Konzert:
Bring Me The Horizon, Pierce The Veil, Sights & Sounds - Hamburg, Große Freiheit
Konzert vom
Die Show von BRING ME THE HORIZON von 2008 im Hamburger Logo hat einen seltenen Platz in meinem Gedächtnis als die schlechteste Show, an die ich mich erinnern kann. Also spiele ich in meinem Gehirn die bekanntesten BMTH-Witze hin und her, einer geht: 'Fragt jemand eine Horde von Die-Hard BMTH-Fans: "Wie heißt eigentlich ein anderes BMTH-Mitglied außer Oli Sykes?" - Keine Antwort!'
Um den Die-Hard BMTH-Fans gleich den Wind aus den Segeln zu nehmen: Die Band aus Sheffield hat ihre Scharte von 2008 mehr als ausgewetzt. Aber dazu gleich mehr, erst zu der Band, wegen der ich heute in die Große Freiheit 36 gekommen bin: SIGHTS & SOUNDS aus Kanada werden auch vom Rest des Publikums euphorisch empfangen. Andrew Neufeld und seine Mitmusiker steigen mit zwei Songs vom unfassbar guten Album "Monolith" in den Set ein, "Cards in Place" und "Poli's Song" dürfen mittendrin und am Ende die aktuelle EP "Silver Door" bewerben. SIGHTS & SOUNDS schreiben eigentlich introvertierte kleine Klangteppiche - aber Andrew Neufeld animiert das Publikum zum Mitklatschen von eher schnellen Rhythmen - und es funktioniert.
Setlist SIGHTS & SOUNDS
Storm & The Sun
Shudder, St. Kilda
Cards in Place
Sorrows
Neighbours
Poli's Song
Die Begrüßung für SIGHTS & SOUNDS war bereits so euphorisch wie Beatlemania aus einem etwas leiser gestellteren TV, bei PIERCE THE VEIL füllten dann noch mehr Zuschauer die Freiheit, und waren dementsprechend lauter. Die Band aus San Diego war wie eine grungige Version von Rednecks angezogen und hörte sich an wie Avenged Sevenfold auf gute Laune oder My Chemical Romance mit Comeback Kid verquirlt. Comeback Kid. Da sind wir wieder - also bei der Hauptband von SIGHTS & SOUNDS-Frontmann Andrew Neufeld. PIERCE THE VEIL-Sänger Vic Fuentes singt wie Kermit der Frosch, und das Publikum geht steil und formt den ersten Circle Pit.
Wenn PIERCE THE VEIL schon abgefeiert wurde, gab es bei BRING ME THE HORIZON kein Halten mehr. An Produktion ist aufgebaut, was nur in die Große Freiheit hinein geht. Im Hintergrund leuchten große Buchstaben von BMT und H, Keyboarder, Stehschlagzeuger und Background-Sänger Jordan Fish steht ebenso erhöht auf einem Podest wie der "echte" Schlagzeuger Matt Nichols. Die Saiten-Fraktion ist noch um einen Livegitarristen verstärkt. Und dann kommt Oli Sykes in abgeschnittenen Hosen und mit einem T-Shirt aus seiner eigenen Linie, an das er außerdem noch Spitze rangenäht hat (oder hat rannähen lassen). Das Publikum hat er mit sparsamen Gesten im Griff: Es reicht, dass Oli Sykes die Hände still und langsam auseinander breitet, und schon bildet sich der Korridor für die Wall of Death. Außerdem gab es mehrere Circle Pits und bei "Activist" forderte Oli Sykes dei Menge auf, sich hinzusetzen. Anschließend gab es das bekannte Spiel mit dem Aufspringen und Abgehen. Inzwischen können BMTH Balladen und stimmungsvolle Intros. Gerade am Anfang klappte das Call & Response-Spiel mit dem Publikum textsicher und sogar ohne Aufforderung. "Sleepwalking" wurde schon fröh in Sprechchören gefordert, das Publikum ließ sich aber mit einem "kommt nachher" besänftigen. Ausgerechnet bie diesem Überhit sang die Menge am leisesten mit - vielleicht auch, weil einige schon an der Garderobe anstanden, um ihre Jacken wiederzubekommen...
Setlist BRING ME THE HORIZON
Can You Feel My Heart
Shadow Moses
Diamonds Aren't Forever
The House of Wolves
Go To Hell, For Heaven's Sake
And The Snakes Start To Sing
Empire (Let Them Sing)
It Never Ends
Deathbeds
Chelsea Smiles
Antivist
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Blessed With A Curse
Sleepwalking
Mehr Infos:
Konzert:
Death, Obscura, Darkrise - Essen, Turock
Konzert vom Dass man die Legende DEATH im November 2013 noch einmal live erleben kann, wer hätte das gedacht? Fast zwölf volle Jahre nach dem tragischen Ableben Chuck Schuldiners, der nicht nur die Band, sondern ein ganzes Genre prägte.
