Konzert:
Audrey Horne, Karma To Burn, Gold - Hamburg, The Rock Café
Konzert vom Es gibt einen neuen Club auf dem Kiez - und der ist auch dringend notwendig. Jetzt, wo das Molotow abgerissen werden soll, fehlt ein Club für kuschelige Konzerte mit kleinen Bands. Das - äh, The Rock Café springt mit einer Arschbombe in diese Lücke. 250 Leute passen rein. Wenn die Bands nicht so viele verschiedene T-Shirts verkaufen wie heute auf dieser Tour...
Den Anfang machten GOLD. Reden ist Silber, Schweigen ist...? Die Band kommt zwar aus Holland, aber da es dort bekanntlich auch gute Rauchwaren gibt, inszenieren die Herren ihre Sängerin Milena Eva als Wüstenprinzessin. Im weiten Hemd (das enge Top kommt drunter auch noch zum Vorschein, aber später) steht das Mädel mit quietschig-rotem Lippenstift auf der Bühne und - quietscht. Die Stimmfarbe der Dame ähnelt Heather Nova - aber leider nur in den wenigen Abschnitten, wenn sie auch säuselt. Laut gesungen, scheidet die Stimme Anhänger und Gegner. Leute, die das ausblenden können, wundern sich über die extrem jungen männlichen Bandmitglieder, die um sie herum abgehen wie der Wind - während eben dieser imaginär nur zwischen ihren Armen hindurch ...säuselt. Da waren wir wieder. Wer nachvollziehen möchte, was ich meine, kann in das Album "Interbellum" reinhören.
Weiter geht es mit KARMA TO BURN. Das Stonerrock-Urgestein ist keins mehr. Vom ursprünglichen Line-Up ist nur noch Gitarrist William Mecum dabei. Der immer unterhaltsame Sänger und Zweit-Gitarrist Daniel Davies hat die Band ebenso verlassen wie Rich Mullins, dieses Schätzchen am Bass. Und statt Rob Oswald sitzt nun Evan Devine am Schlagzeug. Dass er das ohne T-Shirt und mit kurzer Buchse tut, führt zu kleinen Witzeleien über das Feine Sahne Fischfilet-Konzert im AJZ Bielefeld. Aber zurück in die Silbersackstraße auf St. Pauli: Auch ohne Vokalisten dröhnt sich das Trio durch 45 Minuten Stonerrock. Zum Bier wird im Takt mit dem Kopf gewippt, und obwohl der Bassist es wohl offensichtlich immer noch nicht fassen kann, dass er jetzt mit seiner Lieblingsband auf Tour ist und deswegen den ganzen Set über schief grinst, werden die meisten Fans in Trance gewippt. Kann man machen - wenn man sich nicht zu sehr an früher erinnert...
Und dann wird das Intro der "Muppet Show" gespielt, und nur noch ein T-Shirt erinnert an die Vorbands: AUDREY HORNEs Sänger Toschie ist ganz offensichtlich auf dieser Tour ein Fan von GOLD geworden. Aber das lenkte nur um Sekunden ab, denn hier wollte heute jeder mitsingen. So bekam diese Show anschließénd auf Facebook den Orden "am lautesten bei "Redemption Blues" mitgesungener Chor". Kein Wunder, "I'm going nowhere today" kann man zwischen 0 und 3 Promille aus vollem Herzen mitsingen, so lange die Band spielt, bewegen einen keine zehn Pferde von der Bühne weg. Die Gitarristen Icedale und Thomas Tofthagen lassen mehr als einmal synchron am Bühnenrand die Melodieläufe auf ihren Gibson-Gitarren hoch und runterschnurren. AUDREY HORNE gehen ab wie die Zäpfchen, und das Wunder ist, dass diese Mikro-Bühne dabei wirkt wie eine Mainstage. Gegen Ende des Sets verlängern gerade Bassist Espen und immer wieder Toschie die Bühnenkante weit nach vorne und machen Ausflüge ins Publikum. Beide tanzen und singen Fans direkt an - die Band nimmt jeden einzelnen Fan im Raum an die Hand und läd ihn oder sie zum Abgehen ein. Gleich viermal machen sie dem Publikum die Endlichkeit deutlich. Bei "The King Is Dead" und "This Ends Here" denkt man die erste beiden Mal "Schade, das war's schon?" - und beide Male geht es noch mal mit Schmackes weiter. Nach "Threshold" bereitet man sich auf das furiose Finale mit "Blaze of Ashes" vor, und dann kommt noch mal "Straight Into Your Grave" als Rausschmeißer. Großartiges Konzert!
