Konzert:
With Full Force 2013 - Sonntag
Konzert vom Mit
MAMBO KURT und zahlreichen tanzenden Bühnengästen startete das With Full Force auf der Main Stage. Vor der Bühne wurde kräftig gefeiert, trotz des mehr als schrägen Gesangs. In seiner guten halben Stunde Spielzeit orgelte sich Kurt durch Songs von SLAYER, FREI.WILD oder RAGE AGAINST THE MACHINE und interpretierte diese gewohnt frei. Irgendwie erinnerte das Spektakel mehr an Ballermann als an With Full Force. (fs)
BETRAYING THE MARTYRS eröffneten den letzten Tag der Hardbowl – und das gleich richtig fett. Im Publikum ging es vom ersten Ton an genauso mächtig ab wie auf der Bühne. Der Franzosenhaufen hüpfte und moshte wie irre auf den Brettern, während im Publikum ordentlich Action war und direkt mal mit Wall Of Death losgelegt wurde. Musikalisch können BETRAYING THE MARTYRS mit ihrem Breakdown-lastigen Metalcore nicht unbedingt neue Akzente setzen, dafür kommt das Ganze gerade Live richtig gut zur Entfaltung und liefert den perfekten Soundtrack für eine Runde Moshpit-Action. Da die Jungs zudem mit sehr viel Spaß bei der Sache sind und sympathisch (plus natürlich hip aussehend) wirken, reicht das doch allemal für den Start des letzten WFF-Tages und 30 Minuten guter Show. (lh)
Wer sich den am Vortag angesoffenen Kater effektiv aus dem Schädel blasen lassen wollte, war bei BETWEEN THE BURIED AND ME genau richtig: das Gehirn hat während einer Shows der Extrem-Frickeler genug damit zu tun, dem Geschehen auf der Bühne zu folgen und keine Kapazitäten mehr für einen Kater frei. Oder war es andersrum? Wer sich die Amis mit nüchterner Birne anschaute, musste einmal mehr den Hut vor der handwerklichen Güteklasse ziehen, was hier geleistet wird, ist quasi unfassbar. BETWEEN THE BURIED AND ME lieferten ihre hochkomplexen und doch nachvollziehbaren Songs auch Live in Bestform ab, was die Progressiv- wie die Mathcore-Fraktion gleichermaßen erfreute, den Durchschnitts-WFFler aber dezent überforderte. Aber irgendwas ist ja immer. Kann ja nicht den ganzen Tag nur auf-die-Fresse-Bands geben. (lh)
„Stromausfall ist Punk“ – gut, dass die Punk Rocker von BETONTOD die kleine Panne mit Humor nahmen und sich auf ihre Fans verlassen konnte, die einfach selber weitersangen, bis die Rheinberger wieder Saft hatten. BETONTOD hatten sichtlich Spaß, vor einer so großen und aktiven Menge ihre Power Chords zu schrubben und mit Songs wie „Keine Popsongs!“ oder „Glück auf“ zu punkten. Dass viele WFF-Besucher die Lieder nicht kannten, war kein Problem: Nach dem ersten Refrain hatte jeder den Ablauf gefressen und konnte mitgrölen. Das ist alles andere als abwertend gemeint, denn auch wenn die Stücke eher simpel sind, so funktionieren sie doch bestens und machen vor allem live richtig Spaß. (fs)
BURY YOUR DEADhatten ihren Drum-Tech zum Drummer befördert (ihr eteatmäßiger Drummer tourt zurzeit mit DEVOUR THE DAY) und mit Carl Schwartz (FIRST BLOOD, ex-TERROR) einen gestandenen Aushilfsbasser. Soweit die Rahmenbedingungen. In dieser Konstellation hat die Band schon einige Shows gespielt, so dass sie beim Nachmittagstanztee in der Hardbowl gut aufeinander abgestimmt waren und eine Show spielten, bei der einfach alles stimmte. Sah das Publikum ähnlich: nicht nur, dass die Hardbowl brechend voll war, nein, es war ein sehr großer Moshpit aktiv und die Stimmung einfach bombig. Dank der knackigen Spielzeit brachten BURY YOUR DEAD quasi nur Hits, wodurch der Energielevel konstant hoch war und Band wie Fans ordentlich abgingen. Fettes Ding. (lh)
Im Grunde sind ALL THAT REMAINS ja unter den Bands abgespeichert, die in ihrer US-Heimat mehr Leute ziehen als in Europa, aber an diesem Sonntagnachmittag war die Hardbowl dann doch zu voll, um das weiterhin so sehen zu können. Ihr gute halbe Stunde Stagetime nutzte die Band um Fronter Philip Labonte routiniert aus, in Sachen Einsatz und Stageacting stimmte einfach alles; auch die Songauswahl konnte sich hören lassen. So brach das Eis recht schnell, zumal gerade Mr. Labonte eine sehr gute Leistung ablieferte und der größte Aktivposten einer aktiven Band war. Kurzum: ALL THAT REMAINS spielten eine sehr gute Show, die zu Recht sehr gut ankam. Alles richtig gemacht. (lh)
DEVIL SOLD HIS SOUL lockten überraschend wenige Besucher vor die Main Stage, wovon sich die Band aber nicht beeindrucken ließ und durchweg Vollgas gab. Es ist natürlich die Frage, wie gut sich der sperrige, anspruchsvolle Postcore für den späten Sonntagnachmittag eignet… wer mit dem Material der Engländer noch nicht vertraut war, wurde mit der aus Songs von „Empire Of Light“ und „Blessed & Cursed“ bestehenden Setlist gut in den DEVIL SOLD HIS SOUL-Sound eingeführt und dürfte angesichts der vielen eingängigen Passagen sein anfängliches Urteil revidieren. Ungünstig war allerdings der Sound, der direkt vor der Bühne sehr basslastig war und der feinen Gitarrenarbeit und dem Gesang Raum zur Entfaltung nahm. Etwas weiter hinten oder seitlich klang das Ganze besser, hier wurde der facettenreiche Aufbau der Songs deutlicher. (lh)
