A STORM OF LIGHT begann mal als Nebebprojekt des für NEUROSIS tätigen Josh Graham, hat sich nach dessen Abgang bei NEUROSIS aber zu seiner Hauptband gemausert. "Nations Of Flames", das mittlerweile vierte A STORM OF LIGHT-Album, präsentiert kompakte Songs; kompakter als erwartet. Wo in den Anfangstagen noch schleppender, ausufernder Sound regierte, ist anno 2013 fast schon simples, direkt auf den Punkt kommendes Gewitter zu hören. Ob das bewusst gemacht wurde, um sich endgültig von NEUROSIS abzusetzen, bleibt offen - Fakt ist, dass das Ergebnis unerwartet klingt und gleichzeitig die Zielsetzung erreicht und mächtig knallt. "Nations To Flames" lebt vom gnadenlos nach vorne preschenden Songaufbau, der sich durch alle Songs zu, und dem stark verfremdeten Gesang, mit dem immer wieder Aktzente gesetzt werden. Zum Ende schleppt sich "Nations To Flames" etwas müde Richtung Zielline, fast so, als seien beim Songwriting die Ideen ausgegangen und als Notlösung bereits genutzte Ideen erneut herhalten mussten ("Your Are The Hunted"). Einige Riffs setzen A STORM OF LIGHT zu gerne ein, was es dem Hörer stellenweise schwer macht, einzelne Songs zuzuordnen. Das schmälert zwar den Gesamteindruck der neuen Scheibe, insgesamt kann die aber mit einer eigenwilligen Mixtur aus Postcore, Doom und Metal überzeugen. Wohin der Weg für A STORM OF LIGHT führen wird, wird sich zeigen; interessant bleibt die Band auf jeden Fall.
Wenn der Anfang eines Album auslöst, dass man sofort in voller Begeisterung auf die Lautsprecher starrt und schelmisch am Lautstärke-Poti dreht, dann muss da wohl irgendwas Gutes unter dem Laser liegen. Jedenfalls ging es mir bei den britischen Progressive-Musikern von PROSPEKT und ihrem Debut „The Colorless Sunrise“ so – bereits der erste, fast siebenminütige Song „A Desolate Kingdom“ klingt wie ein fettes Mashup aus SYMPHONY X und dessen Gitarren- und Drum-Akrobatik und der facettenreiche Stimme von CIRCUS MAXIMUS Frontmann Michael Eriksen. Das ist doch mal ein Start!
Wenn nicht gerade fette Pich-Harmonics und schnelle Soli in Songs wie im erwähnten „A Desolate Kingdom“ aneinander gereiht werden wird der Sound auch schon mal an andere Bands angelehnt: So klingt das düstere „Shroud“ doch mitunter ein wenig sehr an die etwas älteren OPETH-Geschichten, „Visions“ nimmt die Balladen-Ideen von JAMES LABRIE auf. Teilweise sind diese Mixturen eher wild – wie bei „The Great Awakening“, wo eher Rhythmus- und Stimm-fokussierten Sounds im Stile von SPOCK’S BEARD auf schnelle, verwinkelte Prog-Licks mit einigen fixen Soli sowie einem Keyboard-Kitsch Vocal-Solopart treffen. Teilweise geht ein Song aber auch so durchs Ohr, dass man direkt an eine Band denken muss – wie „Shutter Asylum“ bei mir Assoziationen an die doch ziemlich auf musikalischem Speed stecken gebliebenen Jungs von RHAPSODY OF FIRE hervorgerufen hat.
Ins Extreme getrieben wird es dann natürlich bei den beiden über 12minütigen Brechern namens „The Colourless Sunrise“ und „Hunting Poseidon“, wobei hier ersterer definitiv der simplerer gestricktere der beiden Titel ist. Aber, hey, lange Prog-Songs... lange Prog-Songs, gottverdammt!
Fazit: Mir macht das Ding mal wieder so richtig Spaß, einfach weil ich darin viele geile Acts und Ideen wiederfinde. Nun finde ich persönlich mein Seelenheil schnell in Mini-Breakdowns mit Taktverschiebung und Pinch Harmonics im Stil von Michael Romeo – wer anders wird vielleicht die avantgardistischen Neuerungen vermissen und darauf rumhacken, dass PROSPEKT doch viele bekannte Stilmittle recyceln. Ich tu’s nicht und kann euch daher „The Colourless Sunrise“ dann ans Herz legen, wenn ihr mit einer Playlist aus DREAM THEATER, SYMPHONY X, CIRCUS MAXIMUS und SPOCK’S BEARD Spaß hättet – aber dann haut rein und besorgt euch das Ding!
Konzert vom Ein Abend mit einer Legende – das wurde im Hirsch Nürnberg geboten, als dort Anfang Oktober die US-Rocker Y&T gastierten. Die wirklich legendäre Band um Sänger und Lead-Gitarrist Dave Meniketti (die eigentlich YESTERDAY & TODAY heißt) ist schon seit 1974 aktiv und nach all den Jahrzehnten immer noch (bzw. nach der vorübergehenden Auflösung wieder) bestens in Schuss.
Bevor Y&T die Bühne rockten, stand mit DR. WOO’S ROCK’N’ROLL CIRCUS eine Band aus Nürnberg auf dem Programm, die längst über die Grenzen Frankens hinaus an Bekanntheit gewinnen sollte. Denn die sechsköpfige Truppe spielt nicht einfach Cover-Songs aus dem Rock- und Metal-Segment, sondern verarbeitet diese zu einer originellen, immer wieder überraschenden Melange mit viel Witz und Esprit. Zutaten sind Strophen und Refrains aus Klassikern wie „Burn“ von DEEP PURPLE, „Rock’n’roll all night“ von KISS oder „Turbo Lover“ von JUDAS PRIEST, die mit viel musikalischem Gespür aneinander gereiht und miteinander verwoben werden. Wer sich darunter nichts vorstellen, schaut sich am besten dieses Video an.
Dass Y&T weit weniger originell und überraschend auftraten, war zu erwarten – sehr zur Freude der überwiegend älteren Semester im Publikum, die die Band schon seit ihren Anfangstagen kennen dürften. Dave Meniketti und seinen Mitstreitern präsentierten sich so frisch und tatendurstig, wie es nicht vielen Bands mit einer knapp 40-jährigen Historie gelingt. Mit „Mean Streak“ stand klug ausgewählt eine der besten Y&T-Nummer als erster Song auf der Setliste, was die Stimmung von Beginn an auf Anschlag brachte. Dave Meniketti war bestens bei Stimme, seine Mitstreiter John Nymann (Gitarre) Mike Vanderhule (Drums) und Brad Lang (Bass) in bester Spiellaune und alle vier zusammen tight wie eh und je. Y&T ackerten sich rund zweieinhalb Stunden lang von Hit zu Hit und fuhren zum Schluss die ganz großen Nummern auf: „Summertime Girls“, „I Believe In You“, „I’m Coming Home“ und als Finale „Forever“ – Hard-Rock-Herz, was willst du mehr? Wer Y&T im Hirsch Nürnberg verpasst hat, darf sich zu Recht darüber ärgern!