Setlist AUDREY HORNE
Redemption Blues
Bridges and Anchors
Youngblood
Show and Tell
Cards With The Devil
Pretty Little Sunshine
There Goes A Lady
The King Is Dead
This Ends Here
Firehose
Threshold
Blaze of Ashes
Straight Into Your Grave
Für sein letzte Solowerk „Symphonic“ konnte „Ich-sing-(fast)überall-mit-und mach-parallel noch-ein-Soloalbum“ JORN LANDE zwar nicht die uneingeschränkte Zuneigung seiner Fangemeinde gewinnen aber dies hat den selbstbewußten Norweger mit dem Wahnsinnsorgan anscheinend nicht großartig belastet.
Munter weiter geht's mit neuer Musik und trotz diverser Prokjekte wie u.a. bei AVANTASIA, AYREON,TRILLIUM oder als "Zwischendurchsänger" bei MASTERPLAN hat er sich diesmal zur Freude vieler seiner Anhänger (und auch des Schreiberlings dieser Zeilen) stilistisch wieder eher traditionellrt orientiert. Auf seiner aktuellen Scheibe „Traveller“ taucht er nämlich größtenteils ganz tief in die 80er Jahre ein. Zusammen mit dem neuen Saitenhexer Trond Holter (WIG WAM) ,der auch beim Songwriting aktiv war, sowie Bassist Bernt Jansen (WIG WAM) an seiner Seite wurde diese neue Scheibe Ende 2012 in Angriff genommen. Der Gitarrist überzeugt dabei vollkommen, da er sowohl melodische Solos als auch coole Riffs in Serie aus dem Ärmel schüttelt.
Die CD bietet dann größtenteils typischen Metal verbunden mit ein wenig Hard-/Melodic-Rock Elementen aus jenen Tagen über 10 Tracks auf knapp fünfzig Minuten verteilt. Nach der „Dio“ Tribute-Geschichte, bei dem Lande einem seiner großen Vorbilder in bester Performance gehuldigt hatte, wirkt diese neue Platte fast schon wie eine Vorsetzung. Insbesondere die ersten drei, vier Songs sind sowohl soundlich als auch von der Machart sehr sehr eng an DIO's Glanztaten zu Zeiten von „Holy Diver“ (1983) angelegt oder gehen auch in Richtung dessen BLACK SABBATH-Phasen wie z.B. „Heaven And Hell“ (1980) oder „Dehumanizer“ (1992).
Der Gitarrist hat sich genau in diese Geschichten „reingehört“, denn Sachen wie der Einstieg mit „Overload“ oder insbesondere das episch-stampfende Carry The Black“ zeugen von ganz viel Ronnie James Dio-Feeling. Hier kommt einem vieles was Arrangements, Riffs und auch die Texte betrifft irgendwie bekannt vor. Aber es wird nicht einfach nur geklaut oder kopiert sondern für mich führt Jorn Lande quasi das Vermächtnis eines der prägnantesten Metalsängers aller Zeiten weiter. So hätte DIO vermutlich auch klingen wollen, die typische Charakteristik sowie die Atmosphäre werden nahezu perfekt dargeboten. Klar, darunter leitet schon auch etwas die Eigenständigkeit aber da die Sachen hier deutlich anspruchsvoller sind als irgendwelche AC/DC-Sachen nochmal zu recyclen (ich nenn' die Kapelle jetzt mal nicht) kann man das Ganze etwas weniger kritisch beurteilen.
Außerdem gibt es auch Songs wie die eher etwas straighter klingende „Window Maker“ oder „Rev On“ dabei, die anders aufgebaut sind und deutlich moderner daher kommen. Mit dem starken Groover „Make Your Engine Sream“ wird u.a. Melodic Rock der Art neuere WHITESNAKE nach 1987 geboten. Trotz der starken Schlussnummer mit „The Man who was The King“ geht der zweiten Hälfte des Albums leicht die Luft aus. Tracks wie „Monsoon“ (trotz gutem Solo - der Drive fehlt) oder das beliebige „Legend Man“ können dem Rest nicht ganz dass Wasser reichen.
Egal trotzdem ist „Traveller“ ein gutes Album geworden und macht nicht nur wegen des Retrofaktors Spaß. Hier hat sich die Band bzw. das Songwriterduo jetzt warmgespielt sowie zusammengefunden. Mit dem nächsten Werk sollte man sich etwas mehr vom großen DIO-Vorbild freischwimmen, gute Ansätze sind vorhanden.
Nur wünscht man dem eifrigen Sänger, er möge sich dafür doch etwas mehr Zeit zu nehmen und nicht sofort wieder die nächste Studiotüre einrennen.
Traveller
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
10
Länge:
51:10 ()
Label:
Vertrieb:
Seiten