Mit KNORKATOR kam dann wieder die Spaß-Fraktion zu ihrem Recht. „Deutschlands meiste Band“ enterte ulkig kostümiert die Bühne und sorgte von Anfang an für gute Laune. Da wurden Frisbees ins Publikum und zurück geworfen, schlechte Witze gemacht und sich weitgehend ausgezogen – das Übliche eben. Als Stumpen dann die rund zwei Dutzend Fotografen auf die relativ hohe Bühne holen wollte, um das Geburtstagsständchen der Fan-Massen fürs 20 Jahre als With Full Force zu singen, artete das in ein Debakel für die Knipser aus: Die brauchten so lange, dass die Einlage schon wieder vorbei war, bevor die Hälfte den Bühnenrand erreicht hatte… Das blieb nicht die einzige Verzögerung, so dass KNORKATOR sich rühmen können, den bis dahin knappen und strikt eingehaltenen Zeitplan des WFF über den Haufen geworfen zu haben. Denn danach wollte Stumpen in seinem aufgeblasenen Luftballon übers Publikum kullern, was aber länger dauerte als geplant. Alf musste also einen spontanen Monolog halten, während Stumpen und die Security sich bemühten, den Ballon mit genug Luft zu füllen. Am Ende klappte es, und die nachfolgenden Bands mussten jeweils 15 Minuten oder noch später anfangen. Ach so: Mit Gitarristin Jen haben KNORKATOR ihren Auftritt optisch massiv aufgewertet. (fs)
Bei MAROON war fast schon egal, was sie spielen – viel wichtiger war, dass sie spielen. Die Nordhausener um Fronter André haben längere Zeit nichts von sich hören lassen, sind jetzt aber mit zwei Neuen an Gitarre und Bass wieder in Sollstärke unterwegs. Etwaige Pausen werden dann beim Gig gar nicht erwähnt, immerhin bietet sich die Parallele 20 Jahre With Full Force und 15 Jahre MAROON viel besser an. Wie dem auch sei, was zählt war auf dem Platz – und da konnten MAROON 2013 auf ganzer Linie überzeugen. Vom Publikum im brechend vollen Zelt enthusiastisch begrüßt, ging es ohne viel Geschnacke Schlag auf Schlag mit der MAROON-Best Of-Setlist. Die Crowdsurfer segelten dann erwartet zahlreich, gerade zum Ende des Sets hin, also André auch häufiger auf die Absperrung kletterte oder gleich direkt in die Menge divte. Soundtechnisch wurde die Show 1A unterstützt, so dass nach den gut 40 Minuten klar war, dass MAROON wieder da sind. Die Band hat sich im neuen Line-Up mit einem ganz starken Gig bei all denen ins Gedächtnis gerufen, an denen die News bislang vorbeigezogen waren. (lh)
Den Headliner des Sonntags und den Abschluss der Hardbowl machte die Kasseler HC-Institution RYKERS, die zwar nicht mehr wirklich stark aktiv sind, aber an diesem Abend unter Beweis stellten, dass sie trotzdem noch lange nicht zum alten Eisen gehören. Das Zelt war knüppelvoll und feierte die Helden vergangener Tage ordentlich ab – was noch an Reserven nach vier langen Tagen Festival da war, wurde von den Fans aktiviert. Spätestens als Shouter Kid-D das erste Mal auf die Gitter kletterte, kam die Security gut ins Schwitzen, was sich bis zum Ende dank vieler Crowdsurfer nicht ändern sollte. Das war schon mal Hardcore wie aus dem Lehrbuch. Nicht minder Lehrbuchmäßig waren die ehrlichen Ansagen, die knackigen, auf den Punkt kommenden Songs und die Intensität der Show. Kaum zu glauben, dass RYKERS schon einen Tag älter sind (was genau so für viele Fans in den ersten Reihen galt), mit ihrer Energie steckten sie viele der halb so alten Kids anderer Bands locker in die Tasche. Nicht jede Band muss im Alter peinlich werden – RYKERS haben sich in die Riege der nicht-peinlichen und glaubwürdigen Bands gespielt. Dickes Respekt an die Band für die Show und das Publikum für das Abgehen am Ende eines langen, intensiven Festivals! (lh)
Auf der Main Stage ging das Full Force volle Kanne weiter. Ob KORPIKLAANI noch voll waren, ist unklar, Fakt ist nur: Am Vorabend ließen es die Finnen bereits so richtig krachen und nutzten die günstigen Whisky-Preise in Deutschlands nach Kräften aus. Am Sonntag waren von etwaigen Folgeerscheinungen nichts zu sehen, KORPIKLAANI schafften es mühelos, mit „Rauta“, „Vodka“ oder „Beer Beer“ das Publikum für sich zu gewinnen. Dass anstatt Tuomas Rounakari ein mir bis dato unbekannter Musiker die Fiedel gekonnt schrubbte, war die einzige Überraschung. Nach dem KORPIKLAANI-Auftritt dürfte der Bierkonsum noch mal nach oben geschnellt sein, weil die Finnen einfach die passende Begleitmusik für das eine oder andere Pils geliefert hatten. (fs)
