemotztes Äußere sowie üppigen Bombast bestehen könnten - das Gegenteil ist der Fall es funktioniert auch abgespeckt und so entwickelt sich ein ganz neues Hörerlebnis, einfach nur klasse!
Aber auch das "normale" Album mit diesem einzigartigen Mix aus PINK FLOYD Ambiente, aufpolierten Hardrock & Metalriffs, abwechslungsreichen Keyboardklängen, Folkelementen vermengt in ein symphonisch-bombastischen Klangbild sowie den vielen verschiedenen Stimmcharakteren kommt nach wie vor überzeugend rüber. Auch wenn manches noch nicht ganz so ausgereift oder packend inszeniert ist wie auf dem späteren Nachfolger sowie absoluten Meisterwerk "Into The Electric Castle". "The Final Experiment" erscheint als Special Edition in Jewel Casr & Schuber mit reich bebildertem 24-seitigen Booklet sowie neuen Liner Notes von Arjen Lucassen.
Schwarzer Ledermantel, weiße Kontaktlinsen, schwarze Fingernägel - man kann Klischees zelebrieren und sich das Prädikat "Cybergoth" aufdrücken - und SUBSONIC SYMPHONEE tun es. Das Produkt dessen, "Extreme Evolution", ist in gleichem Maße gefällig wie leider auch substanzarm ausgefallen. Die Australier haben durchweg auf tanzbare Rhythmen gesetzt, softer Breakbeat stand hierfür öfter Pate als EBM oder Technostupididät. Neben dem obligatorischen elektronischen Schnickschnack, bei dem die wirklich guten Ideen aber definitiv fehlen, setzen die Jungs auf Gitarren. Und zwar nicht in Form durchgehend rasiermesserscharfer Riffgewitter sondern durchaus mit originellen Sounds und ausgefeilterer Melodiebögen. Die Vocals, natürlich auch mal in der Schnittmenge aus Harmonizer und Distortion sind szeneuntypisch aber auch oft clean und relativ hoch und keinesfalls pathetisch. Zusammen mit einer gehäuft benutzten orientalische Halbtondramatik klingt diese Form der Musik durchaus frisch, Klischees hin oder her. Rockt "Turn Back" wie ein elektronisch unterfüttert Hardrocksong aus den Boxen der schmunzeln anregt, klingt "Psycho" dann wie am Reißbrett entworfener Kirmesttechnorock und kann wenig reißen. Mir gefällt die in keine Richtung übermäßig ausschlagende, etwas krude Mischung aus Tanzbarkeit, Elektronik und Rock, der Funken springt aber nicht über. Vielleicht ist es grade die fehlende Kompromisslosigkeit und sicherlich auch das fehlen eines richtigen Bretts, was dazu führt, dass dieses Album keines der Sorte ist, das man nicht mehr vergisst. Schade eigentlich.
Die Bostoner DROPKICK MURPHYS sind mit ihrer Mischung aus Streetpunk und Irish Folk längst eine Institution. Nach der ersten Singles Collection aus dem Jahr 2000 erscheint jetzt der zweite Teil mit Material aus den Jahren 1998 bis 2004. Der Titel ist aber eigentlich nicht ganz passend, vielmehr verrät der Untertitel, worum es hier wirklich geht, nämlich um "B-Sides, Covers, Comps & Other Crap", sprich: Songs, die es nicht auf die Alben geschafft haben. Der Schwerpunkt liegt dabei auf reinem Punkrock, die typischen Dudelsäcke und andere irische Tröten bekommt man kaum zu hören. So richtig schlecht ist das alles nicht, der absolute Bringer aber auch nicht. Stücke wie "On The Attack" und "Soundtrack To A Killing Spree" gehen extrem gut ab, Covers wie "Rock ´n Roll" oder "It´s A Long Way To The Top" fallen aber weder besonders originell aus, noch muss man sie unbedingt haben. Hinzu kommt noch, dass die Soundqualität der Stücke stark variiert. Interessant ist die Scheibe daher nur für Fans, die der Vollständigkeit halber wirklich alles besitzen wollen, was ihre Helden aufgenommen haben. Einsteigern sei dagegen das großartige Live-Album "Live On St. Patrick´s Day" empfohlen, das randvoll ist mit den wirklichen Hits und die Atmosphäre eines DROPKICK MURHPYS-Konzert perfekt rüberbringt.