Nun sind DEATH (mit dem kleinen Zusatz ‚TO ALL‘) auch weniger in eigener Sache, denn als Tribute-Team unterwegs. Fühlt man sich zu Beginn des Konzertes mit DARKRISE in den Ohren (deren Gründung auch nunmehr schon fünfzehn Jahren zurückliegt) und dem unglaublichen DEATH-Tour-Plakat vor den Augen fast in die Neunziger zurückversetzt, so wird einem dieser Aspekt doch gerade beim Hauptakt immer klarer …
Los geht es zunächst um 19:30 mit den Schweizern DARKRISE, die ordentlich Gas geben und in eher brutaler denn technischer Manier eine routinierte Death-Metal Show ablieferten. Frontmann Greg ist kein Freund großer Worte und langer Reden und so wird ein Song nach dem anderen ohne große Zwischenfälle heruntergespielt. Gen Ende wagten es die Schweizer gar, ein wenig experimenteller zu werden. Kein Moshpit ist jedoch in Sicht, größere Lücken im Publikum sind zu verzeichnen ‒ sowie ein verstärkter Andrang am Tresen.
Nach einer nur kurzen Umbaupause legen OBSCURA auf dem DARKRISE-Schlagzeug los. Und sofort sticht es ins Auge: OBSCURA haben nicht nur die schönsten Seiteninstrumente, sondern auch mehr Fans als die Vortruppe. Technischer und melodischer, aber keinesfalls sanft, geben die Bayern sich. Sänger und Gitarrist Steffen Kummerer betont seine Überraschung über die Tatsache eines ausverkauften Death-Metal-Konzertes im Ruhrpott, preist DEATH als seine Idole (kaum zu überhören) und „wirklich nette Typen“ an und gibt sich als wahrlich kommunikativer als Greg.
Die Setlist OBSCURA’s deckt alle bisherigen Alben ab, auch wenn sich hier verstärkt der „Omnivium“-Scheibe bedient wird. „Imaginated Soul“ wird als Support für die nächste Scheibe rausgehauen, ein fulminantes Drumsolo folgt und ein zarter Moshpit bildet sich in den ersten Reihen. Klanglich wie menschlich konnten OBSCURA begeistern ‒ die Musik hätte sicher Grundstoff für eine größere Party geliefert.
Was nun folgt, ist zu allererst einmal eine ziemlich lange Umbaupause. Kein Wunder jedoch, wird schließlich ein neues Schlagzeug aufgebaut. Nun macht sich auch das „SOLD OUT“ bemerkbar, selbst in den hinteren Reihen und auf dem Balkon wird es kuschelig.
Schließlich betreten DEATH in ihrer „Human“-Formation (Sean Reinert, Paul Masvidal, Steve di Giorgio) plus Max Phelps von der Fusion-Metal Band EXIST die Bühne. Rein optisch erweist sich der Sänger als sehr gute Wahl, sieht er Chuck doch sogar ähnlich. Es folgt eine kurze Ansprache zu Ehren des so jung verstorbenen, dann geht es los. Schon bei dem Intro fliegen Biere durch das doch einst so ruhige Publikum, es wird heftig gebangt und gemoscht. DEATH TO ALL bedienen sich der gesamten Diskografie. Die komplexen Melodien der einzelnen Stücke werden von der Band perfekt beherrscht, lediglich am Gesang hapert es ab und an ein wenig. Max Phelps macht seine Sache zwar bei den älteren Stücken sehr gut, doch hohe Stimmlagen liegen ihm bedauerlicherweise gar nicht. So ist es auch wenig wunderlich, das man sich für das überirdische „Spirit Crusher“ den OBSCURA-Frotman an Bord holt, der seine Sache wirklich gut erledigt. Ansonsten erweisen sich „Suicide Machine“, „Zombie Ritual“ und „Lack Of Comprehension“ als wahrlich gute Live-Nummern. So verbessert sich die Stimmung im Turock bis zum bitteren Ende, wo sich DEATH sogar zu einer Zugabe erweichen lassen.
Weitere Highlights des Konzertes waren überdies eine Chuck-Schuldiner-Gedenk-Diashow in atmosphärischer Dunkelheit und ein überirdisches Bass-Solo von Steve di Giorgio (DEATH, ICED EARTH, SADUS). Sehr ergreifend und technisch einwandfrei konnten DEATH TO ALL augenscheinlich das gesamte Publikum mitreißen und ihrer Sache mehr als gerecht werden.
In diesem Sinne: R.I.P. Chuck!
Setlist DEATH TO ALL (ohne Gewähr):
1. Flattening Of Emotions
2. Leprosy / Left To Die
3. Suicide Machine
4. In Human Form
5. Spiritual Healing / Within The Mind
6. Cosmic Sea
1. Zombie Ritual / Baptized In Blood
2. Crystal Mountain
3. Spirit Crusher
4. Lack Of Comprehension
5. Pull The Plug
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