CALIBAN können die tolle Stimmung noch locker steigern. Scheinbar spielerisch gelingt es der Truppe um Frontmann Andy, einen Circle Pit nach dem anderen zu organisieren und schließlich sogar die Meute um den FOH-Turm zu scheuchen. CALIBAN geben aber auch von Anfang an Vollgas, unterstützt von einer tollen Lightshow und einem fetten Sound, der aber nahe an der Bühne arg dröhnt. Mit der ihnen eigenen Präzision hämmern die Essener ihre Riffs in die beginnende Nacht, verausgaben sich beim Herumtoben auf der Bühne und sorgen dafür, dass die Crowdsurfer reihenweise in die Arme der Security purzelten. Die Stimmung war jedenfalls der Hammer – ob KORN das toppen konnten? (fs)
Der Auftritt von KORN kündigte sich durch ein tiefes Wummern und Dröhnen an – die Bassboxen vor der Bühne drohten, den Geist aufzugeben. Ja, es war laut, schließlich kam nun der Headliner des vierten und letzten WFF-Tages. KORN kamen frisch wiedervereint mit ihrem langjährigen Gitarristen und Mastermind Brian „Head“ Welch, und nicht nur die zweite Gitarre tat den Nu Metal-Veteranen sichtlich gut. Auch die Bühnenpräsenz der gestandenen Herren profitierte davon, und die herausragende Lichtshow tat ihr übrigens, um KORNs Auftritt zu einem bleibenden Erlebnis zu machen. Mit „Blind“ und „Twist“ ging es viel versprechend los, bevor Joanthan Davis das Tempo mit ein paar Erzählungen herausnahm. Trotz kleinerer Pausen zwischen den Songs arbeiteten sich KORN unaufhaltsam auf ihre drei Zugaben vor, die mit „Get up“, „Got the life“ und natürlich „Freak on a leash“ den erwarteten Höhepunkt boten. Damit war die Show von KORN der würdige Abschluss des Jubiläums-WFF, von dem man sich nur noch mindestens 20 weitere Jahre wünschen kann. (fs)
Moooment! So schnell ist das 20. With Full Force dann doch nicht vorbei: Im Zelt warteten noch drei Bands auf die Fans, die weder zu besoffen, zu müde oder zu ausgepowert waren. Leider hatte sich Verzögerung durch KNORKATOR so ausgewirkt, dass sich das Finale von KORN und der Beginn von PARADISE LOST überschnitten, obwohl die Engländer ohnehin schon 15 Minuten später anfingen. So war die Hardbowl leer wie kaum zuvor, erst nach und nach pilgerten weitere Zuschauer ins Zelt, vielleicht auch angelockt durch die Zurufe von Nick Holmes. Der wirkte schon etwas müde, war aber stimmlich voll auf der Höhe. PARADISE LOST ackerten sich in der zu kurzen Spielzeit durch die Meilensteine ihres Schaffens, widmeten sich also „Draconian Times“ genauso wie „Tragic Idol“. (fs)
Die Instrumentensammlung auf der Bühne kündigte an, dass der folgende Act kein ganz gewöhnlicher sein würde. Die rumänischen Schwarzmetaller NEGURA BUNGET begannen erwartet leise, mit Panflöte und sachten Gitarrenklängen, eingehüllt in Nebel und spärliche Beleuchtung, bevor sie dann plötzlich aufs Gaspedal drückten und eher klassische Black Metal-Klänge anstimmten. Die langen Songs von NEGURA BUNGET sind sicher weder leicht verdaulich noch sonderlich eingängig, dennoch hatten sich viele fachkundige Fans vor der Bühne versammelt und ließen sich von den epischen Klanggebilden einfangen und entführen. (fs)
Es war spät, es war dunkel, es war Zeit für AMORPHIS. Auch wenn das Zelt schon nicht mehr ganz voll war (die vorherigen Tage hatten sicherlich ihren Tribut gefordert), spielten die wackeren Finnen unbeeindruckt alte und neue Songs ihrer mittlerweile schon über 20-jährigen Karriere. Die Stimmung im Zelt war vielleicht nicht mehr so ausgelassen wie zuvor, die Zahl der Crowdsurfer deutlich geringer – aber dass AMORPHIS immer noch rocken und ihre Fans mitreißen können, das bewies der finale Auftritt des 20. With Full Force eindrucksvoll. Nach dem Hochglanz-Auftritt von KORN auf der Main Stage war die eher ruhige, dunkle Show von AMORPHIS der passende Festival-Ausklang. (fs)
Konzert:
With Full Force 2013 - Samstag
Konzert vom Mit Fun-Metal der Frankfurter Würstchen von
A.O.K. – was für Anal oder Kot steht – startete der zweite Tag mit Vollgas durch und schaffte es, das noch etwas müde Niveau kurzerhand abzuhängen. A.O.K. sind ja bekannt dafür, ihre Fans mit derben Showeinlagen zu beglücken, und so flogen schon zum zweiten Song Baguette-Stangen auf die Bühne. Jochen Graf und Bernd Peter hatten aber natürlich auch eigene Munition dabei, die sie während ihrer SIX FFET UNDER-Parodie benutzten: Das Brot wurde gebrochen und nicht nur unter den Armen verteilt, sondern auch im Genitalbereich und derart gewürzt ins Publikum geworfen. Etwas später ging es dem Gemüse an den Kragen, so dass anschließend Bühne und Graben geputzt werden mussten. (fs)
Mit den Augen des TunnelTattoosBuntesshirt-Metalcorekids betrachtet sind BANE nicht cool. Ü30, mit uncoolen Klamotten, wenig bis keinen offensichtlichen Tattoos und völlig untrendigen Frisuren. Wer sich davon nicht beeindrucken lässt, wird bei BANE mit einer intelligenten Band belohnt, die das „hardcore is more then music“-Motto verinnerlicht hat wie kaum eine andere Band. Shouter Aaron haute in den 30 Minuten Stagetime mehr intelligente Ansagen raus als die Metalcore-Combos der drei Tage Hardbowl zusammen. Musikalisch lohnt sich eine BANE-Show ebenfalls, auch wenn Breakdowns fehlen – dafür geht es flott zur Sache, mit vielen Gelegenheiten für Singalongs und Stagedives. BANE zeigten dem WFF, dass Hardcore nicht für was für Kids ist und eine Band unbedingt mehr bieten sollte als nur cooles Outfit, Breakdowns und „kauft unser Merch“-Ansagen. (lh)
Moderner Metal mit deutschen Texten war im sonstigen WFF-Lineup ebenso auffallend wie die Masken der vier Musiker. Doch auch ohne Blastbeats und Breakdowns hatten HÄMATOM das Publikum schnell auf ihre Seite gezogen, denn das engagierte und mitreißende Auftreten der Franken sorgte für gute Stimmung auf der mit Gummimatten ausgelegten Wiese vor der Bühne. Die HÄMATOM-Songs sind ohnehin sehr eingängig und krabbelten so auch zur recht frühen Uhrzeit (für Festival-Verhältnisse…) in die Gehörgänge. (fs)
ADEPT haben den Sprung auf die Main Stage geschafft, wo sich die Band um Shouter Robert sichtlich wohl fühlten und sich ordentlich austobten. Mit „Silence The World“ haben die Schweden ein starkes neues Album veröffentlicht, dessen Songs sich Live sehr gut machten und vor der Bühne für den ersten Pit des Tages sorgten. Handwerklich haben sich ADEPT in den vergangenen Jahren stetig gesteigert, ausgiebiges Touren sei Dank, so dass auch an diesem verregneten Nachmittag die technisch anspruchsvollen Songs sauber gezockt wurden und dabei immer Zeit zum moshen blieb.Das war ein gelungener Auftakt auf der großen Bühne. (lh)
Mit HELLYEAH kam dann die Metallerfraktion auf ihre Kosten, genauer gesagt die Metallerfraktion jenseits der 30, von denen sich so einige beim WFF tummeln. HELLYEAH als aus der Asche von PANTERA hervorgegangene Combo können natürlich gar nicht anders, als fett zu riffen und zu rocken und immer wieder das die Metalbrothers ins Gedächtnis zu rufen, Chad Gray und seinen stellenweise sehr pathetischen Ansagen sei Dank. Aber wer Vinnie Paul hinter den Drums sitzen hat, darf das. Manchmal muss dann eben auch etwas dicker aufgetragen werden. Aber wer knackige Songs mit viel Groove auffahren kann, macht Live eh’ alles richtig, wie HELLYEAH unter Beweis stellten. Routiniert und mit Spaß inne Backen zockten die Herren ihren Set, brachten das Publikum zum headbangen und überzeugten sicher den einen oder anderen Jungspundbesucher, sich mal mit der Historie des Metals zu beschäftigen und nicht nur auf krass-quietschbunte Metalcore-Combos abzufahren. (lh)
Verlierer des Tages in der Hardbowl waren H2O: die New Yorker tobten zwar gewohnt aufgedreht über die Bühne und hatten eine mit Hits und Mitsingnummern gespickte Setlist, aber auch einen dermaßen miesen Sound, dass viele Feinheiten kaum zu hören war. Teilweise war die Gitarrenarbeit nur zu erahnen oder der Gesang sehr leise. Machte den Fans in den ersten Reihen nichts aus, die tobten sich im Pit aus und ließen sich von Toby (mehr auf der Absperrung als auf der Bühne stehend) immer wieder neu motivieren und legten noch einen Crowdsurfer, noch einen Pile-On nach. „Nothing To Prove“ liefert auch nach einigen Jahren immer noch umwerfende Songs und ist im Verbund mit den Bandklassikern Garant für eine fette Setlist. Da macht dann auch der miese Sound nichts aus. H2O go! (lh)
WAR FROM A HARLOTS MOUTH bezeichneten sich im Verlauf ihres Sets als „nur eine extreme Metalband“, was für die Berliner schon etwas viel des Understatements ist, hat doch kaum eine andere europäische Band so hart gearbeitet. Mit „Voyeur“ haben die Jungs im Frontsau Nico ihr bislang bestes Album veröffentlicht, dessen Songs an diesem Nachmittag mit Verve aus den Boxen kamen und sich als überraschend eingängig erwiesen, eine gewisse Affinität für extremen Metal vorausgesetzt. Der tobende Mob bewies, dass auch solche extremen Töne ihren Platz beim With Full Force haben, so viele Crowdsurfer (inklusive eines WAR FROM A HARLOTS MOUTH-Sängers) und einen so aktiven Pit kam es an diesem Tag bei kaum einer anderen Band. Als nette Geste kam für einen Song der Aushilfsbasser, der bei der Bonecrusher-Tour mit dabei war, auf die Bühne und zockte munter mit. WAR FROM A HARLOTS MOUTH sind eben ein einfach netter Haufen, allem vertonten Krach zum Trotz. (lh)
COAL CHAMBER sahnten den Preis als größte Poser des With Full Force 2013 ab. Die seit 2011 wieder aktive Band hat mit Dez Fafara einen gestandenen Sänger in ihren Reihen, der seit einigen Jahren ja mit DEVILDRIVER ordentlich abräumt und sich auch an diesem Abend als exzellenter Sänger und Entertainer erwies. Viel interessanter war es aber, der Saitenfraktion bei ihrem extrovertiertem Spiel zuzusehen – so viel Hingabe, Pathos und Hollywood war an diesem Wochenende selten zu sehen. Da rückten die Songs fast schon in den Hintergrund. Aber eben nur fast, denn das Best-Of, das COAL CHAMBER heuer zockten, beinhaltete natürlich alle Singles und machte klar, dass hinter aller Extrovertiertheit und Showeinlagen gute Musiker stecken, die Ende des 90er/ Anfang der 00er nicht zu Unrecht eine große Nummer waren. (lh)
Über DEEZ NUTS kann gesagt werden, was will, auf der Bühne sind die Australier eine Macht. J.J. Peters ist einfach eine charmante Rampensau, dessen Songs Marke „Tonight We Gonna Party Like There’s No Tomorrow“, „Band Of Brothers“ oder “Shot After Shot” die für 99% des WFF-Publikums wichtigen Themen ansprechen. Auf der Bühne gute Laune und routinierte Musiker, vor der Bühne gute Laune und feierwütiges Publikum. Zack! Da passt alles. (lh)
Fast wäre der Auftritt von SODOM gar nicht erst zustande gekommen. Obwohl die Thrash-Giganten schon im 9 Uhr aus Dortmund gestartet waren, kamen sie viel zu spät in Roitzschjora an. Grund war ein Megastau – dennoch klappte es gerade so: Drummer Makka instruierte die Leute des With Full Force per Handy, wie sie ihm ein anderes Drumset aufbauen sollten (seines stand mit ihm im Stau), die Band rauschte im Bandbus direkt zum Bühnenaufgang (ohne Akkreditierung) und stürmte auf die Bühne, um nach einem ultrakurzen Soundcheck mit 20 Minuten Verspätung loszulegen. Das Besondere daran: Im Publikum merkte so gut wie niemand etwas davon, wie knapp es zuging und unter welchem Druck SODOM gestanden haben müssen. Die drei Thrasher ließen sich auch nichts anmerken, einzig an der verkürzten Setlist und dem nicht optimalen Sound konnte man erkennen, dass es nicht so rund lief wie sonst. Großes Kompliment an SODOM, wie professionell und souverän sie trotz aller Problem einen tollen, mitreißenden Gig ablieferten.
COCK SPARRER gaben als Samstagsheadliner der Hardbowl Geschichtsunterricht in Form ener Stunde Oi-lastigen Punkrocks. Seit mehr als 40 Jahren sind die Engländer am Start, entsprechend zerknautscht und vom (britischen) Leben gezeichnet sehen sie mittlerweile aus. Ihre Songs verfangen aber auch anno 2013 und auch bei einem jungen Publikum, das sich an diesem Abend nur zum Teil aus Oi-Skins rekrutierte – es waren überraschend viele Metalheads und Hardcore Kids gekommen, um sich die Legende einmal live anzuschauen. Bei einigen hat wahrscheinlich Papa die Platten gehört, als das Kind noch nicht mehr als ein Funkeln in seinen Augen war. Nostalgisch wurde es immer mal wieder, ohne dass es ins Kitschige abglitt. Die Songs gehen auch nach einigen Dekaden direkt in die Beine, so dass die Stunde COCK SPARRER eine Stunde Bewegung vor der Bühne bedeutete. Schönes Ding. (lh)
Mit SICK OF IT ALL als Co-Headliner kann ein Festival nichts falsch machen, dazu sind die New Yorker um die Koller-Brüder zu sympathisch und musikalisch als Konsensband bei den verschiedenen Besuchergruppen akzeptiert. So war es dann vor der Main Stage auch gut voll, als ab 21 Uhr eine Stunde lang New Yorker Hardcore in den ostdeutschen Nachthimmel gejagt wurde. Die Setlist bot einen Querschnitt der wichtigsten Alben, von den beiden aktuellen („Based On A True Story“ und „Death To Tyrants“) bis hin zu den Frühwerken („Den Song haben wir als Teeanger geschrieben und singen ihn jetzt als grumpy old men.“) reichte die Spanne. Das Ergebnis wirkte wie aus einem Guss und machte Bock auf Bewegung. Es gab mehrere Publikumsspielchen, zu denen Lou Koller die Fans animierte, auch wenn der daraus entstandene Circle Pit relativ klein war. H2O-Toby war für einen Song auf der Bühne und hatte dabei genauso viel Spaß wie Dampflok Pete Koller und seine Kollegen. Es war ein rundherum gelungener Gig, was anderes ist von der hart arbeitenden und dabei grundsympathischen Band auch nicht zu erwarten. SICK OF IT ALL legten die Messlatte für den Headliner des Abends verdammt hoch! (lh)
Wer in den ersten Reihen stand oder die große Videoleinwand im Blick hatte, der merkte schnell, dass bei Headliner IN FLAMES einer fehlte: Niclas Englin machte Babypause, dafür sprang Jensen von The Haunted ein. Der tollen Show hat das keinesfalls geschadet, die Musiker kennen sich ja schon länger und wirkten vor allem gut aufeinander eingespielt. Zu hören gab es eine musikalische Zeitreise von den Anfängen der Band hin zu ihren aktuellen Werken, wobei alle Stücke gleichermaßen rüber gebracht wurden und es keiner Durchhänger gab. Einzig die Monologe von Anders Friedén zwischen den Songs zogen sich manchmal etwas in die Länge, aber der feucht-fröhlichen Stimmung tat das keinen Abbruch. Mit Pyro-Effekten und Feuerwerk unterstrichen IN FLAMES auch optisch ihren Headliner-Status und beendeten nach rund 75 Minuten ein Konzert, das bis auf zwei, drei Songs mehr keine Wünschen offen ließ. (fs)
Wer auch immer die Idee hatte,KVELERTAK um Mitternacht im Zelt spielen zu lassen, verdient einen Orden. Im relativ kleinen Rahmen (verglichen mit der Main Stage, auf die die Norweger genauso gut gehört hätten) war das Ambiente kleiner und intensiver, was dem High Energy-Krach der Band entgegenkommt. Im Publikum gab es vom ersten Song an kein Halten mehr; dass auf der Bühne der Teufel los war, versteht sich bei den Jungs von selbst. Allen voran geht natürlich wieder Sänger Erlend, der sich gar nicht mit Ansagen oder ähnlichem Quatsch aufhält, sondern Song um Song runterrotzt und den Derwisch gibt. Also in der norwegischen Version. Seine Kollegen können auch keine drei Sekunden auf einer Stelle verweilen, schaffen es dabei aber immer wieder, ihre Einsätze auf die Reihe zu bekommen. KVELERTAK sind einfach eine Gute-Laune-Band und haben mit den „Meir“-Songs einige echte Hits am Start, die auch an diesem Abend das Publikum zum Durchdrehen brachten. Für viele Fans sicher der heimliche Headliner des Abends und ein toller Auftakt für die Saturday Night Fever-Nacht. (lh)
SMOKE BLOW holten ihren im letzten Jahr aufgrund des massiven Unwetters ausgefallenen Gig nach, gaben im Vorfeld dann auch direkt zu, seit 6 Monaten nicht gespielt zu haben. Macht aber nix, die Kieler ließen sich davon nicht aus der Ruhe bringen und legten mit „Masquerading“ sutsche los, die flotteren Nummern kamen dann im weiteren Verlauf – „777 Bloodrock“ oder das kultige „Dark Angel“. Letten stellte zufrieden fest, dass er dank neu gewachsener Matte nach 20 Jahren endlich wieder moshen kann (was noch etwas ungelenk aussah) und war stimmlich mehr als jemals zuvor der deutsche DANZIG. Sein Zusammenspiel mit Strassenköter war nicht so herzlich und eingespielt wie in vergangenen Zeiten, aber trotzdem steckten die beiden in Sachen Show und Entertainment die meisten anderen Bands des Tages und Wochenendes locker in die Tasche. SMOKE BLOW legten eine insgesamt coole Show hin, in der alle wichtigen Songs vorkamen und die das Zelt bis 4:15 Uhr morgens voll und bei Laune hielt. Alles in Allem ein gelungener Abschluss des Tages, auch wenn SMOKE BLOW in der 2012er Form sicher noch mehr gerockt hätten. (lh)
Konzert:
With Full Force 2013 - Freitag
Konzert vom Nach dem verpassten Auftritt von HACKTIVIST (Stau…) ist
RED FANG für uns die erste Band des Tages. Die Kombo aus Portland grooved sich herrlich träge in den noch jungen Tag, und die bereits ordentliche Menge vor der Bühne grooved gelassen mit. RED FANG kommen ohne großen Show-Schnickschnack aus und konzentrieren sich auch sich und ihre Songs. Grandiose Begeisterungsstürme mag es vielleicht nicht gerade gegeben haben, aber RED FANG dürften durchaus zufrieden mit ihrem Auftritt am With Full Force-Freitag gewesen sein. (fs)
Die aus dem nahen Gera angereisten KALI YUGA durften sich anschließend über viele bekannte Gesichter im Publikum freuen, denn eine treue Anhängerschaft hatte sich in den ersten Reihen vor der Bühne versammelt. Derart motiviert ließen sich KALI YUGA nicht lumpen und haben von Beginn an ordentlich Gas. Mit ihrem melodischen Death Metal hatten sie auch keine großen Probleme, auch die hinteren Reihen zum Bangen zu bringen. (fs)
Mit Vollgas starteten THE DEVIL WEARS PRADA in ihren Auftritt und nahmen während der folgenden 40 Minuten den Fuß keine Minute vom Gaspedal. Offenbar wollten die Metalcore-Christen aus Dayton allen beweisen, wie viel Energie in ihnen steckt. Breakdowns und Blastbeats im wilden Wechsel und dazu ein alles gebender Mike Hranica erzeugten wuselnde Circle Pits vor der Bühne und sorgten dafür, dass schnell die ersten Crowdsurfer auftauchten. (fs)
Mit ihrer aktuellen Scheibe „Live by the code“ im Gepäck zementierten dann TERROR ihren Ruf als saustarke Live-Band. Mit Vehemenz und viel Spielfreude rissen die Hardcore-Männer aus Los Angeles das Publikum mit und mischten ihre neuen Songs gekonnt mit älteren Werken, so dass schnelle Voll-auf-die-Zwölf-Stücke und eher groovende Lieder sich gut abwechselten. Frontmann Scott Vogel rackerte sich ohne Unterlass am Bühnenrand ab und versuchte, jeden Fan einzeln zum Hüpfen zu bringen. TERROR ließen das WFF 2013 beben. (fs)
Passend zum Auftakt-Song „Let me out“ erschien PAIN-Sänger Peter Tätgren in einer Zwangsjacke auf der Bühne. Aber nicht gefesselt, sonst hätte er nicht noch Gitarre spielen können. Der HYPOCRISY- und PAIN-Gründer sowie seine drei Mitstreiter werkelten sich gekonnt durch ihre Setlist, und trotz des eher schwammigen Sounds war die filigrane Gitarrenarbeit von Meister Tätgren und Co-Gitarrero Michael Bohlin gut zu erkennen. PAIN spielen eher Musik fürs Zuhören, weniger zum Abgehen – dennoch war die Stimmung auf dem Flugplatz Roitzschjora offenkundig gut. (fs)
Wenn Ex-PANTERA-Sänger Phil Anselmo die Daumen senkt, dann will er damit nicht dem Publikum seine mangelnde Begeisterung für dessen Enthusiasmus zeigen. Bei seiner aktuellen BandDOWN heißt das: „Leute, ich will euch verdammt noch mal ‚Down!‘ rufen hören!“ Anselmo gab sich gewohnt wandlungsfähig, war mal grimmig, mal schelmisch, immer präsent und spontan. Was aber nichts daran änderte, dass DOWN unbeeindruckt ihr Programm durchzogen – Anselmos Wahlspruch „we play it slow“ gab die Marschrichtung vor. So fett die Band auch groovte, so sehr sich die Musiker mühten, am Ende war das Set etwas zu lang und dadurch etwas zu eintönig. Die Länge des Sets war aber nicht von Anfang an so geplant, sondern vielmehr die Konsequenz aus der Absage von MOTÖRHEAD. Die mussten wegen Lemmys Gesundheitszustand ihren geplanten Auftritt ausfallen lassen, wobei die Veranstalter erst am Freitag bekannt gaben, dass keine andere Band MOTÖRHEAD ersetzen würde. Vielmehr wurden PARKWAY DRIVE zum Headliner befördert und durften daher ebenso wie DOWN länger spielen. (fs)
Natürlich waren viele Festival-Besucher enttäuscht, dass MOTÖRHEAD nicht spielen konnten. Natürlich waren einige auch enttäuscht, dass so kurzfristig keine andere Band einspringen konnte. MOTÖRHEAD ersetzt man eben nicht so einfach 1:1. Daher war die Frage spannend, ob den Australiern PARKWAY DRIVE Lemmys Cowboy-Boots nicht eine Nummer zu groß sein würden. Doch PARKWAY DRIVE präsentierten sich als souveräner Headliner und pflügten die WFF-Wiese geradezu um. Mit fettem Sound, herausragender Lichtshow und einer bis ganz hinten zu spürenden Energie hinterließen die Australier einen bleibenden Eindruck. Auch wenn der Glitzerregen zum Song „Home is fort he heartless“ auf manch einen etwas zu poppig wirkte: Die Show stimmte vom Anfang bis zum Schluss. Wer danach noch Energie hatte, marschierte weiter ins Zelt zur Knüppelnacht. (fs)
Zur Geisterstunde polterten NAPALM DEATH im Zelt wie die Berserker los und wurden von zahlreichen Grindcore-Fans begeistert empfangen. Der Auftritt war wie ein Rausch, eine Mischung aus Geknüppel und kurzen Ansagen, leider mit eher miesem Sound, aber dennoch extrem kurzweilig. Merkte man der Band ihre rund 30-jährige Historie an? Nein, ganz und gar nicht, sieht man vom äußeren Erscheinungsbild der Engländer einmal ab. NAPALM DEATH versprachen ein fettes Grind-Schnitzel und servierten es mundgerecht ab. Lecker! (fs)
Die Black Metal-Botschafter GOD SEED aus Norwegen ließen es gewohnt langsam angehen. Bis auf Ghaal traten alle Musiker ungeschminkt auf, was ihre düstere Ausstrahlung aber nicht reduzierte. War es wirklich kälter geworden, seit GOD SEED die Bühne betreten hatten? Fast kam es einem so vor. Mit dem GORGOROTH-Song „Sign of an open eye“ stiegen GOD SEED wie erwähnt gemächlich ein, bevor sie mit „Awake“ mächtig aufs Gaspedal drückten. Zack, schon purzelten die ersten Crowdsurfer in die Arme der Security. Und so ging es weiter bis zum Rausschmeißer „This from the past“. (fs)
Weiter ging es mit niederländischem Death Metal von HAIL OF BULLETS, angeführt von ASPHYX-Frontmann Martin van Drunen. Der Kugelhagel wurde musikalisch eindrucksvoll inszeniert, der Holland-Fünfer feuerte eine schwere Breitseite nach der nächsten ab und sorgte mit Sicherheit für den einen oder anderen lädierten Nackenmuskel unter den Headbangern. Was HAIL OF BULLETS auszeichnet, sind talentierte Musiker, die sich bewusst auf einfache Riffs und Songstrukturen konzentrieren und so mit möglichst hoher Präzision Note für Note auf den Punkt hämmern. Dazu röhrt Ex-PESTILENCE-Sänger Martin van Drunen, so dass Songs wie Gebirge entstehen: Roh, rau, schwer und verdammt mächtig. (fs)
Konzert:
With Full Force 2013 - Donnerstag
Konzert vom Zum 20. Jubiläum des With Full Force-Festivals hatten sich die Veranstalter als Besonderheit ein „20th Anniversary Special“ ausgedacht und somit die Veranstaltung von drei auf vier Tage erweitert. Am Donnerstag, 27. Juni 2013, ging es bereits um 18 Uhr los – pünktlich auf die Minute eröffneten ELSTERGLANZ das Festival auf „Deutschlands härtestem Acker“, allerdings ohne uns. Wir standen zu diesem Zeitpunkt bereits eine gute Stunde am Presse-Schalter an, um unser Einlassbändchen und den Fotopass abzuholen. Eigentlich keine große Sache, aber das Mädel am Schalter wirkte hoffnungslos überfordert, anhand der ausgedruckten Akkreditierung die nötigen Utensilien für den Einlass zusammen zu suchen… Damit hörten ELSTERGLANZ schon wieder auf, während wir noch im Regen standen und hofften, es wenigstens bis zum Auftritt von NEWSTED zu schaffen.
Apropos Regen: Das Gebiet um Roitzschjora war eh schon Opfer der verheerenden Überschwemmungen im Juni 2013, denen unter anderen die wichtige Verbindungsstraße B184 zum Opfer gefallen war, was einige Umwege zur Folge hatte. Aber auch am Donnerstag regnete es immer wieder, so dass das Festivalgelände auf dem Flughafen bei Löbnitz entsprechend aufgeweicht und die Wege schlammig waren. Kein Wunder also, dass wir bis zur Hüfte mit Matsch bedeckt waren, nachdem wir im Laufschritt Richtung Bühne trabten, endlich mit Bändchen und Fotopass ausgestattet.
Etwas außer Atem vor der Bühne angekommen, legte Jason Newsted mit seiner neuen Band NEWSTED auch schon los. Die Erwartungen waren riesig, das war dem Ex-METALLICA-Basser durchaus bewusst. Vielmals bedankte er sich für das zahlreiche Erscheinen der Fans und die „Jason, Jason“-Rufe und beschwor immer wieder den Zusammenhalt der Metal-Gemeinde. Dass Newsted in Sachen Bühnenpräsenz immer noch einiges zu bieten hat, bewies er in den wenigen Momenten, in denen er nicht hinterm Mikro festgenagelt war. Das war auch der Knackpunkt der Show: Jason Newsted ist ein toller, dynamischer Bassist mit cooler Mimik und Gestik – aber ein begnadeter Sänger ist er nicht. Das fiel am deutlichsten beim METALLICA-Cover „Whiplash“ auf, das NEWSTED als letzten Song spielten. Mit einem eigenen Sänger könnte Jason Newsted sich wieder freier bewegen, und auch die Songs würden wohl davon profitieren.
Mit AGNOSTIC FRONT betrat dann eine echte Hardcore-Kultband die Bühne und demonstrierte eindrucksvoll, wie frisch und voller Energie die New Yorker nach über 30 Jahren noch immer klingen. Pausenlos wuselte die Truppe über die Bühne, hüpfte munter auf und ab und ballerte dem Publikum eine Granate nach der anderen um die Ohren. Klar, dass schnell erste Pits entstanden und Crowdsurfer unterwegs waren. AGNOSTIC FRONT hätten gerne noch länger spielen dürfen, Energie hätten sie und die Meute vor der Bühne sicher noch gehabt.
Gut, dass die Umbaupausen so kurz waren, denn bevor man sich abkühlen konnte, heizten HATEBREED die Stimmung weiter an. Jamey Jasta konnte es sich nicht verkneifen, allen Kritikern und Zweiflern den Mittelfinger zu zeigen: „Man sagte uns, wir seien zu sehr Hardcore für die Metal-Fans, und zu metallisch für die Hardcore-Fans. Fuck you!“ HATEBREED passten zum With Full Force wie der Arsch auf den Eimer und waren musikalisch gesehen das perfekte Bindeglied zwischen AGNOSTIC FRONT und SLAYER, die im Anschluss als Headliner spielten. Wie eine Dampframme legten HATEBREED los und gaben erst Ruhe, als auch der letzte Regentropfen aus den Klamotten der WFF-Besucher gepogt war.
SLAYER wirken eigentlich immer so, als könnte sie nichts und niemand anfechten. Auf der WFF-Bühne gaben sie sich also so cool, als wäre Jeff Hannemann nie gestorben oder Dave Lombardo nie wegen kritischer Nachfragen zum Finanzgebaren gefeuert worden. Mit „World painted black“ legten SLAYER los wie eh und je, musikalisch präzise und im Stageacting spartanisch. Aktivposten war wieder Gary Holt von EXODUS, der seinen Bewegungsspielraum am besten nutzte und mehr als einen Quadratmeter in Anspruch nahm. Doch wenn SLAYER ihre Klassiker wie „Mandatory Suicide“, „South of Heaven“ oder „Raining Blood“ spielen, sind solche Dinge ebenso nebensächlich wie kalter Wind, Schlamm oder Regen. SLAYER sind SLAYER, trotz wechselnder Besetzung. Punkt.
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